Histaminarm kochen - vegetarisch. Nadja Schäfers
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Histamin kann auch bei Allergikern zu (zusätzlichen) Unverträglichkeitssymptomen führen, daher sollte jeder Nahrungsmittel-, Pollen- oder Hausstauballergiker daran denken, wenn er (weitere) Unverträglichkeiten auf Nahrungsmittel feststellt, und sich auf eine mögliche Histamin-Unverträglichkeit untersuchen lassen.
Symptome der Histaminintoleranz
Viele kennen bis heute nur die Symptome, nicht aber die Krankheit: Häufig leben die Betroffenen mehrere Jahre mit den Beschwerden des sogenannten »Reizdarmsyndroms« und dem Glauben, daran könne man nichts ändern. Als Reizdarmsyndrom (RDS) werden Magen-Darm-Beschwerden bezeichnet, denen keine organische Erkrankung zugrunde liegt. Es kommt nicht selten vor, dass fälschlicherweise RDS diagnostiziert wird, weil die tatsächliche Ursache nicht erkannt wird.
Wenn keine chronische Krankheit wie Morbus Crohn vorliegt, ist meist eine Lebensmittelunverträglichkeit oder Lebensmittelallergie Ursache der zunächst unerklärlichen Probleme bei fälschlich diagnostiziertem Reizdarmsyndrom. Ob Fruktose-, Laktose- oder eben Histamin-Unverträglichkeit – sobald die Ursache erkannt ist, kann auch ein Weg aus den Beschwerden gefunden werden. Dabei hilft eine spezielle diätetische Lebensweise, zu der in diesem Buch Hilfestellung gegeben werden soll.
Besonders typische Symptome einer Histaminintoleranz sind – je nach aufgenommener Histaminmenge und Empfindlichkeit – Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall, Übelkeit und Erbrechen, Blähungen, Bauchschmerzen oder Magenstechen. Ebenfalls häufig stellen Betroffene das Anschwellen der Nasenschleimhäute fest. Mögliche weitere Symptome reichen von Schwellungen der Augenlider, Halsschmerzen, Hautrötungen, Hitzewallungen und Juckreiz über leichte Kopfschmerzen und Zyklusstörungen bis hin zu Schwindel (oft jedoch mit stabilem Blutdruck), Migräne- und Asthmaanfällen, Blutdruckabfall, Herzrhythmusstörungen, Wassereinlagerungen, Schleimhautreizungen der weiblichen Geschlechtsorgane und allgemeinen Erschöpfungszuständen.
Auch der Sekundenschlaf beim Autofahren und Apnoe in der Nacht können manchmal auf eine Histaminintoleranz zurückzuführen sein, da sie Folgen einer Nasenschleimhautschwellung sein können. Nicht abgebautes Histamin im Magen-Darm-Trakt kann auch zu einem scharf brennenden Geschmack auf der Zunge führen, den viele Partner von Betroffenen als eigenartigen Mundgeruch wahrnehmen.
Auch die Seekrankheit könnte nach Meinung einiger Wissenschaftler durch Histamin-Unverträglichkeit verstärkt oder ausgelöst werden, da die Seekrankheit mit einer erhöhten Histaminausschüttung im Gehirn einhergeht, die bei Histaminintoleranz Probleme bereiten kann. Wem auf See, im Auto oder im Flugzeug leicht übel wird, kann demnach durch den Verzehr histaminarmer Nahrung vorbeugen. Auch Vitamin-C-reiche Nahrung kann in diesen Fällen hilfreich sein, da Vitamin C den Histaminabbau fördern soll (siehe Seite 37).
Da sich die Histaminabbaustörung meist in den mittleren Darmabschnitten (Duodenum, Jejunum und Ileum) manifestiert, können die Symptome häufig nur schwer mit dem zeitnah verzehrten Essen in Verbindung gebracht werden. Die Probleme können oft auch erst mehrere Stunden nach dem Essen auftreten. Die Frage, wann nach einer Mahlzeit typischerweise Beschwerden auftreten und wann sie wieder abklingen, lässt sich nicht so leicht beantworten. Dies hängt beispielsweise von der individuellen Verträglichkeitsschwelle und »Tagesform«, von den verzehrten Lebensmitteln, den Mengen und Kombinationen der Lebensmittel ab. Es empfiehlt sich, ein Ernährungstagebuch zu führen, um herauszufinden, was wann in welchen Mengen und Kombinationen Probleme verursacht (siehe Seite 26).
