SAP Activate - Agilität in SAP S/4HANA-Implementierungsprojekten. Martin Kipka

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SAP Activate - Agilität in SAP S/4HANA-Implementierungsprojekten - Martin Kipka

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beginnen, möchte ich ein paar Begriffe einführen, die dem Verständnis des Modells dienen, da sie die Methode gliedern, ihr also eine überschaubare Struktur geben.

      3 Unterschiedliche Ausgangsvoraussetzungen

      Jeder Kunde, der SAP Activate im Rahmen einer S/4HANA-Implementierung einsetzen möchte, kommt aus einer ganz eigenen Historie. Dennoch lassen sich diese unterschiedlichen Ausgangslagen gruppieren. Die SAP spricht hier von unterschiedlichen Transitionspfaden (Transition Paths).

      Ganz grob lassen sich zunächst einmal drei Transitionspfade unterscheiden:

       System Conversion: Hierbei handelt es sich um eine mehr oder minder technische Überführung eines vorhandenen SAP-ERP-Systems in ein S/4HANA-System. Technische Neuerungen werden dabei ggf. eine Zeit lang ausgeblendet, bzw. nur in zwingend erforderlichem Umfang berücksichtigt. Der Kunde möchte im Grunde sein bisheriges System weiterbetreiben und zieht auf S/4HANA um, damit er nicht aus der Wartung läuft und seine bisher in das System gesteckten Investitionen erhalten bleiben. Dieser Umzug wird häufig als Brownfield Approach bezeichnet. Für die System Conversion stellt die SAP den Software Update Manager bereit. Dieser Transitionspfad führt regelmäßig zu einer S/4HANA-Installation auf kundeneigenen Systemen (On-Premise).

       New Implementation: Die Ausgangsbasis kann zum Projektbeginn ein SAP- oder ein Non-SAP-System sein. Der Kunde entscheidet sich ungeachtet des vorhandenen Systems dazu, auf der grünen Wiese zu beginnen. Bei der Übernahme der Daten aus dem Altsystem unterstützt das S/4HANA Migration Cockpit. Mitunter wird dieser Ansatz Greenfield Approach genannt. Dieser Transitionspfad ist auch für Unternehmen geeignet, die bisher noch kein ERP-System einsetzen. Dabei kann das angestrebte S/4HANA-System sowohl in der Cloud als auch On-Premise liegen.

       Selective Data Transition: Bei diesem Transitionspfad geht es um den Investitionsschutz des bisherigen Bestands. In bestimmten Unternehmensbereichen oder Prozessen soll ein Prozess-Redesign vermieden werden, wohingegen andere Prozesse oder Unternehmensbereiche aktiv neu zu gestalten sind. Die SAP stellt hierfür das Tool Landscape Transformation bereit. Das Zielsystem ist entweder ein On-Premise-System oder die S/4HANA Cloud Single Tenant Edition (Kunde hat ein eigenes, physikalisch von anderen Kundensystemen getrenntes SAP-System). Dieses Vorgehen wird mitunter als Bluefield Approach bezeichnet.

      In Abhängigkeit vom gewählten Transitionspfad und dem Zielsystem (Cloud oder On-Premise) ändern sich die Aufgaben in den unterschiedlichen Phasen des Projekts leicht. Daher ist es wichtig, dass diesbezüglich schnell Einigkeit und Klarheit hergestellt wird. Beachten Sie bitte, dass im Roadmap Viewer jeweils angepasste Versionen der Unterstützung existieren. Ebenso sind für den einen oder den anderen Transitionspfad spezifische Beschleuniger vorhanden.

      4 Struktur der Methode

      Im ausklingenden letzten Jahrtausend bin ich noch in nahezu jedem SAP-Projekt auf ein anderes Vorgehensmodell gestoßen. Im Grunde folgte jedes Beratungsunternehmen seiner eigenen Methodik. Zwar ähnelten sich alle Projekte dahingehend, dass sie wasserfallbasiert und in Phasen gegliedert waren, aber sowohl die Anzahl der Phasen als auch die Begrifflichkeiten waren stets ein wenig anders. Heute stellt die SAP all ihren Kunden und Partnern die Activate-Methode inkl. Beschleuniger und jeder Menge Informationsmaterial zur freien Verfügung. Daher lohnt es sich, einen genaueren Blick auf die Struktur der Methode und ihre Begrifflichkeiten zu werfen. Anders als bei ASAP scheint sich dieses Vorgehensmodell am Markt zunehmend durchzusetzen.

