Der Bergpfarrer Staffel 15 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Staffel 15 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Staffel

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      Es war eine Entscheidung aus dem Bauch heraus. Still und ohne viel Aufsehen zu machen, hatte Alexandra einen Brief an Adrian geschrieben und ihm mitgeteilt, daß sie für ein paar Tage verreisen würde. Danach wollte sie ihn nie mehr wiedersehen.

      Der einzige Hinweis auf seinen neuerlichen Betrug lautete: »Du weißt schon, es ist wegen Deines angeblichen Wochenenddienstes…«

      Als sie am Samstagabend nach Hause gekommen war, hatte sie sich gleich hingesetzt und überlegt, welcher der Weg war, den sie jetzt gehen mußte. Noch einmal würde sie auf Adrian nicht hereinfallen. Aber ihr war klar, daß sie ihm auf keinen Fall wieder begegnen wollte. Wenn er erst einmal vor ihr stand und sie bittend anschaute, tausend Ausflüchte und Entschuldigungen hervorbrachte, bestand die Gefahr, daß er sie wieder herumkriegen würde, wie so oft.

      Am Sonntag meldete er sich nicht, aber das war ihr ganz recht. Alexandra hatte lange überlegt. Es war nicht ganz leicht, sich einfach ein paar Tage frei zu nehmen. Aber nach einem Gespräch mit dem Seniorpartner, der Verständnis für ihre Situation zeigte, stand ihrem Urlaub nichts mehr im Wege. Dr. Behringer hatte sich bereit erklärt, die anstehenden Prozesse für sie zu übernehmen.

      Natürlich war ihr bewußt, daß es eine Tortur für sie sein mußte, wenn sie ausgerechnet dorthin fuhr, wo sie und Adrian so schöne Tage verlebt hatten. Auf der anderen Seite würde diese Radikalkur eine heilende Wirkung auf sie haben und ihr helfen, sich nicht nur räumlich, sondern auch innerlich von ihm zu trennen. Allerdings wollte sie nicht im Hotel wohnen, sondern sich ein Zimmer in einer Pension nehmen.

      Aus Erfahrung wußte sie, daß St. Johann ein begehrtes Urlaubsziel war, und fürchtete schon, keine Unterkunft mehr zu finden. Doch zumindest in diesem Punkt schien das Schicksal es gut mit ihr zu meinen, gleich bei ihrem ersten Anruf hatte sie Glück und konnte ein Zimmer für vierzehn Tage buchen. So fuhr sie am Montagmorgen mit einem lachenden und einem weinenden Auge los – nachdem sie den Brief an Adrian eingeworfen hatte.

      St. Johann hatte ihr schon bei ihrem ersten Besuch gefallen. Es war ein beschaulicher Ort, in dem die Zeit stehengeblieben zu sein schien. Alexandra erinnerte sich an die Tage, die sie mit Adrian hier verbracht hatte, und plötzlich überkam sie Wehmut.

      War es vielleicht doch ein Fehler gewesen, hierher zu fahren?

      Allerdings war es jetzt zu spät, diese Frage zu stellen. Sie hatte die Straße erreicht, in der die Pension Stubler stand, und stieg aus. Als die Anwältin an der Haustür klingelte, öffnete eine ältere Frau, die sie lächelnd ansah.

      »Frau Sommer?«

      Alexandra nickte.

      »Schön, daß Sie da sind. Hatten S’ eine gute Fahrt?«

      »Vielen Dank, ja.«

      Das Zimmer lag im ersten Stock, mit Blick auf die Berge. Ein umlaufender Balkon bot die Möglichkeit, sich nach draußen zu setzen und das Panorama zu genießen.

      Alexandra packte die Reisetasche aus. Als sie das Handy auf den Tisch legte, überlegte sie einen Moment, es einzuschalten. Doch dann unterließ sie es. Außer Dr. Behringer wußte niemand, nicht einmal die engsten Freunde, wohin sie gefahren war. Sollte es tatsächlich etwas Dringendes geben, würde sich der Seniorpartner mit ihr über die Telefonnummer der Pension in Verbindung setzen.

