Neue Erfahrungswelten. Peggy Rockteschel

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Neue Erfahrungswelten - Peggy Rockteschel

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fühle Dich gerade als Leser und als Zeuge meiner Sätze, so als säßest Du neben mir und wir reden miteinander. Da bezeichne ich mich schon lange als psychologische Beraterin und stoße doch selbst immer wieder an meine Grenzen. Und ich nenne es an dieser Stelle bewusst noch »Grenzen«, weil ich sie brauche, um über sie hinwegzugehen.

      Eine davon ist die Angst, meine geheimsten Gedanken offen auszudrücken. Und damit meine ich, sie als Worte so zu formen, dass nicht nur ich sie fühlen kann, sondern auch Du. Und da Du jetzt gerade diese Zeilen liest, weiß ich, dass Du dieselbe Wahrheit in Dir trägst. Wir haben sie beide noch nie ausgesprochen, geschweige denn sind wir je wirklich in sie eingetreten. Also lass es uns jetzt tun – gemeinsam! Denn nur wo zwei draufschauen, kann sie erkannt und befreit werden.

      Aber warte kurz! Kann die Wahrheit überhaupt befreit werden? Die Wahrheit ist doch immer die Wahrheit, ganz gleich, wie sie aussieht.

      Was will also erkannt werden – eine Lüge? Oder eine Illusion, die ich wie einen Vorhang vor die Wahrheit gehängt habe, um ein falsches Selbstbild zu schützen?

      Ja, ich hatte immer viel zu verlieren. Zumindest glaubte ich das. Aber das, was ich gestern noch als Verlust empfand, ist heute der Weg in die Freiheit. Zwar weiß ich nicht, wie diese aussehen soll, doch ich fühle, dass ich jetzt anschauen muss, wovor ich so lange weggelaufen bin und was ich schnell abtat mit »Hab’ ich längst hinter mir!«. Nein, das habe ich eben nicht, und es wurde mir schlagartig klar, als ich das unnachgiebige Verlangen spürte, wieder zu schreiben.

      Ich mache es kurz:

      Seit drei Tagen stecke ich fest. So fest, dass ich mich selbst und die ganze Welt am liebsten in Stücke reißen würde. Ich wohne und arbeite auf ewige Freundschaft getauftem Boden und es gab heftigen Streit. Eigentlich will ich gar nicht darüber schreiben. Es reicht, dass es schlimm war. So schlimm, dass ich unfähig bin, auch nur ein Wort der Versöhnung auszusprechen, geschweige denn überhaupt zu denken. Die Märtyrerin in mir wetzt nämlich schon die Messer. Eine Rolle, die ich leider nur zu gerne spiele. Aber warum? Weil ich Harmonie nicht aushalte und keine Kraft mehr habe, immer wieder auf den Anderen zuzugehen?

      Ich sehne mich wie jeder andere nach einem Menschen, der fähig ist, sich seine Fehler einzugestehen, mich wahrhaftig sein lässt und mir erlaubt, zu fühlen, dass ich ein liebendes Wesen bin. Ja, das bin ich wirklich. Ich weiß es. Und doch weiß ich es nicht. Denn immer, wenn mir jemand nahekommt, fährt innerlich eine trennende Glaswand hoch. Deshalb führte ich auch fünfzehn Jahre lang nur eine Beziehung, die mehr als Bettgeschichten und sofort zur Stelle sein, wenn man mich braucht, nicht bot. Ja, ich gebe es zu. Ich fürchtete, die Illusion einer Liebe, die nie existiert hatte, aufzugeben und zog sie stattdessen wie einen unsichtbaren Schatten hinter mir her – bis heute. Doch lieber unglücklich sein als frei und allein. Ja, das war meine geheime Überzeugung, und sie fiel mir nun erneut in der Konstellation »Freund fürs Leben« auf die Füße.

      Wer hätte gedacht, dass ich von heute auf morgen in ein so tiefes Loch falle? Und womöglich habe ich die Krise auch noch selbst verursacht. Ja, eine tiefe Wunde ist aufgeplatzt, und der Eiter jahrelanger Verdrängung pulsiert gerade wie Lavamasse durch meine Adern. Ich möchte hier weg, am besten gleich wieder ausziehen und von vorn anfangen. Aber ist das der richtige Weg?

      Die Wahrheit ist, ich habe mich meinen Mitmenschen gegenüber nie wirklich geöffnet, sondern nur so getan. Ich spielte eine Rolle, die mich nach außen liebevoll, gut, spendabel, schön und erfolgreich aussehen ließ, doch hinter der perfekten Frau war ich nur eine Diebin. Diebin im Sinne von Bestätigung klauen. Und es hat mich nie erfüllt.

      Doch jetzt ist Schluss damit!

      Die Fassade bröckelt, denn ich will und kann keine Schauspielerin mehr sein. Und jetzt ist der Moment, wo ich es zugebe und den Sprung durch die gläserne Wand, die mich gefangen hält, wage.

