Merry X-mas. Lilly An Parker
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Ich konnte spüren, wie ich die Stirn runzelte und nun doch einen Blick in die Mappe warf. Chris sah wirklich gut aus. Ein wenig wie Chris Pine, der Schauspieler, der nun die Enterprise flog und auch seine Biodaten lasen sich gut.
»Wo ist der Haken bei diesem Chris? Ich habe gedacht, die anderen wären alle so begeistert von ihm gewesen?« Ich zögerte einen Moment. »Und mit unseren Damen hat er auch einen ganz schön hohen Verschleiß, oder?«
Trotz meiner Frage blätterte ich auf die nächste Seite, um seine Vorlieben zu studieren. Dort fand ich die Informationen, die mein Chef laut aussprach: »Chris ist schon lange Stammkunde, er gönnt sich jedes halbe Jahr eines unserer Wohlfühlangebote – und er mag Abwechslung.«
Ich verdrehte die Augen. Entweder war das die netteste Umschreibung für: Der Mann war ein Arschloch und keine der Frauen war ihm gut genug gewesen, oder er war wirklich ein Mann, der Abwechslung liebte. Was ihn in meinen Augen zu einem sehr unsteten Partner im wahren Leben machte. Aber das war ja nicht mein Problem. Solange er sich meine Dienste leisten konnte und sich an die Regeln des Office Escorts hielt, war ich die letzte Person, die Steine aus ihrem Glashaus auf ein anderes werfen würde.
»Also fragst du mich, weil er Abwechslung will?«, erkundigte ich mich, weil Ruben nicht so wirkte, als fühle er sich wohl in seiner Haut.
»Ich weiß nicht so ganz, wie ich es erklären soll. ..«, druckste er herum. Dabei überzog eine sanfte Röte seine Wangen. Etwas, was ich noch nie zuvor gesehen hatte, dabei arbeitete ich schon seit Jahren für den Begleitservice »Office Escort« und hätte schwören können, es gab im Erotikbusiness nichts, was meinen Chef zum Erröten bringen konnte.
»Er sucht keine Office Escort Dame, die ihm die Arbeit schmackhafter macht oder ihm sonstwie das Leben verschönert«, sprang Joanna hilfsbereit ein. Dieses Mal wirkte Ruben nicht, als würde er sie später für ihr un-devotes Verhalten bestrafen wollen, sondern eher so, als wolle er ihr den Hals umdrehen.
»Was dann?« Inzwischen hatten sich die Runzeln auf meiner Stirn so tief gedrückt, dass sie schon gegen mein Kleinhirn drückten. Anders konnte ich mir meine plötzlichen Kopfschmerzen nicht erklären.
»Er sucht eine Frau, die ihn zu seiner jährlichen Familienfeier begleitet«, meinte Ruben und hatte seinen seriösen Tonfall wiedergefunden.
»Allerdings nicht nach den Regeln unseres Begleitservices«, kam es wieder von schräg unten und dieses Mal sah ich Joanna nach der Entgegnung direkt an.
»Bedeutet?«, erkundigte ich mich.
»Dass er Sex will!« Joannas Aussage war klar und auf den Punkt gebracht, ich verschluckte mich an meiner eigenen Spucke und hustete, bis mir Ruben ein Glas Wasser reichte und ich es in einem Zug leertrank.
»Ich bin keine Prostituierte!«, stellte ich danach klar und war versucht beide allein durch meine Blicke zu töten.
»Das weiß ich und es ist auch nicht so gemeint.« Ruben sah mich ernst an.
»Es ist sogar viel mehr!«, meinte meine Sitzgelegenheit.
»Joanna!«, knurrte Ruben, aber seine Gefährtin ließ sich weder einschüchtern, noch sich den Mund verbieten.
»Geh mal von mir runter!«, befahl sie mir und ich tat meiner Arbeitskollegin den Gefallen. Dann drehte sie sich mehr zu Ruben. »Und du, binde mich los, … bitte!«
Obwohl ihm sichtlich unwohl war, kam Ruben Joannas Aufforderung nach, während ich staunte. »Bitte ist dein Safeword?«
»Nicht wirklich!«, gab Joanna zurück und ich wurde Zeuge eines intensiven Blickduells zwischen den beiden. Obwohl sie deutlich erregt war, ihre Nippel waren fest und ihre Schenkel von Lustflüssigkeit benetzt, blieb ich bei meiner Meinung: Joanna war kein Switcher und devot behagte ihr einfach nicht.
