Mami Bestseller 2 – Familienroman. Marianne Schwarz

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Mami Bestseller 2 – Familienroman - Marianne Schwarz Mami Bestseller

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dieses eleganten, oft äußerst charmanten Mannes sehr genossen hatte. Doch wie er sich ihr heute gezeigt hatte…

      »Geschieht dir ganz recht, Dorothee«, sagte sie jetzt voller Selbstironie zu sich selbst. »Hast dich blenden lassen wie ein verliebtes junges Mädchen. Hast es nicht für nötig befunden, einmal hinter die Fassade zu schauen. Fühltest dich ja richtig geschmeichelt. Gut, daß du endlich wach geworden bist.«

      Ja, das war wohl wirklich gut, und das, was Dorothee jetzt fühlte, war weniger Enttäuschung als Erleichterung. Und sie sagte sich ganz nüchtern, daß, wenn hier jemandem ein Vorwurf gemacht werden müßte, sie diesen Vorwurf nur an sich selbst richten könnte. Rufus Toelken war nun einmal so, wie er sich ihr heute gezeigt hatte. Sie hatte es vorher nur nicht bemerkt. Oder… sie hatte es vielleicht gar nicht bemerken wollen.

      Also, das Kapitel Rufus Toelken war abgeschlossen. Nun stellte sich aber die Frage, wie es weitergehen sollte. Und das war eine Frage, die gar nicht so einfach zu beantworten war. Sie war eine Frau von vierundvierzig Jahren, und sie würde bald ein Kind zur Welt bringen. Das Kind war nicht geplant, natürlich, aber ihre Freude darüber und ihr Glück würden dadurch keinesfalls beeinträchtigt werden.

      Allerdings – ein paar Einschränkungen gab es da ja wohl doch. Dorothee blickte sich in ihrer kleinen Wohnung um. Hübsch war es hier und gemütlich. Aber kaum ein idealer Platz, wo man ein Kind aufwachsen lassen sollte. Und dann, vielleicht noch wesentlicher… Dorothee dachte an ihr Alter. Sie hatte bisher zwar noch niemals Probleme damit gehabt, aber sie war doch nicht frei von Eitelkeit.

      In ihrem Alter könnte sie gut und gern schon Großmutter sein. Sie brauchte ja nur an ihren erwachsenen Sohn zu denken. Und nun sollte sie als glückliche junge Mutter den Kinderwagen schieben?

      Dorothee hielt sich an ihrer Teetasse fest, ließ die braune duftende Flüssigkeit kreisen. Glückliche junge Mutter ja, so würde sie sich gern fühlen, aber sich nach außen hin auch dazu bekennen, das war etwas anderes. Und Dorothee erkannte fast erschrocken, daß ihr das peinlich sein würde.

      Kein guter Charakterzug, gab sie sich selbst gegenüber zu, aber es war nun einmal so. Es würde ihr wirklich peinlich sein.

      Peinlich auch ihrem Mann, ihrem Sohn gegenüber. Klar, die beiden waren weit fort, in Südamerika, aber sie waren darum doch noch Teil ihres Lebens. Hanno war und blieb ihr Sohn, natürlich, und von ihrem Mann war sie nicht einmal geschieden. Sie hatte ihn lediglich verlassen, war in die Heimat zurückgekehrt, weil sie das Leben als die Gattin des bedeutenden Managers einfach angeödet hatte. Ihr Mann, Alexander Werth, und leider auch ihr Sohn Hanno, hatten nämlich ihre ganz besonderen Ansichten über die Aufgaben einer Frau. Und im Hause Werth bedeutete das, die Hausherrin mußte gut aussehen und vor allem repräsentieren können. Man pflegte ein ausgedehntes gesellschaftliches Leben, was natürlich mehr oder weniger auch berufsbedingt war, und dort hatte man seine Rolle zu spielen. Dorothee hatte diese Rolle perfekt ausgefüllt. Sie bewegte sich sicher auf jedem Parkett und war eine ausgezeichnete und in Santiago de Chile viel gerühmte Gastgeberin, auf die ihr Mann wohl mit Recht stolz war und die auch vom Sohn bewundert wurde. Aber beide Männer konnten und wollten wohl nicht begreifen, daß Dorothee damit auf Dauer nicht zufrieden sein konnte.

      Sie wollte nicht mehr bloß das Anhängsel ihres Mannes sein, ein Schmuckstück, das ihm mehr oder weniger gehörte und das er stolz vorzeigte. Sie wollte sie selbst sein, ihre eigenen Interessen haben, vielleicht sogar etwas leisten, was ihr selbst Spaß machte, und nicht mehr nur darauf achten müssen, daß die mehr oder weniger bedeutenden Gäste des Hauses gut unterhalten und angemessen abgefüttert wurden. Das war ihr einfach nicht mehr genug gewesen. Da mußte es doch auch noch etwas anderes geben! Doch das hatten weder ihr Mann Alexander noch ihr Sohn Hanno begriffen. Sie hatten wohl beide geglaubt, solche Launen würden wieder vorübergehen. Konnte Dorothee denn nicht zufrieden sein mit ihrem sorgenfreien Leben?

