Hätschelkind. Wimmer Wilkenloh

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Hätschelkind - Wimmer Wilkenloh

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sei er jäh in Trance gefallen. Sein schlichter Rollkragenpullover und die Bügelfaltenhose im gleichen dunkelgrau sehen ziemlich teuer aus. Swensen merkt, dass er das Alter des Fotografen schlecht einschätzen kann. Irgendwo zwischen Mitte dreißig und Mitte vierzig.

      Genauso unerwartet, wie die Stille eingetreten war, kommt mit einem Mal wieder Leben in die Szenerie.

      »Fucking Bullshit! My inspiration is past!«, schimpft Sylvester von Wiggenheim los, zieht eine Filmschachtel aus der Hosentasche und wirft sie quer durch den Raum. Das Team um ihn herum weicht aufgeschreckt zurück.

      »Stop, we stop now! Intermission!!«

      Während Swensen und Hassanzadeh entschlossen auf ihn zugehen, fragt Swensen sich, wer sich nun eigentlich mehr in Szene setzt, Modell oder Fotograf.

      »Who are you?”

      »Sorry, Mr. von Wiggenheim! My name is Jan Swensen, criminalpolice husum and this is Murat Hassanzadeh from hamburg!«

      Sylvester von Wiggenheim starrt die beiden Männer so entgeistert an, als hätte Luzifer sich mit einem Betriebsausflug in seine Räume verirrt.

      »Kriminalpolizei?«

      »Oh, Sie sprechen auch Deutsch?«, lächelt Swensen.

      »Was soll das? Natürlich spreche ich Deutsch!«

      »Wir ermitteln im Fall Edda Herbst und haben ein paar Fragen.«

      »Ich kenne keine Edda Herbst.«

      »Da wäre ich mir nicht so sicher. Waren Sie zwischen dem 14. und dem 18. November zufällig in St.Peter-Ording?«

      Swensen registriert ein kurzes Zögern bei von Wiggenheim.

      »Was soll ich in St. Peter-Ording?«

      »Nun, zum Beispiel Fotos im Watt machen!«

      »Im Watt? Was soll ich im Watt fotografieren?«

      »Vielleicht eine dort herumliegende Leiche!«

      »Ich verstehe nicht!«, antwortet von Wiggenheim barsch. »Wie kommen Sie auf mich?«

      »Nun, durch eine bestimmte leichte Schräge in einer Totalen vom Westerhever Leuchtturm. Eine leichte Schräge ist doch ihr künstlerisches Markenzeichen, oder irre ich mich?«

      »Ich glaube da werde ich mit jemand verwechselt. Sie sehen, ich bin beschäftigt. So eine Performance hier kostet mich über 1.000 DM die Stunde. Also, würden sie mich jetzt entschuldigen?«

      Auf Murat Hassanzadehs Gesicht bilden sich Zornfalten. Swensen tritt etwas zur Seite und überlässt mit einem Augenzwinkern seinem Kollegen das Feld. Gespannt lauert er auf eine neue Variante in der Verhörtechnik, die sein Großstadtkollege ihm präsentieren könnte um dann enttäuscht feststellen zu müssen, dass er nur wieder die alte Leier vom bösen Bullen kultiviert.

      »Herr von Wiggenheim, wir verdienen zwar keine 1.000 DM die Stunde, aber unsere Zeit haben wir auch nicht gestohlen. Hören Sie also genau zu, ich sage das jetzt nur einmal. Sie haben genau zwei Möglichkeiten. Erstens, Sie sagen uns sofort die Wahrheit, oder wir brechen Ihre Arbeit hier ab und Sie begleiten uns augenblicklich zur Befragung mit aufs Revier. Dann besorgen wir einen Durchsuchungsbefehl und stellen nebenbei Ihre Bude so auf den Kopf, dass Sie hier anschließend nichts mehr wieder finden.«

      Swensen bläst die Backen auf und lässt unüberhörbar Luft entweichen. Von Wiggenheim steht unentschlossen vor ihnen.

