Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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Aufbruch. Im Gegenteil, Sebastian war froh und dankbar, daß sein junger Begleiter bereit war, ihm sein Herz auszuschütten.

      »Doch wie überall, gab’s auch hier Sonnen- und Schattenseiten. Wehmann gehörte zu einer Welt, die mir fremd war. Wissen S’, Hochwürden, ich stamme aus recht einfachen Verhältnissen. Mein Vater war Angestellter bei den Münchener Verkehrsbetrieben, und die Mutter hat auch ihr Leben lang’ gearbeitet. Durch meinen beruflichen Erfolg blieb es net aus, daß ich Eingang in Kreise fand, wo das Geld keine Rolle spielt. Man hat es und man gibt es aus. Champagner fließt in Strömen und Kaviar wird pfundweise auf den Partys gegessen.«

      Robert Feldmann zuckte die Schulter.

      »Im Grunde war’s mir egal, sollte doch jeder mit seinem Geld machen, was er wollte. Aber ich hatte immer mehr das Gefühl, nicht dazuzugehören, und das war der Punkt, warum es immer wieder zum Streit mit Melanie kam.

      Sie gehörte dazu, war quasi in diese Kreise hineingeboren worden. Und sie wollte, daß ich mich ebenso gab, wie ihre Freunde. Ein teures Auto fahren, in einer großen Villa wohnen.

      Eines Abends, wir waren im Theater gewesen und hatten anschließend noch eine Bar besucht, kam das Thema wieder auf. Vor all uns’ren Bekannten brach Melanie einen Streit vom Zaun, so daß ich mich verabschiedete und ging. Ich war noch nicht lange in meiner Wohnung angekommen, als Melanie Sturm klingelte. Unter Tränen bat sie mich um Verzeihung und sagte mir, wie sehr sie diesen Streit bereue.

      Obwohl ich wußte, daß sie die Wahrheit sagte, ich war und bin immer noch von ihrer Liebe zu mir überzeugt, bat ich sie doch, zu gehen…«

      Robert hielt erneut inne. Er atmete schwer, und Sebastian konnte deutlich sehen, wie sehr ihn die Erinnerung erschütterte und wie schwer es ihm fiel, davon zu sprechen.

      »Das war der größte Fehler meines Lebens«, gestand der junge Mann. »Zunächst weigerte sie sich, wollte mich nicht alleine lassen, sondern sich mit mir aussöhnen. Es fielen wieder heftige Worte, und letztendlich war ich es, der diese Worte sagte…, nein hinausschrie.

      Ich wolle sie nie wiedersehen, und ihre sogenannten Freunde konnten mir gestohlen bleiben!

      Nie im Leben werde ich den Blick vergessen, den sie mir zuwarf, bevor sie endgültig ging.«

      Er saß, an die Felswand gelehnt, die Knie angezogen und das Gesicht in den Händen verborgen. Der Geistliche legte ihm tröstend die Hand auf die Schulter.

      »Das ist aber noch net alles oder?« fragte Sebastian Trenker.

      Stumm schüttelte Robert den Kopf.

      »Irgendwann in der Nacht klingelte das Telefon«, sagte er nach einer Weile. »Zuerst wollt’ ich net’ rangeh’n, weil ich dachte, daß es Melanie wäre. Ich schaltete den Anrufbeantworter ein und hörte plötzlich die Stimme ihres Vaters. Melanie hatte einen Autounfall und war in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Ich solle sofort hinkommen, sobald ich die Nachricht abgehört hätte.

      Sie können sich vielleicht vorstellen, was in diesem Moment in mir vorging. Natürlich bin ich sofort in das Krankenhaus gefahren, aber ich kam zu spät. Es hatte ein Unwetter gegeben, als Melanie von mir losfuhr. Auf regennasser Straße war ihr Wagen ins Schleudern geraten und gegen einen Baum geprallt. Die Ärzte versuchten ihr möglichstes, um Melanies Leben zu retten, doch die Verletzungen waren zu schwerwiegend. Sie hatte den Unfall kaum mehr als zwei Stunden überlebt…«

      Heftiges Schluchzen unterbrach das Geständnis, das Robert Feldmann vor dem Bergpfarrer ablegte. Sebastian ließ ihn weinen, es war das Beste, was dem Gequälten in diesem Moment passieren konnte.

