Die Britannien-Saga. Band 1 und 2: Hengist und Horsa / Brand und Mord. Die komplette Saga in einem Bundle. Sven R. Kantelhardt

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Die Britannien-Saga. Band 1 und 2: Hengist und Horsa / Brand und Mord. Die komplette Saga in einem Bundle - Sven R. Kantelhardt Britannien-Saga

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ist eine Lüge“, rief Swæn dazwischen. Doch ein finsterer Blick von Horsa brachte ihn zum Schweigen.

      „Das betrifft uns hier auch nicht. Aber“, fuhr er mit drohend zusammengezogenen Brauen an Ordulf gewandt fort, „ich habe euch erst heute Mittag ermahnt, dass alle Geschlechterfehden hier bei uns zu ruhen haben und du hast es akzeptiert.“ Er holte tief Luft und schaute, als hätte er gerade auf eine verdorbene Frucht gebissen. „Du hast nun einen meiner Männer, denn ihr alle seid nun meine Männer, erschlagen und einen weiteren so verletzt, dass er ein Auge verloren hat. Du weißt, welche Strafe dich nach unserem Recht erwartet. Das dürfte auch euch streitlustigen Dithmarschen nicht unbekannt sein.“

      Ordulf wusste es. Man würde ihn zuerst blenden, zumindest ein Auge, als Ausgleich für die Wunde, die er diesem ebbingemannischen Dreckskerl zugefügt hatte und dann im Moor versenken. Vielleicht war Horsa auch gnädig und würde ihn zuerst erdrosseln und erst dann blenden, das war alles, was er hoffen durfte.

      Zum zweiten Mal an diesem Tag schaute Ordulf dem Tod ins Auge. Vermutlich würden sie zur Sühne an die Götter auch noch Hilda opfern, fuhr es ihm durch den Kopf. Und die konnte am allerwenigsten dafür. Düster lutschte er an seiner aufgesprungenen Lippe. Die Situation war aussichtslos. Diesmal war er mit seinem Hitzkopf an die Falschen geraten. Was würde nur sein Bruder Swæn denken? Er kannte Ordulfs Jähzorn und würde insgeheim alles glauben, was Hoger ihm vorwarf. Hatte er nicht damals auf Wolderichs Hof angekündigt, die Ebbingemannen zu erschlagen? Und nicht nur Horsa, auch sein eigener Vater hatte ihn ausdrücklich ermahnt, mit keinem der anderen Sachsen Streit anzufangen. Aber er war es ja auch gar nicht gewesen. Wollte das denn niemand erkennen?

      „Wir haben uns dir anvertraut, nun schaffe uns Gerechtigkeit“, drängten sich Hogers Worte in Ordulfs Gedanken. „Halvor soll ihn blenden. Los, räche dich“, rief er.

      Swæn sprang schützend vor seinen Bruder, aber da schnitt schon ein scharfes „Halt“ Hogers Pläne ab.

      „Was hier passiert, bestimme immer noch ich“, rief Horsa zornig. „Ich will dir Gerechtigkeit schaffen, auch wenn ich nicht glaube, dass ihr so unschuldig seid, wie ihr tut. Aber ein Mord bleibt ein Mord und er muss gesühnt werden. Wie würde Uuoden auf unsere Fahrt schauen, wenn ein ungesühnter Mord am Anfang steht?“ Dann drehte er sich zu Ordulf um. „Du wirst aufgeknüpft und auf einem Auge geblendet“, verkündigte er sein grimmiges Urteil. „Lasst uns die Sache rasch hinter uns bringen.“ An einen seiner Knechte gewandt fuhr er fort: „Schafft ihn zum Opfermoor und knüpft ihn auf. Wenn er tot ist, stecht ihm das rechte Auge aus und übergebt ihn den Göttern.“

      Ein Knecht lief in Richtung des Hofes davon und kam gleich darauf atemlos, aber mit einer groben geflochtenen Hanfschnur zurück. Daraus formte er eine Schlinge, die er Ordulf über den Kopf warf. Dieser rührte sich nicht. Erst als der Knecht die Schlinge probehalber zuzog, griff er unwillkürlich an seinen Hals. Doch seine Bewacher rissen ihm unsanft die Arme herunter.

      „Ihr sollt ihn nicht quälen, sondern einfach eure verdammte Aufgabe erledigen“, schimpfte Horsa verärgert, als sich Ordulf hustend zusammenkrümmte. „Und jetzt folgt mir.“

      Beufleet, Juni 441

      Ceretic

      Viel stand auf dem Spiel und er durfte nicht weich werden. Ceretic wusste es nur zu gut. Er musste nun endlich zu seinem Pferd und ins Lager zurückkehren. Die Treue gegen König und Vaterland, aber vor allem auch die Sorge um Rowenas eigenes Schicksal verlangten es so. Aber wie sie im silbernen Licht des Mondes in ihrem weißen Kleide vor ihm lag und ihn zu sich hinunter zog, schaffte er es einfach nicht, sich abzuwenden. Stattdessen sank er auf die Knie und erwiderte ihren Kuss. Glühwürmchen schwirrten um sie herum und einen Augenblick war er nicht sicher, ob er träumte oder wachte.

