Von Geistern, Zombies und Unsterblichen. Эдгар Аллан По

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Von Geistern, Zombies und Unsterblichen - Эдгар Аллан По

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hatte auch einmal literarischen Ehrgeiz, aber ich habe ihn seit langem aufgegeben. Und nun, lieber junger Freund – wenn Sie mir erlauben wollen, Sie so zu nennen –, darf ich fragen, ob Sie wirklich alles im Ernst meinten, was Sie beim Frühstück zu uns sprachen?«

      »Ich weiß gar nicht mehr, was ich sagte«, lächelte Lord Henry. »War es alles sehr böse?«

      »Sehr böse, allerdings! Ich halte Sie für überaus gefährlich, und wenn unsrer guten Herzogin etwas zustößt, werden wir alle Sie in erster Linie dafür verantwortlich machen. Aber ich unterhielte mich gern mit Ihnen über das Leben. Die Generation, in die ich hineingeboren bin, war sehr trist. Kommen Sie einmal, wenn Sie genug von London haben, zu mir nach Treadley, und erklären Sie mir Ihre Philosophie der Lust bei einem vorzüglichen Burgunder, den zu besitzen ich mich freue.«

      »Das wird mir großes Vergnügen machen. Ein Besuch in Treadley ist ein großer Vorzug. Es hat einen vollendeten Wirt und eine vollendete Bibliothek.«

      »Die mit Ihnen komplett sein wird«, antwortete der alte Herr mit artiger Verbeugung.

      »Und jetzt muss ich mich von Ihrer trefflichen Tante verabschieden. Ich muss in den Athenäum-Klub gehn. Es ist die Stunde, wo wir da schlafen.«

      »Sie alle, Herr Erskine?«

      »Vierzig, in vierzig Lehnstühlen. Wir üben uns für eine Académie Anglaise.«

      Lord Henry lachte und stand auf. »Ich gehe in den Park«, rief er.

      Als er hinaustrat, berührte ihn Dorian Gray am Arm. »Ich möchte mit Ihnen gehn«, sagte er leise.

      »Aber ich dachte, Sie hätten Basil Hallward versprochen, zu ihm zu kommen«, erwiderte Lord Henry.

      »Ich möchte lieber mit Ihnen gehn; ja, ich fühle, ich muss mit Ihnen gehn. Erlauben Sie es mir? Und versprechen Sie mir, die ganze Zeit zu mir zu sprechen? Niemand spricht so wundervoll wie Sie.«

      »Ach! Ich habe für heute gerade genug geredet«, sagte Lord Henry lächelnd. »Alles, was ich jetzt wünsche, ist, das Leben zu beschauen. Wenn Sie wollen, so kommen Sie mit und beschauen Sie es mit mir.«

      Viertes Kapitel

      Eines Nachmittags, einen Monat später, saß Dorian Gray zurückgelehnt in einem üppigen Lehnstuhl in dem kleinen Bibliothekzimmer im Hause Lord Henrys in Mayfair. Es war in seiner Art ein entzückendes Zimmer mit seiner hohen, getäfelten Wandverkleidung aus olivenfarbenem Eichenholz, mit seiner mattgelben Decke und dem Fries mit Stuckverzierungen und dem ziegelmehlfarbenen Filzteppich, auf dem seidene, langbefranste persische Decken herumlagen. Auf einem zierlichen Tischchen aus Satinholz stand eine Statuette von Clodion, und daneben lag ein Exemplar der ›Cent Nouvelles‹ das Clovis Eve für Margarete von Vabis gebunden hatte und in das vergoldete Gänseblümchen geprägt waren, die diese Königin als ihr Wahrzeichen erwählt hatte. Ein paar große blaue Porzellankrüge und Papageientulpen standen auf dem Kaminsims, und durch die kleinen, mit Blei eingefassten Scheiben der Fenster floss das aprikosenfarbene Licht eines Londoner Sommertags.

      Lord Henry war noch nicht gekommen. Er verspätete sich immer aus Prinzip, da es sein Prinzip war, dass Pünktlichkeit einem die Zeit stiehlt. So sah der junge Mann recht verdrießlich drein, wie er lässig eine reich illustrierte Ausgabe der Manon Lescaut durchblätterte, die er in einem der Bücherschränke gefunden hatte. Das regelmäßige, eintönige Ticken der Louis-Quatorze-Uhr quälte ihn. Ein- oder zweimal dachte er daran fortzugehn. Endlich hörte er einen Schritt draußen, und die Tür öffnete sich. »Wie spät du kommst, Harry!«, sagte er mit leisem Vorwurf.

      »Ich fürchte, es ist nicht Harry, Herr Gray«, antwortete eine scharfe Stimme.

      Er blickte sich schnell um und sprang auf die Füße.

