Das Labyrinth erwacht. Rainer Wekwerth

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Das Labyrinth erwacht - Rainer Wekwerth Labyrinth-Trilogie

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bestand, dass er seinen eigenen Weg gehen würde. In allem, was er sagte oder tat, spürte man Leóns bedingungslosen Egoismus.

      Aber auch er braucht die anderen, wenn er überleben will. Hoffentlich begreift er das.

      Dann dachte er an Jenna.

      Sie wäre ideal. Sie wirkt besonnen, verliert in Gefahrensituationen nicht die Nerven und sorgt sich um andere. Er ließ seinen Blick über die restliche Gruppe wandern.

      Sie werden kein Mädchen als Anführerin akzeptieren. Besonders nicht Kathy, es sei denn, sie selbst reißt die Führung an sich.

      Über Mischa und Mary konnte er nichts sagen und Tian würde sich seinem Eindruck nach einfach dem stärksten Mitglied der Gruppe unterwerfen.

      Kathy lag in ihrem Schlafsack eingemummt und beobachtete Jeb. Ihre Hand wanderte nach unten, sie fühlte das Messer in ihrer Hosentasche, es gab ihr ein beruhigendes Gefühl. Sie hatte es in einer der Seitentaschen ihres Rucksacks gefunden und natürlich nicht im Traum daran gedacht, ihren Fund den anderen preiszugeben. Wahrscheinlich hätte man es ihr weggenommen und einem der Jungs gegeben. Nein, sie würde nicht wehrlos sein, egal, was auf sie zukam, sie würde sich zu verteidigen wissen.

      Jeb sieht gut aus, dachte Kathy. Groß und stark, mit markanten Gesichtszügen. Womöglich hat er uns nicht alles verraten, was er weiß. Es würde wichtig sein, in Jebs Nähe zu bleiben. Ihm zu zeigen, dass sie auf seiner Seite war.

      Kathy glaubte jedes Wort, das er gesagt hatte. Nein, »glauben« war der falsche Ausdruck, sie spürte, dass er die Wahrheit sagte. Sie musste ihn als Verbündeten gewinnen. Vielleicht noch mehr als das.

      In ihrer Körpermitte stieg Hitze auf. Langsam ließ sie den angestauten Atem entweichen. Sie würde überleben, egal, was auf sie zukam.

      Wenn es diese Tore gibt, werde ich als Erste hindurchgehen. Ich brauche nur Jeb.

      Und wer weiß, vielleicht können wir in dieser beschissenen Welt außerdem noch ein wenig Spaß haben.

      Sie starrte zu ihm hinüber.

      Du gehörst mir.

      10.

      Jeb war jegliches Zeitgefühl verloren gegangen und er hatte jetzt die Warterei satt. Er erhob sich geräuschlos, um die anderen nicht zu wecken. Stille lag über dem Lager, auch aus dem Wald drang kein Geräusch. Nicht einmal Waldvögel waren zu hören. Er herrschte eine fast unnatürliche Ruhe.

      Plötzlich spürte er, dass jemand neben ihm stand. Er wirbelte herum. Es war Kathy, die schattengleich neben ihm aufgetaucht war. Ihre roten Haare waren zerzaust, aber ansonsten sah sie aus, als ob sie gar nicht geschlafen hätte.

      »Verdammt«, zischte er. »Du hast mich zu Tode erschreckt.«

      »Entschuldigung«, flüsterte sie. Sie formte ihre Lippen zu einem Schmollmund. »Ich wollte dir nur helfen, wenn du den Baum besteigst.«

      »Dabei kannst du mir nicht helfen.«

      »Doch, ich kann eine Fackel halten und den ersten Teil des Baumes mit dir nach oben steigen, um dir den Rest des Aufstiegs zu leuchten.«

      Das war tatsächlich eine gute Idee.

      Kathy trat näher. Ihre schmale Hand legte sich sanft auf seine Schulter. Dort, wo sie ihn berührte, begann Wärme sich auszubreiten. Sie kam noch einen Schritt auf Jeb zu, bis er ihren anschmiegsamen Körper an seiner Seite spüren konnte. Ihr Becken lag an seiner Hüfte. Ihm wurde heiß. Es fühlte sich gut an. Trotzdem war es weder die richtige Zeit noch der richtige Ort für so etwas. Jeb trat einen Schritt zurück.