      Wie lange sie beieinander lagen, wusste Ceretic später nicht mehr zu sagen, doch plötzlich gellte ein Schrei vom Fleet herüber: „To jodute.“

      Ceretic schreckte hoch. Man hatte sie erwischt. Ruckartig richtete er sich auf und riss den Dolch aus seinem Gürtel. Rowena klammerte sich erschrocken an sein Bein. Doch niemand erschien. Es dauerte einen Moment bis Ceretic erfasste, dass der Ruf gar nicht ihnen gegolten hatte. Einen Augenblick überlegte er, ob er nicht einfach wieder in den Traum eintauchen könnte, aber der Zauber war gebrochen. Er half Rowena auf, die sich zitternd an ihn klammerte.

      „Geh nicht, sie werden dich umbringen“, jammerte sie noch ganz benommen von dem jähen Ende ihres gemeinsamen Glücks.

      Doch Ceretic gelang es schließlich sie zu beruhigen. „Lass uns zu Gutha schleichen und sehen was los ist“, entschied er.

      „Da seid ihr ja endlich“, begrüßte sie die Magd aufgeregt. Vor ihr konnte Ceretic das Fleet erkennen. Am anderen Ufer hatte sich ein Menschenauflauf gebildet und ein junger Sachse wurde unsanft fortgezerrt. Dann entdeckte er noch einen, der offenbar verletzt war und schließlich wurde ein weiterer aufgehoben. An seinen seltsam steif herabhängenden Gliedern erkannte Ceretic, dass es sich um einen Toten handelte.

      „Was ist denn dort geschehen?“, fragte er Gutha. Die schaute ihn mit schreckensbleichem Gesicht an und Ceretic wunderte sich, dass ein Mädchen, welches zwischen lauter Kriegern aufwuchs, so zart besaitet war.

      „Sie haben den Falschen erwischt“, stammelte sie.

      Ceretic verstand nicht. „Wieso den Falschen? Wäre dir etwa lieber, man hätte uns erwischt?“

      „Nein, natürlich nicht“, schnaufte sie verärgert über so viel Unverstand. „Aber der Junge dort ist unschuldig. Die anderen haben ihm eine Falle gestellt und versucht, ihn zu ermorden und nun wird er als Verbrecher abgeführt!“

      „Aber der Tote ist ja wohl nicht abgeführt worden“, entgegnete Ceretic, der langsam verstand worum es ging.

      „Nein, du verstehst nicht. Es war so: Der junge Bursche, den sie jetzt abgeführt haben, hat sein Pferd zum Tränken an den Fleet geführt.“ Das schien zu stimmen, das Tier stand noch immer am Ufer. Ein ausnehmend edles Tier, viel besser als sein Wallach hinten bei der Baumgruppe, schoss es Ceretic flüchtig durch den Kopf. „Ich habe gesehen, wie zwei Kerle anfingen den Jungen mit dem Pferd von hinten mit Dreck zu bewerfen“, setzte Gutha ihre Geschichte fort. „Dann schrien sie sich etwas zu und der junge Kerl ging auf die beiden los. Er war unbewaffnet, aber einer der beiden Störenfriede zog sogleich seinen Sax. Bevor er ihn gebrauchen konnte, schlug der Junge ihn mit der Faust nieder. Aber plötzlich schrie ein dritter, der sich hinter der Böschung versteckt hatte, ‚to jodute‘ und dann tauchte noch ein Kerl aus dem Hinterhalt auf. Sie versuchten den armen Jungen zu ersäufen! Ich habe es genau gesehen. Und dann hat sich der Junge irgendwie seiner Angreifer erwehrt. Ich weiß nicht, woher er auf einmal doch eine Waffe hatte, aber er hatte sie auf gar keinen Fall in der Hand, als er den ersten Gegner niederschlug. Er ist auf jeden Fall das Opfer eines Hinterhaltes“, sprudelte es aus Gutha heraus.

      Ein feiger Mordversuch!, fuhr es Ceretic durch den Kopf. Kein Wunder, dass Gutha so außer sich war.

      „Du musst bezeugen, dass er unschuldig ist“, flehte Gutha. „Mein Wort gilt nicht viel, ich bin ja nur eine Frau.“

      „Aber wie soll ich denn erklären, dass ich mich hier am Ufer befand? Dann würde man doch entdecken, dass sich Rowena mit mir getroffen hat“, entgegnete Ceretic hilflos.

      Die kleine Magd sah ihn erschrocken an, daran hatte sie gar nicht gedacht.

      „Ihr nutzt jetzt die Verwirrung und schleicht zum Hof zurück, gerade ist niemand mehr am Fleet, alle sind ins Lager geeilt“, entschied Ceretic bestimmt.

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