e-tot. Uwe Post

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e-tot - Uwe Post heise online: Welten

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Musik, indem sie ihre Stimme direkt in Leos Kopf ertönen lässt. »Er wird sichtbar, sobald man mindestens drei Bier getrunken hat. Mindestverzehr, du weißt schon.«

      Leo würde jetzt gerne ausrasten, toben, schreien, aber das tun alle anderen hier auch gerade, es würde nicht einmal sonderlich auffallen. Also tritt er die Katze so kräftig, dass sie wie bei einem schlecht geschossenen direkten Freistoß gegen die Mauer klatscht. Das Wesen flackert kurz, respawned ein paar Meter entfernt, faucht und nervt dann glücklicherweise irgendeinen anderen Barbesucher.

      Notgedrungen bestellt Leo drei Bier zu einem Wucherpreis und schleudert die vollen Pappbecher in die tanzende Menge. Was für eine Verschwendung. Aber noch eine Werbeeinblendung erträgt er jetzt nicht.

      Die Ausgangstür leuchtet in freundlichem Lila und bringt Leo per Teleportation in den Kurzweil-Park.

      Keine Ahnung, ob die Katze damit zu tun und schon wieder seine Gedanken gelesen hat. Jedenfalls fühlt Leo sich wie ein Opfer, das nackt und hilflos mitten auf der Wiese liegt, begafft, bemitleidet, ausgelacht.

      Es wimmelt im Park von nackten Paaren, die ziemlich beschäftigt sind. Kichern, Stöhnen, »oh ja!«.

      Leo macht, dass er hier wegkommt. Direkt neben dem Park gibt es eine Ladenzeile. Zuerst eine Eisdiele, die auch voller Nudisten ist. Vielleicht ist heute Tag der Nackedeis, gestern war schließlich auch Tag der Armbanduhrensammler, hier wundert einen einfach nichts mehr. Neben der Eisdiele residiert ein Armbanduhrenhändler, heute im Sonderangebot: Pilotenuhren inklusive einstündigen Rundflugs über das Serverland. Daneben ein Plattenladen, vor dem ein bärtiger Kauz gebückt steht und die Sonderangebote durchwühlt, auf der Suche nach dem Vinyl seiner Kindheit.

      Ein Geschäft weiter: ein E-Book-Laden, spezialisiert auf Vampirschmonzetten. Die Kundschaft ist größtenteils weiblich und schwarz gekleidet. Eine Hexe kratzt einer anderen gerade die Augen aus. Natürlich alles inszeniert; hübsch gestylte Bots, die das Einkaufen zum Erlebnis machen.

      Dann, endlich: MacEnigma, der Servicepoint für alles, was mit Sicherheit zu tun hat. Leo tritt ein, streift die Regale entlang, findet seltene Krypto-Algorithmen für besonders sichere Verschlüsselung, dreifach gesicherte Geldbörsen für Coins, eine exklusive, besonders teure Toolbox, um sie zu knacken, und in der hintersten Ecke, fast verdächtig versteckt, Krypto-Max ++Q, das Spezialpaket Werbe- und Trojaner-Blocker, besonders wirksam bei chinesischen Fabrikaten. Leider auch besonders teuer.

      Leo bedenkt eine Alternative. Er könnte so tun, als hätte er nichts mit der Angelegenheit zu tun, und dem Serverbetreiber unterstellen, dass der Trojaner durch eine Sicherheitslücke geschlüpft ist. Bloß ist die Support-Hotline chronisch überlastet und unterbesetzt, die Sache würde eine ganze Weile dauern, immer unterbrochen von besonders nervtötenden Spam-Erscheinungen. Mit zweifelhaften Erfolgsaussichten.

      Zähneknirschend trägt Leo das auf symbolische Weise besonders schwere KryptoMax-Paket zur Kasse. Ein Geist taucht spontan aus der Wand auf, lächelt den Kunden warmherzig an und kassiert – immer noch breit lächelnd – einen wirklich schmerzhaften Betrag. Immerhin erhält Leo eine neutrale Plastiktüte. Das ist ein bisschen ungewohnt im Vergleich zu seinem früheren Leben, aber die Dinger können hier im digitalen Nirwana ja keine Meere verschmutzen.

      Kaum wendet sich Leo zum Gehen, verschwindet der Grinsegeist wieder in seiner Wand – Energiesparmodus.

