Ein MORDs-Team - Band 1: Der lautlose Schrei. Andreas Suchanek

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Ein MORDs-Team - Band 1: Der lautlose Schrei - Andreas Suchanek Ein MORDs-Team

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Übeltäter – kein anderer als der Sohn des hiesigen Sheriffs, Brian Bruker – wandte sich kurz um, zeigte den Mittelfinger und hetzte dann weiter. »Alles in Ordnung?«

      Mason rappelte sich auf. »Hörst du jetzt endlich auf, mich das ständig zu fragen!«

      »Ist ja gut.« Der Freund trat zurück und hob in einer Geste der Entschuldigung die Arme.

      Vor ihnen tauchten die Schulspinde auf, in denen sie ihre Bücher vor dem Sport verstauen und die Sporttaschen holen wollten. Davor stand eine Traube aus Deputys, der Direktor und Drogenspürhunde.

      Der Direx deutete in Masons Richtung. »Ah, der Mann der Stunde, Mister Collister. Öffnen Sie bitte Ihren Spind. Deputy Sachsen möchte einen Blick hineinwerfen.«

      Wie er diesen aufgeblasenen Wichtigtuer hasste. Samuel – der Prinz – Samsbury leitete die Schule seit eineinhalb Jahren als Direktor und war unter den Schülern noch unbeliebter als sein Vorgänger. Der Mann stammte ursprünglich aus England und hatte sich wegen seiner nasalen Sprechweise, in Kombination mit einer ordentlichen Portion Arroganz, den Spitznamen ‚Prinz’ eingehandelt.

      Randy analysierte mit gerunzelter Stirn das Geschehen, sagte aber nichts.

      Mason zuckte die Schultern. Die Drogenkontrollen gehörten zum Alltag bei einer öffentlichen Schule. Mindestens einmal pro Monat fanden sie statt, dann wimmelte es hier von Deputys und Hunden und Neulingen, die mit ihren Smartphones alles aufnahmen. Das war verboten, klar, aber es fand sich immer ein Weg. Meist wurden kleinere Mengen von irgendeinem Drogenscheiß entdeckt, konfisziert, der jeweilige Schüler bestraft.

      Gehörten seine Eltern zu den besser Verdienenden, blieb es bei einem Eintrag in die Akte, gehörten sie zur Unterschicht, folgte schon mal ein Schulverweis. Das übliche Spiel, das durch den mächtigen Elternbeirat gespielt wurde.

      Der Prinz stand neben dem Deputy, das Gesicht ein Ausdruck an Hochnäsigkeit. Wie jeden Tag trug er einen grauen Anzug. Ein Teil der Schüler war überzeugt, dass er nur einen davon besaß, den er niemals wechselte. Andere glaubten, dass er ein Aristokrat aus England war, sich daher stets kerzengerade hielt und die Schulordnung auf den Punkt befolgte. Der Elternbeirat war ihm ein Dorn im Auge.

      »Klar doch, Mister Samsbury«, sagte Mason. Immerhin würde er so den Anfang der Sportstunde verpassen. Er trat an den Spind, stellte über das Drehschloss die korrekte Kombination ein und zog die Tür auf. »Bitte.«

      Erst als der Hund anschlug, begriff er, dass etwas nicht stimmte. Und dass die Sportstunde heute ausfallen würde.

      *

      Es war ein Albtraum. Der Direktor saß ihm gegenüber, Deputy Sachsen zu seiner Linken.

      »Wenn du uns noch etwas sagen möchtest, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt«, sagte der Prinz. Sein Blick fiel auf das Päckchen aus durchsichtiger Plastikfolie, das von einem Klebeband zusammengehalten wurde. »Das hier ist nicht einfach nur ein Briefchen – was die Sache keinesfalls unproblematischer machen würde -, es sind 2,5 Kilo! Eine solche Menge ist strafbar.«

      »Ich habe keine Ahnung, wie das Zeug in meinen Spind kommt.« Wütend ballte Mason die Hände zu Fäusten. Sie glaubten ihm kein Wort und er sah an ihren Blicken, dass er längst verurteilt worden war. »Drogen, ich? Was soll das?! Ich bin …« Seine Stimme versagte. »Ich war ein Profisportler.«

      »Die Beweise sind eindeutig«, sagte Deputy Sachsen. Mimik und Gestik zaghaft, vorsichtig. »Dieses Päckchen wurde in deinem Schulspind gefunden, damit bist du der Besitzer.«

      »Kommen Sie schon, die Schlösser sind easy zu knacken.« Mason konnte die Blauäugigkeit des Mannes kaum fassen. »Jeder hätte das Ding in meinen Spind legen können.«

      »Hast du denn schon mal eines der anderen Schlösser geöffnet?« Die linke Braue nach oben gezogen, beugte der Prinz sich vor.