      »Ich bitte um Entschuldigung. Ich dachte …«

      »Sie dachten, es sei mein Mann. Es ist nur seine Frau. Sie müssen gestatten, dass ich mich selbst vorstelle. Ich kenne Sie ganz gut von Ihren Fotografien her. Ich glaube, mein Mann hat siebzehn.«

      »Doch nicht siebzehn, Lady Henry.«

      »Nun denn also achtzehn. Und ich sah Sie gestern Abend mit ihm in der Oper.« Sie lachte nervös, während sie sprach, und beobachtete ihn mit ihren verschwommenen Vergissmeinnichtaugen. Sie war eine absonderliche Frau, die fast immer in jemanden verliebt war und die, da ihr Gefühl nie erwidert wurde, sich alle ihre Illusionen bewahrt hatte. Sie versuchte, malerisch auszusehn. Es gelang ihr aber nur, unordentlich gekleidet zu sein. Sie hieß Viktoria und hatte eine krankhafte Neigung, in die Kirche zu gehen.

      »Das war im ›Lohengrin‹, Lady Henry, nicht wahr?«

      »Ja, es war im herrlichen ›Lohengrin‹. Ich liebe Wagners Musik mehr als irgendeine andre. Sie ist so laut, dass man sich die ganze Zeit unterhalten kann, ohne dass andre Menschen hören, was man sagt. Das ist ein großer Vorteil; meinen Sie nicht auch, Herr Gray?«

      Dasselbe nervöse, kurz abgebrochene Lachen kam von ihren dünnen Lippen, und ihre Finger fingen an, mit einem langen Schildpattpapiermesser zu spielen.

      Dorian lächelte und schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, ich meine es nicht, Lady Henry. Ich spreche nie während der Musik – wenigstens nicht während guter Musik. Wenn man schlechte Musik hört, hat man die Pflicht, sie im Gespräch zu ertränken.«

      »Oh! Das ist einer von Harrys Sätzen, nicht wahr, Herr Gray? Ich höre Harrys Sätze immer aus dem Munde seiner Freunde. Es ist die einzige Art, auf die ich sie erfahre. Aber Sie dürfen nicht denken, dass ich gute Musik nicht liebe. Ich verehre sie, aber ich habe Angst davor. Sie macht mich zu romantisch. Ich habe Pianisten geradezu angebetet – manchmal zwei zu gleicher Zeit, behauptet Harry. Ich weiß nicht, was das mit ihnen ist. Vielleicht kommt es daher, dass sie Ausländer sind. Sie sind es alle, nicht wahr? Selbst die, die in England geboren sind, werden nach einiger Zeit Ausländer, nicht wahr? Das ist so klug von ihnen und für die Kunst so schmeichelhaft. Das macht sie kosmopolitisch, nicht wahr? Sie sind nie bei einer meiner Gesellschaften gewesen, nicht wahr, Herr Gray? Sie müssen kommen. Orchideen kann ich mir nicht leisten, aber für Ausländer ist mir nichts zu teuer. Sie machen ein Haus so malerisch. Aber hier ist Harry! – Harry, ich kam, um nach dir zu sehn, ich wollte dich etwas fragen – ich weiß nicht mehr was –, und ich fand Herrn Gray hier. Wir haben so reizend über Musik geplaudert. Wir denken ganz gleich darüber. Nein, ich glaube, wir denken ganz verschieden darüber. Aber er ist sehr charmant gewesen. Ich freue mich so sehr, dass ich ihn gesehn habe.«

      »Das ist recht, meine Liebe, ganz recht«, sagte Lord Henry, zog seine dunklen, sichelförmigen Brauen hoch und blickte die beiden mit vergnügtem Lächeln an. »Es tut mir so leid, dass ich mich verspätet habe, Dorian. Ich sah mich in der Wardour Street nach einem Stück alten Brokat um und musste stundenlang darum handeln. Heutzutage kennen die Menschen den Preis von allen Dingen und den Wert von keinem.«

      »Ich fürchte, ich muss gehn«, rief Lady Henry und brach ein unangenehmes Schweigen mit ihrem albernen unmotivierten Lachen. »Ich habe versprochen, mit der Herzogin auszufahren. Adieu, Herr Gray! Adieu, Harry! Du isst nicht zu Hause, nicht wahr? Ich auch nicht. Vielleicht sehe ich dich bei Lady Thornbury.«

      »Sehr wahrscheinlich, meine Liebe«, sagte Lord Henry und schloss die Tür hinter ihr, als sie, anzusehn wie ein Paradiesvogel, der die ganze Nacht im Regen gewesen, wie auf der Flucht das Zimmer verlassen hatte. Sie hinterließ einen leichten Duft von Jasminparfüm. Lord Harry steckte eine Zigarette an und machte sich’s auf dem Sofa bequem.

      »Heirate

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