Toni der Hüttenwirt 259 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt 259 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt

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als die Eltern alt waren, kam nur Hedwig zurück. Sie verließ den Hof nie mehr. Die Besuche bei der Schwester seiner Großmutter gehörten für Leander zu seinen schönsten Kindheitserinnerungen. Dort hatte er glückliche Tage verbracht. Später hatte er seine Großtante oft allein besucht.

      Leander bog von der Landstraße ab. Der Waldweg führte einige hundert Meter durch dichten Forst. Dann weitete sich der Blick über das Tal. Von dem Haus am Waldrand hatte man einen wunderschönen Blick.

      Leanders Großtante saß vor dem Haus an einem Tisch. Vor ihr stand ein großer Korb mit Gemüse aus dem Garten.

      Sie sah auf, als Leander hielt. Schnell wischte sie ihre Hände an der Schürze ab und ging auf ihn zu.

      »Mei, der Leander! Was für eine Überraschung! Ich freue mich«, rief sie aus.

      Leander packte seine Großtante, hob sie hoch und drehte sich mit ihr im Kreis.

      »Bub, bist narrisch! Stell mich sofort wieder auf die Füße! Wenn du jemand herumwirbeln willst, dann mache das mit der Nadine.«

      Leander stellte sie hin und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

      »Sei nicht so streng mit mir, Tante Hedwig!«, sagte er. »Ich freue mich so, dich zu sehen.«

      »Lüg net, Bub! Ich bin eine alte Schachtel, und mein Anblick ist nicht berauschend.«

      »Du warst die gute Fee in meiner Kindheit, und meine gute Fee bist du immer noch«, sagte Leander.

      Er ging zum Auto und holte seine Reisetasche heraus.

      »Aha, du willst länger bleiben«, sagte Hedwig. »Bring deine Sachen rauf in dein Zimmer! Ich mache dir inzwischen einen Teller Suppe warm. Mehr habe ich heute nicht. Ich wollte das Gemüse fertigmachen und einkochen. Deshalb hab ich mir gestern vorgekocht.«

      Leander ließ seine Reisetasche im Flur vor der Treppe fallen und ging in die Küche. Dort auf dem Herd stand der Topf, den er so gut kannte. Er war blau emailliert. Darin hatte Hedwig immer die Eintöpfe gekocht, wie schon vorher ihre Mutter.

      Leander schaute in den Topf, dann lächelte er. »Als hättest du geahnt, dass ich komme.« Dann eilte er die Treppe hinauf.

      Als er ein wenig später herunterkam, sah er schon viel entspannter aus. Leander setzte sich an den Tisch und ließ sich den Teller füllen. Seine Tante sprach das Tischgebet. Sie bekreuzigten sich und aßen. Leander wusste, dass es bei ihr nicht üblich war, während des Mahls zu reden. Er bemerkte aber, dass sie ihn genau beobachtete.

      Als sie fertig waren, räumte Hedwig den Tisch ab. Sie spülte die Teller unter dem Wasser ab und bürstete sie. Dann stellte sie die beiden Teller in das alte hölzerne Abtropfgestell neben dem großen Doppelspülbecken aus weißem Porzellan. Sie holte Leander eine Flasche Bier, schenkte ihm ein.

      Sie verschränkte Arme, als sie ihm am Tisch gegenübersaß.

      »So, Bub, jetzt sagst du mir, was dir auf der Seele liegt. Ich kann es dir ansehen. Das muss ein schwerer Stein sein.«

      Leander lächelte. »Dir kann man nix vormachen, Tante Hedwig, wie?«

      »Jedenfalls nicht so einfach. Also, nun sag schon, Bub!«

      Leander trank einen Schluck. Er mochte das dunkle Bier, das seine Tante immer für ihn in der Vorratskammer hatte.

      »Ich bin befördert worden«, sagte er.

      »Du scheinst dich nicht darüber zu freuen. Du siehst aus, als hätte dir jemand das Käsebrot gestohlen.«

      Leander lachte. Er erinnerte sich an viele Sprüche, die zu ihrem Wortschatz gehörten.

