Mami Staffel 4 – Familienroman. Diverse Autoren
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»Mal sehen«, antwortete Nils. »Die Mutti sieht es ja nicht so gern, wenn du dich dort stundenlang allein herumtreibst.«
»Ich treib mich nicht rum«, widersprach sein Sohn. »Ich guck mir nur an, was da so vor sich geht, und ich studiere die Schiffe, den Aufbau, die Takelage und so.«
»Und siehst dich schon als zukünftigen Schiffsbauingenieur«, warf sein Vater mit gutmütigem Spott ein.
»Klaro«, sagte Felix und rutschte vergnügt auf seinem Stuhl hin und her.
»Dann mußt du aber erst mal bessere Noten schreiben, mein Sohn. Dein letztes Zeugnis war nicht gerade eine Erbauung.«
Felix machte eine pfiffige Miene. »Schätze, daß du auch nicht nur Einser nach Hause gebracht hast, wo dich doch immer nur die Seefahrt interessiert hat. Hast du mir doch erzählt.«
Nils sah seine Frau an. »Was soll ich dem Lauser nur darauf antworten, Beate?«
»Vielleicht besser schweigen«, lachte sie, denn sie wußte, daß er die Schule gehaßt hatte.
»Hahaha«, machte Felix und schob sich ein Salatblatt in den Mund.
»Von Respekt keine Spur«, behauptete Nils grimmig.
Freilich nahm er ihn dann doch mit, als er wieder zum Dienst mußte. Sie machten sogar noch einen Umweg, um Felix’ Freund Holger abzuholen, der schon dreizehn war und in dieselbe Schule ging. Aber jetzt waren Schulferien, und die Freiheit mußten sie genießen.
Die daheimgebliebene Beate nahm sich den Novellenband vor, den sie aus dem Englischen übersetzte. Sie hatte die ihr liebgewordene Tätigkeit nie ganz aufgegeben, es war schließlich auch ihr Beruf. Nur hatte sie es seit ihrer Heirat nicht mehr nötig, jeden Auftrag anzunehmen, auch gar nicht die Zeit, mit ihrem Haushalt und ihren beiden Lieben. Nils hatte überhaupt nicht viel Verständnis für diese Art von geistiger Arbeit, aber: Du hast eben Köpfchen, pflegte er zu sagen, und seine blauen Augen lachten dabei.
Sie hatte zwei, drei beschriebene Manuskriptblätter neben der Schreibmaschine liegen, als das Telefon läutete.
Ihre langjährige Freundin Ingeborg Basler war am Apparat. Obwohl sie nun schon seit langer Zeit einige hundert Kilometer trennten, waren sie doch immer herzlich verbunden geblieben, so wie damals, als sie noch in einer Stadt wohnten und Freud und Kümmernisse miteinander teilten.
»Wir wollen euch auch in diesem Jahr wieder heimsuchen«, sagte Ingeborg in scherzhaftem Ton. »Ich bin schon beim Kofferpacken!«
»Macht ihr doch wieder Ferien auf der Insel Amrum?« fragte Beate erfreut. »Ihr wolltet doch eigentlich nach Süden?«
»Ja, aber du weißt ja, Berthold ist ein Gewohnheitstier. Dort kennt er jeden Weg und Steg und braucht sich nicht auf etwas Neues einzustellen. Wir gehen wieder in dieselbe Pension.«
»Das hat den Vorteil, daß wir uns wiedersehen, Ingeborg. Wir werden uns ein paar schöne Stunden zusammen machen, und sicher werden wir euch an einem Wochenende wieder besuchen. Felix wird sich auch auf Uli freuen.«
»Ja, der Uli ist dieses Jahr in die Höhe geschossen«, erzählte Ingeborg von ihrem Sohn, »lang und dünn ist er geworden. Die Seeluft wird ihm guttun.«
Sie plauderten noch ein wenig hin und her, bevor sie sich mit einem froh betonten »Auf Wiedersehen!« verabschiedeten.
Felix warf die Arme in die Luft, als er erfuhr, daß die Baslers auf der Durchreise wieder bei ihnen Station machen würden.
