Sophienlust Box 14 – Familienroman. Aliza Korten
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»Das tut mir leid.« Es war eine gleichgültige, höfliche Bemerkung – mehr nicht.
Vor allem diese Gleichgültigkeit war es, die Achim Sorge bereitete. Wie sollte das weitergehen? Der Arzt, mit dem er sich mehrfach beraten hatte, empfahl einen Milieuwechsel, andere Eindrücke und vielleicht zu gegebener Zeit die Adoption eines Waisenkindes. Aber wie sollte er Isolde aus diesem Zimmer wegbekommen, in dem sie die meisten Stunden des Tages verbrachte, manchmal mit dem Lieblingsteddy der kleinen Renata im Arm?
Der Mann legte die Hände auf die Schultern seiner Frau. Seine Finger verfingen sich in ihrem seidigen, glänzenden Haar. »Komm, Liebste, ich möchte mit dir ausgehen. Du musst dein Haar ein bisschen aufstecken und dich umziehen. Ich kann inzwischen einen Tisch bestellen.«
»Ich will nicht, Achim«, wandte sie tonlos ein. »Geh du allein, wenn du hungrig bist.«
»Nein, Isolde. Allein mag ich nicht gehen.«
Er nahm sie bei den Händen und zog sie in die Höhe, obwohl sie sich sträuben wollte. Liebevoll legte er die Arme um sie und küsste sie. Doch ihre Lippen blieben kühl und gaben die Zärtlichkeit nicht zurück.
Wie anders war es früher zwischen ihnen gewesen. Isolde hatte ihn Abend für Abend ungeduldig an der Tür erwartet und sich stets mit einem Jubelruf an seine Brust geworfen. Wie Kinder hatten sie oft miteinander gelacht und gescherzt.
»Isolde – bitte!« Seine Lippen liebkosten ihren Mund, seine Hände streichelten ihren starren Körper. »Ich liebe dich, Isolde. Du darfst über der Trauer um unsere süße kleine Renata das Leben nicht vergessen«, mahnte er und zog sie noch fester an sich.
»Wir werden nie wieder ein Kind haben, Achim.« Tonlos, mutlos, verzweifelt klang es.
»Aber du bist mir geblieben, Isolde. Werden wir beide nicht die Kraft finden, mit unserem Schicksal fertig zu werden? Unsere Liebe muss stark genug sein.«
»Ich habe keine Kraft mehr, Achim. Aber wenn du darauf bestehst, können wir zusammen essen gehen. Ich bin keine gute Hausfrau mehr. Nicht einmal fürs Wochenende habe ich etwas eingekauft.«
»Das können wir morgen Vormittag gemeinsam tun, Isolde.« Es kam ihm vor, als habe er eben einen winzigen Fortschritt erzielt. Er streichelte sie liebevoll. »Weißt du noch? Als wir jung verheiratet waren, haben wir immer samstags Einkäufe gemacht. Das war sehr amüsant.«
»So wird es nie mehr sein, Achim.«
Wenn sie weinen würde, meinetwegen schreien und das Schicksal anklagen – alles wäre besser als diese völlige Teilnahmslosigkeit, dachte er.
Immerhin setzte Achim an diesem Freitagabend seinen starken Willen durch. Isolde wählte ein dunkles Kleid, das ihr leider viel zu weit geworden war. Trotzdem sah sie schön aus, als sie gemeinsam das nette Einfamilienhaus am Stadtrand verließen. Ihr Haar war hoch aufgesteckt und schimmerte wunderbar.
»Ich bin stolz auf dich, Isolde«, flüsterte er ihr ins Ohr, als sie das kleine, exquisite Restaurant in der Innenstadt betraten, wo er einen Tisch hatte reservieren lassen.
Sie antwortete nicht auf das zärtliche Kompliment, sondern schaute starr geradeaus. Verstohlen sah Achim um sich – zu seiner Erleichterung waren keine Bekannten zu erblicken. Für Isolde hätte eine erzwungene Unterhaltung mit Freunden sicherlich eine Qual bedeutet, die er ihr ersparen wollte. Er war schon glücklich, dass es ihm heute gelungen war, sie zu diesem Ausflug in ein Lokal zu überreden.