      »Nur mein eigenes«, sagte Mason schnell. »Ich hab mal die Kombination vergessen. Aber das ist doch jetzt scheißegal!«

      »Um was es hier geht, Mister Collister, entscheide ich.« Die Stimme des Prinzen war kalt wie ein Edelstahlmesser, das durch seine Hoffnung schnitt wie durch einen Butterblock. »Und achten Sie auf Ihren Ton. Die Regeln sind für einen solchen Fall eindeutig.«

      »Ich scheiß auf die Regeln! Ich habe mit der Sache nichts zu tun!«

      Erst durch die Blicke des Deputys und des Direktors bemerkte Mason, dass jemand in den Raum gekommen war. Als er sich umwandte, stand sein Dad in der Tür.

      »Damit dürfte doch alles gesagt sein«, sagte der.

      »Jamie Collister.« Die Stimme von Samsbury war ein einziges: Natürlich, warum wundere ich mich? »In letzter Zeit sehen wir uns beide zu oft.« Im Blick des Direktors lag noch etwas anderes, Beunruhigendes, das für Mason undeutbar war.

      »Mister Collister«, sagte Deputy Sachsen. »Ihr Sohn hat eine Menge durchgemacht. Ich verstehe …«

      »Nein«, unterbrach sein Dad. »Tun Sie nicht. Das spielt aber auch keine Rolle. Ich weiß, wie das Spiel abläuft. Mein Sohn und ich gehen jetzt, alles Weitere besprechen Sie mit meinem Anwalt. Das da«, er deutete auf das Drogenpäckchen, »ist nur ein Indizienbeweis.«

      »Bis zur Klärung des Sachverhalts ist Mason von der Schule suspendiert«, sagte Samsbury nachdrücklich. »Aber ich nehme an, das besprechen wir am besten auch mit Ihrem Anwalt.«

      Mason hatte das Gefühl, der Boden würde unter ihm wegbrechen. Wie sollte er seine Noten endlich in den Griff bekommen, wenn er nicht in die Schule durfte? Das Sportstipendium hatte sich ja ohnehin erledigt.

      Plötzlich sehnte er sich nach der langweiligen Geschichtsstunde zurück, nach Mathe und Englisch.

      Doch stattdessen führte sein Dad ihn aus dem Direktorenzimmer. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss. Der Klang hatte etwas Endgültiges. Randy saß im Vorzimmer und sprang auf, als Mason mit seinem Dad dem Ausgang entgegenstrebte.

      »Hey, alles klar?« Mit den verwuschelten Haaren und den zu großen Klamotten wirkte er immer ein wenig, als entstamme er einer anderen Welt.

      »Ich fürchte, du musst ein paar Tage ohne mich auskommen«, sagte Mason.

      »Aber …«

      Mason wandte sich ab.

      Sein bester Freund blieb hinter ihnen zurück, als sie die Eingangshalle durchquerten und das Schulgelände verließen.

      *

      »Das können die doch nicht machen«, sagte Randy. Er saß auf der Fensterbank und starrte fassungslos zu ihm herüber.

      Mason hatte eigentlich keine große Lust zu quatschen. Andererseits war er froh, dass Randy direkt nach der Schule hierher geradelt war und sein Zimmer gestürmt hatte, so war er nicht alleine. »Haben sie aber.«

      Er lag auf dem Bett und warf den Basketball gegen die Decke, wie er es oft tat, wenn er wütend war. Normalerweise dauerte es keine fünf Minuten, bis seine Mum oder sein Dad hereingestürmt kamen. Heute ließen sie ihn in Ruhe.

      Dops.

      Zielsicher

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