Inselabenteuer. Von Schatzsuchern und Gestrandeten. Jonathan Swift

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Inselabenteuer. Von Schatzsuchern und Gestrandeten - Jonathan Swift

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die ich nachher durch einen Umstand erfuhr, den ich schicklicherweise nicht erwähnen darf, hatten zur Folge, daß der Finanzminister seiner Gemahlin einige Zeitlang verdrießliche und mir dagegen grimmige Gesichter schnitt. Obgleich es nun der erlauchten Dame auch gelang, ihm seinen Verdacht zu benehmen und sich mit ihm auszusöhnen, so verlor ich doch all sein Zutrauen und fand auch bald, daß mein Einfluß beim Kaiser sich verminderte, der sich von diesem Günstling wirklich zu sehr leiten ließ.

      Siebentes Kapitel

      Der Verfasser erfährt den Plan, ihn wegen Hochverrats in Anklagezustand zu versetzen, und flieht nach Blefuscu. Seine dortige Aufnahme.

      Hier halte ich es nicht für unpassend, bevor ich dem Leser über meine Abreise berichte, einer besonderen Kabale zu erwähnen, womit man schon seit zwei Monaten umging. Diese war gegen mein Leben gerichtet.

      Bis dahin war ich wegen der Niedrigkeit meines Standes dem Hofleben gänzlich ferngeblieben. Zwar hatte ich von den Charakteren großer Fürsten und Minister genug gelesen und gehört, ich erwartete jedoch nie, so furchtbare Erfahrungen von ihren Wirkungen zu machen, besonders nicht in einem so fernen Lande, das nach Grundsätzen regiert wird, die von denen der europäischen Staaten gänzlich abweichen.

      Als ich gerade Vorbereitungen traf, dem Kaiser von Blefuscu meine Aufwartung zu machen, kam ein bei Hofe einflußreicher Herr (dem ich früher zu einem Zeitpunkte Dienste erwiesen hatte, als er sich in höchster Ungnade des Kaisers befand) auf verstecktem Wege, zur Nachtzeit und in einer Sänfte, in meine Wohnung und bat um eine augenblickliche Unterredung, ohne mir seinen Namen ankündigen zu lassen. Die Sänftenträger wurden entlassen, ich steckte die Sänfte, worin sich Seine Lordschaft befand, in meine Rocktasche, befahl einem vertrauten Diener, den übrigen zu sagen, ich sei krank und habe mich schlafen gelegt, verschloß meine Haustür, stellte die Sänfte nach meiner Gewohnheit auf den Tisch und setzte mich vor sie hin. Nach den gewöhnlichen Begrüßungen bemerkte ich in dem Antlitz Seiner Herrlichkeit eine heftige Unruhe.

      Als ich nach der Ursache fragte, sprach der Herr den Wunsch aus, ich möchte ihn in einer Angelegenheit, die mein Leben und meine Ehre im höchsten Grade bedrohe, geduldig anhören. Seine Rede kann ich ziemlich genau wiederholen, denn sobald er fort war, schrieb ich die Hauptpunkte davon nieder. Er begann:

      »Erfahren Sie von mir, daß seit kurzem der Ausschuß des Geheimen Rats Ihrethalben zu besonderen Sitzungen berufen wurde; schon seit zwei Jahren hat Seine Majestät einen bestimmten Entschluß gefaßt.

      Es ist Ihnen nicht unbekannt, daß Skyresh Bolgolam (Galbet oder Großadmiral) seit Ihrer Ankunft Ihr tödlichster Feind gewesen ist. Die ursprünglichen Gründe kann ich Ihnen nicht berichten, sein Haß hat sich aber durch Ihr Glück im Kriege gegen Blefuscu vermehrt, wodurch sein eigener Ruhm als Admiral sehr geschmälert wurde. Dieser Würdenträger des Reichs sowie auch Flimnap, der Finanzminister und Großschatzmeister, dessen Feindschaft gegen Sie, wegen seiner Gemahlin, bekannt ist, der General Limtock, der Kammerherr Lalcon und Balmaff, der Großkanzler und Justizminister, haben die Artikel einer Anklage wegen Hochverrats und anderer Kapitalverbrechen gegen Sie aufgesetzt.«

      Diese Vorrede machte mich so heftig, daß ich den Redner unterbrechen wollte, denn ich war mir meiner Verdienste und meiner Unschuld ganz bewußt. Er bat mich jedoch zu schweigen und setzte seine Rede in folgender Weise fort: »Aus Dankbarkeit für die Gefälligkeiten, die Sie mir erwiesen, habe ich mir genaue Nachricht vom ganzen Verfahren und eine Abschrift der Artikel verschafft; um Ihnen zu dienen, wage ich jetzt meinen Kopf.