      I

      Ich sitze hier und warte auf eine Eingebung, die mich verstehen lässt, worum es in meinem inneren Kampf wirklich geht. Plötzlich höre ich eine Stimme. Sie kommt aus meinem Inneren, und doch scheint es, als erreiche sie mich von außen. Und sie sagt:

      Formuliere eine klare Frage!

      Ergriffen und verwirrt schaue ich um mich, doch da ist niemand. Also überlege ich kurz, und es kommt:

      Warum leide ich, obwohl ich doch schon so viel an meinen Themen gearbeitet habe?

      Ich lausche und spüre, wie sich eine ungewohnt wissende Ruhe in mir ausbreitet. Es ist ein wohliges Gefühl, das ich so nicht kenne. Mein Gehirn wird weich wie Watte und ich vernehme Worte, die spürbar in höherer Frequenz schwingen …

      … nun, Du hast bereits viel verstanden, und doch ist es nur ein Bruchteil des Wissens, was Du wirklich bist. Du bist Wissen und ziehst unbewusst Informationen, die Du Erkenntnisse nennst, aus dem unendlichen Bewusstseinsfeld. Doch verstehe, dass diese Erkenntnisse immer gefärbt sind von Deinen unbewussten und bewussten Erwartungen, denn Du bekommst immer, wonach Du suchst. Und das heißt Leben!

      Leben ist Entwicklung und sie hört nie auf. Ob Du durch diesen Körper lebst oder ihn einmal abgelegt haben wirst, Deine Reise endet nie.

      Um diese Tatsache in ihrer Absolutheit zu verstehen, musst Du die Worte Geist und Seele unterscheiden, denn hier gibt es ein großes Missverständnis.

      Der allumfassende Geist lebt in Allem. Und Du bist stets mit ihm verbunden. Doch die Entscheidung liegt bei Dir, ob Du Dich seiner Allgegenwart öffnest. Du bist Teil von ihm, weil er von Dir und durch Dich sich selbst erfährt und dadurch bewusst existiert. Deine Seele ist hierfür nur eine Art Stimmgabel, und im Anklang mit ihm ertönt sie als gefühlte innere Weisheit und gibt Dir stets Weisung hinsichtlich dessen, was als nächstes erfahren werden will. Vorausgesetzt, Du hast gelernt, ihr zartes Flüstern hinter dem lauten Gebaren Deines Verstandes zu vernehmen. Und genau das ist Dir eben gelungen.

      Wer ist gemeint mit »Du«?

      Du bist ein vibrierender Informationscode, der sich als Idee in einer bestimmten Form ausdrückt. Dein physischer Körper ist nur der Ausdruck auf der dichtesten Ebene. Bestimmt wird seine Existenz jedoch vom allumfassenden Geist, der durch Dein Erleben wirkt – und zwar immer in Bezug auf das Ganze und verbunden mit allem, was ist. Nichts bleibt von ihm unberührt. Jeder Gedanke und jede noch so kleine Gefühlsregung wirken in das Allsein hinein und finden ihren Widerhall. Das klingt schwer verständlich, das wissen wir. Doch vertraue auf die Worte, die von uns durch Deine Finger fließen.

      Wer ist »wir«?

      Du bist wir und wir sind Du. Lass es einfach so stehen! Du wirst es bald verstehen. Deine Hingabe ans Schreiben ist jetzt alles, was zählt, denn nun beginnt Deine Arbeit. Hast Du bemerkt, wie sich Dein Verstand gerade eingeschaltet hat? Das ist völlig normal. Du wirst schnell lernen, wie Du ihn beruhigen und uns ungestört zuhören kannst. Und bitte höre auf, Dich zu fragen, ob Du Dir unsere Gegenwart nur einbildest! Wisse, dass wir mit Dir in einer höheren Frequenz kommunizieren, wo es Sprachlaute nicht gibt. Und Du hast Dich durch die bewusste Entscheidung, eine Antwort zu empfangen, selbst auf diese neue Frequenz angehoben. Jetzt musst Du Dich nur daran gewöhnen. Schaffe Dir täglich einen Raum der Stille, um Dich mit uns zu verbinden! Wir sind immer und überall präsent und uns Deiner Anwesenheit stets gewahr. Also zweifle nicht und schreibe auf, was nun geschrieben werden will! Konzentriere und fokussiere Dich nicht, sondern lass Dich führen! Deine Liebe zum Schreiben ist für uns das Tor der Übertragung, und Deine persönlichen Fragen sind ihr Inhalt.

      Vergiss bitte alles, was Du je gelernt hast! Vergiss bitte, wer Du gerade glaubst zu sein! Vergiss sogar, wen oder was Du liebst! Vergiss den Tag, das Datum und den Namen des Ortes, wo Du Dich gerade befindest!

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