Inselabenteuer. Von Schatzsuchern und Gestrandeten. Jonathan Swift

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Inselabenteuer. Von Schatzsuchern und Gestrandeten - Jonathan Swift

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ich zugleich, so gut wie möglich, das Wiehern eines Pferdes nachahmte. Hierüber schienen beide sehr erstaunt, und der Schecke wiederholte mir das Wort zweimal, als wolle er mir die richtige Aussprache zeigen. Ich sprach es ihm so gut wie möglich nach und fand, daß ich mich jedesmal verbesserte, obgleich ich von Voll kommenheit noch sehr weit entfernt war. Dann machte der Braune mit mir den Versuch mit einem zweiten Worte, das noch schwerer auszusprechen war; um es durch unsere Orthographie auszudrücken, werde ich es Hauyhnhnm schreiben müssen. Diese Aussprache gelang mir nicht so gut wie die frühere; nach zwei oder drei Versuchen hatte ich jedoch mehr Glück, und beide erstaunten über meine Fähigkeit.

      Nach einem weiteren Gespräch, von dem ich vermutete, daß es sich auf mich beziehe, nahmen die beiden Freunde voneinander Abschied, indem sie dieselbe Höflichkeit, die Hufe zu rühren, wiederholten. Das braune Pferd gab mir ein Zeichen, ich solle ihm vorangehen, und ich hielt es für klug zu gehorchen, bis ich einen bessern Führer erhalten haben würde. Als ich anfing etwas langsamer zu gehen, schrie es hune, hune. Ich erriet seinen Willen und gab ihm so gut wie möglich zu verstehen, ich sei müde und könne nicht schneller gehen, worauf es stillstand, um mich ausruhen zu lassen.

      11 Die Seeräuber jener Zeit in den westindischen Meeren, die auch unter dem Namen Flibustier bekannt sind.

      Zweites Kapitel

      Der Verfasser wird von einem Hauyhnhnm in dessen Haus geführt. Beschreibung des Hauses. Aufnahme des Verfassers. Nahrung der Hauyhnhnms. Der Verfasser kommt in Not wegen Mangels an Speise, wird aber zuletzt daraus erlöst. Seine Nahrung in diesem Lande.

      Als wir ungefähr anderthalb Stunden gegangen waren, kamen wir zu einer Art von Haus, das aus eingerammten und kreuzweise gelegten Balken bestand. Das Dach war niedrig und mit Stroh gedeckt. Ich faßte somit wieder etwas Mut und zog einiges Spielzeug, wie es Reisende als Geschenke für Wilde in Amerika und anderen Weltteilen mitzubringen pflegen, aus der Tasche, denn ich hoffte, die Bewohner des Hauses würden dadurch bewogen werden, mich freundlich aufzunehmen. Das Pferd gab mir ein Zeichen, zuerst in das Haus hineinzugehen; es bestand aus einem großen Raume mit Lehmboden und mit Trögen und Krippen, die sich an der Wand entlang hinzogen. Ich sah dort zwei Hengste und zwei Stuten, die nicht aßen und wovon einige zu meinem Erstaunen auf ihren Schenkeln saßen; noch mehr aber verwunderte ich mich, als ich sah, wie die übrigen sich in der Haushaltung beschäftigten, obgleich sie nur gewöhnliche Pferde waren. Dies bestätigte meine Vermutung, ein Volk, das unvernünftige Tiere so sehr zu zivilisieren verstehe, müsse notwendig alle Nationen der Welt an Weisheit übertreffen. Der Braune kam gleich hinter mir her und verhinderte dadurch eine schlimme Behandlung, die ich vielleicht von den anderen hätte erleiden müssen. Er wieherte mehreremal im Tone des Befehls und erhielt Antwort.

      Außer diesem Raume befanden sich in dem Hause noch drei andere, die sich der Länge des Hauses nach erstreckten und zu denen man durch drei einander gegenüberliegende Türen gelangen konnte. Wir gingen durch den zweiten Raum zum dritten. Hier trat der Braune zuerst ein, indem er mir winkte, ihm zu folgen. Ich wartete im zweiten Raume und hielt meine Geschenke für den Herrn und die Herrin des Hauses bereit. Sie bestanden aus zwei Messern, drei Armbändern von falschen Perlen, einem kleinen Spiegel und einem Halsband aus gläsernen Kugeln. Das Pferd wieherte zwei- oder dreimal, und ich erwartete eine Menschenstimme als Erwiderung zu hören, vernahm jedoch keine andere Antwort als in demselben Dialekte und ein paar Töne, die ein wenig heiserer klangen; deshalb dachte ich, dies Haus gehöre einer Person von Ansehen unter diesem Volke, weil so viele Zeremonien gemacht wurden, bevor ich Zutritt erhielt. Der Umstand, daß ein Mann von Stande durch Pferde bedient würde, lag jedoch außerhalb meiner Begriffe; ich besorgte, mein Gehirn sei durch Unglück und Leiden verwirrt worden; ich faßte Mut und sah mich in dem Raume um, wo ich allein gelassen war; der Raum war mit denselben Möbeln wie der erste versehen, jedoch mit bei weitem zierlicheren. Ich rieb mir die Augen, allein ich sah stets nur dieselben Gegenstände. Ich kniff mich in die Arme und die Seiten, um mich zu erwecken, denn ich hoffte, alles sei nur ein Traum. Aus allem dem schloß ich, der ganze Schein könne nur durch Zauberei und Magie bewirkt sein. Ich hatte jedoch keine Zeit, in meinen Gedanken fortzufahren; der Braune kam aus der Tür und gab mir ein Zeichen, ihm in den dritten Raum zu folgen, wo ich eine sehr schöne Stute mit zwei Füllen sah, die mit ihren Hinterschenkeln auf künstlich geflochtenen und vollkommen reinen Strohmatten saßen.

