Fürstenkrone Staffel 6 – Adelsroman. Marisa Frank

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Fürstenkrone Staffel 6 – Adelsroman - Marisa Frank Fürstenkrone

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Stephan zögerte kurz. Wie sollte er der Frau erklären, was er suchte. »Ich bin fremd hier«, sagte er.

      Rita Geißler lächelte. »Das habe ich mir gedacht.«

      »Ja! Mir gefällt Deutschland sehr. Heute bin ich an der Donau entlanggefahren. Da habe ich eine Burg gesehen. Sie muß einmal sehr schön gewesen sein.« Er sah, wie sich die Miene der Frau verschloß. Sie sah an ihm vorbei und fragte: »Sie wünschen?«

      Stephan war irritiert. »Die Burg«, begann er erneut. »Sie gefällt mir. Haben Sie eine Ansichtskarte davon?«

      »Nein! Die Burg befindet sich in Privatbesitz.« Rita Geißler wandte sich ab. Sie ging zur anderen Seite ihres Ladens, begann die Illustrierten zu ordnen. Stephan kam ihr nach.

      »Entschuldigen Sie! Wem gehört die Burg?«

      Rita Geißler sah ihn kühl an. »Warum wollen Sie das wissen?«

      Stephan zuckte lächelnd die Achseln. Er versuchte zu erklären: »Ich habe sie zufällig gesehen. Ich möchte einmal dort hinauf. Der Blick von oben muß wunderbar sein. Ich verstehe nicht, warum die Burg nicht renoviert wird. Warum tut man das hier in Deutschland nicht…« Er suchte nach Worten, aber da sagte Rita Geißler, die ihm kein Wort glaubte: »Sie sprechen sehr gut Deutsch.«

      Stephan nickte. »Ich habe mich schon als kleines Kind für Deutschland interessiert. Leider weiß ich viel zu wenig über dieses Land.«

      Rita Geißler musterte ihn ungeniert. Sie war davon überzeugt, daß dies wieder ein Trick des Großkonzerns war. Sie wußte, daß die Prinzessin Herrn Pleil hatte abfahren lassen. Spöttisch fragte sie: »Nun wollen Sie sich über Deutschland informieren? Und dazu kommen Sie ausgerechnet nach Passau? Deutschland ist groß. Warum nicht Köln oder Hamburg?«

      Stephan lachte.

      »Für uns Amerikaner ist Deutschland nicht groß. Ich werde mir sicher auch noch andere Städte und Orte ansehen, aber es hat mich einfach zuerst nach Bayern gezogen.«

      »So!« sagte Rita nur, und ihre Mundwinkel bogen sich weiter nach unten. »Und nun sagen Sie schon, was Sie von mir wollen.«

      »Von Ihnen wollen?« fragte Stephan verständnislos.

      Rita gefiel der Amerikaner. Im Grunde hatte sie an ihm nichts auszusetzen, und so ließ sie sich gegen ihren Vorsatz nun doch auf ein Gespräch ein. »Sie haben die Burg zufällig entdeckt, sie gefällt Ihnen, und nun wollen Sie diese kaufen?«

      »Wie?« Stephans Erstaunen schwand jedoch sogleich: »Daran habe ich überhaupt noch nicht gedacht! Aber das wäre eine Idee! Steht die Burg leer?«

      Rita wandte sich ab. Sie war enttäuscht. Dieser Amerikaner war also ein perfekter Schwindler.

      »Was haben Sie denn?« fragte Stephan. Er wurde aus dem Benehmen der Frau nicht klug. Gerade hatte sie noch gelächelt, doch jetzt war ihre Miene abweisend.

      »Nichts! Über die Burg weiß ich nicht Bescheid, und Ansichtskarten habe ich auch nicht davon.«

      Stephan verstand ihre plötzliche Unfreundlichkeit immer weniger. »Sie sind doch von Passau? Vielleicht können Sie mir sagen, an wen ich mich wenden muß, wenn ich Näheres über die Burg erfahren will?«

      Ritas Blick schien ihn zu durchbohren. »Ich interessiere mich nicht für Burgen.«

      »Aber…« Stephan schluckte. »Kann man die Burg besichtigen?«

      »Tut mir leid, aber das müssen Sie schon selbst herausfinden.«

      Er sah sie so verdattert an, daß er ihr beinahe leid tat. Freundlicher setzte sie hinzu: »Kann ich Ihnen sonst irgendwie behilflich sein?«

      »Danke! Ich sehe mich noch um!« Ein anderer Kunde betrat den kleinen Laden, und Stephan konnte sich ungehindert umsehen, da Frau Geißler abgelenkt war. Er wählte unter den Ansichtskarten.

