SAP Activate - Agilität in SAP S/4HANA-Implementierungsprojekten. Martin Kipka

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SAP Activate - Agilität in SAP S/4HANA-Implementierungsprojekten - Martin Kipka

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und SAP Launch ab.

      Auch wenn SAP Activate nicht ausschließlich zur Implementierung von S/4HANA vorgesehen ist, werde ich mich im vorliegenden Büchlein auf diese Funktion fokussieren. Dafür gibt es drei Gründe: Zum einen ist keine andere Software der SAP in der Implementierung derart komplex und herausfordernd wie das ERP-System S/4HANA und somit ist der Mehrwert für die meisten Leser bei diesem Beispiel wohl am größten. Zum anderen ist keine andere Software der SAP ähnlich verbreitet wie das ERP-System, sodass die Zielgruppe damit wohl ebenfalls am größten sein dürfte. Schließlich ist mein eigener Erfahrungshorizont in dieser Hinsicht schlicht und ergreifend am besten ausgeprägt. So kann meine Praxiserfahrung dem Inhalt und der Lesbarkeit in Form von Beispielen zugutekommen.

      SAP-Projekte haben eine nicht zu unterschätzende Komplexität. Dies lässt sich schon am Produkt »ERP-Software« erkennen, welches dafür ausgelegt ist, sämtliche betriebswirtschaftlich relevanten Vorgänge eines Unternehmens abzubilden – also alle geplanten und tatsächlichen Ströme von Gütern und Dienstleistungen sowie die dazugehörigen Werteflüsse. Somit liegt einem SAP-Projekt stets das komplette Input-/Output-Modell (siehe Abbildung 1.1) des Unternehmens inklusive der damit verbundenen Geschäftsprozesse zugrunde. Dies unterscheidet ERP-Software von Branchenlösungen oder Insellösungen, die stets nur Teile der Unternehmensprozesse verarbeiten.

      Abbildung 1.1: Einfaches Input-/Output-Modell

      Die gesamten Prozesse sollen in einem einzigen SAP-System abgebildet werden. Derartig umfassende Projekte können nicht ohne Herausforderungen bleiben. Dabei kommen zu den Mengen- und Werteflüssen auch noch Daten hinzu, die im Rahmen der Planung entstehen. Zudem sind die Anforderungen an ein modernes Berichtswesen in den letzten Jahren gestiegen. Schließlich erwarten moderne Unternehmen eine selbstlernende Software, um sehr schnell auf den Markt oder die Kunden reagieren zu können. Entsprechende Stichworte sind beispielsweise »Cross Selling« und »Upselling«, wo die Software das Kaufverhalten mehrerer Kunden eigenständig analysieren soll, um anderen Kunden entsprechende Vorschläge zu unterbreiten. Oder »Predictive Maintenance«, also das Auswerten von Maschinendaten, um Stillstand zu vermeiden, indem die Wartung durchgeführt wird, bevor es zum Ausfall kommt. Ein weiteres Stichwort wäre die Zusammenarbeit mit anderen Systemen, z.B. für die Blockchain-Technologie.

      Somit kommt es im Rahmen eines solchen Software-Implementierungsprojekts unweigerlich zu der Frage, ob das System an die Prozesse des Unternehmens angepasst werden soll oder ob das Unternehmen die Standardsoftware, so wie vom Hersteller angeboten, unverändert verwenden kann und will – was in der Regel auf eine Anpassung von Prozessen hinausläuft (siehe Abbildung 1.2).

      Abbildung 1.2: Unternehmens- versus Softwareanpassung

      Diese Fragestellungen sind die grundlegenden Herausforderungen im Rahmen von Implementierungsprojekten. In den meisten Projekten ist es natürlich kein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch. Dies bedeutet, dass sich das Unternehmen einerseits für alles, was möglichst nah am Standard der Software bleiben soll, mit dem Organisational Change Management (OCM) auseinandersetzen muss. Andererseits muss es für diejenigen Prozesse, welche die Stärke des Unternehmens ausmachen oder sogar zu den »Unique Selling Propositions« gehören, die Anpassung der Software in Betracht ziehen. Im Rahmen einer S/4HANA-Implementierung geschehen diese Anpassungen innerhalb des Projekts durch Customizing, das Entwickeln von User Exits (Kundenerweiterungen unter Verwendung einer bestimmten Technologie), ABAP (Kundenerweiterungen unter Verwendung der SAP-eigenen Programmiersprache), Schnittstellen und den Einsatz von Fremd- und/oder Partnerlösungen.

