Leni Behrendt Classic 62 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Classic 62 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Classic

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ist schnell gesagt, Manuela, ich will dir zu einem neuen Oberinspektor verhelfen.«

      Ihre Überraschung war noch größer, als er erwartet hatte. »Da bin ich aber neugierig!«

      »Es handelt sich um Herrn Rave, bei dessen Mutter Didi in Pflege ist.«

      »Dann kennst du den Herrn also näher?«

      »Eben nur das Vierteljahr, solange mein Kleinchen dort ist. Aber ich würde dir Herrn Rave nicht empfehlen, wenn ich es nicht verantworten könnte. Dem armen Kerle geht es nämlich ebenso wie dir – man will ihn immer und überall heiraten. Er gefällt den Frauen und Mädchen zu gut und muß ihretwegen immer wieder seine Stellung wechseln. Er hat seine Mutter zu unterhalten und ist schon ein Jahr lang stellenlos. Ich wollte ihn zu mir nehmen, und eigentlich ist die Sache schon perfekt. Doch du kennst ja den gutorganisierten Betrieb in Groß-Löschen. So fürchte ich nun, daß er sich bald überflüssig fühlen wird. Und dann ist der Posten, den ich zu vergeben hätte, doch lange nicht mit dem eines Oberinspektors in Hohenweiden zu vergleichen. Er könnte sogar seine Mutter mitbringen, was ihm außerordentlich zusagen würde. Was meinst du nun, Manuela, willst du es mit ihm versuchen?«

      »Warum nicht«, entgegnete sie. »Ob der oder ein anderer.«

      »Ich danke dir, Manuela. Wann darf Herr Rave zur Vorstellung erscheinen?«

      »Laß ihn so kommen, daß er möglichst gleich hierbleiben kann.«

      *

      »Wie ich sehe, wird hier bereits fleißig gepackt«, sagte Hans Heinrich vergnügt, als er am nächsten Tage die Ravesche Wohnung betrat und Jobst Oluf Papiere sichten sah.

      »Das nicht gerade«, gab dieser ebenso vergnügt zurück.

      »Hm«, machte Hans Heinrich und marterte fieberhaft sein Hirn, wie er Rave klarmachen sollte, daß er seine Stellung in Hohenweiden und nicht in Groß-Löschen anzutreten habe.

      »Also, Herr Rave, nehmen Sie Platz, damit Sie mir nicht vor lauter Überraschung in die Arme sinken. Also – ich kann Ihnen wirklich eine Verwalterstelle besorgen wie die, von der ich sprach.«

      Nun war ihm doch sehr beklommen zumute, als er sah, wie dunkle Röte dem anderen bis in die Stirn kroch. Obendrein trat auch noch Frau Hortense ein. Ihr Blick ging von einem zum anderen.

      »Habe ich recht gehört, Herr Brandler – Sie mögen meinen Sohn nun doch nicht – wollten ihm einen anderen Posten besorgen?« fragte sie leise.

      Hans Heinrich war tief erschrocken. »Um Gottes willen, nein, gnädige Frau!« bat er flehentlich. »Mit tausend Freuden würde ich Sie, Herr Rave, auf Groß-Löschen gern willkommen heißen. Was ich jedoch mit Recht fürchte, ist, daß Sie die Arbeit dort nicht zufriedenstellen wird. Bei meiner Base Manuela Brandler, der Herrin von Hohenweiden, ist der Posten eines Oberinspektors zu besetzen. Kein leichtes Amt, das gebe ich gern zu. Bisher haben die Herren es nicht länger als einige Wochen ausgehalten – oder noch richtiger gesagt – sie wurden dann schon entlassen.

      Vielleicht wäre ihnen das nicht passiert, wenn sie die Verhältnisse in Hohenweiden besser gekannt hätten – vor allen Dingen die junge Herrin selbst. Sie gaben sich wohl auch kaum Mühe, sie kennenzulernen, sondern verliebten sich vielmehr gleich Hals über Kopf in meine Base, und das ist etwas, was diese durchaus nicht vertragen kann. Mit dem Moment, wo ihr diese Verliebtheit zur Gewißheit wurde, war der Mann für sie erledigt.