      »Nein, mir hat niemand mein Käsebrot gestohlen, im Gegenteil. Man hat mir gleich einen Riesenteller davon serviert. Ich habe das Gefühl, ich ersticke daran.«

      »Das ist nicht gut. Dann leer den Teller auf dem Mist aus. Die Hühner machen sich gern darüber her.«

      Leander lachte. »Oh Tantchen, wie ich dich mag! Für dich ist alles so klar.«

      »Es ist im Leben immer alles klar. Es ist so, oder es ist so. Die Medaille hat immer nur zwei Seiten. Also, was ist?«

      »Der Verleger der Zeitung, bei der ich arbeitete, hat sich etwas Neues ausgedacht. Er will zur Wochenendausgabe eine neue Beilage herausbringen. Also gibt es eine neue Redaktion, und er hat mich zum Abteilungsleiter davon gemacht. Ich bin seit heute Morgen der Chefredakteur dieser Beilage. Ich soll alles aufbauen, mir Leute heranziehen und alles tun, damit es den Lesern gefällt.«

      »Und das passt dir nicht?«

      »Nein! Nadine steckt dahinter. Du weißt, dass sie das einzige Kind des Verlegers ist. Sie hat mir gestanden, dass sie bei ihrem Vater nachgeholfen hat.«

      »Das hat deine männliche Eitelkeit angekratzt?«

      »Ja!«

      »Mm, verstehe! Ich kenne diese Nadine nicht. Du hast sie ja nie hergebracht, immer nur von ihr erzählt. Vielleicht hat sie es gut gemeint.«

      »Sicher meint sie es gut, auf ihre Art. Aber ich werde den Eindruck nicht los, dass sie alles steuern will, was mich betrifft.«

      »Bist du nicht ein bisserl überempfindlich? Oder hast du Angst, dass du es nicht schaffst?«

      Leander wiegte den Kopf und seufzte.

      »So eine Beilage zu machen, das ist ein neues Gebiet. Bisher habe ich für den Lokalteil gearbeitet, Recherchen gemacht und Sachen aufgedeckt in Politik und Wirtschaft. Ich war viel unterwegs, habe gefragt und gebohrt, bis ich die Informationen hatte. Es war schön und spannend. Ich habe einen Riecher für brenzlige Themen. Und jetzt soll ich sanfte, schöne, unterhaltende Geschichten über Menschen schreiben, alle mit einem guten Ende. Geschichten, die Mut machen und was fürs Herz bieten.«

      »Wie soll ich das verstehen?«

      »Zum Beispiel die Katze, die beim Umzug verlorenging und wiedergefunden wurde. Schöne Geschichten sollen es sein, die das Leben schrieb. Der Verleger meint, die Leute hätten die Nase voll von all den aufregenden Nachrichten. Klar müssen die gebracht werden. Aber dazu will er ein Gegengewicht schaffen.«

      »Also, ich würde die Beilage lesen, Leander«, sagte Hedwig.

      »Aber mir fällt nichts ein. Wo soll ich anfangen? Das ist nicht mein Gebiet. Ich habe keine Anregung in meinem Zettelkasten. Ich habe nichts, auf das ich zurückgreifen kann. Verstehst du? Ich komme mir vor, als hätte man mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Ich brauche Tatsachen, Fakten, Ereignisse, Umbrüche, aufregende Ereignisse. Daraus kann ich etwas machen. Ich weiß nicht, wie ich es schaffen soll. Dazu erwartet Na­dines Vater Wunderdinge von mir.«

      Hedwig stand auf und brühte sich aus Pulverkaffee einen Becher Kaffee auf. Sie war in Gedanken.

      »Und da hast dir gedacht, du besuchst mich«, sagte sie.

      »Ja, zu wem sollte ich sonst? Du kennst meine Eltern, die platzen vor Stolz, wenn sie es hören und deine Schwester, meine Großmutter auch. Großvater wird mir die Hand auf die Schulter legen und sagen: ›Bub, ich habe es immer gewusst, dass du mal richtig Karriere

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