Traum aus Eis - Der Kalte Krieg 3. Dirk van den Boom

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Traum aus Eis - Der Kalte Krieg 3 - Dirk van den Boom

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nach langer Zeit, mit vielen Gedanken, wenigen Worten, und einer allseits geübten Zurückhaltung, sich nicht allzu sehr auf die Nerven zu fallen, kamen sie an.

      Die Aume trat aus dem Hyperraum und schwebte, abseits eines Sonnensystems, im Leerraum, der sich bei näherer Betrachtung nicht als leer erwies.

      Sie hatten sich auf der Brücke versammelt, gespannt, neugierig, einige ein wenig ängstlich. Aume ließ sie über nichts im Unklaren.

      Auf den Schirmen und Projektionen zeichnete sich der zerrissene, verfallene Körper einer gigantischen Raumstation ab, deren unförmiger, pockennarbiger Leib von der langen Zeit zeugte, die sie bereits durch das All schwebte, Anziehungspunkt von Mikro- und Makrometeoriten, ständig Strahlenstürmen ausgesetzt, hin und her gezerrt durch Gravitationsfelder und doch in seiner inneren Struktur unbeeindruckt von den Fährnissen einer äonenalten, interstellaren Existenz. Aume ließ das Bild dieses Behemoth aus ferner Vergangenheit auf sie alle einwirken und wartete, bis die Verwirrung den Ersten dazu brachte, endlich zu fragen. Es war erwartungsgemäß Vocis, die von ihnen allen die wenigste Geduld hatte.

      »Aume, das ist es?«, fragte sie.

      »Das ist eine Dridd-Metallwelt.«

      Plastikk runzelte die Stirn. »Eine mächtige Zivilisation. Wissen wir viel über sie?«

      Er hätte sich auch selbst informieren können, aber so war es natürlich einfacher. Die Datenverarbeitungskapazitäten von Organischen waren begrenzt und manchmal wunderte sich Aume, wie sie so lange hatten überleben können – und noch mehr, wie es ihnen einst gelungen war, richtige Intelligenzen zu erschaffen, wie sie eine war. Es gab Geheimnisse im Universum, die blieben auch ihr verschlossen.

      »Die Dridd sind eine lange ausgestorbene Zivilisation, deren Reste in drei Galaxien zu finden sind. Selbst in unserer Zeit, in fernster Zukunft, wurden noch Artefakte von ihnen entdeckt. Ihre Technologie hat sich als sehr hartnäckig erwiesen. Ihre Zivilisation eher nicht.«

      »Du hast gesagt, sie hätten das Gleiche wie Dendh versucht«, erinnerte sich Holoban Kerr, der die massive Erscheinung mit großem Interesse musterte. Er mochte Raumschiffe, auch solche ohne weibliche Sexualmerkmale. Das machte ihn, wie Aume fand, schon sehr sympathisch.

      »Die Dridd waren eine bemerkenswerte Spezies. Es gab in ihrer Geschichte einen Zeitpunkt, in dem sie versuchten, sich mental mit ihren Metallplaneten zu vereinen, um dadurch Unsterblichkeit zu erlangen. Ambitionen, den nächsten Urknall zu überwinden, hatten sie keine, soweit wir wissen. Wir wissen aber wenig über die Ziele ihrer Zivilisation, das Denken ihrer Spezies. Es gab Symbionten, die mit ihnen im Einklang lebten und die eigene Intelligenz besaßen. Ihre fernen Nachkommen finden sich manchmal auf den Metallplaneten, sie haben sich in den Resten der Zivilisation irgendwie eingerichtet. Es gäbe noch viel über die Dridd zu erforschen, da bin ich mir sicher. Selbst Dendh hat sich nur auf das konzentriert, was ihm nützlich erschien: die Nutzung und Weiterentwicklung jener technischen Komponenten, die aus einer Metallwelt einen Kollapsar machen – und die Fähigkeit, darauf basierend weitere zu bauen. Die Verfeinerung jener Technologie, die es ermöglichen soll, die Bewusstseinsinhalte ganzer Zivilisationen so zu speichern, dass sie in einem Zustand absoluter Kälte der Entropie entkommen. Dafür haben die Dridd, unwissentlich und unabsichtlich, einstmals die Grundlagen geschaffen.«

      »Die Dridd sind also gescheitert?«, fragte Vocis misstrauisch. Sie sah ein fremdes Objekt und damit eine potenzielle Bedrohung. Die Reflexe einer Soldatin. Aume fand dies sehr nützlich, es schärfte auch ihre eigene Aufmerksamkeit – und ihre Vorsicht.