      Nachdem ich eingetreten war, erhob sich die Stute von ihrem Sitz, trat nahe an mich heran, betrachtete genau mein Gesicht und meine Hände und warf mir einen im höchsten Grade verächtlichen Blick zu; dann wandte sie sich zu dem Hengste, und ich hörte, wie zwischen beiden häufig das Wort Yähu ausgesprochen wurde. Die Bedeutung dieses Wortes konnte ich aber noch nicht verstehen, obgleich es das erste war, dessen Aussprache ich erlernt hatte. Allein bald wurde ich zu meiner ewigen Kränkung darüber unterrichtet. Der Hengst winkte mir mit dem Kopfe und wiederholte mir das hhuun hhuun wie unterwegs, was ich bereits verstand und womit er andeutete, ich solle ihm folgen. Alsdann führte er mich in den Hof, wo in einiger Entfernung vom Hause ein anderes Gebäude stand. Wir traten ein, und ich sah drei dieser scheußlichen Kreaturen, die ich nach meiner Landung zuerst angetroffen hatte; sie nährten sich von Wurzeln und vom Fleische einiger Tiere, wie ich nachher erfuhr von Hunden und Eseln und bisweilen auch von krepierten Kühen. Mit dem Halse waren sie durch starke Weidenruten an einem Balken festgebunden. Sie hielten ihre Nahrung mit den Vorderpfoten und zerrissen sie mit ihren Zähnen.

      Das Herr-Pferd befahl einem fuchsroten Klepper, der sein Diener war, das größte dieser Tiere loszubinden und in den Hof zu bringen. Die Bestie und ich wurden nahe aneinandergestellt und unsere Gesichtszüge sowohl vom Herrn wie vom Diener aufmerksam verglichen, worauf sie beide das Wort Yähu mehreremal wiederholten.

      Hier kann ich meinen Abscheu und mein Erstaunen, als ich in diesem verabscheuungswürdigen Tier eine vollkommene Menschenfigur erblickte, nicht beschreiben. Das Gesicht war zwar flach und breit, die Nase eingedrückt, die Lippen geschwollen und der Mund sehr groß. Diese Verschiedenheiten von unserer Gesichtsbildung sind aber allen wilden Nationen gemein, die ihre Kinder auf dem Boden herumkriechen lassen oder sie auf dem Rücken tragen, so daß die Kinder mit dem Gesicht über den Schultern ihrer Mütter gesäugt werden. Die Vorderpfoten des Yähu waren von meinen Händen nur durch die Länge der Nägel, durch die Rauheit und Bräune der Handflächen und durch den haarigen Rücken verschieden. Dieselbe Ähnlichkeit fand zwischen unseren Füßen statt, wie ich sehr wohl wußte; die Pferde jedoch ahnten dies nicht, weil ich Schuhe und Strümpfe trug. Dasselbe war an jedem anderen Teile unseres Körpers der Fall, mit Ausnahme der Haare und Farbe, wie ich schon beschrieben habe.

      Die größte Schwierigkeit, die sich den beiden Pferden zu bieten schien, bestand darin, daß sie meinen Körper von dem des Yähu so sehr verschieden sahen. Dies verdankte ich meinen Kleidern, wovon sie keinen Begriff hatten. Der fuchsrote Klepper bot mir eine Wurzel, die er nach Art der Hauyhnhnms, die ich am geeigneten Orte beschreiben werde, zwischen seinem Huf und dem Fußgelenk hielt; ich nahm diese in meine Hand, roch daran und gab sie so höflich, wie es mir möglich war, wieder zurück. Dann brachte er aus dem Stall der Yähus ein Stück Eselsfleisch; es stank aber so furchtbar, daß ich es mit Ekel zurückwies. Hierauf warf er es dem Yähu vor, der es mit Begier verschlang. Dann zeigte er mir ein Bündel Heu und einen Kübel voll Hafer, allein ich schüttelte den Kopf, um anzudeuten, beides sei kein Futter für mich. Auch fürchtete ich wirklich schon den Hungertod, wenn ich kein Individuum meiner Gattung anträfe; denn was die schmutzigen Yähus betraf, so muß ich gestehen, daß ich nie so in jeder Hinsicht verabscheuungswürdige Geschöpfe gesehen habe, obgleich es damals nur wenige gab, welche die Menschheit in demselben Grade liebten wie ich. Je näher ich ihnen kam, desto verhaßter sind sie mir geworden, solange ich im Lande blieb. Dies bemerkte das Herr-Pferd aus meinem Benehmen und schickte deshalb den Yähu in seinen Stall zurück. Dann legte es seinen Vorderhuf an den Mund, worüber ich erstaunte, obgleich er diese Bewegung ungezwungen und ganz natürlich ausführte; zugleich gab es mir auch durch andere Zeichen zu verstehen, ich möchte andeuten, was ich zu essen wünsche. Ich konnte ihm aber keine Antwort geben, die

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