Mami Staffel 10 – Familienroman. Lisa Simon

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Mami Staffel 10 – Familienroman - Lisa Simon Mami Staffel

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      Leider betraten gleich zwei Kunden das Geschäft und sahen sich suchend nach Hilfe um. Kristin mußte Frederik stehen lassen, weil Frau Schneider bei Johannes saß. Heute war entschieden nicht ihr Glückstag. Aber sie war ziemlich sicher, daß er bald wiederkommen würde.

      Ein paar Minuten später winkte er ihr zu und ging hinaus. Sie nahm es ihm nicht übel. Wie lange sollte er noch warten? Sicher mußte er schnellstens in die Uni.

      Als Marion kam, um ihren Sohn abzuholen, strahlte sie über das ganze Gesicht. Sie sah überhaupt bemerkenswert gut aus mit dem roten Kostüm. Wie eine richtige Powerfrau und nicht wie jemand, der heute morgen noch verheult vor Kristins Tür gestanden hatte.

      »Es hat geklappt. Ich habe einen dicken, fetten Auftrag an Land gezogen. Mein Gott, dein Tip heute morgen war Gold wert.«

      »Das freut mich.«

      Daß ihr Sohn Kristins Chancen dagegen möglicherweise zunichte gemacht hatte, erzählte sie Marion nicht. Wenn Frederik etwas an ihr lag, würde er wiederkommen. Auch wenn er glauben mußte, daß Johannes ihr Sohn sei.

      »Ich möchte dich heute abend zum Essen einladen, okay? Mit Wein und allem drum und dran.«

      Kristin vermutete, daß Marion das Essen auftischen würde, das gestern für Derrik bestimmt war und freute sich darauf, denn Marion war eine gute Köchin. Ganz im Gegensatz zu ihr.

      »Ja, ich komme gern. Danke. Für den Wein sorge ich aber.«

      »Okay, wie du meinst. Dann um acht, ja?«

      Kristin wollte schon fragen, was sie machen sollte, falls Derrik überraschend auftauchte. Aber dann ließ sie es. Es wäre sogar ganz reizvoll. Derrik würde sich vermutlich wundern, daß seine Geliebte sich nicht etwa Asche aufs Haupt gestreut hatte und seinetwegen Bäche von Tränen vergoß, sondern vergnügt mit einer Freundin zusammensaß.

      Johannes protestierte lautstark, weil er weitermalen wollte. Schließlich bestand Kristin darauf, daß er den Buntstift mitnahm. Marion war so guter Stimmung, daß sie nicht widersprach. Es herrschte himmlische Ruhe im Geschäft, nachdem Johannes weg war. Nur Frau Schneider bedauerte es, denn es hatte ihr noch mehr Spaß gemacht, auf Johannes aufzupassen als Kunden zu bedienen.

      Marion hatte noch immer gute Laune, als Kristin dann am Abend vor der Tür stand.

      »Komm herein, ich bin gleich fertig. Du hast bestimmt Hunger.«

      Kristin hatte immer Hunger, wenn es so gut duftete wie hier. Sie fragte, ob sie noch etwas helfen könne.

      »Nein, alles klar. Du kannst den Wein öffnen.«

      Sie setzten sich zu Tisch. Das Essen war hervorragend. Derrik mußte verrückt sein, sich das entgehen zu lassen. Kristin sparte nicht mit Lob.

      »Es ist ganz gut gelungen, stimmt. Wenn ich als Grafikerin keinen Erfolg mehr habe, könnte ich Haushälterin werden.«

      »Ja, bei einem reichen Witwer. Alt muß er auch sein. Dann kochst du ihn tot und genießt das Geld.«

      »Kristin!« Marion mußte lachen.

      »Das habe ich gerade in einem ziemlich schwarzen Krimi gelesen. Was meinst du, wie viele Ehefrauen zu so einem Mittel greifen? Ich bin sicher, das gibt es wirklich.«

      Zu spät merkte sie, daß sie das Thema Ehefrauen vielleicht nicht hätte beginnen sollen. Marions Lächeln wurde verklemmter.

      »Marion, bezieh das nicht auf dich. Du wirst einen fabelhaften Ehemann finden. Ich bin ganz sicher. Du siehst nämlich echt toll aus, so wie du heute im Geschäft ankamst.«

      »Wirklich? Ich bin zu dick.«

      »Nein, bist du nicht. Du bist ein echtes Vollweib.«

      Marion lachte wieder. In diesem Moment klingelte es an der Tür. Sie erstarrte mitten in der Bewegung.

      »Das… ist er bestimmt.«

      »Ich denke, er hat einen Schlüssel.«

      »Den vegißt er meistens. Was soll ich machen?«

      Kristin schoß durch den Kopf, daß die Liebe nicht sehr groß sein konnte, wenn er den Schlüssel vergaß.

      »Mach auf. Und lächel weiter. Glaub nicht, daß ich jetzt gehe.«

      »Nein, das sollst du auch nicht…«

      Kristin empfand fast Mitleid mit Marion, die völlig verunsichert wirkte. Aber sie blieb eisern. So leicht sollte Marion ihre jetzt viel stärkere Position nicht aufgeben.

      »Hallo, Derrik«, hörte sie sie gleich darauf sagen. »Ich wollte noch mal in Ruhe mit dir sprechen«, erwiderte er streng.

      Kristin ärgerte sich. Er sprach mit Marion, als wäre sie ein bockiges Kleinkind.

      »Tut mir leid… , aber ich habe Besuch. Kristin ist da.«

      »Dann schick sie bitte weg. Ich habe einiges anstellen müssen, um weg zu können.«

      Kristin wartete gespannt, was Marion jetzt wohl antworten würde.

      »Das geht nicht. Ich habe sie extra eingeladen.«

      »Dir scheint es ja gutzugehen«, kam es spitz zurück.

      Oh, Marion, werd’ jetzt nicht schwach, betete Kristin innerlich.

      »Ich bin es ja gewöhnt, allein zu sein. Warum sollte es mir nicht gutgehen?«

      »Na bitte. Wenn du dich immer noch nicht beruhigt hast und meinst, mir eine Szene machen zu müssen, kann ich ja wieder gehen.«

      »Du kannst auch ein Glas Wein mit uns trinken, wenn du möchtest.«

      Marion klang jetzt ganz wie die vorbildliche Gastgeberin. Kristin schmunzelte. Wie es schien, lernte ihre Freundin schnell.

      »Ich lege keinen Wert auf die Gesellschaft deiner Nachbarin.«

      »Tja… dann tut es mir leid.«

      Ohne Abschied ging Derrik. Marion war ein bißchen bläßlich, als sie wieder hereinkam.

      »Das hast du wunderbar gemacht. Er hängt am Haken, ich bin ganz sicher.«

      »Ich weiß nicht… Er hat mich so angesehen, als wüßte er gar nicht mehr, was er einmal an mir gefunden hat«, antwortete Marion kläglich und ließ sich mit einem Plumps auf den Stuhl nieder.

      »Natürlich. Muß er doch, weil er nicht das Gesicht verlieren will.«

      »Meinst du, er kommt wieder?«

      »Jetzt wird er dich vermutlich erst einmal zappeln lassen.«

      »Ich hätte ihn vielleicht nicht so einfach gehen lassen sollen. Ich meine, er hat sich doch die Mühe gemacht…«

      »Wer klein denkt, muß sich nicht wundern, wenn er nur Kleines bekommt«, verkündete Kristin eine Lebensweisheit,

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