Die Britannien-Saga. Band 1 und 2: Hengist und Horsa / Brand und Mord. Die komplette Saga in einem Bundle. Sven R. Kantelhardt

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Die Britannien-Saga. Band 1 und 2: Hengist und Horsa / Brand und Mord. Die komplette Saga in einem Bundle - Sven R. Kantelhardt Britannien-Saga

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gefürchteten sächsischen Steven aus dem Meer tauchen zu sehen. Doch nun wartete er im Auftrag des Bischofs genau darauf. Obwohl Vortigerns Plan ihm mehr als wagemutig erschien. Hieß es nicht zu recht: Lupus pilum mutat non mentem – Der Wolf ändert das Haar, nicht den Sinn? Er zog seinen Mantel enger um die Schultern, trotz anbrechenden Frühlings fröstelte ihn.

      „Ich soll auf einen Freund warten, der hoffentlich bald heimkehrt“, antwortete er ausweichend. Auch wenn er Álainn von klein auf kannte, gab es keinen Grund, ihr seinen Auftrag zu verraten. „Albanus will sofort von seiner Ankunft unterrichtet werden. Eigentlich kommt mein Freund aus Ruohim dort drüben.“ Dabei deutete er über den schmalen Wantsum-Fluss, der Ruohim von Regulbium und dem Rest Cantiums schied. „Aber ich denke, ich bekomme auch hier mit, wenn er zurückkommt.“

      „Und wer ist dieser Freund?“, bohrte sie nach.

      „Er heißt Ceretic“, antwortete Tallanus. Damit verriet er wohl noch kein Geheimnis.

      „Wer?“

      „Ein Mann den ich vor … wie lang ist das her?“ Er legte kurz die Stirn in Falten. „Ja, ich glaube vor fünf Jahren habe ich ihn in Durovernum am Hof kennengelernt. Er ist Waise, wie ich, und außerdem kommt er ganz aus der Nähe, eben von Ruohim dort drüben. Das hat uns einander näher gebracht.“ Tallanus musste schmunzeln. „Das und noch eine kleine Begebenheit.“

      „Was denn?“, wollte Álainn wissen.

      „Ceretic, der sich einiges auf seine Dichtkunst einbildet, hatte ein paar ganz gute Spottverse gedichtet. Über seine catuvellaunischen Kameraden. Sie waren so gut, dass sich die Männer, die ihm, dem Emporkömmling aus der Provinz, ohnehin die gute Aufnahme am Hof neideten, zusammen rotteten, um ihm eine gehörige Abreibung zu verpassen.“

      „Und was hast du gemacht?“

      „Ich habe mich vor den Kerlen aufgebaut. Du musst wissen, dass es mindestens fünf waren, sehr groß und breit.“ Zur Verdeutlichung winkelte er die Oberarme seitlich ab und blies sich auf.

      Álainn musste lachen. „Du hast dich mit einer ganzen Handvoll Krieger angelegt?“, fragte sie ungläubig.

      „Ja, ich“, behauptete Tallanus eifrig, musste dann aber ebenfalls lachen. „Damals war ich noch Subdiakon und sehr stolz auf meine neue Stellung beim Bischof. Jedenfalls habe ich sie angebrüllt: ‚Ich komme auch aus diesem Winkel Cantiums und ich kann euch versichern, dass man dort des Herrn Gebote mit größerer Ernsthaftigkeit beachtet als hier!‘“

      „Und?“, fragte Álainn gespannt. „Was haben sie mit dir gemacht?“

      „‚Krieger des Hochkönigs sollten sich nicht wie Wirtshausschläger aufführen. Seid euch gewiss, dass Bischof Albanus davon erfahren wird‘, habe ich ihnen noch entgegengeschleudert. Und ob du es glaubst oder nicht, die Kerle haben den Schwanz eingekniffen und sind vor mir“, dabei reckte sich der kleine Mann zur vollen Größe auf, was Álainn wieder zum Lachen brachte, „jawohl, vor mir geflohen. Ceretic kam ungeschoren davon und seit damals sind wir Freunde“, schloss er seine Heldengeschichte.

      Plötzlich erstarrten die eben noch lachenden Züge seiner hübschen Begleiterin. „Sieh nur dort!“, rief Álainn und zeigte hinter ihn. „Oh Gott, nein!“ Ihr zitternder Zeigefinger wies hinaus auf die See.

