Der Garten ist geöffnet. Beverley Nichols

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Der Garten ist geöffnet - Beverley Nichols Gartenbücher - Garten-Geschenkbücher (CP983)

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      Die Wurzeln dieser wundervollen Pflanzen steckten monatelang in einer soliden Eisschicht fest. Störten sie sich daran? Überhaupt nicht. Im April leuchteten die goldenen Rosetten der Calthas, der gefüllten Sumpfdotterblume, intensiver denn je; es wurde Mai, und die schlanken Speere der Iris laevigata, der japanischen Sumpf-Schwertlilie, reckten sich himmelwärts, und ihre Blüten, die an Meißner Porzellanmalerei erinnern, entfalteten sich bereits. Im Frühsommer bildeten die Seerosen – die Sorten Laydekeri und Albatros – Blütenteppiche in Rosa und Weiß; und im August boten die Hechtkräuter mit ihren zeigefingerartigen Blättern ein leuchtendes Schauspiel in Hyazinthenblau. Von allen Schlachten im Garten, die die Blumen siegreich ausfochten, war die Schlacht um den Seerosenteich die wackerste und beeindruckendste.

      PRAKTISCHER HINWEIS

      Dies ist vielleicht ein guter Augenblick für ein paar Worte über Kleingewächshäuser. Anders als Mr Page bin ich nicht direkt »gegen« sie, aber sie haben ihre Nachteile und Grenzen. Diejenigen aus Glas gehen früher oder später unweigerlich kaputt, und dann steht man vor einem Wust aus gesplitterten Scheiben und verbogenem Draht, der dienstagnachmittags, wenn die Müllabfuhr kommt, unweigerlich zu gerunzelten Stirnen und Gebrummel führt. Die aus Plastik haben die Angewohnheit, bei jedem stärkerem Wind davonzufliegen. Das vielleicht Langweiligste an ihnen ist jedoch, dass sie nicht für Ecken und Winkel geeignet sind. Falls Sie immerzu endlose Reihen Frühsalat in langen, geraden Rillen anpflanzen, sind die Kleingewächshäuser wie für Sie gemacht. Aber wenn Sie es, wie die meisten Amateurgärtner, auch mit kleinen, unebenmäßigen Stellen zu tun haben, beispielsweise einem schiefen Dreieck mit empfindlichem, eben erst nach draußen gepflanztem Rosmarin, werden Sie sich fragen, ob die Dinger wirklich die Mühe wert sind.

      Hier kommen wir nun zu Mr Pages Polyethylen-Erfindung, die nicht simpler, billiger oder effektiver sein könnte. Alles, was wir tun müssen, ist Folgendes: Wir suchen uns ein paar Farnwedel, breiten sie dick über die Pflanze oder das Fleckchen Erde, das wir schützen wollen, schneiden ein passendes Stück Polyethylen zurecht, legen es über die Farnwedel und befestigen es mit ein oder zwei Backsteinen. Falls kein Farn zur Hand ist, tut es auch ein Eimer Herbstlaub. Natürlich können wir diese Technik nicht bei hohen Pflanzen anwenden, aber für niedrige, oder für empfindliche Zwiebeln wie die von Hakenlilien, Amaryllis oder allen Schmucklilien, ist sie von unschätzbarem Wert. Das Polyethylen bildet eine Art Minizelt, das fast so effektiv ist wie ein Gewächshaus und weit weniger unansehnlich als ein Kleingewächshaus. Bei ungewöhnlicher Trockenheit oder an besonders sonnigen Tagen, wenn der Winter sich seinem Ende nähert, können wir das Polyethylen ein Stückchen anheben und den Pflanzen ein bisschen Wasser geben.

      Für diese und, wie wir noch sehen werden, zahlreiche weitere Erfindungen von ähnlicher Genialität, verdient Mr Page, wie alle mir beipflichten werden, den Dank der ganzen Menschheit.

      Szene

      Das Musikzimmer. Vor dem Fenster ein mondbeschienener, noch leicht mit Schnee bestäubter Rasen.

      Zeitpunkt

      Die frühen Morgenstunden einer bitterkalten Märznacht.

      Dramatis personae

      Gaskin in seiner üblichen Rolle als Faktotum.

