Mami Staffel 4 – Familienroman. Diverse Autoren

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Mami Staffel 4 – Familienroman - Diverse Autoren Mami Staffel

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er. Ihr Schweigen galt ihm als Bestätigung. Da lenkte er vom Thema ab. Beate ging bereitwillig darauf ein.

      Nicht viel später stand sie auf, um sich zu verabschieden. An der Haustür sagte Beate: »Das war ein schöner Sonntag, mit unserem Ausflug und dieser Abendstunde noch.«

      »Mit Ihnen ist es immer schön«, gab der Mann zurück, und er sah ihr dabei in die Augen, auf den Mund. Seine Miene verriet, daß er sie gern geküßt hätte.

      Mit einer leichten Bewegung legte ihm Beate die Hand gegen die Wange, strich flüchtig darüber. »Es kann nicht sein, was nicht sein darf«, sagte sie weich. »Gute Nacht, Clemens.«

      *

      Der Vogelkäfig stand auf dem Balkon, Pipsi untermalte mit Flügelschlägen und allerlei Lauten die Unterhaltung der beiden Frauen, die da am Tisch saßen. Drinnen im Wohnzimmer hockten Felix und Uli auf dem Teppich vor dem Bildschirm und amüsierten sich beim Kinderfernsehen.

      »Uli schreibt also wieder gute Noten in der Schule«, sagte Beate, während sie Kaffee einschenkte. »Vorhin, als ihr kamt, hat er mir zugeflüstert, daß zu Hause alles wieder ›super‹ wäre. Ich bin sehr froh darüber, Ingeborg.«

      »Super«, wiederholte Ingeborg etwas gedehnt den gebräuchlichen Ausdruck ihres Sohnes, und ein nicht gerade strahlendes Lächeln huschte dabei um ihren Mund, »wenn Uli das so sieht, ist es ja gut. Seinetwegen reden und lachen wir auch wieder zusammen. Aber es ist doch noch viel trügerischer Schein dabei. Ich fürchte, es wird nie mehr so sein wie früher.«

      »Nie mehr, das darfst du nicht sagen«, hielt Beate der Freundin entgegen. »Du hast ihn tief verletzt mit deinem Treuebruch. So etwas heilt nicht in ein paar Wochen ab. Doch eines Tages wird die Wunde vernarben, um bei dem Bild zu bleiben.«

      »Auch Narben können noch schmerzen«, behauptete Ingeborg. »Bertold hat das Vertrauen zu mir verloren. Er glaubt wohl, daß ich immer noch an den anderen denke.«

      »Aber du bist ganz darüber hinweg?« Nur vorsichtig tastend war diese Frage von Beate gestellt.

      »Ja, Beate. Wenigstens du solltest es mir glauben.«

      Ingeborg seufzte auf. »Mit Fendrich, das war – wie soll ich es nur erklären – wie eine Flamme, die aufgelodert und wieder erloschen ist. Aber mit solchen Vergleichen kann ich Bertold nicht kommen.«

      »Vorläufig muß es euch eben genügen, daß Uli seine Unbefangenheit wiedergefunden hat«, meinte Beate. »Wie schlimm das auch für ihn war, hat man doch daran gesehen, daß er sich zu den Großeltern geflüchtet hat. Haben die eigentlich erfahren, was der Grund für euer Zerwürfnis war?«

      »Nein, Bertold hat mich nicht bloßgestellt. Eine Krise, sagte er nur, und er ging darüber hinweg.« Sinnend rührte Ingeborg in ihrer Tasse. »Ich glaube, er würde sich immer vor mich stellen, vor anderen. Er ist so gut, so charaktervoll.«

      »Wenn du es nur einsiehst«, sagte Beate.

      Später kamen die Buben dazu, es wurde lebhaft auf dem Balkon. Das gefiel dem Wellensittich. »Komm her!« schrie er, und »gib Küßchen!«

      Als es auf halb sechs zuging, mahnte Uli: »Wir wollten Papa doch heute vom Geschäft abholen, Mutti.«

      Sie brachen auf. Beate hieß ihn, Grüße an den Papa zu bestellen. Felix winkte ihnen vom Balkon aus nach. »Mal gut, daß sie sich alle wieder vertragen«, sagte er und machte ein ganz tiefsinniges Gesicht dabei.

