Auswahlband 11 Top-Krimis Herbst 2018 - Thriller Spannung auf 1378 Seiten. A. F. Morland

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Auswahlband 11 Top-Krimis Herbst 2018 - Thriller Spannung auf 1378 Seiten - A. F. Morland

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Tag fand er sich pünktlich auf dem Betriebshof der Spedition Walberg ein. Vier Männer erwarteten ihn schon, einer stellte sich als Onko vor und bestimmte, dass Peko heute zuerst mit zwei Teta-Mitarbeitern per Autobus zum Bühler Markt in den Supermarkt Cornelius Ritter (Cori) fahren sollte. „Wir müssen dich erst vorstellen, Ritter ist einer der größten Spender, möchte aber natürlich wissen, wer sich in seinem Geschäft und in seinem Lager herumtreibt.“

      „Völlig klar.“

      Cornelius Ritter (Cori) war ein riesiger Supermarkt im Zentrum des Stadtteils Bühl und besaß einen ungewöhnlich großen Parkplatz hinter dem Ladengeschäft, den auch die Kunden der direkt neben Cori liegenden Filiale Bühler Markt der Leininger Handelsbank (LHB) benutzen konnten. Die Kunden-Eingänge von Bank und Supermarkt führten auf die Bühler Marktstraße, was auch den Teta-Leuten das Leben erleichterte, weil sie hier in aller Ruhe auf der Rückseite des Supermarktes einladen konnten und nicht auf einer belebten Straße in der zweiten Reihe parken mussten, weil die Ladezonen meistens mit Dauerparkern zugestellt waren. Bei Cori begrüßte der recht junge Filialleiter Peko und stellte ihn den anderen Mitarbeitern vor, die schon angefangen hatten, zusammenzuräumen, was die Teta-Leute mitnehmen sollten. Es waren aber noch viele Kisten und Kästen und Kartons nach hinten an die Rampe zu schleppen und eine Viertelstunde später in den weißen Sprinter einzuräumen, mit dem Peko und seine Begleiter noch vier weitere Geschäfte abklapperten, den neuen Mitarbeiter vorstellten, einräumten, in den Lieferwagen schleppten und an der angemieteten Doppelgarage, die sie in Eigenarbeit zur Tafel-Ausgabe umgebaut hatten, wieder ausräumten, in Regale packten oder manche Sachen auch in den beiden übergroßen Kühlschränken oder in die Tiefkühltruhen verstauten, die der ganze Stolz der Teta-Organisation waren, bezahlt aus Spenden. Peko machte noch eine Tour zum sogenannten Bauernmarkt am Lonsepark mit, und als er dann vor seinem Haus in der Bertoldstraße abgesetzt wurde, spürte er alle Muskeln, Knochen und Gelenke wie früher nach einem harten Tag auf Montage; er gönnte sich eine Flasche Malzbier und schlief wie ein Toter durch bis in den hellen Vormittag und wurde auch dann nicht richtig wach. Die abrupte Beschleunigung von Null auf Hundert forderte ihren Preis …

      Die nächsten Wochen arbeitete Peko jeden Tag, oft auch am Wochenende, für die Teta, lernte alle Geschäfte und Unternehmen kennen, die für die Tellheimer Tafel spendeten und nicht verkaufte Waren abgaben. Das Angebot, im „Verkauf“ zu arbeiten, lehnte Peko höflich, aber standhaft ab; seine Fähigkeit, mit anderen Menschen geduldig umzugehen, war nicht sehr ausgeprägt, wie er genau wusste.

      Es erstaunte ihn nicht, dass der Supermarkt Cori die Tageseinnahmen von zwei Wachmännern in der Bank nebenan ablieferte. An manchen Tagen hätte sich ein nächtlicher Einbruch wirklich gelohnt.

      Dann lernte er durch seine Tätigkeit für Teta, womit er überhaupt nicht gerechnet hatte, seine Wohnungsnachbarin, eine junge Frau, kennen. Und zwar durch den sogenannten Kräutermarkt, auf dem von Erzeugern regionale Spezialitäten anboten wurden, zum Beispiel ökologisch gezogene Küchenkräuter. Er staunte nur, was es da alles gab. Seine Kenntnisse beschränkten sich bis dahin auf Petersilie und Schnittlauch, Dill und Liebstöckel, auf sehr ungeliebte Wacholderbeeren und Lorbeerblätter, die immer bei ihm auf dem Teller landeten. Zitronenmelisse, Borretsch, Kurkuma und Sauerampfer hatte er bewusst noch nie gegessen oder eingekauft. Zwei Stände weiter verkaufte eine in Bolivien aufgewachsene Deutsche das „Gold der Anden“. Peko las ungläubig die Namensschildchen Arakacha, Ulloca, Oca, Naranjilla, Nuna, Quinoa, Cherimoya, Patatas y Batatas. Es hätte für ihn auch Alt-Butukudisch sein können. Aber der Andrang war groß, selbst noch, als Teta kam, um Reste einzusammeln. Am Stand nebenan packte eine junge Frau mit traurigem Gesicht ihr unverkauftes Gemüse zusammen. Peko blieb stehen: „Nicht so gut gelaufen, wie?“

