Mami Staffel 4 – Familienroman. Diverse Autoren

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Mami Staffel 4 – Familienroman - Diverse Autoren Mami Staffel

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wir uns überhaupt alle so gut leiden mögen.«

      Beate atmete langsam und vorsichtig. Es war das erste Mal, daß ihr Sohn den Wunsch nach einem Vater andeutete. Einmal mußte das ja kommen. Spätestens dann, wenn er in die Schule kam, und bis dahin war es nicht mehr weit.

      »Herr Fabrizius freut sich, daß seine kleine Sandra in dir einen Spielkameraden gefunden hat, das ist alles. Daß wir einander auch sympathisch sind, sollte dich aber doch nicht zu solchen kühnen Phantasien verleiten, mein Felix«, sprach sie sanft. »Das ist eine Familie, dort drüben in dem Haus, und die darf nicht auseinanderbrechen.«

      »Hm, wenn du meinst, Mama…«, kam es zögernd.

      Beate brachte ihr Bübchen noch zu Bett. Als sie sich über ihn beugte, um ihm den Gutenachtkuß zu geben, schlang er die Arme um ihren Hals und zog ihren Kopf zu sich herab. »Es ist ja auch ganz genug, daß wir zusammen sind, du und ich«, flüsterte er. »Wir haben es doch schön, nicht, Mami?«

      »Ja, wir haben es schön.« Aber daß er es betonte, was ihm bisher so selbstverständlich war, gab Beate schon zu denken.

      Es war kurz vor neun, als sie hinüberging in das Haus der Fabrizius’.

      »Danke, daß Sie einem einsamen Mann noch ein bißchen Gesellschaft leisten«, empfing sie der Hausherr. Er hatte eine Flasche Wein auf den Tisch gestellt. Die Tür zur Terrasse stand offen, der Duft von Rosen wehte herein.

      Kaum hatten sie sich in den breiten Sesseln niedergelassen, da spazierte auf bloßen Füßchen und im langen Nachthemd Sandra herein.

      »Ja, ich denke, du schläfst schon längst, Püppchen«, sagte ihr Papa überrascht. »Was macht du denn noch auf?«

      Ein schelmisches Lächeln huschte über das kleine Gesicht. »Ich hab’ gehört, wie du gekommen bist, Tante Beate. Kommst du mit rauf und sagst mir auch noch gute Nacht? Dann schlafe ich auch bestimmt ganz schnell ein.«

      »Du kannst mir meinen Gast doch nicht einfach entführen«, scherzte der Vater. Aber dann nickte er Beate zu, die etwas verlegen geworden war. »Tun Sie ihr doch bitte den Gefallen…«

      Das Kind hatte schon Beates Hand ergriffen und zog sie mit sich fort. So viele Spielsachen, mußte Beate denken, als sie sich flüchtig in Sandras Zimmer umsah, und eine lange Reihe teurer Puppen, wie aus dem Schaufenster, aber keine Mutter, die ihr ein Gutenachtküßchen gibt.

      Sie gab es der Kleinen, die sich zurechtkuschelte und sie dankbar ansah. »Erzählst du mir auch noch eine Geschichte? Felix hat gesagt, du könntest schöne Geschichten erzählen. Manchmal hat er mir die auch schon wiedererzählt. Bitte erzähl mir eine neue, die auch Felix noch nicht kennt.«

      Beate tat es. Das war die Geschichte von einem Raben, der ein armes, winziges Mäuschen in sein Gefieder nahm und mit ihm empor und weit hinausflog, damit es auch einmal etwas von der Welt sähe. Als die beiden glücklich in einem Baum gelandet waren, schlief Sandra mit einem hellen Lächeln ein.

      »Es hat ein bißchen länger gedauert«, sagte Beate heiter, als sie wieder in ihrem Sessel Platz nahm. »Sandra wollte noch eine Geschichte hören. Aber jetzt schläft sie.«

      »Wie sehr dieses Kind doch die Mutter vermißt«, murmelte der Hausherr vor sich hin. »Aber trinken wir erst einmal einen Schluck. Auf Ihr Wohl, Frau Herder!« Er hob ihr sein Glas entgegen, und sie tat ihm Bescheid.

      »Die Tournée müßte doch nun eigentlich bald zu Ende sein«, meinte Beate, während sie ihr Glas zurücksetzte.

