Heliosphere 2265 - Der komplette Fraktal-Zyklus. Andreas Suchanek

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bedachte Jayden dabei mit einem durchdringenden Blick. »Was den Regeln völlig zuwiderläuft.«

      Lorencia nickte. »Captain Bowman wollte zuerst sehen, was ihr Ortungsoffizier da entdeckt hatte, und es dann der Admiralität mitteilen. Wie wir wissen, kam es nicht mehr dazu.«

      Jayden nickte. Er ignorierte den durchdringenden Blick Ishidas und bedeutete seiner Chefingenieurin mit einem Nicken fortzufahren.

      »Viel mehr gibt die Datenbank nicht her. Die PROTECTOR erreichte das besagte System und setzte Sensorplattformen aus. Die Strahlung stammte von einem kleinen Mond, in einem Sonnensystem nur zwanzig Lichtjahre entfernt.«

      »Was entdeckten die dort?«

      Lorencia zuckte die Schultern. »Wir wissen es nicht. Die Datenbank weist große Lücken auf. Datensätze und ganze Tabellen wurden gelöscht. Sie kamen dort an und haben etwas untersucht. Aber wie der Parlide an Bord kam und was mit der Besatzung schlussendlich geschah, bleibt im Dunkeln.«

      »Ich hatte mir mehr erhofft«, sagte Jayden. »Nach allem was wir wissen, könnte im dortigen System eine ganze Flotte Parlidenraumer auf uns warten.«

      »Möglich Sir, aber unwahrscheinlich.« Seine L.I. betätigte ein Icon auf ihrer Touch-Konsole, worauf das Abbild eines Planetensystems inmitten der Holoprojektion erschien. »Das Zielsystem ist zwanzig Lichtjahre entfernt. Unsere Tiefraumsensoren würden uns etwas so Deutliches wie Phasendurchbrüche anzeigen. Und diese hätten stattgefunden, wenn dort Schiffe ein- oder ausfliegen würden. Zudem können wir am Rande des Systems aus dem Interlink-Flug gehen und eigene Sensorplattformen entsenden, um das System vor einem Einflug aufzuklären. Zudem fehlen im Bestand der PROTECTOR einige Sensorplattformen. Vermutlich haben sie dort ebenfalls welche ausgeschleust und bei ihrem Abflug nicht zurück an Bord geholt.«

      »Womöglich wurden sie zerstört«, überlegte Ishida.

      Lorencia schüttelte den Kopf. »In der Datenbank finden sich keine Feedback-Signale, die auf eine Zerstörung hindeuten, aber sicher sein könen wir uns natürlich nicht.«

      »Danke, Commander, Lieutenant.« Er nickte Lorencia und Sarah McCall zu, die daraufhin beide den Raum verließen. »Was denken Sie, I.O.?«

      »Wenn wir herausfinden wollen, was mit der PROTECTOR geschehen ist, haben wir keine Wahl«, sagte sie nach kurzem Nachdenken. »Aber es ist wichtig, dass wir zuvor ein Kurierboot zur Admiralität entsenden.«

      »Falls mit uns das Gleiche geschieht wie mit der PROTECTOR.«

      Ishida nickte.

      »Also gut, ich stimme zu. Wir senden den Boten mit allen aktuellen Fakten zurück zur Erde. Ich will keine Übertragung durch die Phasenraum-Relaiskette. So wird es zwar länger dauern, aber wir gehen auf Nummer sicher. Veranlassen Sie alles Notwendige. Und während der Kurier unterwegs ist, finden wir verdammt noch mal heraus, was mit der PROTECTOR geschehen ist.«

      *

      IL HYPERION, Beim Einflug ins Elnath-System (Beta Tauri), 12. November 2265

      »Ich schleuse die Aufklärer aus«, meldete Lieutenant Tess Kensington von der Ortungskonsole. »Kurzphasensprünge werden ausgeführt.«

      Jayden vertiefte sich in die Anzeige im Holotank. Die winzigen – und billigen – Phasensonden schossen aus dem Bug der HYPERION und verteilten sich über das System. Da das Schiff gerade auf Unterlichtgeschwindigkeit gefallen war, konnten die Sonden die Restgeschwindigkeit ausnutzen und sprangen direkt in das untere Band des Phasenraums. Hier führten sie auf divergierenden Vektoren einen Überlichtflug durch und erreichten lange vor der HYPERION das Innere des Systems. Mit stark gebündelten Phasenstrahlen wurden die Sensorergebnisse überlichtschnell zum Schiff transferiert. Da es sich um ein unbewohntes System handelte, in dem keine Phasenstörer zum Einsatz kamen, wurden die Sonden nicht behindert. Erst wenn die Kiesel – wie die meisten Offiziere die Sonden nannten – die Sensorplattformen der PROTECTOR gefunden hatten, konnte die HYPERION dank gerichteter Laser zur Datenübertragung auf diese zugreifen.