      Auch SAP-Projekte können sich nicht den üblichen Zielkonflikten von Zeit, Geld und Qualität entziehen. Versucht man, im Rahmen der Projektarbeit nur einen dieser drei Punkte »anzufassen«, so wirkt sich dies fast immer auf beide, mindestens aber auf einen der anderen Punkte aus.

      Schließlich stellt das Management des Unternehmens noch ganz eigene Ansprüche an derartige Projekte, was ich in einigen stereotypen Anforderungen formulieren möchte:

      Typische Projektanforderungen seitens des Managements

       Unser System ist im Laufe der Jahre immer mehr »verbogen« worden, jeder neue Patch wird inzwischen zur Herausforderung. Wir möchten zurück zum Standard.

       Wir wollen das Projekt auch dazu nutzen, unsere Prozesse (weltweit) zu harmonisieren.

       Leider wussten wir zu Projektbeginn noch nicht, dass wir dieses Unternehmen/diesen Unternehmensteil (ver-)kaufen werden. Es muss noch »irgendwie« mit im Projekt berücksichtigt werden.

      Und nun kommt die SAP mit einem neuen Framework zum Implementierungsvorgehen, das Lösungen für all diese Herausforderungen bieten soll: SAP Activate! Entdecken Sie auf den kommenden Seiten die Chancen und die Besonderheiten, aber auch die Grenzen dieses Tools. Viel Spaß beim Lesen!

      2 Einführung in SAP Activate

      SAP Activate bietet ein einheitliches Framework zur Implementierung von SAP-Software für die unterschiedlichen Kundenausgangslagen, wie etwa eine Neueinführung, das Upgrade einer bestehenden SAP-Landschaft oder eine Transformation aus anderen Non-SAP-Systemen.

      Die Grundpfeiler von SAP Activate sind der Content, die neue Methodologie mit agilen Ansätzen in Kernphasen des Projekts sowie Tools z.B. zur geführten Konfiguration eines SAP-Cloud-Systems, auch Guided Configuration genannt (siehe Abbildung 2.1).

      Abbildung 2.1: Überblick zu SAP Activate

      Wenn Kunden heute über die Implementierung von SAP S/4HANA nachdenken, dann liegen unterschiedliche Ausgangsszenarien zugrunde:

       Der Kunde hat noch kein ERP-System und möchte eine Neueinführung vornehmen.

       Der Kunde hat bereits ein SAP ERP im Einsatz und möchte jetzt zu S/4HANA wechseln.

       Der Kunde verfügt bereits über ein ERP-System, dieses ist jedoch von einem anderen Hersteller.

       Die Ausgangslage ist eine Mischung aus den vorgenannten Punkten, je nach Unternehmensteil.

      Vom SAP-Activate-Framework werden diese unterschiedlichen Ausgangssituationen beim Kunden ebenso unterstützt wie die diversen, heute üblichen Bereitstellungsszenarien:

       On-Premise,

       Cloud,

       Hybrid, also eine Mischung aus On-Premise und Cloud.

      Hinsichtlich der Cloud bietet die SAP ihren Kunden zwei unterschiedliche Optionen an:

      S/4HANA Cloud Multi Tenant Edition (S/4HANA MTE): Diese Form der Bereitstellung ist für Kunden geeignet, die weitgehend dazu bereit sind, die SAP-Standardprozesse zu nutzen. Mehrere Unternehmen werden auf einer Serverlandschaft gemeinsam abgebildet (datentechnisch sind sie selbstverständlich strikt voneinander getrennt!). Diese Option bringt einige Einschränkungen hinsichtlich der Anpassbarkeit des SAP-Systems mit sich, dafür sind die Projektlaufzeiten in der Regel sehr kurz, und das System

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