Heliosphere 2265 - Der komplette Fraktal-Zyklus. Andreas Suchanek
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Heliosphere 2265 - Der komplette Fraktal-Zyklus - Andreas Suchanek страница 14
Corporal Pride gab soeben den Zugangscode zur Brücke ein. Mit einem Zischen fuhr das Schott zur Seite. Alles blieb still. Er gab Diego mit einer Geste zu verstehen, dass er vorangehen sollte. Mark und Alejandro würden ihm Deckung geben.
Diego schob sich an der Wand entlang durch das offene Schott. Plötzlich zischten elektrisch geladene Nanopartikel eines Pulserschusses durch die Luft. Die Ladung schlug frontal in Diegos Brust ein und ließ ihn zurücktaumeln. Direkt vor dem Eingang fiel er zu Boden.
»Melde feindlichen Beschuss!« Pride brachte das Pulsergewehr in Anschlag und presste seinen Körper an die Wand, während Alejandro seinen Bruder an den Beinen packte und zur Seite zog.
Schuss um Schuss zischte durch das offene Schott und schlug außerhalb des Kamerafeldes in Decke und Wand ein.
»Feuer einstellen!«, rief Pride. »Wir sind hier, um Ihnen zu helfen.«
Diego Alvarez rappelte sich wieder auf. Der Servo-Suit hatte ihn vor Verletzungen bewahrt. »Alles in Ordnung?«, fragte Alejandro leise.
»Meine Ehre wurde verletzt«, erwiderte er trocken.
»Wer sind Sie?!« Die Stimme zitterte. Der Beschuss endete.
»Corporal Mark Pride vom Interlink-Kreuzer HYPERION. Wir sind hier, um Ihnen zu helfen.«
»Sie lügen! Sie wollen mich töten! Sie sind genauso wahninnig wie die anderen.«
»Ich versichere Ihnen, dem ist nicht so. Legen Sie ihre Waffe zur Seite und lassen Sie uns persönlich miteinander reden.« Die Stimme von Pride klang ruhig und klar.
Zur Antwort schoss ein Pulserstrahl in die Decke.
»Sir, ich erbitte Anweisungen zum weiteren Vorgehen«, wandte sich der Corporal an Jayden.
»Betäuben Sie ihn und sichern Sie die Kommandobrücke der PROTECTOR. Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren. Alles Weitere klären wir, sobald unser unbekannter Freund an Bord der HYPERION ist.«
»Aye, Sir.«
»Commander.« Jayden blickte zu seiner I.O. »Ein Paramedic soll sich auf den Weg zur Brücke der PROTECTOR machen. Ich will …«
»Sir!« Die Stimme von Lieutenant McCall unterbrach ihn. »Ich erhalte Meldung von den Marines, die die Krankenstation des Schiffes überprüfen.« Kurz hielt seine Kommunikationsoffizierin inne und lauschte in ihr Headset. »Private Ginsberg hat einen Parlidenkontakt. Bisher nur im Scan, aber der Kontakt steht kurz bevor.«
»Verdammt.« Jayden wog kurz die Optionen ab, die ihm blieben. »Lieutenant McCall, weisen Sie die Marines in den umliegenden Sektoren an, sich zur Krankenstation zu begeben. Wir gehen auf Nummer sicher. Corporal Pride, bereinigen Sie die Situation auf der Brücke schnellstmöglich.«
In einer fließenden Bewegung sank Jayden in seinen Konturensessel. »Und unsere Krankenstation soll alles für das Eintreffen von Verwundeten vorbereiten.«
*
Doktor Irina Petrova war eine Naturgewalt. Nicht anders konnte Jayden die resolute 65-jährige Ärztin mit dem schlohweißen dichten Haar bezeichnen. Wie ein Leuchtturm im sturmgepeitschten Ozean stand sie zwischen den Paramedics und Ärzten und gab Anweisungen. Als sich ihre stahlblauen Augen endlich auf ihn richteten, hatte er unweigerlich das Bedürfnis, von der Krankenstation zu fliehen.
