Gesammelte Erzählungen und Gedichte. Joachim Ringelnatz

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Gesammelte Erzählungen und Gedichte - Joachim Ringelnatz страница 21

Gesammelte Erzählungen und Gedichte - Joachim  Ringelnatz

Скачать книгу

versorgt,

      Daß ihr uns Geist und Würde und schöne Gestalt nur borgt.

      Eure Schöpfung ist Plunder,

      Das Werk sodomitischer Nachtung.

      Ich blicke mit tiefster Verachtung

      Auf euch hinunter.

      Und redet mir nicht länger von Gnade und Milde!

      Hier sitze ich; forme Menschen nach meinem Bilde.

      Wehe euch, Göttern, wenn ihr uns drüben erweckt!

      Beine streckt!

      Morgensonne

      Ich bin so knallvergnügt erwacht.

      Ich klatsche meine Hüften.

      Das Wasser lockt. Die Seife lacht.

      Es dürstet mich nach Lüften.

      Ein schmuckes Laken macht einen Knicks

      Und gratuliert mir zum Baden.

      Zwei schwarze Schuhe in blankem Wichs

      Betiteln mich „Euer Gnaden”.

      Aus meiner tiefsten Seele zieht

      Mit Nasenflügelbeben

      Ein ungeheurer Appetit

      Nach Frühstück und nach Leben.

      Fußball (nebst Abart und Ausartung)

      Der Fußballwahn ist eine Krank-

      Heit, aber selten, Gott sei Dank.

      Ich kenne wen, der litt akut

      An Fußballwahn und Fußballwut.

      Sowie er einen Gegenstand

      In Kugelform und ähnlich fand,

      So trat er zu und stieß mit Kraft

      Ihn in die bunte Nachbarschaft.

      Ob es ein Schwalbennest, ein Tiegel,

      Ein Käse, Globus oder Igel,

      Ein Krug, ein Schmuckwerk am Altar,

      Ein Kegelball, ein Kissen war,

      Und wem der Gegenstand gehörte,

      Das war etwas, was ihn nicht störte.

      Bald trieb er eine Schweineblase,

      Bald steife Hüte durch die Straße.

      Dann wieder mit geübtem Schwung

      Stieß er den Fuß in Pferdedung.

      Mit Schwamm und Seife trieb er Sport.

      Die Lampenkuppel brach sofort.

      Das Nachtgeschirr flog zielbewußt

      Der Tante Berta an die Brust.

      Kein Abwehrmittel wollte nützen,

      Nicht Stacheldraht in Stiefelspitzen,

      Noch Puffer außen angebracht.

      Er siegte immer, 0 zu 8.

      Und übte weiter frisch, fromm, frei

      Mit Totenkopf und Straußenei.

      Erschreckt durch seine wilden Stöße,

      Gab man ihm nie Kartoffelklöße.

      Selbst vor dem Podex und den Brüsten

      Der Frau ergriff ihn ein Gelüsten,

      Was er jedoch als Mann von Stand

      Aus Höflichkeit meist überwand.

      Dagegen gab ein Schwartenmagen

      Dem Fleischer Anlaß zum Verklagen.

      Was beim Gemüsemarkt geschah,

      Kommt einer Schlacht bei Leipzig nah.

      Da schwirrten Äpfel, Apfelsinen

      Durch Publikum wie wilde Bienen.

      Da sah man Blutorangen, Zwetschen

      An blassen Wangen sich zerquetschen.

      Das Eigelb überzog die Leiber,

      Ein Fischkorb platzte zwischen Weiber.

      Kartoffeln spritzten und Zitronen.

      Man duckte sich vor den Melonen.

      Dem Krautkopf folgten Kürbisschüsse.

      Dann donnerten die Kokosnüsse.

      Genug! Als alles dies getan,

      Griff unser Held zum Größenwahn.

      Schon schäkernd mit der U-Bootsmine

      Besann er sich auf die Lawine.

      Doch als pompöser Fußballstößer

      Fand er die Erde noch viel größer.

      Er rang mit mancherlei Problemen.

      Zunächst: Wie soll man Anlauf nehmen?

      Dann schiffte er von dem Balkon

      Sich ein in einem Luftballon.

      Und blieb von da an in der Luft.

      Verschollen. Hat sich selbst verpufft. –

      Ich warne euch, ihr Brüder Jahns,

      Vor dem Gebrauch des Fußballwahns!

      Übergewicht

      Es stand nach einem Schiffsuntergange

      Eine Briefwaage auf dem Meeresgrund.

      Ein Walfisch betrachtete sie bange,

      Beroch sie dann lange,

      Hielt sie für ungesund,

      Ließ alle Achtung und Luft aus

Скачать книгу