Wendland. Nicolas Scheerbarth

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Wendland - Nicolas Scheerbarth

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sicher, warum nicht?"

      "Oh ja ... sicher! Komm hilf mir mal, die Sachen hineinzutragen."

      Helena kannte ihren Großvater. Er war ein fröhlicher, verständnisvoller Mann, der Frauen achtete und eine Bemerkung wie eben niemals anzüglich gemeint hätte. Andererseits ... seit er im Ruhestand war und begonnen hatte, Bücher zu schreiben, galt er als ein klein wenig schräg, jedenfalls exzentrisch genug, um zumindest im Spaß einen solchen Vorschlag zu machen.

      Wenig später bekam sie zum ersten Mal Anlass, wieder an seine kauzige Bemerkung zu denken. Der Großvater hatte nach dem Mittagessen eine kleine Siesta in der abgedunkelten Stube gehalten und zeigte danach keine Neigung, sein Polo-Hemd gleich wieder überzuziehen. Das Thermometer gab ihm recht, und unwillkürlich dachte Helena, wie viel einfacher Männer es doch hatten in der Hitze. Sie selbst trug auch nur leichte Hosen, Sandalen und ein Top, aber das war immer noch mehr als seine Shorts. Außerdem hatte sie sich nach dem Mittagessen im Garten in den Schatten gelegt statt ins kühle Haus mit seinen dicken Mauern. Das war ein Fehler, denn bei fast vierzig Grad bot auch Schatten keine Erholung mehr, und mit leichtem Neid betrachtete sie seinen unverschwitzten Oberkörper.

      ***

      Am nächsten Morgen stellte Helena fest, dass bei all den vielen Sachen, die sie eingepackt hatte, nur wenig war, was sie bei diesen Temperaturen wirklich brauchen konnte - im Haus und Garten ihres Großvaters, bei ihren geliebten Streifzügen durch das Wäldchen hinter dem Grundstück oder auch nur bei einem Gang die Straße hinunter zu dem kleinen Kramladen. Missmutig wählte sie ein Sommerkleid, das zwar sehr elegant geschnitten war, aber für die extreme Hitze doch zu warm sein würde. Ein klein wenig Erleichterung konnte sie sich dennoch verschaffen! Wer sah schon, was sie darunter trug? So flogen BH und Höschen wieder aufs Bett, und mit der Miene eines Entdeckers, der den Fuß ans Ufer einer unbekannten Insel setzt, streifte sie sich das rostfarbene, lange Kleid über den nackten Körper.

      Sie betrachtete sich in dem hohen, alten Spiegel in ihrem Zimmer. Sah man, dass sie nichts darunter trug? Sie verrenkte sich, um zu kontrollieren, ob das Fehlen der Gummizüge an Rücken und Po von hinten auffiel. Dann stand sie wieder gerade vor dem Spiegel, strich mit ihren Händen an ihrer Taille herab ... aus reiner Gewohnheit, um das Kleid glatt zu ziehen ... und spürte plötzlich ein eigenartiges Gefühl. Anfangs war es fast eine Art Übelkeit, jedenfalls ein Schwindel.

      Was geschah mit ihr? Was tat sie hier? Sie musste an ihre Mutter denken und an die erschreckende Vorstellung, sie hätte Helena jemals bei einer solch verworfenen Idee erwischt. Nackt unter dem Kleid! Aber es ging doch. Der Himmel stürzte nicht ein. Die Hölle öffnete sich nicht. Und es kam auch keine Horde grunzender Vergewaltiger aus dem Wald gestürmt, um sich des moralisch offenbar völlig verwahrlosten Mädchens zu bemächtigen.

      Und was vor allem tat da ihre Hand? Sie stand vor ihrem Spiegelbild, betrachtete sich und sah mit ungläubigem Blick, dass ihre rechte Hand sich selbstständig gemacht hatte. Ohne den geringsten Gedanken an das Ziel war sie in die Mitte zwischen ihren Beinen gewandert und fuhr auf dem Kleid in der Einbuchtung dort auf und ab. Hastig zog sie die Hand wieder weg. Wenn sie das Kleid heute tragen wollte, musste sie damit aufhören. Denn wenn sie nicht aufhörte, das wußte Helena seit Jahren nur allzu gut, würde es vorne in Kürze klatschnass sein.

      Den ganzen Tag über genoss sie die neu gefundene Freiheit, ohne zu ahnen, dass sie erst einen winzigen Zipfel davon gepackt hatte. Sie verzichtete auch auf ihre Sandalen, und fand sich erregt wie selten zuvor in ihrem Leben, wenn sie daran dachte, dass sie nur ein einziges Stück Kleidung trug, also praktisch nackt war ... auch wenn das elegante Leinenkleid fast bis zu ihren Knöcheln reichte und oben mit seinen breiten Trägern und dem flachen Ausschnitt gewiss nicht als gewagt bezeichnet werden konnte.