      »Es war eine Aufgabe, die auch für sie zu groß war.«

      »Warum?«

      »Ich vermute, es war nicht die Technologie«, sagte Dr. Thasri unvermittelt. Sie schaute auf den langsam vor ihnen wachsenden Metallplaneten mit den Augen einer Wissenschaftlerin, aufmerksam, analysierend, neugierig – und ohne die Angst, die andere vor dem Unbekannten empfanden.

      »Sehr gut«, sagte Aume lobend. Perspektive. Thasri bot Perspektive.

      »Ich spekuliere«, kündigte die Wissenschaftlerin an. »Die Dridd sind als Gesellschaft an diesem Vorhaben gescheitert. Sich selbst auf ewig hochzuladen – die Kath haben es als Verteidigung und als Rückzugsort realisiert.«

      »Übrigens auch basierend auf Dridd-Technik«, fügte Aume ein. »Die Kath sind genial, aber wir alle stehen auf den Schultern unserer Vorfahren.«

      Selbst ich, fügte sie in Gedanken hinzu. Es war hilfreich, bisweilen etwas Demut zu empfinden und sich der Endlichkeit der eigenen Bemühungen bewusst zu sein.

      »Aber die Vermutung ist korrekt. Die Dridd sind gestorben, ausgestorben, nicht von außen zerstört, sondern von innen.«

      »Von innen?«

      »Sie waren irgendwann einfach nicht mehr da«, sagte Aume. »Mehr weiß niemand. Möglicherweise waren sie ihrer Existenz überdrüssig, hatten keine Ziele mehr oder die Ziele wurden bedeutungslos. Kollektive Müdigkeit, über Äonen angesammelt, hin zur Resignation, ein Dahinweichen, ein Verblassen. Das ist meine Hypothese und sie gefällt mir von Mal zu Mal besser, wenn ich sie hervorhole. Vielleicht hat Dendh mehr erfahren. Wenn, dann hat er es mir niemals mitgeteilt.«

      »Was tun wir also hier?«

      »Diejenigen, die im Kollapsar die Informationen hinterlassen hatten, schicken uns hierhin. Die Kath finden, dies sei ein sehr wichtiger Ort. Also werden wir das Naheliegende tun: Informationen suchen, die uns bei unserer Mission hilfreich sein könnten. Ein Ansatzpunkt, der uns nützt, wenn wir mit der technologischen Weiterentwicklung konfrontiert werden. Das Vermächtnis der Dridd als Waffe nutzen. Den Ursprung von Dendhs Arbeit erforschen. Dies ist eine Dridd-Welt. Dendh war möglicherweise einst selbst hier. Er mag diesen Ort schon lange verlassen haben, wir aber benötigen jeden Vorteil, jeden Anschein einer Idee. Deswegen sind wir hier.«

      Aume sah es in ihren Gesichtern. Thasri musste sie nicht überzeugen. Wer sich leidenschaftlich für die uralten Hinterlassenschaften der Kath interessierte, konnte seine Begeisterung nahtlos auf eine andere, diesmal definitiv untergegangene Zivilisation übertragen. Der Enthusiasmus der anderen war eher gedämpft. Sie alle hatten sich innerlich darauf eingestellt, zum Eiskern Dendhs aufzubrechen, zur Quelle aller Kollapsare, um dort die Bedrohung auszuschalten. Der direkte Weg, eins aufs Maul, fertig. Menschen. Immer nur auf das eine fokussiert und mit begrenzter Fantasie gesegnet. Ihre Begrenzungen erlaubten es kaum, nach links und nach rechts zu sehen und die notwendigen Umwege zu machen. Es war manchmal anstrengend mit ihnen.

      »Ich zwinge niemanden, mit an Bord zu gehen«, sagte sie. »Der Aufenthalt sollte nicht lange dauern. Ich scanne die Struktur bereits eingehend und hoffe …«

      »Ich gehe«, sagte Thasri, wie zu erwarten war.

      »Ich auch«, sagte Vocis. »Wenn wir etwas finden können, dann will ich suchen helfen.«

      »Ich bleibe ebenfalls nicht hier«, meldete sich Plastikk. »Ich bin die Untätigkeit satt.«

      Und ehe Aume darauf hinweisen konnte, dass sie keine ganze Busladung an neugierigen Menschen mitnehmen wolle, meldete sich auch Hamid. Als sich ansonsten niemand nach vorne drängte, schwieg die Schiffsintelligenz. Mit dieser Gruppe konnte sie arbeiten und darauf achten, dass sie keinen Ärger anrichteten.

      »Ich betrachte erst die Daten der Scanner«, sagte Thasri, als müsse sie sich rechtfertigen. »Ich würde es vorziehen, einmal wissenschaftlich vorgehen zu dürfen.«

      Das war nichts, was ihr jemand streitig

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