Beim Essen sprachen sie kaum. Isolde kostete nur wenig von den Gerichten, die ihr Mann bedachtsam für sie ausgewählt hatte. Aber von dem roten Wein trank sie durstig.
»Maria Berger hat mich heute angerufen«, berichtete Achim wie beiläufig, weil er die Sprache schließlich irgendwie auf sein Thema bringen musste.
»So? Geht es ihr gut? Sie hat mir zweimal geschrieben. Aber ich kann mich nicht aufraffen, ihr zu antworten.«
»Bei Bergers ist alles in schönster Ordnung. Maria macht sich Gedanken um dich. Das ist es.«
»Maria meint es gut. Helfen kann sie mir leider nicht. Sie will mich einladen. Aber ich passe nicht in ein fröhliches Haus.«
»Inzwischen hat sie einen anderen Vorschlag gemacht, Isolde.«
»Warum lasst ihr mich nicht in Frieden?«, begehrte sie auf.
»Weil ich dich liebe, Isolde«, erwiderte Achim mit seltsamem Ernst. »Auch ich habe viel verloren mit unserer kleinen Renata. Jetzt möchte ich nicht auch noch dich und deine Liebe verlieren.«
Isolde schwieg. Aus ihrem starren Gesicht war nicht herauszulesen, was hinter ihrer blassen Stirn vor sich ging.
»Maria schlägt vor, dass du aufs Land gehst«, fuhr Achim mutig fort. »Es ist ein ehemaliges Herrenhaus mit dem romantischen Namen Sophienlust.«
Isolde verzog den Mund zu einem winzigen Lächeln. »Sophienlust ist Marias ganze Liebe. Sie spricht oft davon. Aber was soll ich dort? Es ist ein Kinderheim.«
»Nicht nur – es bietet auch Erwachsenen Erholung an. Frau von Schoenecker würde sich freuen, wenn du kämest.«
Isolde schüttelte den Kopf. »Das ist wieder so ein Plan, den ihr in guter Absicht hinter meinem Rücken geschmiedet habt. Marias Brüder sind damals von Pflegeeltern adoptiert worden. Wahrscheinlich soll ich mir in Sophienlust ein Kind auswählen, nicht wahr?«
»So weit sind unsere Überlegungen noch nicht gegangen, Isolde. Maria meinte lediglich, dass Frau von Schoenecker eine Frau sei, mit der du dich vielleicht aussprechen könntest.« Achim ging so diplomatisch wie möglich vor.
»Aussprechen kann ich mich mit keinem Menschen, Achim. Niemand versteht mich.« Wie müde ihre Stimme klang.
»Wenn ich dich nun bitten würde, es mir zuliebe wenigstens zu versuchen, Isolde?« Er legte seine Hand auf die ihre, die kalt war.
»Ich …, ich will es mir überlegen, Achim.«
»Wie lange brauchst du Bedenkzeit?«, drängte er.
»Bis morgen, Achim. Wenigstens bis morgen. Ich …, ich mag Renatas Zimmer nicht verlassen. Warum begreifst du das nicht? Wenn ich dort sitze, ist es manchmal, als lebte sie noch.«
Erschüttert wandte er das Gesicht ab, damit sie nicht sah, wie tief ihn ihre Worte trafen. Arme, arme Isolde! Sie wollte noch immer nicht den Tod des Kindes wahrhaben. Sie klammerte sich an ihre Träume. Das war verhängnisvoll und für ihren Gemütszustand sogar gefährlich.
Nachdem er die Gläser ein letztes Mal gefüllt hatte, brachen sie auf. Es war nicht sehr spät geworden. Am Himmel gingen eben die ersten Sterne auf.
»Schau, Liebste, wie schön«, sagte Achim, als er Isolde über die Straße zum Wagen führte.
»Aber unsere kleine Renata kann die Sterne nicht mehr sehen«, erwiderte sie bitter.
Am späten Abend und in der Nacht gab sich Achim alle Mühe, Isolde zu beweisen, dass er ihre Liebe brauchte und suchte. Sie versagte sie ihm nicht, aber es war, als halte er ein lebloses Wesen in den Armen. Ihre Seele war nicht bei ihm, obwohl ihre Körper eins waren.
»Wirst