Von Geistern, Zombies und Unsterblichen. Эдгар Аллан По

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Von Geistern, Zombies und Unsterblichen - Эдгар Аллан По

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heute morgen noch sehr lebhaft protestiert, Lord Henry.«

      »Ah, heute morgen! Sie haben seitdem einiges erlebt.«

      Es klopfte an die Tür; der Diener trat ein und servierte auf einem japanischen Tischchen den Tee. Die Tassen klapperten, und ein georgischer Samowar summte. Zwei gewölbte Schüsseln wurden von einem jungen Diener hereingebracht. Dorian Gray goss den Tee ein. Die beiden Männer gingen langsam zum Tisch und sahen nach, was unter den Deckeln war.

      »Wir wollen heute Abend ins Theater gehn«, sagte Lord Henry. »Es ist sicher irgendwo etwas los. Ich habe versprochen, im White’s Club zum Essen zu sein, aber es ist nur ein alter Freund, der auf mich wartet; so kann ich ihm ein Telegramm schicken, ich sei krank, oder ich sei infolge einer späteren Verabredung am Kommen gehindert. Ich glaube, das wäre eine recht hübsche Entschuldigung: sie hätte ganz das Überraschende der Aufrichtigkeit.«

      »Es ist so lästig, sich umzuziehen«, brummte Hallward. »Und wenn man den Gesellschaftsanzug anhat, dann ist er so grässlich.«

      »Ja«, antwortete Lord Henry träumerisch, »die Tracht unsres Jahrhunderts ist abscheulich. Sie ist so düster, so drückend. Die Sünde ist das einzige wirkliche Farbenelement, das dem Leben unsrer Zeit geblieben ist.«

      »Du solltest wirklich vor Dorian solche Dinge nicht sagen, Harry.«

      »Vor welchem Dorian? Dem einen, der uns den Tee eingießt, oder dem andern auf dem Bilde?«

      »Vor keinem.«

      »Ich ginge gern mit Ihnen ins Theater, Lord Henry«, sagte der junge Mann.

      »Dann kommen Sie; und du auch, Basil, nicht wahr?«

      »Ich kann wirklich nicht. Lieber nicht; ich habe eine Menge zu tun.«

      »Schön. Dann werden wir zwei also allein gehn, Herr Gray.«

      »Das wird mir großes Vergnügen machen.«

      Der Maler biss sich auf die Lippen und schritt mit der Tasse in der Hand auf das Bild zu. »Ich werde beim wirklichen Dorian bleiben«, sagte er traurig.

      »Ist es der wirkliche Dorian?«, fragte das Original des Bildes und ging langsam zu ihm. »Sehe ich wirklich so aus?«

      »Ja, du siehst genau so aus.«

      »Wie wundervoll, Basil!«

      »Wenigstens ist deine Erscheinung genau so. Aber es wird sich nie verändern«, seufzte Hallward. »Das will etwas heißen!«

      »Was die Menschen von der Beständigkeit und Treue für einen Lärm machen!«, rief Lord Henry aus. »Und doch ist die Treue selbst in der Liebe lediglich eine Frage der Physiologie. Sie hat nichts mit unserm eigenen Willen zu tun. Junge Männer möchten treu sein und sind es nicht; alte Männer möchten treulos sein und können es nicht: weiter lässt sich nichts sagen.«

      »Geh heute Abend nicht ins Theater, Dorian«, sagte Hallward. »Bleib hier und iss mit mir.«

      »Ich kann nicht, Basil.«

      »Warum?«

      »Weil ich Lord Henry Wotton versprochen habe, ihn zu begleiten.«

      »Er hat dich darum nicht lieber, dass du deine Versprechen hältst. Er bricht seine immer. Ich bitte dich, nicht zu gehen.«

      Dorian Gray lachte und schüttelte den Kopf. »Ich beschwöre dich!«

      Der Jüngling zögerte und blickte zu Lord Henry hinüber, der sie vom Teetisch aus mit belustigtem Lächeln beobachtete.

      »Ich muss gehen, Basil«, antwortete er.