      Artikel der Anklage gegen Quinbus Flestrin, den Bergmenschen

      Art. 2. Als besagter Quinbus Flestrin die Kaiserliche Flotte von Blefuscu in den kaiserlichen Hafen von Liliput gebracht hatte und ihm von Seiner Kaiserlichen Majestät geboten wurde, alle übrigen Schiffe des besagten Kaisers von Blefuscu mit Segeln, Mastbäumen usw. zu erobern, genanntes Reich in eine unterworfene Provinz zu verwandeln, welche in Zukunft durch einen Vizekönig unserer Nation regiert werden solle; ferner, nicht allein die breitendigen Verbannten, sondern gleicherweise alle Einwohner jenes Reiches, welche die breitendige Ketzerei nicht sogleich aufgeben, zu vernichten, zu zerstören und zu töten; hat Er, besagter Quinbus Flestrin, wie ein falscher Verräter gegen seine Allergnädigste, Durchlauchtigste, Kaiserliche Majestät eine Bittschrift eingereicht, jenes Dienstes entbunden zu werden unter dem Vorwand, die Ausübung des Gewissenszwanges zu vermeiden sowie die Freiheit und das Leben eines friedlichen Volkes nicht zu vernichten.

      Art. 3. Als ferner gewisse Gesandte des Hofes von Blefuscu am Hofe Seiner Majestät, um Frieden bittend, anlangten, hat Er, besagter Quinbus Flestrin, als Ungetreuer und Verräter, denselben Hilfe angeboten, sie aufgereizt und ihnen in jeder Weise Vorschub geleistet, obgleich er wußte, der Fürst, ihr Herr, sei kürzlich offener Feind Seiner Majestät gewesen und habe offenen Krieg gegen Seine Majestät geführt.

      Art. 4. Besagter Quinbus Flestrin trifft ferner gegenwärtig Vorbereitungen zu einer Reise nach Blefuscu und dem Hofe dieses Reiches und verletzt dadurch die Pflichten eines treuen Untertanen, da er nur eine mündliche Erlaubnis von Seiner Majestät dazu erhalten hat. Unter Vorwand besagter Erlaubnis will er auf falsche und verräterische Weise jene Reise unternehmen und dadurch den Kaiser von Blefuscu, mit dem sich Seine Kaiserliche Majestät noch vor kurzem als Feind in offenem Kriege befand, unterstützen, ermutigen und aufreizen.

      Es folgen noch einige andere Artikel, allein die, welche ich Ihnen im Auszuge vorlas, sind die wichtigsten.

      Ich muß jedoch zugeben, daß Seine Kaiserliche Majestät bei den Debatten über diese Anklage viele Beweise großer Milde gab, sich auf die bedeutendsten Dienste berief, die Sie dem Staate erwiesen haben, und zugleich auch Ihre Schuld zu mildern suchte. Der Finanzminister und der Admiral bestanden aber darauf, man sollte Sie eines schmerzhaften und schmachvollen Todes sterben lassen, indem man Ihr Haus anzünde; der General sollte mit zwanzigtausend Mann, die mit vergifteten Pfeilen bewaffnet sein würden, in der Nähe bereitstehen, um Ihre Hände und Ihr Gesicht zu beschießen. Ihre Diener sollten besonderen Befehl erhalten, Ihre Bettücher und Hemden mit Gift zu bestreuen, das Ihr Fleisch zerfressen und Sie selbst unter den schmerzvollsten Martern getötet haben würde. Der General trat zu derselben Meinung über; da aber Seine Majestät beschloß, womöglich Ihr Leben zu retten, gab der Kammerherr seine Stimme in diesem Sinne.

      Hierauf befahl der Kaiser dem ersten Sekretär für seine Privatangelegenheiten, Ihrem Freunde, Redresal, seine Meinung ebenfalls auszusprechen. Dieser gehorchte und zeigte dabei den trefflichen Charakter, den ich immer an ihm kannte. Er gestand, Ihre Verbrechen seien zwar groß, Gnade könne jedoch stattfinden, jene bei einem Fürsten so erhabene Tugend, die bei Seiner Majestät mit so großem Rechte gepriesen werde. Die Freundschaft zwischen ihm und Ihnen sei der Welt bekannt, so daß vielleicht der höchst ehrenwerte Rat ihn für parteiisch halte; jedoch infolge des Befehls, den er erhalten, wolle er seine Gedanken frei aussprechen. Wenn der Kaiser, in Betracht Ihrer Dienste und infolge seiner eigenen Neigung zur Gnade, Ihr Leben verschone und Sie nur wolle blenden lassen, so hege er die demütige Meinung, daß der Gerechtigkeit hierdurch genügt werde, daß ferner die ganze Welt sowohl die Milde des Kaisers als auch das treffliche und edelmütige Verfahren der Männer, welche die Ehre hätten, seine Ratgeber

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