Fürstenkrone Staffel 6 – Adelsroman. Marisa Frank

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Fürstenkrone Staffel 6 – Adelsroman - Marisa Frank Fürstenkrone

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du darfst jetzt keinen Fehler machen, das ist eine große Chance. Du kannst ein völlig neues Leben beginnen.«

      »Aber das will ich doch nicht! Nun sind wir schon so lange befreundet, zu kennen scheinst du mich aber noch immer nicht. Entschuldigen Sie, Frau Geißler, aber ich liebe meinen Besitz. Mit meinen Eltern habe ich einmal für einige Zeit in München gelebt. Damals war ich noch ein Kind, aber ich fühlte mich unglücklich. Ich kann nirgends anders leben als hier.«

      »Es käme auf einen Versuch an«, murmelte Oliver.

      »Seit dem elften Jahrhundert lebt meine Familie hier«, fuhr Angela ihn an. »Du kannst dies in der Familienchronik nachlesen.«

      Frau Geißler räusperte sich. »Hoheit, wenn Sie mich bitte entschuldigen würden. Es tut mir leid, daß ich gestört habe.« Sie neigte den Kopf in Richtung des Grafen, verbeugte sich tiefer vor Prinzessin Angela, dann wandte sie sich ihrem Auto zu.

      Oliver kam heran und öffnete für sie die Autotür. »Danke, daß Sie gekommen sind. Es ist für die Prinzessin sicher wichtig, daß sie Bescheid weiß.«

      Frau Geißler war froh, daß der Graf das gesagt hatte. Jetzt fühlte sie sich etwas besser. Sie nickte noch einmal, dann zwängte sie sich hinter das Lenkrad und startete. Bevor sie die erste Kurve nahm, warf sie noch einen Blick in den Rückspiegel. Ihre Erleichterung schwand, denn die eisige Miene der Prinzessin war nicht zu übersehen.

      *

      Wie ein gefangenes Tier lief Stephan Dorr in seinem Büro auf und ab. Er war mit seinem Leben nicht mehr zufrieden. Hier lief alles wie am Schnürchen, er wurde nicht gebraucht. Ausgewählte, verläßliche Männer standen an der Spitze seines Unternehmens. Er konnte es ruhig ihnen überlassen, Entscheidungen zu treffen. Stephan Dorr trat ans Fenster. Sein Büro befand sich im Citycorp-Building, einem neuen Wolkenkratzer von New York. Von seinem Standpunkt aus lagen nun die anderen Hochhäuser zu seinen Füßen, bis auf das Empire State Building, aber auch das konnte er von hier aus gut sehen, ebenso die Nadel des Chrysler Building, die sich in den Himmel zu bohren schien. War es der Anblick dieser Steinwüste, der ihn so deprimierte? Stephan Dorr seufzte. Er war mit seinen dreißig Jahren ein sehr reicher Mann, aber er wußte auch, daß er diesen Reichtum seinen Vorfahren zu verdanken hatte. Er war viel gereist, aber nach Deutschland, dem Land, aus dem seine Vorfahren stammten, war er noch nie gekommen. Vielleicht lag dies daran, daß er kaum etwas über seine Vorfahren wußte. Die Sehnsucht, dieses Land kennenzulernen, war in der letzten Zeit aber immer größer geworden.

      Das Telefon auf dem Schreibtisch klingelte. Es war seine Vorzimmerdame, die ihm das Erscheinen von Miß Paddon meldete.

      »Warum lassen Sie Miß Paddon nicht herein?« rief er ärgerlich in den Hörer.

      »Selbstverständlich! Ich wollte Sie nur informieren«, kam es spitz zurück.

      »Danke!« entgegnete Stephan und unterdrückte einen Seufzer. Er war sich bewußt, daß er seiner Sekretärin unrecht getan hatte. Sie hatte den strikten Auftrag, ihm jegliche Besucher fernzuhalten. Er haßte es, ohne Voranmeldung in seinem Büro überfallen zu werden. Jetzt jedoch freute er sich. Erwartungsvoll sah er zur ledergepolsterten Tür. Als Flora eintrat, ging er ihr entgegen.

      »Du bist also nicht böse, daß ich so einfach hier hereinplatze?« Temperamentvoll, wie es ihre Art war, eilte sie auf ihn zu und küßte ihn. »Ich gebe zu, ich habe mich gelangweilt, da bist du mir eingefallen. Wie schön, daß du für mich Zeit hast. Du hast doch?« Forschend sah sie ihn an.

