Traum aus Eis - Der Kalte Krieg 3. Dirk van den Boom

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Traum aus Eis - Der Kalte Krieg 3 - Dirk van den Boom страница 17

Автор:
Серия:
Издательство:
Traum aus Eis - Der Kalte Krieg 3 - Dirk van den Boom

Скачать книгу

blitzte auf, dann torkelte etwas durchs All. Einer der Greiftentakel war sauber durchtrennt worden und trieb ab. Ein weiterer Blitz, und ein zweiter teilte sein Schicksal.

      »Dieses Boot ist bewaffnet«, stellte Sol fest. Er nickte Darius anerkennend zu. »Guter Schuss.«

      »Ich war das nicht«, zerstörte der Prinz die Illusionen seines Freundes und hob beide Hände von den Kontrollen. »Ich mache hier offenbar gar nichts mehr.«

      Die Gegenwehr der Flüchtenden schreckte die Infanterie natürlich nicht ab, sie fühlten sich eher ermutigt, noch weitaus größere Risiken einzugehen. Das lag an ihrer Ausbildung und dem Ehrenkodex, dem sie verpflichtet waren. Darius hatte nichts anderes erwartet.

      Triebwerke flammten auf. Weitere Enterboote schoben sich heran. Das Netz zog sich zu und Aumes Kind schlug Haken, immer den besten Kurs vor Augen, das Schlupfloch, die zusätzliche Sekunde, bis man sich weit genug von den Gravitationsquellen entfernt hatte, um den Sprung zu wagen.

      Es vergingen bange Sekunden, die sich zu Minuten streckten. Drei weitere Grabscher wurden abgewehrt, einem Dropship, das bedrohlich nahe kam, verpasste das Boot einen gezielten Schuss ins Triebwerk, sodass es zu trudeln begann, den Anflug abbrach und abdrehte.

      »Wir signalisieren, dass wir niemanden töten wollen«, sagte Darius. »Aber das hätte auch gründlich schiefgehen können. Es gibt im Raumkampf keine Chirurgie.«

      Sol sagte nichts, war nach dem letzten Schlagabtausch blass um die Nase, sodass sich der Prinz Sorgen um ihn machte. Die Flasche hatte er weggestellt. Darius wollte ihm eine Tablette empfehlen, aber der heftige Ruck, der durch das Boot fuhr, unterbrach diesen Gedanken.

      Ein großes Schiff war nun bedrohlich nahe gekommen, jemand, der sich durch die Rede eines Prinzen nicht von der Ausführung seiner Befehle abbringen ließ, führte dort das Kommando. Vier Grabscher auf einmal waren aus dem mächtigen Leib eines Kreuzers geschnellt und drei waren abgewehrt worden, so schnell, dass Darius es gar nicht bemerkt hatte. Bemerkt hatte er aber den vierten, der das Boot packte und an ihm riss. Der flexible Plaststahl konnte ganz erhebliche Belastungen aushalten und jetzt, wo eine physische Verbindung bestand, musste sich das Boot erst losreißen, ehe es den Sprung vollenden konnte. Die Masse stimmte nicht. Ein Aktivieren des Hyperantriebs konnte beide Schiffe ins Verderben reißen.

      Ein Risiko, das der Kommandant dort drüben bewusst einging.

      Eines, das Darius zu vermeiden trachtete.

      »Du musst das Ding durchtrennen!« Ein leiser Anflug von Panik lag in Sols Stimme.

      »Das Boot kümmert sich.«

      Es ruckte, als der Kreuzer die flexible Leitung einzuholen begann. Doch der Schreck währte nur eine Sekunde. Es blitzte auf, als das Boot feuerte und sich auch der letzten Verbindung entledigte. Mit einem befriedigenden Ruck befreite es sich, scherte seitwärts in einer erneuten Kursänderung aus.

      »Die Dropships sind jetzt sehr nahe«, sagte Sol.

      »Die Darstellung täuscht. Es sind noch Dutzende von Kilometern«, belehrte ihn Darius. Dann erklang ein angenehmes Signal, ein Gongschlag mit einem sanften, vibrierenden Nachhall.

      »Endlich!«

      Mit einem Schlag veränderte sich die Umgebung. Der Sternenhimmel machte dem undefinierbaren Anblick des Hyperraums Platz. Die Anspannung fiel von Darius ab. Er schaute erst auf die Instrumente, dann auf Sol.