      »Welche der Möglichkeiten ist Ihnen lieber, Herr von Wiggenheim?«, zischt Hassanzadeh hinterher.

      »Ihr Benehmen wird Konsequenten haben, meine Herren!«, antwortet Wiggenheim in einem scharfen Ton. Hassanzadeh tritt übergreifend nah neben ihn und führt seinen Mund dicht an sein Ohr.

      »Glauben Sie mir, das mit dem Beschweren haben schon ganz andere versucht. Ich garantiere Ihnen, es klappt nicht. Denken Sie lieber an die vielen 1.000 DM, die Ihnen durch diese sture Haltung verloren gehen.«

      Auf Wiggenheims Stirn bilden sich kleine Schweißperlen. Dann dreht er sich ruckartig um die eigene Achse und eilt er auf eine Tür zu.

      »Bitte folgen Sie mir!«, ruft er von dort, winkt die beiden Kriminalisten in einen Nebenraum und schließt die Tür.

      »Ich möchte, dass meine Aussage unbedingt vertraulich behandelt wird, auch meine Frau darf vom Inhalt unseres Gesprächs nichts erfahren.«

      »Ihre Frau?« Swensen spielt den Erstaunten.

      »Wird alles vertraulich behandelt, oder nicht?«

      »Natürlich.«

      »Also gut! Ich war am 16. November in St.Peter-Ording. Ich habe die Leiche im Watt entdeckt, die Fotos gemacht und sie dann an die Kripo Husum geschickt. Ich wollte da einfach nicht mit rein gezogen werden.«

      »Nicht rein gezogen werden?« Swensen setzt eine nachdenkliche Mine auf. »Ich verstehe nicht ganz, Herr von Wiggenheim. Sie haben eine Leiche gefunden und das nicht sofort den Behörden gemeldet? Da besteht aber schon Erklärungsbedarf.«

      »Meine Frau weiß nichts von meinem Aufenthalt in St. Peter-Ording.«

      »Ja, und? Dann erfährt sie das eben jetzt.«

      »Sie haben mir volle Vertraulichkeit zugesichert.«

      »Was ist daran so überaus vertraulich, Herr von Wiggenheim?«

      Von Wiggenheims Blut weicht aus seinem Gesicht. Seine Augen treten hervor und die Stimme scheint mit einem Mal belegt zu sein.

      »Ich hab mich mit einer Geliebten in St. Peter getroffen.«

      »Wie rührend!«, zischt Hassanzadeh. Swensen bringt seinen Kollegen mit einem unmissverständlichen Blick zum Schweigen.

      »Ich hätte jetzt gern die ganze Wahrheit.«

      »Das ist die ganze Wahrheit. Ich war mit meiner Geliebten in St. Peter. Am 16. bin ich allein zum Fotografieren ins Watt raus. Dort hab ich die Leiche gefunden, die Fotos gemacht und sie Ihnen geschickt. Was hätte ich denn machen sollen? Ich bin da ohne mein Zutun in eine ziemlich missliche Lage hineingeraten. Wenn ich gleich zur Polizei gegangen wäre, hätte meine Frau mit Sicherheit von meinen Verhältnis erfahren. Das musste ja nicht sein.«

      »Und Ihre Geliebte, haben Sie ihr etwas davon gesagt?«

      »Natürlich nicht!«

      »Gibt es sonst noch etwas, was wir nicht wissen?«

      »Nein!«, sagt von Wiggenheim schroff.

      »Waren das alle Bilder, die wir bekommen haben?«

      »Nein! Ich hab die Besten ausgewählt. In meinem Layoutschrank liegen noch einige.«

      »Worauf warten Sie? Die Bilder bitte!«

      Von Wiggenheim öffnet eine Schublade, nimmt einige Fotos heraus und legt sie auf einen Arbeitstisch.

      Schon auf den ersten Blick

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