      »Schön«, sagte Hallward und stellte seine Tasse auf das Tablett. »Es ist ziemlich spät, und da ihr euch noch umzuziehen habt, ist es besser, keine Zeit zu verlieren. Adieu, Harry! Adieu, Dorian! Komm bald zu mir. Komm morgen.«

      »Gewiss.«

      »Du vergisst es nicht?«

      »Nein, natürlich nicht«, rief Dorian.

      »Und – Harry!«

      »Ja, Basil?«

      »Vergiss nicht, worum ich dich bat, als wir heute morgen im Garten waren!«

      »Ich habe es vergessen.«

      »Ich verlasse mich auf dich!«

      »Ich wollte, ich könnte mich auf mich selbst verlassen«, sagte Lord Henry lachend. »Kommen Sie, Herr Gray, mein Wagen steht unten, und ich kann sie nach Hause fahren. Adieu, Basil! Es war ein sehr interessanter Nachmittag.«

      Als die Tür sich hinter ihnen schloss, warf sich der Maler auf ein Sofa, und ein schmerzlicher Ausdruck kam in seine Züge.

      Drittes Kapitel

      Um halb ein Uhr am nächsten Tag schlenderte Lord Henry Wotton von Curzon Street nach The Albany hinüber, um seinen Onkel Lord Fermor, einen lustigen, aber etwas rauen alten Junggesellen, zu besuchen, den die Außenwelt selbstsüchtig nannte, weil sie keinen besonderen Nutzen von ihm zog, der aber von der Gesellschaft freigebig genannt wurde, weil er den Menschen, die ihn amüsierten, gut zu essen gab. Sein Vater war britischer Botschafter in Madrid gewesen, als Isabella jung war und man an Prim noch nicht dachte, hatte sich aber in einem Augenblick ärgerlicher Laune aus dem diplomatischen Dienst zurückgezogen, weil man ihm nicht die Botschaft in Paris angeboten hatte, einen Posten, auf den er seiner Meinung nach auf Grund seiner Geburt, seiner Trägheit, des guten Englisch seiner Depeschen und seiner zügellosen Vergnügungslust Anspruch hatte. Der Sohn, der der Sekretär seines Vaters gewesen war, war zugleich mit seinem Chef zurückgetreten, was man damals ziemlich närrisch fand, und als der Titel einige Monate später auf ihn überging, hatte er sich dem ernsthaften Studium der großen aristokratischen Kunst gewidmet, absolut nichts zu tun. Er hatte zwei große Stadthäuser, zog es aber vor, in einer Junggesellenwohnung zu leben, da es bequemer war, und nahm meistens seine Mahlzeiten im Klub ein. Er widmete der Verwaltung seiner Bergwerke in den Midlandgrafschaften einige Aufmerksamkeit und entschuldigte diesen Schandfleck industrieller Betätigung gewöhnlich damit, dass er sagte, der Besitz von Kohle habe den einen Vorteil, einen Gentleman instand zu setzen, sich den Luxus zu leisten, auf seinem eigenen Herde Holz zu brennen. In der Politik war er Tory, ausgenommen wenn die Tories am Ruder waren, denn während dieser Zeit schimpfte er auf sie und nannte sie geradeheraus ein Pack von Radikalen. Er war ein Held seinem Bedienten gegenüber, der ihn terrorisierte, und ein Schrecken für die meisten seiner Verwandten, die er seinerseits terrorisierte. Nur England hatte ihn hervorbringen können, und er pflegte immer zu sagen, England komme auf den Hund. Seine Prinzipien waren altmodisch, aber seine Vorurteile waren nicht übel.

      Als Lord Henry eintrat, saß sein Onkel in einer gewöhnlichen Jagdjoppe da, rauchte seine Manila und las brummend in den Times. »Na, Harry«, sagte der alte Herr »was bringt dich so früh heraus? Ich dachte, ihr Stutzer steht nie vor zwei Uhr auf und seid nicht vor fünf Uhr sichtbar.«

      »Reiner Familiensinn, ich versichere dich, Onkel George. Ich möchte etwas aus dir herausbringen.«

      »Vermutlich Geld«, sagte Lord Fermor und verzog das Gesicht. »Nun, so setz dich und erzähle mir alles. Die jungen Leute von heutzutage

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