»Ah, Captain Cross«, grüßte ihn die Doktorin und eilte auf ihn zu. »Schön, Sie zu sehen. Leider ist es wohl nicht die Antrittsuntersuchung, die Sie hierher führt.«
Jayden lächelte, bemerkte jedoch recht schnell, dass es kein Scherz gewesen war. »Wie Sie vermutlich wissen, bin ich ein wenig beschäftigt.«
»Das höre ich häufig. Ob Sie es glauben oder nicht, uns Ärzten ergeht es da nicht anders.« Sie bedeutete ihm mit einem Wink, ihr zu folgen. »Aber vertagen wir diese Diskussion.«
Doktor Petrova führte ihn zu einem Stasetank, der zusammen mit zehn weiteren in die Wand der Krankenstation eingelassen war. Auf eine Berührung ihrer Finger erwachte das Panel daneben zum Leben und zeigte diverse Skalen und Messwerte an, die ihm jedoch nichts sagten.
»Es ist das erste Mal, dass die Menschheit einen lebenden Parliden untersuchen kann«, erklärte sie. »Zumindest glaube ich, dass er noch am Leben ist.«
Entgegen den ersten Befürchtungen waren seine Marines nicht auf feindliche Parliden gestoßen. Stattdessen hatten sie einen der Sternköpfe in einem Stasetank auf der Krankenstation der PROTECTOR gefunden. Die Marines und Paramedics begannen mittlerweile damit, die Toten auf die HYPERION zu überführen. Außer dem Brückenoffizier, den Corporal Pride schlussendlich betäubt hatte, und dem Parliden gab es keine Überlebenden.
»Zeigen Sie ihn mir.«
Doktor Petrova betätigte eine Taste, worauf die Oberfläche des Tanks transparent wurde. Die Physiognomie ähnelte der eines Menschen: zwei Arme, zwei Beine, Hals und Kopf. Die Haut war jedoch von einem rötlichen Schwarz und schimmerte metallisch. Überall am Körper gab es Wölbungen und stachelartige Auswüchse. Die Augen glichen zwei ölig schimmernden Murmeln. Es gab Theorien, wonach die Parliden allesamt Rüstungen trugen, doch falls dem tatsächlich so war, konnte niemand sagen, wie sie darunter aussahen. Und das war auch alles, was sie generell über die Parliden wussten.
»Faszinierend, nicht wahr«, bemerkte Doktor Petrova. »Unsere medizinischen Scanner können die Außenhaut nicht durchdringen. Ich kann nicht einmal die Zusammensetzung der obersten Hautschicht feststellen. Anscheinend wurden subkutan Störsender in die Haut implantiert, anders kann ich mir die Störstrahlung nicht erklären, die von dem Körper ausgeht.«
»Sie können mir also nicht sagen, weshalb er oder sie in Stase liegt?«
»Ich fürchte, darüber kann uns nur das Logbuch des Chefarztes Auskunft geben. Bisher wurde es jedoch nicht zu mir transferiert.«
»Und das wird auch noch einige Zeit dauern«, erwiderte Jayden. »Mittels meiner Kommandocodes wurde ich von der K.I. der PROTECTOR als ranghöchster Offizier akzeptiert. Wir haben die Datenbank des Schiffes überspielt, mussten jedoch feststellen, dass Captain Bowman sie verschlüsselt hat.«
»Das wundert mich nicht. Aus irgendeinem Grund scheinen da drüben alle durchgedreht zu sein. Was ich bisher sah, lässt vermuten, dass sie sich gegenseitig umbrachten.«
»Und Sie schließen etwas Virologisches nach wie vor aus?«
»Zumindest konnte ich im Blut der Toten nichts dergleichen nachweisen. Natürlich habe ich die Quarantänebestimmungen beachtet.«
»Da habe ich keinen Zweifel.« Jayden wandte sich ab. »Senden Sie mir bitte eine Kopie aller Untersuchungsergebnisse, die den Parliden betreffen. Wie geht es unserem anderen Überlebenden.«
Sie