»Chris will eine Frau, die ihn begleitet und die er ficken kann, wann er will und wie er will – ein ‚Nein‘ ist bei dem Deal nicht vorgesehen und küssen auch nicht«, erklärte Joanna schließlich.
Ich wandte mich zu Ruben. »Und wieso kamst du auf mich?«
»Weil du mir gestern noch gesagt hast, du seist untervögelt!« Mein Chef wirkte zerknirscht. Sex war beim Office Escort nicht nur nicht vorgesehen, es war sogar ausdrücklich verboten und stand in den Statuten, die wir und die Kunden bei Auftragserteilung unterschrieben. Die Strafen waren horrend hoch – so horrend, dass selbst Manager, die im Jahr mehrere Millionen verdienten zusammenzuckten und ihre primären Geschlechtsorgane dort ließen, wo sie hingehörten.
Joanna prustete los. »Ich habe dir ja gesagt, wir sollten ihm die Telefonnummer einer Käuflichen geben.«
»Ich dachte, ich schlage zwei Fliegen mit einer Klappe«, gab Ruben zu. »Außerdem wäre es wirklich gut bezahlt – du weißt, unsere Preise orientieren sich am Einkommen – und ich verzichte in diesem Fall auf die Provision.«
Ich starrte Ruben und Joanna an und hinter meinen Augen rotierte mein Gehirn. Ich meine … Hallo? Ich war untervögelt, aber sooo nötig hatte ich es noch lange nicht, … und Geld … mein Job fing erst im fünfstelligen Bereich an … aber … da gab es einen winzigen, kleinen Teil in mir, der eine andere Idee hatte.
»Okay«, meinte ich und klappte die Mappe zu, die ich immer noch in den Händen gehalten hatte. »Wenn ich ihn vorher treffen und mir ein Bild von ihm und seinem Charakter machen kann.«
»Okay?« Joanna starrte mich an, als hätte ich mich vor ihren Augen in eine andere Person verwandelt. »Einfach so?«
»Wir haben dir noch gar nicht die Summe genannt«, erinnerte mich Ruben und in seinem Lächeln spiegelte sich das Vermögen wieder, das die Ökonomie eines kleinen Landes ankurbeln konnte.
»Ist mir egal, denn ich will kein Geld!« Lächelnd ging ich an dem verdutzten Pärchen vorbei, nahm mir einen Stift und schrieb auf den obersten Zettel meinen Preis – mit Kuss.
Ein erstes Date
Die Empfangshalle des Luxushotels war groß und sehr elegant und der Mann, der am Bartresen auf mich wartete, passte zum restlichen Inventar, als hätte er sein Leben lang nichts anderes getan, als lässig und dekorativ herumzustehen.
Als habe er meinen Blick in seinem Rücken gespürt, drehte er sich langsam und gemessen um, und schon beim ersten Eindruck musste ich mein inneres Bild von ihm revidieren. Mein Kunde hieß zwar Chris und hatte auf den Fotos tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Schauspieler Chris Pine gehabt, sah aber in Wirklichkeit noch besser aus und war deutlich jünger. Leider wusste er Ersteres auch und setzte seine Wirkung gezielt ein, um Menschen zu verunsichern. Konnte ich auch.
»Nett«, meinte ich. »Deutlich besser als auf dem Foto!«
Kurz huschte Amüsement über seine Miene, dann hatte er sich wieder gefangen und zog eine Augenbraue fragend hoch, während er mich und mein Outfit musterte – ich trug eine Jeans Typ Schlaghose und ein Zombie-T-Shirt, da ich heute keinen Auftrag erwartet hatte und auf einen Bürotag eingerichtet gewesen war.
»Es ist seltsam, dass man vorher um ein Date gebeten wird«, meinte er schließlich halbwegs diplomatisch.
»Tatsächlich?«