Anstandsfesseln. Carrie Fox

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Anstandsfesseln - Carrie Fox

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wie schön ist es, frei und ungebunden zu sein. Ich kann tun was ich will. Niemand fragt, warum ich gehe und wie lange ich weg bleibe. Und das Beste ist, dass keiner wissen will, wohin ich gehe«, sagte sie zu sich und grinste schelmisch. Sie hatte neongrünen Kopfhörer auf und stellte die Musik lauter. Ihr Lieblingssong erklang. Sie tanzte zu den heißen Rhythmen. Niemand sah ihr beim Herumhopsen zu. Sie war allein und freute sich darüber, dass sie seit ein paar Monaten ohne festen Partner war. Ihre neu gewonnene Freiheit war das Beste, was ihr jemals passiert war und ein Grund zur Dauerfreude. Sie wollte sie genießen und viele verschiedene Männer kennen lernen. Ihre Charaktere erforschen, ihr Verhalten und natürlich wie sie im Bett waren. Sie wollte sich austoben und sich die Männer schnappen, die ihr gefielen. Die Welt stand ihr offen und sie beschloss, alles mitzunehmen, was sich ihr an Gelegenheit bot. Es mochte in den Augen anderer schlampig und sexistisch sein, doch Viola war das egal. Sie war ungebunden und plante, alles auskosten, ohne sich zu binden. Sie war der festen Meinung, sie als freie Frau dürfe das Spiel bis in die Unendlichkeit treiben.

      Das Lied war zu Ende. Sie zog den Kopfhörer ab und ließ sich erschöpft in den Sessel fallen. Sie zählte in Gedanken die Männer, die sie seit dem vernascht hatte. Bisher waren es vier. Allesamt kannte sie aus dem Internet. Was täte sie nur ohne die virtuelle Welt? Vier kurze Begegnungen mit heißem Sex und ohne Verpflichtungen, was könnte es Schöneres geben? Vier Kerle waren doch ein guter Schnitt. In jedem Monat einen. Es wurde Zeit, dass sie sich nach jemand Neuem umsah.

      Heute hatte sie beschlossen, nach Feierabend in die Stadt zu fahren. Auf dem Weg zur Arbeit waren ihr bunte Plakate aufgefallen. Ein Rummelplatz wurde aufgebaut, wie jedes Jahr um diese Zeit. Sie wollte dabei zusehen. Vielleicht ergäbe sich eine Gelegenheit. Sicher kämen viele Schaulustige, um zu sehen, wie die Fahrgeschäfte aufgebaut wurden. Doch vorher hatte sie noch im Laden zu tun. Sie zog ihren Lieblingsoverall an, den mit der Glitzerkante an dem weit ausgeschnittenen Dekolleté. Sie wusste, wie das petrolfarbene Kleidungsstück wirkte und dass ihr männliche Kunden ständig in den Ausschnitt sahen. Sie war darüber äußerst amüsiert. Aufdringlich? Anzüglich? Nein, sie empfand dieses Kleidungsstück als einen Blickfang für die männliche Kundschaft. Sie hatte den Eindruck, dass es verkaufsfördernd war, in dieser Aufmachung im Laden zu stehen. Sie schmunzelte bei diesem Gedanken. Ihr Körper war mit dem wallenden, dunklen Overall verdeckt und zeigte sonst nichts außer ihrer schlanken Taille, die sie mit einem Glitzergürtel betonte. Und natürlich erlaubte sie augenzwinkernd jedem einen kleinen Einblick auf ihre üppige Oberweite.

      Viola arbeitete in einer Accessoire-Boutique am Anfang der Einkaufsstraße. Als sie das Geschäft betrat, war ihr Kollege gerade dabei, Kartons aufzuschneiden.

      »Hallo, Juppi«, grüßte sie. Juppi sah auf und schnitt weiter, ohne hinzusehen. So ritzte er einen Karton an der falschen Stelle auf und stach sich mit der Messerspitze in den Finger der anderen Hand.

      »Scheiße«, schimpfte er und steckte den verletzten Finger in den Mund.

      »Na wenn das mal keine herzliche Begrüßung ist.« Viola lachte, als sie ihren Kollegen am Boden knien sah. Das Cuttermesser in der Hand haltend, sah er sie von unten herauf an, wie ein Dackel, der um Futter bettelt.