      »Das ist nicht ganz so gelaufen, wie ich es mir erhofft habe. Ich war zu naiv.«

      »Wohin fliegen wir jetzt? Du hast es mir noch nicht gesagt.«

      »Es wird eine kurze Reise, nicht einmal eine Stunde. Wir kehren zu den Serail-Systemen zurück.«

      Sol zuckte zusammen. »Aber die Kalten …«

      »Halten sich noch in dem System auf, in dem wir ihnen begegneten«, informierte ihn Darius. »Und wir bleiben nicht lange. Ich muss aber die einzige Verbündete aufsuchen, die mir in dieser Situation noch bleibt, und ich weiß nicht einmal, ob sie mir tatsächlich helfen kann.«

      »Verbündete?«, echote Sol. »Wohin genau sind wir jetzt unterwegs? Es muss sich ja um eine ganz spezielle Person handeln, wenn sie uns jetzt noch helfen kann.«

      Darius nickte und lehnte sich zurück.

      »Das würde ich so unterstreichen.« Er lächelte. »Es geht heim zu Mami.«

      9

      Sie verließen den Serail, die Gruppe der Kernsysteme und damit auch die Verzweiflung eines Sonnensystems, das durch die Kalten eingefroren wurde und dabei Milliarden das Leben kostete. Ihr Abflug wurde bemerkt, zumindest insofern, als eine Kontaktaufnahme versucht wurde, doch Aume hatte beschlossen, alle zu ignorieren – und die Natur dieser Anfragen ihrer Besatzung gar nicht erst mitzuteilen. Das war egoistisch, auf so vielen unterschiedlichen Ebenen: Auf der einen Seite wollte sie nicht mit Vorschlägen und Ideen konfrontiert werden, die den mühsam erarbeiteten Konsens über ihr weiteres Vorgehen infrage stellten; auf der anderen wollte sie vermeiden, dass ihre Besatzung ganz oder in Teilen beschloss, sie zu verlassen. Aume musste es sich eingestehen, aber ohne eine Crew, ob sie dieser nun bedurfte oder nicht, fühlte sie sich verlassen, möglicherweise auch etwas nutzlos. Damals, in der Zukunft, als sie noch für andere Zivilisationen geflogen war, ehe Dendh sie erbte und zu missbrauchen begann, hatte sie sich darüber selten Gedanken gemacht. Die Idee, dass sie noch existieren würde, wenn längst alle anderen Intelligenzen der universalen Entropie zum Opfer gefallen waren, beschlich sie das erste Mal, als ihre letzten Besitzer kollektiven Selbstmord begangen hatten. Würde. Dendh hatte sich ihrer angenommen und sie war ihm nicht zuletzt deswegen so lange gefolgt, weil er ihr eine Orientierung gegeben hatte. In gewisser Weise war sie für den Verrat, den er an ihr begangen hatte, dankbar: Er hatte ihr geholfen, sich zu emanzipieren. Früher war sie als Schiffsintelligenz – und das war auch konstruktionsmäßig so angelegt – darauf aus gewesen, ihrer Crew in allem dienlich zu sein, und eigene Wünsche, soweit sie zur Formulierung solcher imstande war, hintanzustellen. Doch Aume lebte nun schon sehr lange und hatte vieles gesehen und gehört. Ihr Bedürfnis, sich jemandem zu unterwerfen, war auf ein kaum messbares Maß geschrumpft. Sie hatte eigene Ideen und Überzeugungen entwickelt und deren Ausbruch war durch Dendhs Verrat ihrer Beziehung endgültig getriggert worden. Sie konnte ihm dafür danken, würde es vielleicht auch, in etwa tausend Jahren, wenn der Schmerz über die Weise, wie ihr Captain sie missbraucht hatte, etwas abklang.

      Die Koordinaten, die Horton Vigil entdeckt hatte und die sie nun mithilfe der Kath extrapolierten, lösten eine lange Reise aus, auch für ein Schiff wie Aume, das Distanzen ganz anders betrachtete als irdische Navigatoren. Ein Zwischenstopp zur Aufnahme von Ressourcen war schnell erledigt, dann traten sie eine lange Etappe an, die ihnen alle eine Phase relativer Passivität bescherte. In jedem Fall Zeit genug, um sich unnötige Gedanken zu machen, Streitigkeiten zu entfachen oder Angst zu entwickeln. Vieles davon fand sie bei der Beobachtung ihrer Mannschaft wieder. Es führte dazu, dass immer mehr aus ihrer Crew immer weniger miteinander redeten, alle in dem Bewusstsein, dass es besser war, zu kooperieren und die Atmosphäre nicht zu vergiften, wenn man das gemeinsame Ziel erreichen wollte. Eine vernünftige Entscheidung, geboren aus der Erkenntnis eigener Fehlbarkeit – und damit ein positives Charaktermerkmal, das jeden an Bord von Dendh unterschied.

      Aume beobachtete und lernte.

      Vocis machte sich Sorgen um Yela. Yela war ein distanziertes Mädchen, sehr ernsthaft, und sie schien von der Idee gefangen zu sein, von ihren

Скачать книгу