      Die junge Anwältin stand auf dem Balkon und schaute zu den Bergen hinüber. Sie kannte sie alle. Himmelsspitz und Wintermaid, den Kogler. Auf allen dreien waren sie und Adrian gewesen, hatten die Kandereralm mit ihrem knorrigen Senner, dem Thurecker-Franz, besucht und die Streusachhütte unterm Wendelstein.

      Aber das war einmal, hatte sich in einem anderen Leben abgespielt, und nun war sie ihr, um sich und ihr jetziges Leben neu zu ordnen.

      Alexandra stieß einen tiefen Seufzer aus, dann wandte sie sich ab, ging ins Zimmer zurück und nahm ihre Handtasche vom Tisch. Sie schloß die Tür hinter sich und lief die Treppe hinunter. Als sie auf die Straße trat, hatte sie sich fest vorgenommen, keinen Gedanken mehr an Adrian zu verschwenden. Auch wenn es ihr noch so schwerfallen würde.

      Daß es nicht leicht war, merkte sie, als sie den Kaffeegarten des Hotels betrat.

      Wie oft hatten sie hier zusammen gesessen!

      Sie vermied es, den Tisch anzusteuern, den Adrian immer für sie beide hatte reservieren lassen. Statt dessen ging sie in den hinteren Teil des Gartens, wo hohe Bäume Schatten spendeten und vor der Sonne schützten. Allerdings merkte sie schnell, daß es seinen Vorteil hatte, wenn der Tisch reserviert war. Es war nämlich voll hier, und freie Plätze gab es kaum noch.

      Ob sie jemanden bitten sollte, sich an seinen Tisch setzen zu dürfen?

      Eigentlich war es nicht ihre Art, so etwas zu tun. Andererseits hätte sie wirklich gerne einen Kaffee getrunken, und sie wußte, daß die Leute in der Regel nichts dagegen einzuwenden hatten.

      Alexandra schaute sich um und sah einen Tisch, an dem ein Mann und ein Junge saßen. Dem Bub zu Füßen hatte es sich ein großer, brauner Hund gemütlich gemacht. Die Anwältin trat näher und deutete auf einen freien Stuhl.

      »Entschuldigen S’ die Frage«, sagte sie, mit einem verlegenen Schulterzucken, »aber dürfte ich mich dazu setzen? Die anderen Tische sind schon alle besetzt.«

      Erstaunt nahm sie wahr, daß der Mann aufstand und eine Verbeugung andeutete.

      »Aber selbstverständlich«, erwiderte er mit einem freundlichen Lächeln. »Bitte schön, nehmen S’ ruhig Platz.«

      »Vielen Dank«, nickte Alexan­dra und setzte sich.

      Donnerwetter, dachte sie dabei, der hat tatsächlich noch gute Manieren!

      Sie hatte nicht sehr oft beobachten können, daß ein Mann sich erhob, wenn eine Frau sich dazusetzte, und freute sich über diese Kavaliersgeste.

      »Reinicke, mein Name«, stellte der Mann sich vor. »Peter Reinicke, und das ist Martin, mein Sohn.«

      »Alexandra Sommer, angenehm«, erwiderte sie und sah den Bub an. »Das ist aber ein lieber Hund.«

      »Biene ist eine Hundedame«, belehrte er sie und schaute sie neugierig an. »Machst du auch Urlaub hier?«

      »Sei net so neugierig«, tadelte der Vater ihn.

      »Seien S’ net so streng«, lächelte Alexandra und wandte sich wieder dem Kleinen zu. »Ja, ich mache auch Urlaub in St. Johann. Ich bin gerad’ erst angekommen.«

      »Wir sind auch erst seit heute hier«, erzählte Martin fröhlich. »Und wir haben ein ganz tolles Zimmer in einer Pension.«

      Peter Reinicke räusperte sich.

      »Ich glaub’ net, daß es die Frau Sommer interessiert, wo wir wohnen«, sagte er.

      Es war ihm sichtlich peinlich, daß sein Sohn die Frau so mit Beschlag belegte.

      »Ach, lassen Sie ihn doch«, schmunzelte die Anwältin. »Ich wohne auch in einer Pension.«

      »Uns’re heißt Stubler«, rief Martin sofort.

      »Stell dir vor, meine auch«, lachte Alexandra, und ihr Lachen war so ansteckend, daß Peter mit einfiel.

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