      »Meine Frau hat verlängert, des großen Erfolges wegen. Ich weiß nicht einmal genau, wo sie jetzt ist. Vielleicht in Südfrankreich, wo sie sich ein Haus kaufen wollte.«

      »Aber Sie haben doch hier dieses schöne Haus«, entfuhr es Beate. Doch hätte sie die Worte gern zurückgenommen, denn was ging sie das an.

      »Meine Frau hat ihre eigenen Vorstellungen«, sagte Fabrizius mit abgewandtem Blick.

      »Eine große Künstlerin kann man wohl nicht mit den üblichen Maßstäben messen.«

      Der Mann nickte. »Dabei wäre mir nichts lieber, als ein ganz normales bürgerliches Leben zu führen«, kam es ihm über die Lippen. »Aber diese Erkenntnis ist mir erst mit den Jahren gekommen. Und verstärkt jetzt, seit ich Sie kenne, Beate…« Mit einem eigenartigen Ausdruck heftete sich sein Blick auf sie. Er ließ Beates Herz rascher klopfen.

      »Das – sollte es nicht, Herr Fabrizius«, sagte sie stockend.

      »Ich denke manchmal«, fuhr er dennoch fort, »wie anders alles wäre mit einer Frau, wie Sie es sind, und in diese Vorstellung von einem anderen Leben schließe ich unsere Kinder mit ein. Man darf doch einmal träumen, oder nicht?« Der Hauch eines Lächelns lag

      um seinen festen, männlichen Mund.

      »Nein«, wehrte Beate ab, der es heiß in die Wangen gestiegen war, »nicht solche Träume. Sie versperren den Blick auf die Realität. Sie sind verheiratet, und Sie lieben Ihre Frau…«

      »Aber wenn meine Frau nun ganz ihre Freiheit haben wollte, wie es mir manchmal schon so vorkommt«, unterbrach er sie, »und wenn ich sie ihr ließe, dann stünde es mir frei, um Sie zu werben, Beate.«

      Sie senkte die Lider. »Darauf kann ich Ihnen nichts erwidern.«

      »Könnten Sie nichts für mich empfinden?« fragte Clemens mit dunkler Stimme. Beate schwieg einen Moment, bevor sie ihn wieder ansah.

      »Doch«, bekannte sie. »Sie sind seit langer Zeit der erste Mann, an dem ich nicht gleichgültig vorübergehe. Aber ich halte mein Herz fest. Ich möchte für Sie und für Sandra, daß Ihre Ehe hält und Ihr kleines Mädchen die geliebte Mutter nicht verliert.«

      Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Sie tranken langsam den Wein, und sie sahen aneinander vorbei, jeder mit seinen Gedanken beschäftigt. Clemens schenkte nochmals ein von dem edlen Tropfen.

      »Ich habe mich schon manchmal gefragt«, begann er endlich, »wieso eine Frau wie Sie allein lebt. Haben Sie Ihren Mann so sehr geliebt, daß es nach ihm keinen anderen mehr für Sie geben kann?«

      »Er war nicht mein Mann, das heißt, ich war nicht verheiratet mit Felix’ Vater. Er hat seinen Sohn auch nie gesehen.«

      »Damit ist meine Frage nicht beantwortet, warum Sie anscheinend nur für das Kind leben. Aber vielleicht rühre ich damit an eine Wunde…«

      »Nein«, sagte Beate ruhig, »ich habe mich einfach für diese Lebensform entschieden, und ich bin nicht unglücklich dabei. Oder haben Sie diesen Eindruck?«

      Clemens Fabrizius schüttelte den Kopf. »Im Gegenteil. Sie wirken so ausgeglichen, daß sich das wohltuend auf andere überträgt. Ganz besonders auf mich, da ich es anders kenne. – Was war das für ein Mann, den Sie liebten? Darf man das fragen?«

      Sie zögerte, dann antwortete sie verhalten: »Sieghaft – strahlend – ungestüm – und hungrig auf das Abenteuer, das Leben heißt.«

      »Mein Gott, und das mußte er so jung verlieren«, bedauerte Clemens. »Ein Schiffsunglück war es, nicht wahr?« Er begegnete Beates irgendwie abwesendem Blick und fügte hinzu: »Ich weiß es ja nur von Sandra, der es Felix erzählt hat.«

      Beate drehte ihr Glas in der Hand.

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