      »Ich habe!« Stephan lachte. »Du kommst gerade recht. Ich habe über mein Leben nachgedacht und bin zu dem Schluß gekommen, daß du darin bereits eine große Rolle spielst.«

      »Das ist schön!« Sie setzte sich auf die Schreibtischkante, und er bekam ihre wohlgeformten Beine zu sehen. Sie war hübsch. Am besten gefiel ihm aber ihre Stupsnase, die zu ihrem Ärger mit zwei Sommersprossen verziert war. Sie strich sich das Haar zurück, baumelte ungeniert mit den Beinen, bis sie ihren rechten Schuh verlor. »Laß nur«, meinte sie, als er sich danach bücken wollte. Sie streifte auch ihren zweiten Schuh ab, seufzte und gestand: »Jetzt fühle ich mich wohler.«

      »Willst du etwas trinken?« fragte Stephan.

      »Keine schlechte Idee! Im Broad­way glaubt man zu ersticken. Ich bin völlig geschafft.« Sie streckte sich.

      »Das gleiche dachte ich gerade vorher auch«, sagte Stephan. Er ging zur Bar, die in einem Teakholzschrank untergebracht war. In zwei Gläser gab er Eiswürfel und füllte sie dann mit einer Flüssigkeit auf. Mit den Drinks kam er zu Flora zurück, die noch immer auf der Schreibtischkante hockte. »Man sollte New York den Rücken kehren.« Er reichte ihr das Glas.

      »Mmh!« machte Flora und nippte daran. »Das schmeckt köstlich! Du verstehst es wirklich, Drinks zu mixen. Auf dein Wohl!« Sie nahm einen kräftigen Schluck.

      »Auf das deine!« Er trank ebenfalls, dann betrachtete er sie sinnend. »Ich meine es ernst, Darling! Was hältst du davon wegzufahren?« Er sah, daß sie das Gesicht verzog und setzte rasch hinzu: »Egal wohin, du kannst das Ziel bestimmen.«

      »Verlockend!« Sie lächelte, trank erneut.

      »Und?« drängte er. »Wohin fahren wir?«

      »Du willst wirklich verreisen?« Flora stellte das Glas auf den Schreibtisch, schlug die Beine über­einander. »Nun, warum sollst du nicht Urlaub machen? Wann gedenkst du zu fahren?«

      »Wenn du willst, schon morgen!«

      »Ich? Was habe ich damit zu tun?« Flora rutschte vom Schreibtisch. »Fliege ruhig für vierzehn Tage nach Hawaii oder wohin du immer willst. Einige Tage Nichts­tun werden dir sicher guttun.«

      »Flora, du hast mich nicht richtig verstanden. Es dreht sich nicht um einige Urlaubstage. Ich möchte weg von New York.« Er ließ seinen Blick durch das Büro gleiten. »Ich weiß nicht, was ich hier noch soll. Im Grunde werde ich nicht gebraucht. Mein Vermögen vermehrt sich auch ohne mein Zutun von Woche zu Woche. Ich will etwas anderes sehen, etwas anderes tun.«

      »Ich verstehe«, sagte Flora, obwohl sie nicht verstand. Sie schlüpfte in ihre Schuhe. »Darling, was machen wir nun? Wir könnten zusammen essen gehen. Ich habe heute Zeit.«

      »Flora, hör mir zu, ich möchte, daß du mich begleitest. Laß uns nach Europa fahren.«

      »Europa? Das ist doch sehr weit.«

      Stephan nickte. »Ich möchte nach Deutschland. Das ist ein ganz kleines Land«, begann er eifrig zu erzählen. »Dieses Land möchte ich bereisen, dort möchte ich mich umsehen. Meine Vorfahren haben einst dort gelebt.«

      Flora zog eine Schnute.

      »Deutschlandl! Wenn Urlaub, dann auf einer Insel. Ich träume von Palmen und weißen Sandstränden. Was willst du denn in diesem Deutschland tun?«

      »Ich möchte es kennenlernen. Ich sagte ja schon, daß meine Vorfahren dort lebten.«

      »Wenn du mich nach meinen Vorfahren fragst – ich habe mir darüber noch nie den Kopf zerbrochen. Ich weiß nur, daß mein Vater in Brooklyn aufgewachsen ist, und da ist er auch nie herausgekommen.« Sie runzelte die Stirn. »Was willst du denn plötzlich von deinen Vorfahren?«

      Stephan zuckte die Achseln. Darauf konnte er nicht antworten. So meinte er nur: »Dies alles habe ich doch ihnen zu verdanken.«

      »Du

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