      Draußen vor dem Laden öffnet Leo die erstandene Schachtel. Darin befindet sich ein Schokokeks mit der Aufschrift »Iss mich«. Leo zögert einen Moment, dann schiebt er sich die Süßigkeit in den Mund. Sie schmeckt nach nichts. Aber schon kurz nach dem Schlucken spürt Leo, wie es in ihm rumort. Er muss plötzlich fürchterlich dringend aufs Klo. Glücklicherweise befindet sich direkt nebenan eine Cocktailbar. Leo stürmt hinein, findet die Toiletten und fummelt eilig seine Hose auf. Normalerweise haben E-Tote nicht den Bedarf, sich irgendwelcher Stoffwechselprodukte zu entledigen, schließlich essen und trinken sie auch mehr aus Gewohnheit denn aus Notwendigkeit. Aber ebenso aus reiner Gewohnheit verfügen die meisten Gebäude, insbesondere Bars und Restaurants, über Toiletten. Selbst wenn man sie nicht zum Pieseln aufsucht: Eine wichtige soziale Begegnungsstätte sind sie allemal.

      Leo scheidet mehrere grässlich stinkende Trojaner aus.

      An der Bar bestellt er dann eine Flasche Scotch und ein Glas zum Nachspülen. Hau weg den Scheiß! Nach der Hälfte der Flasche ist immer noch keine Werbung erschienen.

      Bei der wievielten Flasche Lemmy wohl gerade ist?

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      KALTHOR1

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      »Im Namen des Lebens, der Götter, der Vorfahren und der Zukunft!«

      Als Kalthor den Server betritt, fühlt er sich bereit wie nie. In der Rechten hält er sein Kurzschwert Eiseskälte. In der Linken seine Einhand-Armbrust, die vergiftete Pfeile verschießt und über ein Magazin mit zehn Schuss verfügt. Auf dem Rücken trägt Kalthor, Krieger der Lebenden, seinen Langbogen samt Köcher. Seine olivgrüne Armeekluft ist geschmückt mit Haarsträhnen seiner Opfer, und selbstverständlich hat sie noch nie eine Waschmaschine von innen gesehen. Darauf ist Kalthor besonders stolz. Von ihm geht der Odem der Vernichtung aus, er ist das Letzte, das seine Opfer wahrnehmen.

      Kalthors Avatar ist illegal in diesen Server eingedrungen, und nichts und niemand wird seinen Feldzug gegen die Zombies verhindern. Es ist geradezu lächerlich einfach, sich die nötigen Passwörter zu beschaffen. Es gibt sie zuhauf in gut sortierten Darknet-Shops, aber meist ist es viel billiger, einen schlecht bezahlten Mitarbeiter der Serverbetreiber zu bestechen.

      Kalthor ist in einem Vergnügungspark des Servers erschienen, direkt am Ausgang einer Geisterbahn. Er fällt hier nicht weiter auf und niemand wundert sich über ein paar Schreie mehr oder weniger. Nebenan steht der Tempel des Heiligen Hamburgers, gegenüber gähnt der Schlund der Untergrund-Achterbahn Wirklich allerletzte Fahrt. Im Hintergrund dreht sich das Verrückte Riesenrad, vorwärts, rückwärts, seitwärts; die Zombies kreischen vor Vergnügen.

      Der Krieger rückt seine Sonnenbrille zurecht, dann nimmt er sein erstes Opfer ins Visier, das gerade heulend aus der Geisterbahn gelaufen kommt. Ein vielleicht fünfzehnjähriges Mädchen, blondiert und offensichtlich zu dumm, um wahre von inszenierten Bedrohungen zu unterscheiden. Eindeutig hat sie vor ihrem Tod nicht genug Shooter gezockt.

      »Hallo«, sagt Kalthor und tritt ihr mit erhobenen Waffen in den Weg.

      »Tun Sie mir nichts!«, bettelt das Mädchen.

      Kalthor schüttelt langsam den Kopf. »Nicht jeder Wunsch geht in Erfüllung. Das gilt für mich und auch für dich.« Das Schwert zerschneidet die Luft und das Mädchen. Ihr Körper wird zu Eis und splittert, wo er getroffen wurde. Ihr Todesschrei gefriert, dann zerspringt der Rest von ihr in Eiswürfel, die sogleich zu schmelzen beginnen.

      »Du

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