Corona Magazine #354: Juli 2020. Uwe Anton

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Corona Magazine #354: Juli 2020 - Uwe Anton Corona Magazine

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Cosplayer, Propmaker, Sammler, Fotografen, Designer, Zeichner, Illustratoren, Autoren etc., die ihre Leidenschaft mit sehr viel Herzblut pflegen, und einige davon möchte sie Ihnen ab dieser Ausgabe in einer neuen Interview-Reihe des Corona Magazine vorstellen!

      Anfangen möchte sie mit ihrem langjährigen Cosplay-Kollegen Martin Gogulski (Künstlername »GoGo Cosplay«). Gogulski ist ein Urgestein der Szene, denn er machte schon Cosplay, als das Ganze noch einfach folgendermaßen beschrieben wurde: »Wir ziehen uns ein Kostüm an und haben gemeinsam Spaß.«

      Gogulskis Kreationen sind vielfältig, wahnsinnig detailverliebt und könnten direkt aus der jeweiligen Fiktion entsprungen sein. Gogulski hat schon mehrere Kostüm-Versionen der Figuren Captain America, Deadpool, Spider-Man (sämtliche aus dem Marvel-Universum), Firestorm und Flash (beide aus dem DC Comics-Universum) realisiert, dazu einen Sandtrooper und Stormtrooper (beide aus dem Star Wars-Universum), er hat aber auch schon Spaßprojekte wie Cinderella umgesetzt.

      Freundlicherweise hat sich Gogulski Zeit für ein Gespräch mit der Redaktion genommen.

      © Thomas Kilian (Soulcatcher Photography)

      Lujayne Sealya (LS): Martin, wenn man dich erlebt, erscheint es einem ja, als würde dir die Begeisterung für dein Hobby nie ausgehen. Seit wann machst du Cosplay und was gefällt dir daran?

      Martin Gogulski (MG): Puh ... ich würde sagen, wirklich aktiv im Kostüm unterwegs bin ich seit 1999. Damals noch in meinem ersten Stormtrooper. Davor hatte ich zwar hier und da für den Fasching schon mal Kostüme gemacht, aber das würde ich noch nicht als »Cosplay« bezeichnen. Ich stamme ohnehin aus einer Zeit, in der hierzulande niemand diesen Begriff kannte. Wir waren einfach Fans in Kostümen.

      Was mir daran gefällt? Gute Frage. Ich denke, es sind verschiedene Aspekte. Einerseits war ich von Kindheit ohnehin schon immer von den verschiedenen Kostümen in Fiktionen fasziniert, andererseits ist es eine prima Abwechslung von meinem Arbeitsalltag. Ich kann meine Kreativität ausleben, verschiedene neue Techniken und Materialien kennenlernen, und man trifft einfach durch das Hobby extrem viele coole Leute.

      © Daniel Dornhöfer (Dornhoefer Photography) | FedCon 2016

      LS: Was war das aufwändigste oder schwierigste Kostümteil, das du je fabriziert hast?

      MG: Nicht einfach zu beantworten, da ich eigentlich keines habe, bei dem der Aufwand wirklich klein gewesen wäre. Ich würde sagen, das Schwierigste ist tatsächlich eines, das ich bis heute nicht fertiggestellt habe. Ich habe angefangen, elektrisch ausklappbare Flügel für Hawkman (ebenfalls aus den DC-Comics bekannt) zu bauen. Es funktioniert soweit auch schon alles, inklusive Fernbedienung etc., aber ich bin mit der Form der Flügel nicht ganz so zufrieden, und das ganze Gestell steht jetzt schon eine Weile im Keller.

      LS: Da hört man den Perfektionisten in dir heraus. Was war denn das sonderbarste Teil, das du je für ein Kostüm organisieren oder herstellen musstest?

      MG: Normalerweise würde ich sagen, alles, was ich aus Latex oder Silikon herstellen musste, fühlt sich immer irgendwie komisch an. Aber tatsächlich würde ich sagen, das sonderbarste Teil war ein Ganzkörper-Spandex-Anzug aus dem Fetisch-Bereich ... Glänzend mit leichten Schuppen. Kam nie wirklich zum Einsatz, aber damals fand ich es eine super Idee. Ich hoffe, die Bilder der Anprobe werden niemals in der Öffentlichkeit auftauchen.