      „Heute ganz und gar nicht.“

      „Verraten Sie mir, was das ist? Das kenne ich überhaupt nicht.“

      „Das sind Artischocken.“

      „Habe ich noch nie gegessen. Kompliziert zu kochen?“

      „Das erste Mal geht es mit einiger Sicherheit schief.“

      Sie tat ihm leid, und er wollte ihr gerne helfen, weil sie trotz ihres Kummers freundlich und hilfsbereit blieb.

      „Macht nichts. Wenn Sie ein Rezept dazu haben, nehme ich vier Stück – nein, die bezahle ich Ihnen selbstverständlich.“

      Peko zog mit seinem Einkauf in einer durchsichtigen Plastiktüte davon. Onko staunte: „Ein Feinschmecker in unseren Reihen. Artischocken. Man soll’s nicht glauben. So etwas essen meine Frau und ich höchstens im Urlaub.“

      Peko erregte noch einmal Aufmerksamkeit. Auf dem Flur vor seiner Wohn-Schuhschachtel begegnete ihm seine blonde, auffallend hübsche Nachbarin, die einen begehrlichen Blick auf die Plastiktüte warf und dann hörbar seufzte: „Artischocken. Laden Sie mich ein?“

      „Lieber nicht. Die Verkäuferin meinte, beim ersten Mal ging es mit einiger Sicherheit schief. Und für mich ist es das erste Mal.“

      „Eine kluge Frau. Aber für mich ist es nicht das erste Mal. Wenn Sie mich einladen, zeige ich Ihnen, wie man es macht. Wozu habe ich in Aix en Provence und in Paris studiert. Voraussetzung ist allerdings, dass Sie einen großen Topf besitzen. In dem alle vier nebeneinander dünsten können.“

      „Daran soll es nicht scheitern. Was trinkt man dazu?“

      „Ich bevorzuge einen kühlen Rosé. Und kleine Scheiben geröstetes Baguette.“

      „Damit kann ich leider nicht dienen.“

      „Das besorge ich. Der Supermarkt drüben hat noch bis zweiundzwanzig Uhr geöffnet.“

      „Großartig. Ich heiße übrigens Peter Korn, aber alle Welt nennt mich nur Peko.“

      „Sehr erfreut. Brigitte Berger.“

      „Hm. Und Sie haben in Frankreich studiert? Ich wette, man hat sie dort BB genannt.“

      „Hören Sie bloß auf“, sagte sie fast wütend, „wenn meine Eltern wüssten, was sie mir damit angetan haben. Und dann bin ich auch noch blond geraten.“

      Peko verschluckte bei ihrem Ton lieber, was ihm noch auf der Zunge lag. Nicht nur in puncto Haarfarbe konnte sie einen Vergleich mit der Bardot durchaus bestehen. An jedem ihrer Finger zappelten bestimmt zehn Verehrer. Sie schien zu ahnen, was ihm durch den Kopf ging, drehte sich rasch um und sauste zur Treppe. „Bin gleich wieder da.“ Die engen Jeans standen ihr gut. Peko stöhnte leicht in sich hinein. Sie mochte gut zehn Jahre jünger sein als er, aber neben ihr fühlte er sich dreißig Jahre älter.

      BB hielt Wort, und während sie Peko in seiner Zwergenküche in die Geheimnisse der Kräuter-Senf-Vinaigrette einweihen ließ, verdunstete der Inhalt der ersten Flasche Rosé im Handumdrehen. Kochen konnte sie perfekt und sie hatte einen großartigen Wein mitgebracht.

      „Sie haben also in Frankreich studiert? Darf ich fragen, was?“

      „Anthropologie und Afrikanistik.“

      „Und was macht man damit beruflich?“

      „Das frage ich mich mittlerweile auch.“ Sie grinste ohne Selbstmitleid. „So, und nun beichten Sie mal.“

      „Ich bin gelernter Schlosser und hatte einen kleinen Betrieb in der Münstergasse geerbt, mit dem bin ich pleite gegangen, und muss nun Schulden abstottern.“ Von seinen dreißig Monaten Haft musste er ja nicht gleich am ersten Abend erzählen. „Und bis ich einen vernünftigen Job gefunden habe, helfe ich bei der

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