Seidenstadt-Schweigen. Ulrike Renk

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Seidenstadt-Schweigen - Ulrike Renk

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      »Kompakt. Rahmen und Wanne bestehen aus einem Teil. Allradlenkung. Zwei Fahrersitze, jeweils einer nach vorne, einer nach hinten.«

      »Gänge?«

      »Sechs Vorwärts- sowie sechs Rückwärtsgänge. Monocoque, Antrieb über Tatra, acht Räder.«

      »Ausrüstung?«

      »20 Millimeter KwK.«

      »Wunderbar. Wenn du nun das Maschinengewehr blind auseinandernehmen und wieder zusammensetzen, es ohne Zeitverzögerung bestücken kannst, dann ist alles gut.«

      »Scheiße ist alles.« Fritz holte das Etui aus der Tasche, nahm eine Zigarette heraus, klopfte damit auf den Tisch und steckte sie sich dann zwischen die Lippen. Er warf seinem Freund das silberne Etui zu.

      »Was ist denn Scheiße?« Adolf zündete sich ebenfalls eine Zigarette an. Er schob den Stuhl zurück und legte die Füße auf den Tisch. Seine Stiefel waren sauber geputzt und glänzten.

      »Polen ist vorbei. Und wir sitzen immer noch hier und drehen Däumchen. Was beneide ich die Truppe, die letztes Jahr ihre Ausbildung begonnen hat und wenigstens für ein paar Wochen dabei sein durfte. Diese Spielereien in der Heide sind doch was für Kinder. Ich will in den Kampf. Ich will etwas für das Vaterland leisten.«

      »Ich habe gehört, dass sie einen neuen Panzerspähwagen entwickeln. Mit einer 50-Millimeter-Kanone.«

      »Das wäre ja was. Den möchte ich fahren. Aber nicht hier im Gelände.«

      Fritz spürte, dass etwas vor sich ging. Spannung wie Elektrizität lag über der Kaserne.

      Er arbeitete hart, lernte jeden Abend. Es machte ihm Spaß. Seinen Führerschein erwarb er auf einem Opel Olympia. Da die 3. Panzerdivision am Polenfeldzug teilnahm, waren sie, abgesehen von der Fahrschule, fast alleine in der Kaserne. Obwohl Fritz alle Informationen in sich aufnahm wie ein Schwamm das Wasser, wartete er doch sehnsüchtig auf seinen ersten Einsatz.

      Die zweite und verbesserte Baureihe des Sd.Kzf., des Spähwagens, wurde geliefert. Sie machten sich mit dem Fahrzeug vertraut, übten Geländefahrten tags und nachts.

      Als sie den Lehrgang endlich beendet hatten und nach Cottbus verlegt wurden, stieg Fritz’ Anspannung. Wieder wurden sie geschult, hatten Unterricht und Fahrten auf den neuen Wagen. Die Spähwagen konnten bei gutem Gelände 60 Stundenkilometer schaffen.

      Jeden Abend saß er vor dem Volksempfänger und hörte die Nachrichten. Auch in Cottbus hatte er seine Landkarte aufgehängt, trug jede Veränderung ein, führte ein Tagebuch über die Sondermeldungen. Doch die Zeit zog sich dahin, ohne dass sie eingesetzt wurden.

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