      Für ihre Siesta wählte sie diesmal die relative Kühle ihres Zimmers. Sie lag auf dem Bett und ließ die Eindrücke des Vormittags Revue passieren. Das Reiben des Stoffs an ihrer nackten Haut, der leichte, angenehme Luftzug ab und zu an ganz ungewohnten Stellen ... paradiesisch, verworfen - dachte sie grinsend.

      Dann war ihre Hand schon wieder unterwegs. Warum auch nicht. Langsam zog sie das Kleid nach oben. Der Großvater schlief, und er würde ohnehin nie hereinplatzen, ohne anzuklopfen. Ihre Schamlippen waren den ganzen Tag schon leicht erregt angeschwollen gewesen. Nun brauchte es nur wenige Auf- und Abbewegungen ihrer langen, schlanken Finger, um ihren Schoß zur vollen Blüte zu entfalten. Unwillkürlich folgte sie dem Drängen ihrer Erregung, rieb schneller, steckte zwei, drei Finger in die klatschnasse Öffnung, spielte und zwirbelte dann wieder ihren fest aufgerichteten Kitzler ... und kam ... rascher als gedacht, mit einem zuckenden Aufbäumen ihres Körpers und einem Stöhnen, das ihr selbst unterdrückt so laut erschien, dass sie danach erschrocken lauschte, ob knarrende Dielen einen besorgten Großvater ankündigten.

      ***

      "Hilfst du mir wieder beim Gießen?" fragte der Großvater, als die Sonne hinter den Bäumen verschwunden war und ein Hauch Kühle aus dem Wald herüber wehte.

      Der Großvater hatte von seiner Frau nicht nur ein Ruhegeld und das Haus geerbt, sondern auch einen liebevoll gepflegten Bauerngarten mit zahlreichen Obststauden, Gemüse- und Blumenbeeten, eingebettet in ein Labyrinth aus Hecken und Rosenbüschen. Doch so prachtvoll und nützlich der Garten war, so viel Pflege erforderte er. Für die größeren Arbeiten kamen zwei, drei Mal im Jahr Gärtner aus der Stadt, und zwischendurch half auch die Frau, die dem Großvater zweimal pro Woche den Haushalt in Ordnung brachte.

      Bei solcher Hitze musste der Garten jedenfalls abends gründlich gegossen werden. Der Großvater war mehr als glücklich, sich nun auf den bequemen Schlauch beschränken zu können, während seine junge, kräftige Enkelin diejenigen Pflanzen übernahm, die mühsam mit der schweren Gießkanne gewässert werden mussten.

      "Ja sicher, gerne! Die Tomaten wieder?"

      "Und vergiss nicht die Töpfe vorn im Hof ..."

      "Keine Sorge!" rief Helena lachend und sprang barfuß davon. Sie konnte selbst kaum glauben, wie leicht sie sich fühlte seit heute morgen ... als hätte sie mit Schuhen und Wäsche eine Last auch von ihrer Seele abgelegt. Gleichzeitig nahm sie die Natur um sich herum so intensiv wahr wie nie zuvor, schien mehr und mehr als Teil von ihr zu werden.

      Die große, verzinkte Gießkanne wurde aus einem Hahn am Geräteschuppen hinten im Garten gefüllt, denn der Schlauch belegte den Anschluss am Haus. Bis zum Vorplatz war es daher ein ordentlicher Weg, und Helena war so erzogen, die unangenehmen Teile einer Aufgabe immer zuerst anzupacken. So dämmerte es bereits, als sie sich schließlich den jungen Tomatenpflanzen zuwendete, die nur ein paar Schritte vom Schuppen entfernt neben einer Hecke wuchsen. Sie kam gerade mit der zweiten Kanne voll zurück zu ihren Pfleglingen, als ein Guss kühlen Wassers von jenseits die Hecke sie streifte. Zuerst wollte sie aufschreien, doch dann merkte sie verblüfft, wie angenehm sich die Feuchtigkeit anfühlte. Ganz still stand sie und verfolgte, wie einige Wassertropfen in ihren Ausschnitt liefen.

      Sie schaute zwischen der Hecke hindurch. Ja, dort stand der Großvater, in der Mitte der Wiese und sprengte die umliegenden Blumenbeete. Ganz entspannt, ja fast etwas gedankenverloren stand er da, nutzte die Reichweite des hervorschießenden Wassers, um nicht unnötig herumgehen zu müssen, und hing vermutlich den Gedanken an irgendeine Geschichte nach.

      "Gartenarbeit ist Meditation", pflegte er zu sagen. "Du musst nur mal versuchen, einer Pflanze beim Wachsen zuzusehen. Dann weißt du, was Ruhe ist."

      Blitzschnell fasste Helena einen Entschluss. Sie setzte die Kanne ab, schlich nach rechts zum Ende der Hecke, wo sie den Großvater von hinten überrumpeln konnte ... und lief dann los, über die Wiese und direkt hinein in den Wasserstrahl.

      Der Großvater zuckte

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