      LS: Also, ich würde die sehen wollen! Wenn du dir einen neuen Blockbuster ansiehst, hast du manchmal den Verdacht, die Kostümbildner aus der Filmproduktion denken sich, »Egal ob das funktionell ist, Hauptsache, es schaut auf der Leinwand gut aus«? Oder aber vielleicht: »Mal sehen, ob das einer nachmachen kann!«

      MG: Da bin ich mir sogar sehr sicher. Ich möchte wetten, die Designer – oder das Team – denken sich absichtlich irgendwelche perfiden Kleinigkeiten aus, mit denen sie alle jene in den Wahnsinn treiben wollen, die dann diese Kostüme nachbauen.

      LS: Würdest du mittels Cosplay auch einen Charakter porträtieren, der nicht deinem Wesen entspricht?

      MG: Ich würde sagen, keiner der Charaktere, die ich darstelle, entsprecht wirklich meinem Wesen. Weder bin ich der heroische Pfadfinder wie Captain America, noch ein eiskalter Killer wie ein Stormtrooper oder ein durchgeknallter Irrer wie der Hobgoblin (Marvel-Universum). Bei mir ist der Reiz das Kostüm an sich. Es gibt aber Genres, zu denen ich irgendwie keinen Zugang finde und die mich dementsprechend nicht reizen. Animes gehören da zum Beispiel dazu. Damit kann ich einfach nichts anfangen. Das überlasse ich dann doch eher der jüngeren Generation.

      © MG

      LS: Du hast ja für die 501st Legion, die German Garrison, schon einmal das Amt des XO ausgeführt, sprich, du warst da der »Vize-Chef«. Und du hast auch viele weitere ehrenamtliche Tätigkeiten immer wieder einmal übernommen. Momentan investierst du sehr viel Zeit in den Aufbau einer Young Avengers-Gruppe. Ganz generell bist du im Kostümbau immer für einen guten Tipp und für Ratschläge zu haben. Wieso betreibst du so viel unentgeltlichen Aufwand für andere?

      MG: Ich habe keine Freunde und führe ein sehr einsames Leben, was ich so zu kompensieren versuche? Spaß ... Das kann ich nicht genau erklären. Eigentlich ist das total irre, weil ja doch einiges an Freizeit dafür drauf geht. Aber es macht mir einfach Spaß, Wissen und Erfahrungen weiterzugeben oder etwas aufzubauen, etwas zu erschaffen. Dinge in die Wege zu leiten.

      LS: Hattest du schon kuriose Erlebnisse in Sachen Cosplay?

      MG: Ich denke, diese kleinen What-the-fuck-Momente kennt ja jeder. In lustiger Erinnerung sind mir aber zwei Begebenheiten geblieben:

      1. Eine Halloween Party vor einigen Jahren; ich stand im Stormtrooper-Kostüm auf der Straße und hab frische Luft geschnappt. Auf einmal merkte ich eine Hand an meinem – durch Plastik geschützten – Gesäß und drehte mich um. Eine ältere Dame grinste mich an, sagte noch »Knackiger Arsch ist das ja schon« und ging weiter.

      2. Eine Promo-Aktion für die erste Version vom Spiel Injustice stand an. Ich stand in meinem ersten Captain-America-Kostüm wieder mal draußen auf der Straße, und ein altes Ehepaar lief vorbei. Sie meinte dann in meine Richtung: »Das ist doch dieser Spider-Man!« Okay, falscher Charakter aber immerhin, richtiges Universum. Und da die Dame locker um die 70 war, fand ich es sehr toll, dass sie diese Charaktere überhaupt kennt.

      © MG | Comic Con Stuttgart 2017

      LS: Apropos Alter: Denkst du, die Cosplay-Szene hat sich in den letzten Jahren geändert, auch was ihre Mitglieder angeht?

      MG: Hat sie, definitiv. Sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Positiv ist auf jeden Fall, dass man heute Möglichkeiten, Quellen, Materialien usw. hat, von denen man vor 20 Jahren nur träumten konnte. Auch, dass das Ganze kein merkwürdiges Nischen-Hobby

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