      »Gut. Danke, dass du mir helfen willst.«

      Sie lächelte verführerisch. »Ich helfe gern, wo ich kann. In jeder Hinsicht.«

      Was soll das? Will sie sich an mich ranmachen?

      Nein, er musste sich täuschen. Kathy wollte wahrscheinlich wirklich nur helfen. Und doch war da dieser merkwürdige Blick. Wie sie versuchte, ihm tief in die Augen zu sehen. Noch immer lag ihre Hand auf seiner Schulter. Glitt seinen Nacken hoch. Kathys Lippen waren leicht geöffnet. Sie schimmerten verführerisch im Schein des Feuers. Das Mädchen hielt den Kopf etwas gesenkt und sah ihn unverwandt unter gesenkten Lidern an.

      Diese Augen…

      Jeb schüttelte den Kopf. Er löste sich von Kathy, ging zum Feuer und zog einen brennenden Ast heraus.

      »Halt ihn ganz unten«, sagte er leise. »Dann verbrennst du dich nicht.«

      »Ich verbrenne mich nie«, hauchte sie kaum hörbar.

      Sie stellten sich nebeneinander unter den mächtigen Stamm des Baumes. Jeb griff nach dem untersten Ast und zog sich hoch. Als er Halt gefunden hatte, bedeutete er Kathy, ihm die Fackel zu reichen und ihm nachzukommen. Kathy schwang sich geschmeidig nach oben.

      »Gut«, sagte er. »Ich steige jetzt weiter nach oben. Du folgst mir und leuchtest den Weg aus.«

      Sie nickte kurz.

      Es ging besser, als er gehofft hatte. Wann immer er sicheren Halt in einer höheren Position gefunden hatte, macht er Kathy ein Zeichen, ihm nachzukommen. So erklommen sie fast mühelos die Hälfte des Baumriesen, danach wurde es für Kathy zu gefährlich, mit nur einer freien Hand weiterzuklettern.

      »Bleib hier und halt die Fackel hoch«, raunte Jeb ihr zu.

      »Geht klar.«

      Hier oben standen die Äste nicht so dicht wie in der Nähe des Bodens. Tatsächlich waren nur noch wenige Wolken am Himmel. Der Mond war aufgegangen. Sein fahles Licht schimmerte durch das Geäst, zusammen mit dem von unten heraufdringenden Fackelschein konnte Jeb die Äste als dunkle Schemen wahrnehmen. Vorsichtig stieg er weiter auf. Nach wenigen Metern konnte er einen Ast über ihm beiseiteschieben und zum Himmel spähen.

      Dort! Er sah ihn deutlich. Der Stern funkelte am blauschwarzen Firmament, da immer wieder einzelne Wolkenfetzen darüberzogen, war er wie ein blinkendes Licht. Er schaute sich ausgiebig um, doch die Himmelsrichtung ließ sich nur schwer einschätzen.

      Von unten drang Kathys heisere Stimme nach oben. »Siehst du was?«

      »Ja«, raunte er nach unten. Kathy Gestalt war im Gewirr der Äste kaum auszumachen, aber der Fackelschein verriet ihre Position. »Der Stern ist da. So wie es auf dem Zettel steht.«

      »Woher weißt du, dass es der richtige ist?«

      »Es ist der einzige Stern am Himmel.« Plötzlich überfiel ihn eine unendliche Traurigkeit. Sie waren verloren. Hatte das nicht auch in der Botschaft gestanden? Es stimmte also wirklich. Alles stimmte. Energisch schob er alle negativen Gedanken beiseite und stieg ab. Als er Kathy auf halber Höhe erreicht hatte, bemerkte er ihren ernsten Blick.

      »Du hattest recht mit dem Stern. Also stimmt wahrscheinlich alles andere auch. Ich habe dir vorher schon geglaubt, aber trotzdem wäre es mir lieber gewesen, du hättest den Stern nicht gesehen. Nun wissen wir wenigstens, woran wir sind, und können wieder abhauen. Ich hasse diesen Dschungel.«

      »Du bist ziemlich tapfer«, sagte er leise.

      Kathy zog den

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