      Beufleet, April 441

      Ceretic

„Vor vielen Winternzog über salzige Hügel
Hnæf der Dänen König,hochherziger Krieger,
zu Finn, seinem Schwager,seiner Schwester Hildeburhs Mann.
Mit ihm zogen tapfre Recken,die Krieger aus Sachsen,
für rote Ringeund güldenes Kleinod.
Die tapfersten Krieger,sie kamen aus Sachsen.“

      Hier unterbrach lautes Grölen der Anwesenden den Vortrag.

„Hengist, der Edle,Hadulohas streitbarer Held,
mit ihm fuhren die Männerhin zu Finns Burg.
Der Friesen König,der finstere Finn,
verriet Hnæf, seinen Schwager,und seiner Krieger Schar.
Im silbernen Mondlicht,nach Singen und Trunk,
gewappnet zur Gräueltat,Frieslands Getreue er rief.
Doch Hnæfs Mannenbemerkten den Anschlag.
Hengist der Heldhütete die Halle.
Sie hielten fünf Tagegegen Feinde den Ort.
Der grimme Torwächtererschlug jeden Gegner.
Als die Friesen sahenden bitteren Streiter
drangen sie in die Hallevon hinten durchs Dach.
Hnæf ward erschlagenund der Helden gar viele,
da ließ Finn ab vom Tötenund sprach freundlich mit Hengist.
Die Sachsen zu bleibenin seinem Saale er lud,
bis die Stürme sich legtenund die Schwalbe erschien.
Dann richteten die Sachsendie Steven zur Heimkehr.
Die Nacht vor der SeefahrtFinn zum Gelage sie bat
doch Hengist sann finsterüber die Schmach, die ihm Finn tat,
als er erschlug König Hnæf,des Hadulohers Herr.
Voll Rache im Herzenerhob sich der Krieger
und erschlug in der Halle,die Hnæfs Blut getrunken,
König Finn und seine Getreuenin unbändigem Grimm!“

      Das Gedicht hatte ihn hergeführt. Der Gesang des Scop war zwar langsam und unbeholfen, aber die Worte hatten eine Saite in Ceretic zum Schwingen gebracht und ein Gedanke hatte sich in ihm festgesetzt: Dieser Hengist schien ihm der richtige Mann für König Vortigerns Plan. Ein Haudegen, der für eine Handvoll Silber bereit war, einem fremden König zu dienen.

      So war es ihm zumindest damals vorgekommen. Missmutig stocherte er mit einem Stecken in der letzten Glut des Feuers, während über ihm ein unangenehm kalter Westwind einen Schauer gegen das Reeddach trieb. Wie sollte aus so einem schlechten Gedicht auch etwas Gutes werden? Drei Tage saß er nun in Beufleet, der Heimat dieses berühmten Hengist. Nach der Fürsprache des Jungen, der sie von Wagos Hof in Feddersen hierher geführt hatte, waren sie von Hengists jüngerem Bruder Horsa freundlich aufgenommen worden. Dessen Frau Erkenhilde kümmerte sich persönlich um das Wohlergehen der britannischen Gäste. Der Held selbst war allerdings nicht zu Hause. Dabei brannte Ceretic darauf zu erfahren, ob sich seine Hoffnungen erfüllten.

      Ungeduldig schaute er sich um. Malo und Tavish waren nirgends zu sehen. Vermutlich halfen sie ihren sächsischen Gastgebern bei irgendwelchen landwirtschaftlichen Arbeiten. Immerhin lernten sie so etwas von der Sprache der Barbaren. Ceretic selbst verstand inzwischen fast jedes Wort. Einmal mehr erinnerte er sich voll Dankbarkeit an den väterlichen Freund Wulf, der ihn neben der sächsischen Sprache auch gelehrt hatte, sein Schwert wie ein römischer Legionär zu führen. Das machte es Ceretic einfach, nach Wulfs Tod Aufnahme in Vortigerns Diensten zu finden, denn der Hochkönig versuchte seine catuvellaunischen Krieger nach Art der römischen Legionen zu drillen.

      „Herr Ceretic“, riss ihn eine Stimme aus seinen Gedanken. Es klang eher wie eine Feststellung denn wie eine Frage. Ceretic fuhr erstaunt herum. Was er sah, verschlug ihm die Sprache.

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