Krimi-Sammlung Tod im Leuchtturm und 7 andere Krimis. A. F. Morland

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Krimi-Sammlung Tod im Leuchtturm und 7 andere Krimis - A. F. Morland

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einem Anflug von Überheblichkeit machten sie sich auf den Weg. Ihre knirschenden Schritte waren das einzige Geräusch. Bis plötzlich, nachdem sie gut die halbe Strecke zurückgelegt hatten, der Motor des Land Rovers ansprang. Wie elektrisiert fuhren sie herum.

      „Idiot, du hast den Zündschlüssel stecken lassen!“, schrie Finlay aufgeregt. Das Fahrzeug wendete bereits. Die schmächtige Gestalt hinter dem Lenkrad war nur undeutlich zu erkennen.

      Henshaw und Finlay begannen zu rennen. Sie brüllten dem Wagen Beschimpfungen hinterher, die jedoch von dem Jungen, der ihn steuerte, nicht gehört wurden.

      Völlig ausgepumpt und vor Schweiß triefend erreichten die Kidnapper kurze Zeit später den Tümpel. Der Land Rover hatte sich bereits ein ganzes Stück entfernt. „Der Todesreiter von Santa Fe“ lag aufgeschlagen und mit einem Stein beschwert am Boden. Er konnte von den beiden nicht übersehen werden. Dave bückte sich und griff danach. Eine Passage war mit einem Filzstift markiert: „Jims Verfolger hielten dicht am Ufer, nur ein halbes Dutzend Yards von seinem Versteck entfernt“, las Finlay mit heiserer Stimme. „Reglos lag Jim im trüben Wasser. Er atmete durch ein hohles Schilfrohr, das nur eine Handbreit über die Oberfläche ragte. Nun kam es einzig darauf an, Ruhe zu bewahren …“

      Wütend brach Finlay ab. Seine Hand zitterte. Henshaw starrte den Kumpan fassungslos mit hängendem Unterkiefer an. Am Rand der nächsten Seite stand mit Jerrys eckiger Schrift: „Ich lasse euch vom Sheriff abholen, Jungs. Entfernt euch besser nicht zu weit vom Tümpel, ihr könntet sonst verdursten und gebt Acht, gerade nachts treiben sich wilde Tiere am Wasserloch rum …“

       Ende

      Notruf aus“Haus Nachtigall“

      von Reiner Frank Hornig

      „Schwere, schlurfende Schritte im Erdgeschoss?“ wiederholte Sergeant Presslie ungläubig und hielt den Hörer fest an sein linkes Ohr. Mit dem Bleistift in seiner rechten Hand zog er die Konturen des bluttriefenden Messers nach, das die Titelseite eines Kriminalromans zierte, in dem er gerade gelesen hatte.

      „Keine Sorge, Madam. Ich werde sofort einen Streifenwagen vorbeischicken.“

      „Legen Sie nicht auf!“ Die Stimme bekam einen weinerlichen Tonfall. „Was soll ich nur machen, wenn er zu mir ins Zimmer kommt? Ich wohne ganz allein. Er wird mich umbringen, ich weiß es.“ Ein leises, zitterndes Seufzen, dann Stille…

      „Hallo“, rief Sergeant Presslie. „So sprechen Sie doch weiter und geben mir endlich Ihre Adresse.“

      Ein Witzbold, dachte der Sergeant. Irgend so ein Schlauberger, der es komisch findet, die Polizei zu narren.

      Doch er legte nicht sofort auf, denn die Stimme kam wieder. Leise und stockend berichtete sie von dem verdächtigen Treiben im „Haus Nachtigall“. Erst das Klirren von Fensterglas, dann schwere Schritte von Zimmer zu Zimmer, dumpfes Fallen von Gegenständen. Und dazwischen immer wieder das Pfeifen einer unheimlichen, traurigen Melodie.

      „Halten Sie die Stellung, Mrs. Billingsgate. In wenigen Minuten bin ich bei Ihnen!“

      „Ein Königreich für ein Gewitter!“ brummte Inspektor Ormerod gequält. Er spielte damit auf die fast unerträgliche Hitze im Dienstwagen an, dessen Scheinwerfer sich jetzt in Windeseile durch die nächtlichen Vororte fraßen.