      »Ich habe erste Ergebnisse«, sagte Kensington Minuten später. »Wie uns durch die Tiefraumsensoren bekannt war, ist die Sonne des Systems vom Spektraltyp B7: ein blauweißer Stern. Ausgehend von diesem existieren vier Planeten im System. Planet eins und zwei sind Glutöfen, Nummer drei ein Gasriese; 35 AE von der Ekliptik entfernt gibt es einen Kuipergürtel. Planet vier befindet sich in der habitablen Zone.«

      Im Holotank wurden immer mehr Areale des Systems sichtbar, während Jayden auf seiner Kommandokonsole magnetische und exotische Teilchenspektren der Auswertung angezeigt bekam. Er berührte verschiedene Icons auf der Konsole und filterte so die unwichtigen Ergebnisse aus. Die Stellarkartografie würde sich freuen, er war jedoch eher an brauchbaren Fakten interessiert.

      »Die Aufklärer haben den Ausgangspunkt der Strahlung – einen Planetoiden – beidseitig passiert«, sprach Kensington weiter, wie es das Protokoll verlangte. Natürlich konnten die Offiziere das Ganze im Holotank verfolgen. »Es gibt keinerlei Anzeichen für Neutrinostrahlung, Fusions- oder Antimateriekraftwerke. Keine Wärmesignaturen, Bevölkerungszentren oder Orbitalanlagen. Es gibt einige Satelliten im Orbit, die jedoch nicht mehr aktiv sind. Sauerstoff-, Ozon- und Stickstoffwerte liegen nahezu auf Normalwert.«

      »Klingt nach einer recht angenehmen Biosphäre«, sagte Commander Ishida. Sie warf einen Blick auf ihre Konsole. »Und die Satelliten deuten auf eine fortschrittliche Entwicklung hin. Wie kann es sein, dass dort unten keinerlei Lebenszeichen angemessen werden?«

      Jayden erwiderte ihren Blick nicht minder besorgt. »Da fielen mir auf Anhieb ein paar sehr unschöne Szenarien ein.«

      »Die Infrarot-Sensoren melden geothermische Bohrungen, anscheinend automatisiert.« Auch Lieutenant Kensington wirkte ob der widersprüchlichen Parameter beunruhigt. »Keinerlei Verteidigungsanlagen feststellbar.« Im Holotank wurden die Katalog-Bezeichnungen des Sterns und der Planetoiden eingetragen.

      »Auf der Grundlage aller aktuellen Daten über das Elnath-System gibt es gegen einen geostationären Orbit nichts einzuwenden«, sagte Lieutenant Kensington.

      Jayden nickte Peter Task hinter der Navigationskonsole zu. »Bringen Sie uns zu Elnath IV.«

      Während die HYPERION auf den Planeten zuflog, wurden die endlich entdeckten Sensorplattformen der PROTECTOR mit den Auswertemodulen der HYPERION verlinkt. Die Annäherung von fremden Schiffen konnte nun bemerkt werden, ohne dass sie ihre eigenen Plattformen ausschleusen mussten.

      Und die gebündelten Phasenstrahlen konnten die Daten nicht nur überlichtschnell übermitteln, sondern funktionierten auch ohne Phasenfunk-Relais, solange sie exakt angesprochen wurden.

      »Sie glauben, auf dem Planeten ist das Gleiche geschehen wie auf der PROTECTOR?« Die Stimme seiner I.O. riss Jayden aus seinen Grübeleien.

      »Es liegt auf der Hand, meinen Sie nicht? Alle Parameter deuten darauf hin, dass es hier einst eine hoch entwickelte Zivilisation gab. Davon ist heute nichts mehr zu finden.«

      »Dafür kann es viele Gründe geben.«

      »In der Tat. Und ich hoffe, Sie haben recht. Andernfalls haben wir es mit einer Gefahr zu tun, die bisher auf dem Planeten und einem Schiff der Space Navy zugeschlagen hat.«

      Seine I.O. warf ihm einen durchdringenden Blick zu. »Ein Virus? Eine neurologische Waffe? Nano-Technik? Vermutlich

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