Sophienlust Box 14 – Familienroman. Aliza Korten

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Sophienlust Box 14 – Familienroman - Aliza Korten Sophienlust Box

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kann ja die Huber-Mutter mal fragen, wenn Frau von Rettwitz da ist«, erklärte Nick.

      »Lass das lieber, Nick. Du weißt, dass die alte Frau neugierige Fragen nicht besonders mag.«

      »Hm, aber vielleicht weiß sie wenigstens, woher Micki Luftballon gekommen ist, Mutti.«

      »Es wird sich herausstellen, mein Junge. Die Kleine ist jetzt in guter Hut. Das scheint mir das Wichtigste zu sein.«

      Nick verzog sich. Denise aber sagte zu ihrem Mann, indem sie sich gegen seine Brust lehnte: »Ein klein wenig fürchte ich mich vor morgen, Liebster. Wenn Frau von Rettwitz echte Depressionen hat, werden sich die Kinder von ihr fernhalten. Möglicherweise wird sie durch unsere Kinder tatsächlich an ihr eigenes Töchterchen erinnert. Da hat Nick gar nicht so unrecht.«

      »Sophienlust hat eine heilsame Luft, Liebste.« Zärtlich küsste Alexander seine Frau. »Warum bist du plötzlich so verzagt?«

      »Sie tut mir schrecklich leid, Alexander«, gestand Denise. »Das einzige Kind zu verlieren, muss entsetzlich sein. Ich wage es gar nicht, mir einen solchen Schmerz auszumalen. Henrik zum Beispiel – ich fürchte, ich würde dann den Verstand verlieren.« Sie schlug die Hände vors Gesicht, als wollte sie das Bild nicht einmal in Gedanken sehen.

      »Du wirst der unglücklichen Mutter schon einen neuen Weg zu zeigen wissen, Denise. Es wäre nicht das erste Mal.«

      Denise ließ sich umarmen und küssen. Dankbar empfand sie die Wärme und Geborgenheit, die Alexander ihr immer wieder gab. Dennoch sah sie dem kommenden Tag mit Bangen entgegen.

      *

      »Die Landschaft ist hübsch, Isolde.«

      »Ja, Achim.« Die junge Frau saß neben ihrem Mann im Wagen und antwortete rein mechanisch, ohne einen Blick auf die Umgebung zu werfen.

      Die beiden hatten ihr Ziel schon fast erreicht. Eben tauchte das Sophienluster Herrenhaus zwischen den Bäumen auf.

      »Sieh mal, das Gebäude dort wirkt fast wie ein Schloss. Das muss es sein.«

      »Ja, Achim.« Es hörte sich an wie die eingelernte Antwort eines gehorsamen Kindes.

      Achim von Rettwitz empfand Mitleid mit seiner Frau. Er wusste genau, dass sie ihre Zusage inzwischen am liebsten rückgängig gemacht hätte.

      Wenig später fuhr er vor dem Herrenhaus vor. Es war Sonntagnachmittag und sehr still. Zuerst hatte es den Anschein, als habe niemand den Wagen bemerkt. Achim wollte eben aussteigen, um zu läuten, als sich die Tür des Hauses öffnete und ein schlanker Junge mit dunklem Haar und dunklen Augen heraustrat. Ohne zu zögern kam er auf das Auto zu und verbeugte sich höflich.

      »Willkommen in Sophienlust. Ich bin Dominik von Wellentin-Schoenecker. Meine Mutti erwartet Sie schon. Sie sind doch Herr und Frau von Rettwitz?«, vergewisserte er sich.

      Achim half Isolde beim Aussteigen. Nick nahm zuerst ihre Hand, dann die ihres Mannes. Sein hübsches offenes Gesicht drückte deutlich Verwunderung aus.

      »Ich zeige Ihnen den Weg«, erbot er sich. »Mutti ist im Biedermeierzimmer.«

      »Danke, Dominik.«

      Achim bot seiner Frau den Arm. Nick warf Isolde noch einen langen Blick zu, ehe er die Haustür öffnete und den Besuchern den Weg zum ehemaligen kleinen Salon seiner Urgroßmutter wies, jenem Raum, in dem alles unverändert geblieben war wie zu Lebzeiten Sophie von Wellentins.