      Er blieb noch eine ganze Weile da an der Brüstung stehen, zupfte wohl auch ein paar verwelkte Blüten von den Geranien, die seine Mama hegte und pflegte, ebenso wie den Margeritenstock, der die Ecke zierte.

      Bei alledem stand der große fremde Mann immer noch da unten und sah an dem Haus empor.

      Endlich ging Felix in die Küche, wo seine Mutter beschäftigt war. »Da unten steht ein Mann und guckt immer hoch«, berichtete er. »Was der wohl will, ob der jemand sucht?«

      »Vielleicht.« Beate stellte die abespülten Tassen in den Schrank. »Uns gilt das nicht, Felix.« Sie ließ sich in ihrem Tun nicht stören, nahm sich den Salat und die

      Radieschen für das Abendessen vor.

      »Komm doch mal«, drängte Felix. »Wir können den doch mal fragen. Vielleicht will er zu Müllers. Dann sagen wir ihm, daß die verreist sind.«

      »Du bist ja nur neugierig«, lächelte Beate und folgte ihrem Söhnchen auf den Balkon.

      »Och, jetzt ist er weg«, stellte Felix enttäuscht fest. »Soll ich mal runtergehn, vielleicht steht er noch irgendwo rum?«

      »Aber nein, das machst du nicht. Was geht uns denn ein fremder Mann an.«

      Am nächsten Vormittag besuchte Felix wieder seine kleine Freundin in ihrer Spielecke im Garten.

      Als er gegen zwölf Uhr zurückkam, hatte er heiße rote Wangen. »Du, Mami, ich muß dir was erzählen«, platzte er heraus.

      Beate schob die Manuskriptblätter beiseite und blickte auf. Freilich, er hatte ihr doch immer etwas zu erzählen. »Komm mit in die Küche«, sagte sie, »dann kann ich dabei schon das Mittagessen vorbereiten.«

      Ihr Kleiner war ganz zappelig, er konnte es kaum erwarten, loszuwerden, was er erlebt hatte.

      »Stell dir vor, Mama«, er schnaufte ordentlich, »eben hab’ ich den Mann wiedergesehen, der gestern da unten stand. Und er hat mich angesprochen!« Felix machte eine Kunstpause.

      Beate runzelte leicht die Stirn. Fremden Männern, die kleine Jungs ansprachen, durfte man nicht unbedingt vertrauen. »Was wollte er denn von dir?« fragte sie und nahm ein paar Kartoffeln aus dem Korb.

      »Er hat mich gefragt, wie ich heiße, und als ich gesagt hab, Felix Herder, hat er nichts mehr gesagt und mich nur angeguckt. Mir war ganz komisch, Mama, aber echt. Eigentlich wollte ich weitergehen, aber ich konnte ihn auch nicht so stehenlassen. Irgendwie konnt ich das nicht, Mama. Da habe ich ihn dann gefragt, ob er hier zu jemand wollte, oder jemand suchte. Und weißt du, was er da geantwortet hat?«

      »Was denn?« Beate hatte, während ihr Sohn dies hervorsprudelte, den Kartoffelschäler sinken lassen.

      »Er hat gesagt, und deine Mutter heißt Beate. So hat er das gesagt, als hätte er plötzlich was im Hals. Wie findest das, Mama, wo doch unten an der Klingel nur Herder steht?«

      »Wie sieht der Mann denn aus?« wollte Beate wissen. War es nicht, als hätte sie auch plötzlich »was im Hals«?

      »Ja, groß, blond, und ganz blaue Augen hat er. Natürlich hab ich ihn gefragt, ob er dich denn kennen tät, da hat er nur genickt. Dann hat er seine Hand auf meine Schulter gelegt, aber nur so eben, ganz kurz, und dann ist er ziemlich schnell weggegangen. Also das war was…« Felix schüttelte den Kopf.

      Beate war alles Blut vom Herzen geflossen. Für einen Moment mußte sie die Augen schließen. Nils – war das Nils?

      Felix hatte sich auf den Küchenhocker gesetzt. »Eigentlich wollte ich ihn noch fragen, wie er denn heißt«, fuhr er fort. »Dann kennst du ihn ja vielleicht auch, Mami. Kennst du einen Mann, der so aussieht?«

      »Männer von diesem Äußeren gibt es mehr«, antwortete seine Mutter ausweichend.

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