      »Hast du dich verletzt?«

      »Nein, nicht der Rede wert. Hab nicht aufgepasst. Mist.« Während er sich erhob, lutschte er noch mal an seinem Finger. »Heute ist eine Sendung Handtaschen gekommen.«

      »Lass mal sehen.« Viola nahm den Karton, der an der falschen Stelle einen Schnitt abbekommen hatte. Knallbunte Taschen waren darin. Ein ganzes Sortiment in verschiedenen Mustern und Farben. Karierte und geblümte. Pastellfarbige und Bunte. Den Schnitt hatte die leuchtend rote Tasche abbekommen. An einer unauffälligen Stelle am Boden und zwei Zentimeter lang. Es war kein großer Schaden, aber sie wusste, dass die Leute diese Tasche stehen lassen würden. Die Kundschaft verlangte einwandfreie Ware. Sie überlegte, ob sie die Tasche beim Hersteller als Transportschaden reklamieren sollte, oder sie abschreiben und wegwerfen. Da fiel ihr ihre Schwester Vanessa ein. Rot war ihre Lieblingsfarbe, das wusste Viola genau, schließlich waren sie Zwillinge. Für die Farbe Rot hatte Viola genau so viel übrig, wie Vanessa. Sie waren wie beste Freundinnen. Sie waren in der gleichen Schulklasse gewesen und hatten immer gemeinsam gelernt. Vanessas Federmappe war damals genauso rot, wie die Sportschuhe, die sie manchmal trug. Bestimmt würde sie ihr gefallen, also deponierte sie das ferrari-rote, leuchtende Täschchen unter der Verkaufstheke zwischen den Ordnern.

      Sie griff zum Geschäftstelefon und rief ihre Schwester an.

      »Hallo, Vanessa. Was machst du gerade, bist du zuhause?«

      »Grüß dich Viola. Ich bin unterwegs. Ich plane, unseren Flur zu renovieren. Was gibt’s denn?«

      »Den Flur renovieren? Bist du sicher, dass du das kannst?«, veralberte Viola ihre Schwester. Die schüchterne und zurückgezogene Vanessa wagte eine Renovierung?

      »Wenn er fertig ist, zeige ich ihn dir. Also was gibt’s?«

      »Komm bitte in mein Geschäft, ich habe dir etwas Feines zurückgelegt.«

      »Ach ja? Was ist es denn?«, Vanessas Neugier war durch das Telefon zu spüren.

      »Das sag ich dir noch nicht. Es ist eine Überraschung und ich weiß, dass es dir gefällt.«

      »Mach es doch nicht so spannend«, erwiderte Vanessa.

      »Komm einfach bei mir vorbei, ok? Wann hast du Zeit?«

      »Na gut. Ich komme morgen am Nachmittag zu dir. Heute muss ich mir Möbel anschauen.«

      »Da würde ich am liebsten mitgehen, aber ich habe hier noch viel zu tun. Bis morgen Schwesterlein.«

      Viola legte auf und gesellte sich zu ihrem Kollegen, um weitere Pakete zu öffnen und die Geschenkartikel ins Regal einzusortieren.

      »Was machst du heute Nachmittag, bei dem schönen Wetter?« fragte sie Juppi.

      »Ich werde mein Auto waschen und mit meiner Familie ins Grüne fahren.«

      »Wie schön«, erwiderte sie und war froh, außer ihrer Schwester keine Familie zu haben, an der sie sich anzuhängen hatte, wenn es der Anstand gebot und wenn Geburtstagsfeiern stattfanden. Sie würde lieber für alle Zeit alleine und unabhängig bleiben, anstatt sich nochmal fest zu binden. Eine solche Familie würde sie nur erdrücken und sie ihrer Freiheit berauben. Sie mochte keine Einschränkungen. Schon gar nicht, wenn es um ihre Lebensführung ging.

      »Und du?«, fragte Juppi zurück.

      »In der Stadt wird ein Jahrmarkt aufgebaut. Der soll dieses Jahr riesengroß werden und mehrere Attraktionen bieten. Mit einer großen Loopingachterbahn, einem Riesenrad und anderen tollen Sachen. Das muss ich sehen.«

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      Charly war mit den Schaustellern unterwegs und Chefmonteur der Loopingbahn. Die Schule hatte er nicht bis zum Abschluss geschafft. Damals hatte er sie abgebrochen, weil er dem verlockenden Angebot »Mitreisende gesucht« gefolgt war. Es bedeutete ihm ein Leben in Freiheit und es war ihm durchaus klar, dass er seinen Wohnstandort ständig wechseln musste. Gut, die ganze Welt konnte er dadurch nicht bereisen, aber es brachte ihm immerhin ein Pendelleben zwischen den großen, deutschen Städten ein. Zehn Jahre war das nun her. Heute war er Verantwortlicher für den Aufbau. Mit seinen sechsundzwanzig Jahren war er im besten Alter und ihm war bewusst, welche Wirkung er auf die Damenwelt hatte. Schließlich arbeitete er täglich an der frischen Luft und hatte einen braun gebrannten

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