Die Britannien-Saga. Band 1 und 2: Hengist und Horsa / Brand und Mord. Die komplette Saga in einem Bundle. Sven R. Kantelhardt

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Die Britannien-Saga. Band 1 und 2: Hengist und Horsa / Brand und Mord. Die komplette Saga in einem Bundle - Sven R. Kantelhardt Britannien-Saga

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Ceretics Gedanken beschwerte. Er ließ sich in den Sand zurückfallen und das raue Dünengras kitzelte seinen Nacken. Was war, wenn sie nicht rechtzeitig heimkehrten? Wenn die Anwerbung der Sachsen nicht gelang? Wer schützte dann seine Heimat vor den verfluchten Pikten? Die gesamte Küste wurde von den Heiden, der Herr möge ihre Eingeweide verrotten lassen, heimgesucht. Ihre gefürchteten Boote tauchten bald hier und bald dort auf und spien ihre faulige Fracht an Land.

      Am nächsten Morgen ließ ein dichter grauer Dunst die ersten Lichtstrahlen nur widerwillig zur ebenso grauen See dringen. Der Wind hatte etwas nachgelassen und das Meer schwappte träge an den Strand. Schließlich erhob sich die Sonne im Osten als roter Ball und verlieh wenigstens den grauen Dünen einen leichten rötlichen Schimmer. Ceretic und seine Begleiter schluckten hastig ihren Haferbrei herunter. Ein Schluck beigemengtes Meerwasser ersetzte das Salz. Es schmeckte grässlich, aber Salz zog auf See Wasser und nach wenigen Tagen würde auch das kostbarste, reinste Salz nicht besser als Meerwasser schmecken.

      Gestärkt zogen die drei Britannier ihr leichtes Boot ins Wasser und setzten das Segel. Zunächst schien ihnen das Glück in Form des Westwindes weiter hold, doch gegen Mittag flaute er ab. Ceretic überlegte, ob er seine Gefährten würde weiter rudern lassen oder ob sie an Land günstigere Winde abwarten sollten. Die Tide war gerade gekentert und die nun einsetzende Ebbe würde ihre Fahrt bald zusätzlich hemmen.

      „Seht nur dort hinten“, rief Malo plötzlich aufgeregt. Er starrte mit weit aufgerissenen Augen nach achtern.

      Ceretic wandte sich um und was er sah, bestätigte seine schlimmsten Befürchtungen: Zwischen zwei der Inseln, die in Steuerbord als lange Kette vor der fernen Küste lagen, schoss ein Schiff hervor.

      „An die Riemen“, brüllte er vor Aufregung lauter als notwendig. „Das Wasser steht noch ziemlich hoch, die sind schneller hier, als ihr um Hilfe schreien könnt!“

      „Vielleicht haben sie uns gar nicht bemerkt?“, hoffte Tavish. „Sie werden doch nicht unseretwegen so ein großes Schiff losschicken?“

      Doch da schwenkte der runde Bug der Fremden bereits in ihre Richtung. Ceretic sah die Riemen in der Sonne blitzen, als sie sich im raschen Rhythmus aus der See hoben.

      „Pullt was ihr könnt, vielleicht gelingt es uns, im flachen Wasser hinter den Inseln zu entkommen“, rief er und lenkte das Boot durch einen sanften Druck mit dem Ruderblatt auf den Sund zwischen zwei der Eilande in Richtung Steuerbord zu.

      Die Curach war leicht und noch waren Malo und Tavish ausgeruht. Dadurch schafften sie es, die gesamte nächste Stunde ihren Vorsprung vor den Verfolgern zu halten. Doch inzwischen klebte Malo, der vor Ceretic saß, das verschwitzte Haar im Gesicht und auch Tavishs Atem ging pfeifend. Ceretic spürte, wie seine Gefährten ermatteten. Endlich passierten sie den engen Sund zwischen den Inseln und ruderten nun gegen den kräftigen Ebbstrom. Dieser hielt ihre Verfolger allerdings genauso auf wie sie.

      „Haltet durch, sie kommen immer näher“, feuerte Ceretic seine Gefährten an. Er warf in regelmäßigen Abständen Blicke nach achtern und konnte bereits erkennen, wie die See unter den feindlichen Rudern schäumte. Zu ihrer Linken lag das graue Watt bereits hoch und trocken über der See.