      Seit Wochen war kein Tropfen Regen mehr gefallen, und die Nadel des Barometers schien wie festgelötet.

      England ist auch nicht mehr das, was es einmal war, dachte Sergeant Presslie und wischte sich den Schweiß vom Nacken.

      Richter Joshua Billingsgate, von dessen Witwe der Notruf stammte, war zeitlebens für seine nicht gerade milden Urteile und Haftstrafen bekannt gewesen, was ihm in einschlägigen Kreisen den Beinamen „Blutrichter“ eingebracht hatte.

      „Da besteht durchaus die Möglichkeit, dass einer unserer jüngst entlassenen Kunden der alten Witwe einen kleinen Besuch abgestattet hat“ erklärte Inspektor Ormerod.

      „Haus Nachtigall“ stand etwas abgelegen und war in tiefe Finsternis gehüllt.

      Während Ormerod um das Haus herumlief, drückte Sergeant Presslie entschlossen die Klingel. Er musste nicht lange warten.

      „Polizei? Ist irgendetwas passiert, Gentlemen?“ fragte die alte Dame.

      „Das möchten wir gerne von Ihnen wissen“, erwiderte Ormerod, noch immer außer Atem. Er hatte nirgends eine kaputte Fensterscheibe entdecken können.

      „Befindet sich der Eindringling etwa immer noch im Haus?“

      Mrs. Billingsgate blickte sichtlich entsetzt. „Eindringling?“

      „Sie können den Anruf schlecht abstreiten“, antwortete der Inspektor empört. „Immerhin redeten Sie so lange, dass wir das Gespräch bis zu Ihnen zurückverfolgen konnten.“

      „Da müssen Sie sich täuschen, meine Herren“, schüttelte sie ratlos ihr betagtes Haupt. „Ich habe nicht bei Ihnen angerufen. Das Telefon steht neben meinem Bett, und Nebenapparate gibt es keine.“

      Ihre Augen begannen plötzlich zu leuchten. „Aber kommen Sie doch herein! Was Sie da erzählen, klingt alles sehr aufregend. Seit Joshua mich verlassen hat, ist alles sehr einsam und eintönig hier…“

      Wütend verließen Ormerod und Presslie die alte Dame, nachdem sie sicherheitshalber noch die Räume des Hauses gründlich durchsucht hatten. Für sie schien der Fall klar…

      Doch in der darauffolgenden Nacht wiederholte sich das alptraumhafte Geschehen.

      „Ich habe das Telefon wieder mit ins Schlafzimmer genommen“, flüsterte Mrs. Billingsgate mit vor Angst zitternder Stimme.

      Sergeant Presslie schlug mit der Faust auf den Tisch. Zähneknirschend versuchte er, sich weiter in die Lektüre seines blutrünstigen Krimis zu vertiefen.

      Aber das heißere Krächzen aus dem Hörer machte ihm das schwer. „Jetzt schlurfen die Schritte die Treppe herauf… O Gott, sie kommen immer näher! Können Sie das unheimliche Pfeifen jetzt auch hören, Sergeant?“

      Presslie gab sich Mühe, aber die Verbindung war nicht sehr gut, und das Rauschen in der Leitung konnte auch dem Phantasielosesten Anlass zu unheimlichen Spekulationen geben.

      „Die Tür! Er drückt gegen die Tür.“ Ihre Stimme schwoll an.

      „Keine Bange“, meinte Presslie. „Ich schicke Ihnen einen Streifenwagen vorbei.“ Sicherheitshalber musste er das tun!

      Die Streifenbeamten fanden Mrs. Billingsgate erneut in einem überraschten Zustand vor. Wieder erklärte sie, von nichts zu wissen, war aber sichtlich dankbar für die aufregende Abwechslung ihrer schlaflosen Nächte und verwickelte die beiden Konstabler in lange Gespräche bei Tee und Gebäck.

      Zwei Nächte später wurde ein Löschzug nach „Haus Nachtigall“ gerufen. Doch das einzige Feuer, das dort zu finden war, brannte unter dem Teekessel, mit dem die alte Dame die erbosten Feuerwehrleute schon zu erwarten schien…

      „Fingerabdrücke?“

      Martin Billingsgate betrieb einen kleinen An- und Verkaufsladen

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