      »Und jetzt fühlen S’ sich schuldig am Tod der jungen Frau, net wahr?« fragte er, nachdem Robert sich wieder beruhigt hatte.

      Der hob das tränennasse Gesicht und schaute ihn an.

      »Bin ich’s denn net? Ist’s net meine Schuld, daß sie sterben mußte? Wenn ich sie net fortgeschickt hätt’, dann würd’ sie heut’ noch leben, und mein Leben hätt’ net so eine schreckliche Wendung genommen.«

      »Darüber will ich net urteilen«, antwortete der Seelsorger. »Nur eines weiß ich – net wir bestimmen über Leben und Tod, sondern eine höhere Macht. Wenn für einen Menschen die Stunde geschlagen hat, dann kann’s niemand verhindern.

      Und was die Schuldfrage betrifft – ist der Autofahrer schuld, der einen and’ren Menschen überfahren hat, weil die Bremsen seines Wagens versagten, obwohl er das Auto gerad’ erst in der Werkstatt hat überprüfen lassen?

      Was wäre gewesen, wenn Sie Melanie net fortgeschickt hätten, das Unglück aber zu einem späteren Zeitpunkt geschehen wär’?«

      Robert Feldmann schüttelte den Kopf.

      »Was glauben S’, wie oft ich mir diese und ähnliche Fragen gestellt hab’? Und doch kann mir keiner die Verantwortung für ihren Tod abnehmen.«

      »Wissen Melanies Eltern über die Umstände Bescheid, unter denen es zu diesem Unfall kam?«

      »Ja, ich hab’ es ihnen am Tag der Beisetzung gesagt.«

      »Und wie haben sie reagiert?«

      Sebastians Begleiter zuckte die Schulter.

      »So, wie ich es net erwartet hätte. Sie haben mir geglaubt, als ich sagte, ich würde alles dafür geben, könnt’ ich den Streit rückgängig machen. Sie hegen keinen Groll gegen mich.«

      »Sie haben Ihnen also verziehen, Robert. Und wann verzeihen Sie sich selbst?«

      Die Miene des jungen Mannes war wie versteinert. Eine eiserne Maske.

      »Das werd’ ich niemals können«, antwortete er mit leiser Stimme. »Und ich hab’ mir geschworen, daß niemals eine and’re Frau Melanies Platz in meinem Herzen einnehmen wird.«

      Sebastian schlug erschüttert die Hände zusammen.

      »Du liebe Zeit. Robert, wissen S’ eigentlich, was Sie sich da selbst auferlegt haben? Wie konnten Sie nur? Was ist denn, wenn eines Tages die Frau in ihr Leben tritt, die Sie vergessen machen könnte, was Sie erlebt haben. Eine Frau, in die Sie sich verlieben und die Sie heiraten wollen. Sie sind doch noch jung. Sie können sich doch net freiwillig solchen Qualen aussetzen. Sie würden doch niemals wieder in Ihrem Leben glücklich werden!«

      »Keine Angst, Hochwürden«, erwiderte Robert Feldmann mit harter Stimme. »Das wird niemals gescheh’n!«

      Er schluckte und vermied es, Pfarrer Trenker anzusehen, denn tief in seinem Herzen wußte er, daß das, was der Geistliche ihm ausgemalt hatte, längst über ihn hereingebrochen war.

      Er liebte Franzi Burger, doch er glaubte nicht daran, daß er sich ihr jemals offenbaren würde.

      *

      Sebastian saß nachdenklich in seinem Arbeitszimmer. Vor wenigen Minuten war er von der gemeinsamen Tour mit Robert Feldmann zurückgekehrt, und noch immer stand er unter dem Eindruck dessen, was der junge Mann ihm erzählt hatte. Der Geistliche konnte verstehen, warum Robert so geredet hatte. Die Last mußte zentnerschwer wiegen, und die quälenden Erinnerungen, das Gefühl schuld am Tod der geliebten Frau zu sein, würden wohl niemals von ihm weichen. Und es war klar, daß ihm geholfen werden mußte.

      Aber

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