»Au, dann darf ich vielleicht wieder ein paar Tage bei denen sein, ja? Das war doch voriges Jahr super. Auf ihrer Rückreise können sie mich dann wieder hier abliefern.«
»Du meinst, daß wir dich mal ein paar Tage los sind«, bemerkte sein Vater augenzwinkernd. »Aber dann haben die dich am Hals.«
Felix nahm Boxerhaltung an, als wollte er auf ihn losgehen. Aber Nils schnappte ihn sich, hob ihn empor, als wäre er ein Federgewicht, und schwenkte ihn herum, daß eine Lampe ins Wackeln geriet.
»Oh, ihr zwei«, sagte Beate. »Jetzt wollen wir erst mal abwarten, was unsere Freunde dazu sagen.«
»Die haben mich gern am Hals«, behauptete Felix und gab seinem Vater doch noch einen kleinen Knuff.
Sie kamen zwei Tage später, Ingeborg und ihr Mann Berthold und Sohn Ulrich, Uli genannt. In der Wohnung herrschte auf einmal Leben, Lachen, Reden.
»Mönsch«, staunte Felix, der tatsächlich zu seinem »alten« Freund Uli aufsehen mußte, »willst vielleicht auch ’n Leuchtturm werden?«
»Werd du erst mal dreizehn, dann bist du auch nicht mehr so ein Knirps«, sagte Uli gönnerhaft, aber er lachte dabei.
Den Knirps überhörte Felix großzügig. Er wußte, daß er zwar noch kleiner, aber bestimmt kräftiger war als der magere Uli. Sowieso konnte er es mit jedem aufnehmen.
Zu einem vertraulichen Gespräch kamen die beiden Freundinnen nicht, dafür war die Zeit zu kurz. Die Baslers wollten weiter, um am Abend ihr Ferienquartier beziehen zu können.
Das hatten sie erst bei ihrem Wiedersehen auf der Insel, wo Felix nun eine ganze Woche bleiben durfte. Ingeborg war es sehr recht, daß ihr Uli, der sich nicht so leicht anschloß, Gesellschaft bekam. Die Jungs würden in einem Zimmer schlafen und sich tagsüber zusammen am Strand vergnügen.
Erholsam war es hier, wo der Himmel unendlich zu sein schien und Ebbe und Flut ein tägliches Naturerlebnis für die Großstädter war. Der Alltag war fern, wo Bertold Basler in einem Fachhandel für Elektrogeräte sein Brot verdiente und Ingeborg noch halbtags als Zahnarzthelferin tätig war. In der schönsten Zeit des Jahres, wie es so hieß, konnte man das mal vergessen, was es da gelegentlich auch an Streß gab.
»Und verwöhnt werden wir hier von der Wirtin, die selber das Regiment in der Küche führt«, schwärmte Ingeborg. »Es schmeckt so gut, daß ich schon wieder ein paar Pfund zugenommen habe.« Dabei klopfte sie auf ihre Hüften.
Etwas kritisch betrachtete Beate ihre Freundin. Ingeborg war immer eine aparte, schlanke Frau gewesen, inzwischen ging sie wirklich aus der Form. Schade eigentlich.
»Was sagt Berthold denn dazu, daß du immer molliger wirst?« fragte sie.
»Ach der«, Ingeborg machte eine wegwerfende Handbewegung, »dem ist es egal, wie ich aussehe.«
Beate wiegte den Kopf. »Ich glaube, so etwas sollte eine Frau nie sagen«, meinte sie bedenklich. »Egal ist das bestimmt keinem Mann.«
»Sei du erst mal fünfzehn Jahre verheiratet. Da wird man so nach und nach ein bequemes älteres Ehepaar. Berthold füllt seine Lottoscheine aus, und ich sitze vor dem Fernseher und knabbere Erdnüsse.«
»Und futterst dir Pfunde an«, vollendete Beate vielsagend. »Ich habe dich schon mal anders gekannt, meine Liebe.«
»Man paßt sich an«, sagte Ingeborg achselzuckend.
Aber für einen Moment