      Denise empfing das Paar mit weit geöffneten Armen. »Wie schön, dass Sie gekommen sind, Frau von Rettwitz.«

      Achim küsste Denise ehrfürchtig die Hand. Zugleich sah er die Herrin von Sophienlust mit einem ähnlich verwunderten Gesichtsausdruck an, wie Nick ihn zuvor beim Anblick seiner Frau gezeigt hatte. Denn Isolde von Rettwitz und Denise von Schoenecker wiesen eine seltsame Ähnlichkeit auf. Isolde hätte ohne Weiteres die jüngere Schwester von Denise sein können. Das sah nun auch Achim von Rettwitz.

      »Sag bitte in der Küche Bescheid, dass wir Tee haben möchten, Nick«, bat Denise. »Sie nehmen doch Tee?«, erkundigte sie sich bei den Ankömmlingen.

      Beide bejahten. Nick trollte sich, um das Gewünschte zu bestellen. Wenig später erzählte er Pünktchen, Isabel, Angelika und Vicky die höchst verwunderliche Geschichte.

      »Also, sie sieht aus wie Mutti«, berichtete er aufgeregt. »Natürlich nicht ganz genauso, mehr wie eine Verwandte von ihr. Aber sie hat schrecklich traurige Augen. Kann man ja auch verstehen, wenn ihr Kind tot ist.« Nick hatte ein weiches Herz. Am liebsten hätte er sofort etwas unternommen, um Isolde von Rettwitz, die durch ein wunderliches Spiel der Natur seiner Mutter ähnlich sah, fröhlich zu stimmen.

      »Wenn sie heute Abend rote Grütze kriegt, freut sie sich bestimmt«, meinte Henrik, der eben von irgendwoher zu dem Kreis der Kinder gestoßen war, treuherzig.

      »Hat Magda rote Grütze gemacht?«, erkundigte sich Nick.

      »Ja, ich hab’ eben ein kleines Schüsselchen geschenkt gekriegt«, berichtete Henrik. »Schmeckt klasse.«

      »Du bist verfressen«, konstatierte Nick würdevoll. Immerhin stand es für den künftigen Herrn von Sophienlust nun fest, dass er zum Abendbrot bleiben würde. Denn in Schoeneich gab es heute keine rote Grütze!

      *

      Indessen tranken Isolde und Achim von Rettwitz im Biedermeierzimmer vor dem Ölgemälde, das Sophie von Wellentin darstellte, ihren Tee. Dazu kostete sie von dem Gebäck, das Magda eigens für diesen Nachmittag frisch hergestellt hatte.

      Denise setzte der neuen Hausgenossin behutsam auseinander, dass sie jederzeit nach Schoeneich übersiedeln könne, falls ihr der Betrieb im Heim zu laut und lebhaft sei. Andererseits meinte sie aber, dass sie sich in Sophienlust ungebundener fühlen könne.

      »Reiten Sie, Frau von Rettwitz?«, fragte Denise danach, um ein möglichst neutrales Thema anzuschneiden.

      »Ich habe es als junges Mädchen getan.«

      »Sie sollten diesen schönen Sport hier wieder ausüben. Wir haben gute Pferde. Es gibt nichts Herrlicheres, als am frühen Morgen über die taufrischen Wiesen und Felder zu galoppieren. Mein Mann und ich nehmen Sie gern mit, wenn Sie Lust haben.«

      »Ja, danke – vielleicht.«

      Achim konnte feststellen, dass Isoldes Antwort nicht ganz so gleichgültig geklungen hatte wie sonst. Der Vorschlag mit dem Reiten schien sie ein kleines bisschen zu interessieren.

      »Ich schicke dir deine Reitsachen, Isolde.«

      »Der braune Koffer steht im Hochschrank. Die Stiefel sind auch dabei. Wie kommst du eigentlich zurecht – ohne mich?« Es war, als falle der jungen Frau das erst jetzt ein.

      Achim machte eine weitschweifige Handbewegung. »Ich behelfe mich schon. Die Portiersfrau macht zweimal in der Woche sauber. Essen kann ich im Kasino. Die Wäsche gebe ich aus. Es muss schon mal gehen, Isolde.« Er sagte nicht, dass es in den vergangenen Wochen ja auch funktioniert hatte, obwohl Isolde sich um nichts gekümmert hatte.

      »Vielleicht komme ich bald wieder, Achim.« Isolde warf Denise einen unsicheren Blick zu.

      »Ein

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