Tanzen ist Teamleading im Kleinen. Torsten Schröder
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Individuelle Ziele vs. Team-Ziele
Ziele sind eine Schlüsselkomponente jeder Unternehmung, besonders wenn es sich um Organisationen wie Teams handelt. Die meisten Teams, ob es sich nun um Sport-, Arbeits-, Spendensammel- oder andere handelt, werden ab einem bestimmten Zeitpunkt über die Ziele des Teams sprechen, wenn sie sich auf die „Reise“ begeben.
Einzel- und Mannschaftsziele koexistieren
Die erste Frage, wenn man über die Vorstellungen von Zielen und Zielsetzungen nachdenkt, lautet: „Sollten Teammitglieder individuelle Ziele oder Teamziele entwickeln? Die Antwort lautet: „Ja“. Sie sollten beide Arten von Zielen entwickeln. Tatsächlich ist es eine gute Sache, individuellen Ziele aufzubauen. Diese erzeugen Antrieb, Hingabe und Leidenschaft für die Arbeit, um sein jeweils
Bestes zu geben. Wir wollen zwar dieselbe Art von Hingabe für die Ziele des Teams, aber die Menschen sind nun einmal „menschlich“ und sie werden sich im Allgemeinen mehr den Dingen widmen, die ihnen individuell zugutekommen. Anstatt dagegen anzukämpfen, müssen Führungskräfte und Coaches genau das akzeptieren.
Der Einzelne sollte in der Lage sein, in einem Team zu existieren, zu funktionieren und zu gedeihen, ohne aufzugeben, wer er als Individuum ist. Nur daraus entwickelt sich irgendwann „Teamfähigkeit“.
Am Beispiel des Tanzsports ist es ganz einfach darstellbar: Eine Frau hat Lust zu tanzen. Ein ihr bisher unbekannter Mann auch. Beide wissen, dass zum Paartanz zwei Personen gehören. Mit jeweils eigenen Ansichten, Zielen und Werten finden sie zueinander. Ganz grundlegend wissen beide: „Möchte ich tanzen, brauche ich einen Partner.“ Somit ist der Teamwille bei beiden gegeben.
Passen nun auch die Werte und Zielvorstellungen beider zueinander, können sie einander durch Fähigkeiten, Kommunikation usw. ergänzen, voneinander profitieren und somit „Teamfähigkeit“ erreichen. Daher sprechen wir erst dann davon, dass eine Person teamfähig ist, wenn sie durch das Team zu etwas befähigt wird und zugleich das Team im Vorankommen befähigt.
Wieso Ziele immer ein „Was“ sind und ein „Warum“ benötigen
„Hat man sein WARUM des Lebens, so verträgt man sich fast mit jedem WIE.“
Friedrich Nietzsche: „Götzen-Dämmerung:
Sprüche und Pfeile“, § 12., 1888
Ein Ziel betrifft entweder einen Prozess oder einen Zustand. Menschen, die sich für einen Tanzkurs anmelden, sind beispielhaft dafür. Vor einer Hochzeit buchen Paare bei Tanzlehrern Einzelstunden oder besuchen mit anderen Heiratswilligen einen entsprechenden Kurs. Das erklärte Ziel: Den Hochzeitswalzer möglichst fehlerfrei aufs Parkett legen können.
Oder nehmen wir Schüler, die sich im Alter von 15 Jahren zum Tanzkurs anmelden. Das Ziel ist einfach: „Irgendwie tanzen können.“ Doch nicht selten verändert sich dieses, sobald sie bemerken, dass das wöchentliche Zusammenkommen mit Gleichaltrigen auch neue Chancen eröffnet. Man lernt andere Schüler*innen kennen, kann sich ausprobieren, Spaß haben und ein wenig flirten. Recht plötzlich evolviert das Statusziel zum Prozessziel: Es geht auf einmal um das Vergnügen, das mit dem
Tanzen einhergeht.