Auch die Esssituation und das Lebensumfeld sollten Sie im Hinblick auf die Verträglichkeit der verzehrten Lebensmittel nicht außer Acht lassen: Stress und rasch im Gehen heruntergeschlungenes Essen können den Verarbeitungsvorgang im Darm stören und zusätzlich die Verträglichkeit der Nahrung erschweren. Entspannung und eine gute Einspeichelung der Nahrung durch gründliches Kauen entlasten den Darm und können sich positiv auf die Verdauung auswirken.
Histamin freisetzende und Diaminoxidase hemmende Medikamente
Wer von Histaminintoleranz betroffen ist, reagiert auf den Konsum histaminreicher Lebensmittel, aber auch nach Einnahme Histamin freisetzender und Diaminoxidase (DAO) hemmender Arzneimittel mit den typischen Symptomen einer Histaminose.
Zahlreiche, zum Teil auch frei verkäufliche Wirkstoffe hemmen das Enzym DAO oder setzen vermehrt Histamin aus den Körperzellen frei, wodurch es zu erhöhten Histaminwerten in Blut und Gewebe kommt.
Weiß man also nicht über seine Intoleranz Bescheid, kann man durch die Einnahme entsprechender Medikamente in der Hoffnung auf Schmerzfreiheit oder Besserung einen gegenteiligen Effekt erzielen – die Beschwerden werden nur noch schlimmer.
Wenn Schmerzmittel Schmerzen bereiten
Bevor ich über meine Intoleranz Bescheid wusste, habe ich nach Alkoholkonsum am Vorabend häufig (Kopf-)Schmerztabletten zur Reduktion meiner Beschwerden eingenommen – ein großer Fehler: Wie mir meine Ärztin mitteilte, sind die verschiedenen gängigen Schmerzmittel aus der Apotheke für Menschen mit Histaminintoleranz gänzlich ungeeignet. Auch wurde mir dringend geraten, meinen Hausarzt über die Unverträglichkeit zu informieren, da beispielsweise auch das bei einer Schilddrüsenuntersuchung notwendige Röntgenkontrastmittel, verschiedene Antibiotika oder bei Operationen eingesetzte Narkotika, Muskelrelaxantien oder Blutplasmaersatzmittel bei Betroffenen mit Histaminintoleranz erhebliche Beschwerden auslösen können.
Der Einfluss von Histamin auf das zentrale Nervensystem wird kontinuierlich erforscht, auch im Hinblick auf Krankheiten wie die Alzheimerkrankheit. Versuchen Sie also stets, auch selbst auf dem aktuellen Wissensstand zu sein, indem Sie sich in Internetforen mit anderen Betroffenen austauschen und Ihren Facharzt befragen. Einige Internetadressen zum Thema finden Sie auf Seite 152 in diesem Buch.
Tipp: Informieren Sie Ihre Ärzte – auch Ihren Zahnarzt – beim nächsten Besuch in jedem Fall über Ihre Histaminintoleranz. Auf Ihre Unverträglichkeit sollte bei der Verschreibung von Medikamenten geachtet werden, denn auch Hustenmittel (Wirkstoff Codein), Schlafmittel (Wirkstoff Barbitursäure), Psychopharmaka und Antibiotika können die Aktivität der Diaminoxidase hemmen und so den Abbau von Histamin behindern oder vermehrt Histamin aus den Körperzellen freisetzen! Die meisten Wirkstoffe gibt es für Betroffene auch in Form verträglicher Präparate.
Die folgende Tabelle zeigt eine Übersicht verschiedener medizinisch eingesetzter Substanzen und Wirkstoffe, die in Medikamenten zum Einsatz kommen und vermehrt Histamin aus den Körperzellen freisetzen oder den Histaminabbau durch das Enzym DAO hemmen können. Diese Übersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wer von Histaminintoleranz betroffen ist, sollte beim Einsatz von Medikamenten generell vorsichtig sein, sich von Arzt und Apotheker beraten lassen und alle behandelnden Personen über seine Histamin-Unverträglichkeit in Kenntnis setzen.
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