      Dann nahm er noch eine Wanderkarte aus dem Ständer, dabei sah er unauffällig zu Frau Geißler hin. Irgend etwas hatte die Frau erbost. Was hatte es mit dieser Burg auf sich? Sein Interesse daran wuchs. Nachdem der Kunde das Geschäft wieder verlassen hatte, trat er an die Ladentheke, hinter der Frau Geißler nun stand. Er reichte ihr die ausgesuchten Dinge. Sie steckte sie in eine Tüte und tippte die Verkaufspreise in die Kasse. Er holte sein Portemonnaie hervor, reichte ihr einen Geldschein. Dabei beugte er sich etwas über die Theke, sah ihr ins Gesicht und meinte: »Sie wollen mir also das Geheimnis der Burg nicht verraten?«

      »Geheimnis?« Mit offenem Mund sah Rita ihn an. Worauf wollte er nun hinaus? »Wie meinen Sie das?«

      »Nun, ich habe gehört, daß es in alten Burgen geistern soll. Das ist romantisch.«

      Rita mußte lachen. »Da verwechseln Sie Deutschland mit Schottland.«

      »Ich habe aber gehört, daß es auch in Deutschland Gespenster gibt«, beharrte Stephan. »Da ist doch die Loreley! Ich habe keine Angst vor Gespenstern. Ich werde trotzdem zur Burg hinauffahren. Man kann doch hinauffahren?«

      Rita wurde einer Antwort enthoben, denn eine Reisegruppe stürmte ihren Laden, und sie hatte in den nächsten Minuten alle Hände voll zu tun. Stephan ging, er nahm sich aber vor wiederzukommen.

      *

      Bereits am nächsten Vormittag fuhr Stephan wieder an der Donau entlang. Er suchte einen Parkplatz, stellte sein Auto ab und stieg dann, die äußere Mauer der Burg stets vor Augen, zu ihr hinauf. Bald kam er ins Schwitzen und mußte sein Jackett ausziehen. Er ließ sich deswegen jedoch nicht entmutigen. Mit dem Taschentuch wischte er sich den Schweiß von der Stirn, um die letzten Meter auch noch zu bewältigen. Der Pfad, dem er gefolgt war, wurde immer schmaler, er mußte immer öfter Dornenzweigen ausweichen, die in den Weg hineinrankten. Stephan stellte fest, daß dieser Weg kaum noch benutzt wurde. In ihm wuchs die Überzeugung, daß die Burg unbewohnt war.

      Er kam direkt unter der äußersten Mauer heraus, und nun mußte er erst ein wenig suchen, bis er die ausgetretenen Steinstufen entdeckte. Ihnen folgte er, und so kam er zur Fahrstraße. Jetzt sah er sich um. Er hatte sich nicht geirrt, die Burg mußte einst sehr stattlich gewesen sein. Er setzte sich auf einen großen Stein und ließ seiner Phantasie freien Lauf. Dieser runde Turm, der nun in sich zuammenzustürzen drohte – war er einst von einem Burgfräulein bewohnt gewesen, das sehnsuchtsvoll nach ihrem Liebsten ausschaute? Er konnte sich gut vorstellen, daß aus dem Tor Ritter hervorgesprengt kamen. Sekundenlang glaubte er sogar das Wiehern von Pferden zu hören. Er horchte. Es war nur eine Biene, die sich summend an dem ersten blühenden Strauch ergötzte. Ein einsamer, verwunschener Platz! Hielt man hier etwa Dornröschen gefangen?

      Laut lachte Stephan über seine eigenen Gedanken. Aber es war schön hier! Er, der die Hektik vom Broadway gewohnt war, der Harlem kannte, verliebte sich in die sonnenbeschienenen Mauern. Sein Blick folgte einer Eidechse, die blitzschnell in einer Mauernische verschwand. Er erhob sich, ging durch den Torbogen und kam so in den Innenhof. Hier sah er, daß zwischen den Mauern bereits Gras wucherte. Wie konnte man einen so schönen Besitz nur so verwahrlosen lassen? Der linke Trakt war fensterlos, und ganz links stand sowieso nur noch eine Mauer, die von der einstigen Größe der Burg zeugte. Nirgends versperrte ihm eine Tür den Weg, so ging er durch einen weiteren Torbogen und kam in den Garten. Hier stieß er auf Prinzessin Angela. Sie hatte ihr schulterlanges blondes Haar unter einem Kopftuch verborgen und trug eine Leinenschürze und Gummistiefel. Ihre Hände waren schmutzig von der Gartenarbeit.

      Stephan

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