      „Verdammt“, knurrte Ceretic, weil sich keine rettende Durchfahrt hinter der Insel zeigte. Er musste noch eine ganze Weile den Kurs halten, bevor er endlich in einen Sund an Backbord einbiegen konnte. Hoffentlich kamen sie überhaupt noch hinter der Insel vorbei. Du Esel, schalt er sich in Gedanken selbst. Er hatte nicht damit gerechnet, dass der Ebbstrom sie so lange aufhalten würde. Nun stand das Wasser deutlich tiefer als zu Beginn der Verfolgungsjagd – vielleicht war es nun sogar für seine Curach zu flach. Wie hatte er sich nur mit den Friesen auf eine Wettfahrt in ihrem eigenen Wattenmeer einlassen können? Er griff mit der Linken nach dem kleinen Bronzekreuz, welches er um den Hals trug, und schickte ein Stoßgebet zum Himmel. Doch der Himmel blieb stumm und der Sund vor ihm verschmälerte sich zu einem breiten Priel.

      „Die Friesen werden langsamer“, keuchte Tavish von vorne.

      „Ja, sie wissen, dass wir in der Falle sitzen“, entgegnete Ceretic verbittert. Im Gegensatz zu Malo und Tavish, die auf den Ruderbänken nach achtern blickten, schaute er geradeaus und dort zeigte sich nur noch trockenes Watt. „Gleich setzen wir auf und dann müssen diese friesischen Hunde nur noch warten, bis sie auf dem Trocknen zu uns herüber spazieren können.“

      Erschrocken starrten ihn seine Gefährten an. „Gott stehe uns bei“, rief Tavish erbleichend.

      „Und errette uns aus der Hand dieser Heiden!“, vervollständigte Malo das Gebet.

      Da lief ein leichter Ruck durch das Boot. Sie saßen auf dem Schlick.

      „Der Herr sei uns gnädig“, murmelte Malo und bekreuzigte sich hektisch.

      Ceretic stieg aus und richtete sich auf. Vor ihnen erhob sich auf fünfhundert Schritte trockenes Watt, dahinter glänzte die rettende See in der Sonne. Unerreichbar.

      Wobei, schoss es Ceretic durch den Kopf, unerreichbar für die meisten Boote, aber was war schon unerreichbar für eine Curach?

      „Schnell, raus aus dem Boot. Wir tragen es über die trockene Stelle!“, rief er mit neu erwachtem Mut. Auch die Augen seiner beiden Männer blitzten hoffnungsvoll auf.

      Sofort sprangen sie in den Schlick, in dem sie knöcheltief einsanken. Dann packten sie das Boot und zogen es noch etwa hundert Schritte durch das immer flacher werdende Wasser.

      „So, nun müssen wir sie tragen“, befahl Ceretic. Er packte wieder allein das Heck, aber das geschah ihm ganz recht. Zum einen hatte er heute noch nicht gerudert, zum anderen war er es gewesen, der sich von den Friesen hatte in die Falle treiben lassen. Nun, das wollen wir erst einmal sehen, dachte er. Der Schweiß rann ihm in Strömen von der Stirn und er trat im Watt mit seinen blanken Füßen auf eine scharfkantige Muschel. Aber das alles nahm er kaum wahr.

      „Weiter, weiter!“, keuchte er. Ceretic traute sich nicht, sich nach den Friesen umzuschauen. Inzwischen hatten die drei Britannier die höchste Stelle des Wattes überquert. „Wir schaffen es“, schrie Ceretic außer Atem. Endlich spritzte um Malos Füße wieder Wasser auf. Wunderbar kühl umschloss es einen Augenblick später auch Ceretics Knöchel. Noch ein paar Schritte und sie konnten die Curach wieder zu Wasser lassen. Sie hatten es geschafft! Nun wendete sich Ceretic den Verfolgern zu.

      Die Friesen hatten inzwischen erkannt, was vor ihnen geschah und die Verfolgung der sicher geglaubten Beute zu Fuß aufgenommen. Aber um ihr tiefer gehendes Schiff herum stand das Wasser noch immer mehr als knietief und sie kamen nur langsam voran. Ceretic nahm sich sogar die Zeit, den Feinden den blanken Hintern zu zeigen. Eine Geste, die er den wilden Pikten abgeschaut hatte. Eigentlich nicht seine Art, aber die gerade durchlittene Anstrengung und Anspannung versetzten ihn in eine Art Rauschzustand. Auch seine Gefährten lachten erleichtert, als sie wieder in die Curach stiegen und losruderten. Diesmal half ihnen der Ebbstrom, der sie rasch dem offenen Meer entgegen zog. Als die Friesen schließlich die Kante des trocken gefallenen Watts erreichten, stimmten sie ein wütendes Geheul an. Aber Ceretic und seine Gefährten waren unerreichbar und in Sicherheit.

      „Wir haben den Friesen in ihrem eigenen Wattenmeer eine Nase gedreht“, lachte Malo begeistert.

      Auch Ceretic grinste breit. „Das muss die Nachwelt erfahren. Ich werde ein Lied darüber dichten!“

      Dithmarschen, April 441

      Ordulf

      Ordulf kniff die Augen zusammen und sah voller Sorge in den grauen Himmel. Dann wandte er

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