Meister Pippin. Franz Eugen Schlachter

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Meister Pippin - Franz Eugen Schlachter страница 3

Meister Pippin - Franz Eugen Schlachter

Скачать книгу

größere Geheimnisse ahnte er dahinter, so dass ihn nach der französischen Bildung immer stärker verlangte, je näher das Ende seiner Lehrzeit kam. Galt doch auch damals noch im badischen Land französische Mode für das Schönste in der Welt, und wer der Mamsell so und so ihr Hofschuhmacher werden wollte, musste wissen, wie hoch man den französischen Dämchen die Absätze an den Stiefelchen macht.

      Die beiden Jünglinge lenkten ihre Schritte von der staubigen Landstraße, wo wir sie getroffen haben, links dem Rheine zu, der dort seine smaragdgrünen Wellen in eiligem Laufe an Rheinfelden vorbei Basel zutreibt. Der wilde Geselle stürzt sich, durch sein erfrischendes Bad im Bodensee gestärkt, unterhalb Schaffhausen über hohe Felsen hinab. Dies gefällt ihm so gut, dass er auf der ganzen Strecke vom berühmten Rheinfall bis fast nach Basel hinunter den Purzelbaum zu wiederholen versucht. Bei Laufenburg gelingt das Kunststück ihm nahezu, aber wie er weiter unten bei Rheinfelden noch einmal einen Anlauf dazu nimmt, schlägt er sich den mutwilligen Kopf an dem „Stein“, der dort aus seinen Fluten hervorragt, so empfindlich auf, dass ihm die Luft für weitere Seiltänzerkünste vergeht, und bei seiner Ankunft in der „frommen Stadt“ macht er eine so entschiedene Wendung, dass von da an alle Tücke seines Herzens verschwunden ist und er wie ein ehrbarer Basler fortan gemessenen Schrittes seiner Wege geht.

      Schwerbeladene Handwerksburschen laufen aber nicht so schnell wie der Rhein, und unsere beiden Kameraden waren nach zwölfstündigem Marsch müde genug, sich an den Ufern des schönen Stromes nach einem Nachtquartier umzusehen, um so mehr, als es eben sieben Uhr schlug, nicht auf Sepplis Wälderuhr, die ja auf ihres Meisters Rücken nicht gehen konnte, wohl aber an der alten Turmuhr des Schlosses, auf welches die beiden müden Wanderer ihre Schritte lenkten.

      Freilich zu der Zeit, von welcher wir reden, war solche Üppigkeit aus den Mauern des Schlosses längst verbannt. Der deutsche Ritterorden war schon unter Napoleons Herrschaft aufgehoben worden und die Staaten zogen seine Güter ein. Das Schloss am Rhein war in der Folgezeit lange dagestanden wie ein ausgeraubtes Nest, die kurze Zeit, bevor unsere beiden Handwerksburschen demselben ihren Besuch abstatteten, eine Armen–Erziehungsanstalt darin untergebracht worden war. Da wurden denn keine Butterwecken mehr ins Feuer geworfen; es hat sich kaum hie und da einer in die Kaffeetassen verirrt, wenn auch keineswegs Meister Schmalhans, sondern christliche Nächstenliebe der Anstalt den Speisezettel schrieb.

      Diesen mütterlichen Rat hatten die beiden Wanderer bis jetzt treulich befolgt und es war ihnen eigentümlich, was für ein heimatliches Gefühl sie bei jedem Kirchlein und Kapellchen, dessen sie auf ihrem Wege ansichtig wurden, beschlich. Bleibt doch auch der wanderlustige Bursche, der pfeifend und singend seine Straße zieht, von dem sonderbaren Gefühl, das man Heimweh nennt, nicht verschont, und mancher wäre schon gerne, wie der Peter in der Fremde, gleich am ersten Abend wieder zum mütterlichen Herd zurückgekehrt. Da ist es denn gut, wenn ein Mensch eine Heimat kennt, die er überall wieder finden kann. Und zu solcher Heimat hat uns der liebe Gott auf Erden die Kirche gemacht, und damit wir überall eine Heimat finden können, die Kirchen und Kapellen in der ganzen Welt zerstreut. Glücklich der Mensch, heiße er nun Katholik oder Protestant, der im Hause Gottes seine Heimat gefunden hat! Ihn decket der Herr in Seiner Hütte zur bösen Zeit, Er verbirgt ihn heimlich in Seinem Gezelt.

      Nach der Vesper klopften die beiden treuen Söhne der Kirche schüchtern am katholischen Pfarrhaus an, das unweit vom Schloss steht. Sie hofften auf ein Vesperbrot, vielleicht auch auf ein Nachtquartier. Zwar trugen sie wohl einen Zehrpfennig in der Tasche, aber den wollten sie lieber sparen, denn die Reise nach Frankreich war ja noch lange genug. Auf ihr Klopfen erschien des Pfarrers Köchin unter der Tür.

      „Was wollet ´r?“ fragte sie die beiden Handwerksburschen in nicht eben erbaulichem Ton.

      „O, nix ebbes b´sonders“, – antwortete Toni schüchtern. „Mer sind halt auf der Reis und habe bitte wolle um ebbes fier z´Nacht.“

      „Mir habed hier koi Herberg fier d´Landstreicher“, sagte die Köchin erzürnt und schlug den Beiden die Türe vor der Nase zu.

      Sie gingen. „Das ist e besi Kechene fier e Pfarrherr“, meinte Seppli, „deheime unserem Herr Pfarrer seini gibt dene Reisende immer was. Hätte mir nur d´r Herr Pfarrer selber troffe, der hätt´ uns g´wiss was gebe.“

      Als sie um die Ecke des Schlosses bogen, begegnete ihnen ein freundlicher Herr mit einem schwarzen Sammetkäpplein auf dem Kopf. In der Meinung, dass dies der Herr Pfarrer sein, grüßten sie ihn und brachten ihm ihr Anliegen vor: „Zwei arme reisende Handwerksburschen bitten höflich um e kleine Gab.“

      Ihr kommt gerade recht“, sagte der Herr, „es wird gleich zum Nachtessen läuten; geht dort an die Türe und saget, der Inspektor habe euch geschickt.“

      Die

Скачать книгу