      Four und Five in ihrer üblichen Rolle als beleidigte Leberwürste, einer Mischung aus hauteur und Verachtung, die sie immer und unweigerlich an den Tag legen, wenn ich nach längerer Abwesenheit nach Hause zurückkomme. Beide sitzen mit dem Rücken zu mir sehr dicht vor dem Kamin. Gelegentlich werfen sie sich bedeutungsvolle Blicke zu. »Dieses Gebaren«, sagen sie, »nimmt allmählich überhand. Anscheinend bildet er sich ein, dass er monatelang fortbleiben kann, und wir sollen anschließend so tun, als wäre nichts gewesen. Das dürfen wir ihm auf keinen Fall durchgehen lassen. Wir müssen es ihm zeigen.« Und das tun sie, sie zeigen es mir, auf unmissverständliche Art und Weise. Es wird fast eine ganze Woche dauern, bis sie sich wieder normal verhalten.

      Und schließlich ich selbst, ein wenig mitgenommen vom Flug über den Atlantik. Trotzdem kann ich es kaum erwarten, in den Garten zu gehen, obwohl es wirklich vernünftiger wäre, bis zum Morgen zu warten.

      Also sage ich Gute Nacht. Gaskin greift sich Four und Five mit einer einzigen formvollendeten Bewegung. Als überaus entzückende Bündel aus angesengtem, leicht mit Asche überpudertem Fell baumeln sie vor ihm. In der Hoffnung, ihnen vielleicht wenigstens ein winziges Zeichen des Erkennens zu entlocken, mache ich einen Schritt auf sie zu. Zwei eisig-grüne Augenpaare starren mich an. Ich hätte es wissen müssen.

      Und jetzt können wir die Tür des Vorraums öffnen und nach draußen gehen.

      Im hellen Mondlicht wirkte der Garten wie die Szenerie für ein Winterballett, wenn die Bühne leer daliegt, die Tänzer nach Hause gegangen sind, die Musik verklungen ist und Stille herrscht. Trotzdem war eine leise Melodie zu vernehmen, denn es hatte angefangen zu tauen, und unter den Ästen der Blutbuche erahnte man ein geisterhaftes Geläut in verschiedenen Höhen und Tiefen – Tropfen, die sanft auf vereistes Laub fielen. Bis morgen Mittag würde der größte Teil des Schnees verschwunden sein.

      Aber ganz hinten war noch eine dicke Schneewehe zu sehen, blendendweiß im Mondlicht. Wieso hatte sie sich so lange gehalten? Wegen des Anstiegs des Geländes? Weil Page irgendetwas mit Flechtwerk geschützt hatte? Ich ging hin, um mir die Sache genauer anzusehen, und als ich näher kam erkannte ich, dass dieses Weiß nicht das Weiß von Schnee war, sondern das von Blüten. Die ganze Böschung war ein einziges Meer aus Schneeheide, die so üppig blühte wie nie zuvor.

      Es war ein großer Moment in meinem gärtnerischen Leben, denn es hätte keine schönere Rechtfertigung der ständigen Loblieder geben können, die ich auf diese wunderbare kleine Pflanze, Erica carnea ›Springwood White‹, gesungen hatte. Jahre zuvor hatte ich im ersten Begeisterungstaumel in einem anderen Buch geschrieben, sie würde sogar auf einem Eisberg wachsen. Nun, genau das hatte sie getan. Als ich mich bückte und die Taschenlampe anknipste, um mir ein genaueres Bild zu machen, sah ich, dass die Blüten absolut makellos waren, ohne auch nur den winzigsten braunen Fleck. Man hätte meinen können, sie hätten den Winter gemütlich eingekuschelt unter einer Glasglocke verbracht.

      Gleich daneben zeigten sich erst jetzt, im Licht der Taschenlampe, die rosafarbenen Erica carnea ›King George‹, frisch und rosig und gleichermaßen unbeeinträchtigt vom Wüten des Winters. Hätte es im ganzen Garten nichts anderes gegeben, wäre er dennoch ein Ort der Fröhlichkeit und der Festlichkeit gewesen.

      Das hier ist übrigens das letzte Mal, dass ich über die Winterheide schreiben werde, denn wer sie nach diesem dramatischen und strikt wahrheitsgemäßen Beweis ihrer Tugenden immer noch nicht anpflanzt, sollte gescheiter im Haus bleiben und den Rest seines Lebens damit verbringen, seine Wachsbegonien abzustauben. Aber da wir auf diese aufregende Art und Weise über sie gestolpert sind, will ich mir die Zeit für einen praktischen Hinweis in Bezug auf die Heide im Allgemeinen nehmen, weil es vielleicht doch noch etwas über sie zu sagen gibt, was nicht bereits gesagt wurde.

      PRAKTISCHER HINWEIS

      Heide. Psychologischer Ansatz. Wahrscheinlich wollen Sie jetzt wissen, was mit »psychologischer Ansatz« gemeint ist. Am besten kann ich es Ihnen am Beispiel des Gartens einer Nachbarin von mir erklären,

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