Wandeln sich Zielstellungen vom Status zum Prozess, werden Werte sichtbar, die die Arbeit an der Zielerreichung vereinfachen. Das sind beispielsweise Aspekte wie Freude, Spaß, Freundschaft oder Anerkennung. Auch Interesse ist ein angenehmer Grundbaustein, eine Sache zu beginnen bzw. umzusetzen. Teamarbeit, so haben wir bereits festgehalten, ist immer an Ziele geknüpft. Vermutlich finden Sie in einiger Literatur Angaben darüber, dass Coaches empfehlen, Teamziele über Individualziele zu stellen. Ich halte das für falsch - sogar für fatal. Nur durch persönlichen Antrieb können Menschen in einer Gruppe bestehen, sich auf diese einlassen und nachhaltig motivierend wirken sowie motiviert werden. Entwickelt sich ein „Was“ auf einem „Warum“, ist von vornherein ein Teamwille möglich. Erschließt sich das „Warum“ während der Arbeit am „Was“, führt dies zu nachhaltiger Motivation. … Schlussendlich ist beides untrennbar miteinander verknüpft.
Für jede Arbeitsgruppe, ganz gleich in welchem Bereich, gilt: Es bedarf eines Gruppenziels und individuell feststellbarer Einzelziele. Fehlt jemandem die Motivation, wird er im Team scheitern… allerdings nicht, weil er nicht in der Lage wäre, darin aktiv zu sein. Er kann das Team schlichtweg nicht im Vorankommen unterstützen, da ihm selbst die Muße fehlt, sich überhaupt zu bewegen.
1.2 Teams und Werte
In vielen Unternehmenscoachings hört man vier Begriffe: Werte, Ziele, Mission und Vision. Daran sollen die kulturellen Leitlinien eines Teams bzw. eines Unternehmens definiert werden. Nicht selten finden hierzu Workshops statt, in denen lustige Arbeitsblätter ausgefüllt und Motivationsreden geschwungen werden. Allerdings hilft das nur selten. Wesentlich wichtiger ist das Verständnis, dass Individualziele und Teamziele zueinander passen müssen.
„Da Zielstellungen zu einem gewissen Teil immer(!) auch auf Werten beruhen, können wir zwar über diese sprechen, doch das führt am Ende nur zu einer ausufernden Diskussion ohne Ergebnis. Sehr gern möchte ich das am Beispiel eines Hochzeitstanzpaares erläutern:
Klaas und Nancy buchten mich als persönlichen Tanztrainer. Sie ist adrett, höflich, lustig und dennoch zurückhaltend. Klaas ist stark extrovertiert, laut, sehr humorvoll und herzlich. Ein Paar, das man gern haben muss. Sie möchten einige Schritte und Figuren lernen, da sie nicht nur den Tanz auf der Hochzeit eröffnen, sondern auch eine kleine Showeinlage integrieren möchten. Alles kein Problem… theoretisch.
Nancys Ziel besteht darin, sich an ihrem „großen Tag“ wie eine Prinzessin fühlen zu dürfen. Das möchte sie auch in vollen Zügen ausleben und genießen. Klaas will für seine tänzerische Leistung gefeiert werden. Für ihn zählt die Außenwirkung. Wir haben damit zwei scheinbar unterschiedliche Zielstellungen, denn für sie zählt das Gefühl, für ihn der äußere Eindruck.
Beide Ziele basieren auf unterschiedlichen Werten. Allerdings müssen wir diese nur untergeordnet betrachten. Es geht vielmehr darum, zu überlegen, wie am Ende beide erreichen, was sie sich vornehmen, da hierdurch das gemeinsame Vorhaben, ein schöner Hochzeitstanz, umgesetzt werden kann.“
Werte und die Motivation im Team
Übertragen wir das Beispiel des Hochzeits(tanz)paares auf eine Situation im Geschäftsalltag. Nehmen wir an, Sie führen eine Gruppe von Menschen, die gemeinsam Umsatz erwirtschaften sollen. Das Teamziel ist damit definiert: „Umsatz generieren!“. Jetzt ist die Frage, ob jede*r einzelne ein Individualziel vorweisen kann, dass dem Teamziel dient und genau das ist häufig die Krux am gesamten Teamspiel.
Sobald ein Mitglied Ihrer Arbeitsgruppe keinen Antrieb hat, sich am Vorankommen der Gruppe zu beteiligen, schlicht, weil es ihm*r egal ist, kann er*sie weder das Team befähigen noch sich selbst. Bei Vertriebsmitarbeiter*innen können beispielsweise der Drang, den eigenen Job möglichst gut zu erledigen, der Wunsch nach Anerkennung, Narzissmus oder schlicht Spaß am Umgang mit dem Produkt und den Kund*innen zu ungeahnter Motivation führen.
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Weshalb Teams scheitern