      Ja, und dann hatte Dorothee ihren Koffer gepackt und war nach Europa geflogen. Einfach so. Und sie hatte ihren Mann wissen lassen, daß sie nicht vorhabe, zurückzukehren. Und wenn er die Scheidung wolle, wäre sie selbstverständlich damit einverstanden.

      In München hatte sie sich eine kleine Wohnung genommen. Sie hatte begonnen, als Übersetzerin zu arbeiten, denn sie wollte ja etwas leisten… und dann war sie Rufus Toelken über den Weg gelaufen. Einem Mann, der im Grunde ja noch schlimmer war als Alexander.

      Dorothee verzog bitter den Mund. Darauf sollte sie sich wahrhaftig nichts einbilden. Und was nun?

      Sollte sie nun vielleicht als sitzengelassene Schwangere oder mit unehelichem Kind auf dem Arm zu Mann und Sohn zurückkehren?

      Das war ein so verrückter Gedanke, daß Dorothee hellauf lachen mußte. Und dieses Lachen war wie eine Befreiung. Nein, nein, sie würde ganz gewiß nicht Trübsal blasen. Daß sie von Rufus Toelken enttäuscht worden war, geschah ihr ganz recht. Das hätte sie wissen müssen. Und darüber würde sie sich bestimmt keine grauen Haare wachsen lassen. Auf ihr Kind wollte sie sich freuen, und sie würde mit ihm glücklich sein.

      Wie sie das aber genau organisieren wollte, wußte sie noch nicht. »Aber das muß ich ja nicht gleich heute entscheiden«, sagte sie laut und trank entschlossen den letzten Schluck Tee. »Wie hat doch Tante Mary immer gesagt? ›Kommen Kirschen, kommen Körbe.‹ Also halte ich mich daran. Wird schon werden.«

      Und Dorothee schlief recht gut in dieser Nacht.

      *

      Ein Besuch beim Frauenarzt stand an. Dorothee nahm es sehr genau damit, sie wollte ihrem Kind von Beginn an alles an Fürsorge angedeihen lassen, was nur möglich war. Es war noch eine Patientin vor ihr, und Dorothee wartete im Vorraum des Sprechzimmers. Schwester Gudrun, die nette blonde Arzthelferin, arbeitete dort am Computer. Dorothee mochte die junge Frau. Bei früheren Besuchen hatten sie schon miteinander geredet, etwas mehr als die im Vorzimmer eines Arztes üblichen Fragen und Antworten. Etwas persönlicher.

      So war es auch heute wieder. »Sie müssen sich gutfühlen, Frau Werth«, sagte Schwester Gudrun. »Ich finde, Sie sehen ganz großartig aus.«

      »Danke«, lächelte Dorothee erfreut. »So etwas hört man natürlich gern. Und es stimmt auch, ich fühle mich eigentlich recht gut. Obwohl…«

      »Wie, gibt es da noch eine Einschränkung?«

      »Nun ja, nicht direkt. Es ist nur so… Sie wissen, daß ich nicht mehr jung bin. Nicht mehr jung im Sinne einer werdenden Mutter. Und meine Schwangerschaft war natürlich auch nicht geplant. Bei aller Freude, die ich ehrlich empfinde, gibt es eben doch auch Einschränkungen. In psychischer Hinsicht, wissen Sie? Können Sie das verstehen?«

      »Ja, ich glaube schon. Aber ich denke, das wird nur im Augenblick so sein, Frau Werth. Wenn das jetzt noch Neue und Ungewohnte nicht mehr neu und ungewohnt für Sie sein wird, dann bleiben schließlich nur noch Freude und Glück übrig.«

      »Glauben Sie?«

      »Da bin ich mir sogar ganz sicher. Sie dürfen nicht vergessen, daß Sie doch auch vieles haben, worauf junge Mütter oft verzichten müssen.«

      »Woran denken Sie da, Schwester Gudrun?«

      »Nun, Sie können Ihrem Kind gesicherte Verhältnisse, eine Familie, ein Heim bieten. So etwas ist gar nicht so selbstverständlich, Frau Werth. Da spreche ich nämlich aus Erfahrung.«

      »Ach, wirklich?« fragte Dorothee rasch. Sie hatte bisher hier in der Praxis noch nichts davon gesagt, daß sie von ihrem Mann getrennt lebte, und daß ihr Kind durchaus nicht in eine intakte Familie hineingeboren werden würde. Sie war auch nicht bereit, jetzt darüber zu sprechen,

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