      Die strukturierenden Elemente der Methode werden wie folgt bezeichnet:

       Phase – Eine Phase beschreibt einen bestimmten Fortschritt im Projekt. Jede Phase endet mit einem sogenannten Quality Gate, also mit einer Prüfung, ob die für die Phase geplanten Aktivitäten erfolgreich abgeschlossen wurden. Abbildung 4.1 zeigt z.B. die Deploy-Phase.

       Workstream – Workstreams (linke Spalte in Abbildung 4.1) beschreiben Bündel zusammenhängender Aufgaben. Ein Workstream, z.B. das Projektmanagement in der Abbildung, kann mehrere Phasen überspannen. Häufig wird ein Workstream von einem festen Team von Mitarbeitern bearbeitet.

       Deliverable – Dies ist ein erwartetes Projektergebnis. Mehrere Deliverables werden einem Workstream zugeordnet. Der »Production Cutover« ist beispielsweise ein Deliverable für den Workstream »System and Data Migration«.

       Task – Ein Task ist eine zu erledigende Aufgabe. Ein oder mehrere Tasks beschreiben ein Deliverable. Die Tasks sind in der Grafik nicht mehr abgebildet. Zum Deliverable »Production Cutover« gehört beispielsweise eine ganze Reihe von Tasks, die Sie in Abschnitt 10.1.2 nachlesen können.

      Abbildung 4.1 veranschaulicht die verschiedenen Begriffe noch einmal.

      Abbildung 4.1: Struktur der Methode am Beispiel der Deploy-Phase

      Häufig taucht die Frage auf, welche Workstreams ein Projekt benötigt. Nachstehende Auflistung zeigt eine entsprechende Empfehlung der SAP:

       Projektmanagement – Das Projektmanagement beinhaltet Planung, Terminplanung, Governance, Kontrolle und Überwachung der Projektdurchführung.

       Application: Design & Configuration – Dieser Workstream umfasst die Validierung des Scopes, die Identifizierung von Anforderungen an detaillierte Geschäftsprozesse, die Fit-Gap-Analyse sowie das funktionale Design der Lösung; außerdem: Konfiguration, Einrichtung und Komponententest des Systems (ohne kundenspezifische Entwicklung) zur Erfüllung der Kundenanforderungen pro Lösungsansatz.Zu den Elementen, die konfiguriert werden können, gehören: Formulare, Workflows, Benutzerberechtigungen und -Sicherheit, Screenlayouts, Berichte, Stammdaten-Set-up, Benachrichtigungen etc. Zur Erlangung der Kundenakzeptanz und zur Identifizierung der für die nächste Iteration erforderlichen Anpassungen beinhaltet dieser Workstream schließlich nach jedem Iterationszyklus die Demonstration der konfigurierten/entwickelten Lösung für das Kundenprojektteam. Schließlich sind RICEFW-Leistungen und Data-Volume-Management-Inhalte weitere Bestandteile.

      Was bedeutet RICEFW?

       R = Reports: Berichte und Auswertungen aus dem System

       I = Interfaces: Schnittstellen zu externen Systemen

       C = Conversions: Konvertierungen zwischen unterschiedlichen Dateiformaten, z.B. für die Migration oder auch im Rahmen der Schnittstellen

       E = Enhancements: Erweiterungen, die über das Customizing hinausgehen, also Programmierung erfordern

       F = Forms: Formulare, in denen das Layout bestimmter Belege, z.B. von Bestellungen oder Rechnungen, definiert wird.

       W = Workflow: Hierbei geht es darum, bestimmte Abläufe im Unternehmen softwaregesteuert zu automatisieren und einen regelkonformen Ablauf sicherzustellen.

       Application: Testing – umfasst Teststrategie, Planung und Testfallentwicklung sowie die Durchführung von Integrations-, Performance-, System-, Regressions- und User-Acceptance-Tests.

       Application: Solution Adoption – umfasst die Nutzenanalyse, das Organisational Change Management (OCM) und das Endbenutzertraining.

       Analytics

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