      Diese Männerfeindschaft ist eine Folge schlimmer Erfahrungen. Mein Großvater wanderte in jungen Jahren nach Südamerika aus, wo er eine Erbschaft antreten mußte. Er war also über Nacht ein reicher Mann geworden. Doch er arbeitete weiter, wie er es gewohnt war, und vermehrte seinen Reichtum in das Ungemessene. Er hatte sich eine deutsche Frau mitgenommen, und dieser Ehe entsprossen zwei Söhne – mein Vater und Manuelas Vater. Während Heinrich – mein Vater – ein ehrwerter, tüchtiger Mann wurde, war und blieb Robert – Manuelas Vater – das Sorgenkind der Eltern.

      Mein Vater lernte eine Deutsche kennen, die bei Nachbarn zu Besuch weilte, verliebte sich in sie und machte sie zu seiner Frau. Sie war die Tochter eines Industriellen, und mein Vater wurde der Nachfolger seines Schwiegervaters und siedelte infolgedessen nach Deutschland über.

      Robert heiratete eine Spanierin. Sie trieben es beide so arg, daß der Vater seinen Sohn entmündigte. Dadurch löste dieser sich ganz von den Eltern los.

      Dieser Ehe entsprossen vier Kinder, das jüngste davon ist Manuela. Sie zeichnete sich nicht nur durch ihr Aussehen von ihren Geschwistern aus, sondern auch durch ihren Charakter. Der Großvater liebte das Kind abgöttisch, während er seine anderen Enkelkinder kaum beachtete. Manuela war mehr bei den Großeltern als in ihrem Elternhaus.

      Selbstverständlich wurde Manuela von Eltern und Geschwistern mit scheelen Augen angesehen.

      Daher war es ein harter Schlag für Manuela, als die Großeltern kurz nacheinander starben. Nun stand sie allein. Und als gar noch das Testament bekannt wurde, daß Manuela die Erbin des Riesenvermögens sei, während Eltern und Geschwister nur den knappsten Pflichtteil erhielten, schlug die Geringschätzung ihrer Familie in Haß um.

      Damit hatte der Großvater wohl gerechnet und in einem letzten Brief an meinen Vater diesen gebeten, sich Manuelas anzunehmen, falls er sterben sollte. Mein Vater fuhr also nach seiner alten Heimat.

      Die Verhältnisse, die mein Vater dort unten vorfand, waren derartig, daß mein Vater es als seine Pflicht erachtete, Manuela, sein Mündel, mit nach Deutschland zu nehmen.

      Vier Jahre, weilte die damals zwölfjährige Manuela in deutschen Pensionaten. Als sie sechzehn Jahre alt geworden war, wünschte sie Eltern und Geschwister wiederzusehen. So kehrte sie denn zu ihnen zurück. Man begrüßte sie gnädiger, als man sie vor Jahren verabschiedet hatte und suchte sie schleunigst zu verheiraten.

      Es fand sich auch ein Mann von bestechendem, betörendem Äußern, dem das Herz des unerfahrenen, jungen Mädchens im Sturm zuflog. Es traf sie deshalb fast zu Tode, als sie – einige Tage vor der Hochzeit – Zeuge sein mußte, wie er sie mit ihrer Zofe betrog.

      Vier Jahre später lernte sie wiederum einen Mann kennen, der ihr beim ersten Sehen mehr galt als alle anderen Männer. Sie liebte ihn nicht so schwärmerisch wie ihren ersten Verlobten, doch sie hatte ihn gern und vertraute ihm.

      Sie nahm seine Werbung an – doch auch diese Verlobung sollte nicht zur Hochzeit führen. Sehr bald kam sie dahinter, daß ihr Verlobte der Galan ihrer Mutter war.

      Man wollte sie fangen, wollte so in den Besitz ihres vielen Geldes gelangen, an das man anders nicht herankommen konnte, da der erfahrene Großvater es sicher angelegt hatte. Zudem war noch mein Vater der Verwalter des Riesenvermögens.

      Und das war noch nicht alles! Als man sah, daß man so nicht mehr zu ihrem Geld gelangen konnte – trachtete man der Ärmsten nach dem Leben.

      Von Entsetzen geschüttelt, floh Manuela aus der Heimat.

      Sie kam zu uns. War vollständig menschenscheu, mochte niemanden sehen. Mir hatte mein Vater schon damals Groß-Löschen gekauft, und so kam sie denn dahin, um nicht von Menschen behelligt zu werden. Das Landleben gefiel ihr so gut, daß sie ein Jahr später, als Hohenweiden zum Verkauf stand, dieses für sich erwarb.

      So sitzt sie denn mutterseelenallein auf der großen Herrschaft und beehrt jeden, der in ihre Nähe kommt, mit ihrem Mißtrauen. Sie hat sich in den zwei Jahren so gründliche landwirtschaftliche

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