Friesentod. Sandra Dünschede

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Friesentod - Sandra Dünschede страница 4

Автор:
Жанр:
Серия:
Издательство:
Friesentod - Sandra Dünschede

Скачать книгу

Aber eine Dorfdisco gehörte nicht zu ihrer beiden Vorliebe, da war Tom sich sicher.

      »Und das ist auch was für alte Leute?«

      »Was heißt denn hier alt?« Haie schob demonstrativ die Unterlippe vor.

      »Na ja, wenn du da hingehst? Kommt Elke denn mit?«

      »Elke? Wie? Nee.«

      »Du gehst also allein zum Tanzen?« Tom konnte sich denken, dass der Discobesuch irgendetwas mit dem Verschwinden der Nachbarin zu tun hatte. Zwar hatte Haie ihn nicht mehr darauf angesprochen, aber Tom wusste, dass er nicht aufgehört hatte, nach einer Erklärung für die Abwesenheit der Frau zu suchen. Nicht Haie.

      »Warum denn nicht? Ich bin schließlich ungebunden«, waren Haies letzte Worte, ehe er die Tür öffnete und das Haus verließ.

      Draußen schlug ihm feuchtkalte Luft entgegen und kurz kam ihm der Gedanke, sein Vorhaben aufzugeben. Es wäre bei dem Wetter so viel gemütlicher, auf dem Sofa zu bleiben und ein Buch zu lesen. Sein Blick wanderte zum Nachbarhaus, während er zum Fahrradschuppen ging. Alles dunkel. Da musste etwas passiert sein und er würde herausfinden, was.

      Energisch schwang er sich auf sein E-Bike und trat in die Pedale. Zum Glück war es nicht weit, trotzdem fühlte Haie sich wie ein Eisklotz, als er vor der Disco stoppte. Mit seinen steif gefrorenen Fingern brauchte er gefühlt eine Ewigkeit, um das Fahrrad abzuschließen. Warum hatte er auch keine Handschuhe angezogen?, fragte er sich, während er langsam auf den Eingang zuging, vor dem einige junge Leute standen und rauchten. Skeptisch beobachteten sie sein Näherkommen und als er durch die Tür trat, hörte er sie miteinander tuscheln.

      Laute Musik empfing ihn, aber es war warm. Er zog den Reißverschluss seiner Jacke auf und betrat den Saal, in dem sich rechts eine Bar befand, an der etliche Leute standen. Alle hier waren jünger als er, da brauchte es keinen zweiten Blick. Und auch die Musik war so gar nicht sein Fall. Laute Beats, die einem in den Magen fuhren. Er fragte sich, ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte, dann fielen ihm Tatjana und ihr dunkles Haus ein und er stellte sich an den Tresen.

      »Ein Bier bitte.«

      Von links hörte er Gekicher, doch der Mann an der Bar verzog keine Miene. Geschäft war Geschäft.

      Haie zahlte und drehte sich um. In der Mitte des Saals, der als Tanzfläche diente, tummelten sich etliche Leute. Einige von ihnen erkannte er trotz der recht schummrigen Beleuchtung, die ab und an durch ein rhythmisches Aufblitzen durchbrochen wurde.

      Er war jahrelang Hausmeister an der örtlichen Grundschule gewesen, daher waren ihm viele junge Leute im Dorf von Kindesbeinen an bekannt. Ihm wurde bewusst, wie viel Zeit vergangen war, als er die mittlerweile erwachsenen Jungen und Mädchen betrachtete. Wer von ihnen konnte etwas mit Tatjana zu tun gehabt haben? Wer kannte sie, war mit ihr befreundet? Sie war erst vor gut einem Jahr nach Risum gezogen, kam aber aus der Gegend. Gut möglich, dass sich unter den Tanzenden ehemalige Klassenkollegen befanden. Er inspizierte die Gäste, als er leicht rüpelhaft von der Seite angestoßen wurde. Etwas Bier schwappte aus seinem Glas.

      »Sorry, Alter.« Ein junger Mann, vielleicht Ende zwanzig, grinste ihn blöde an. »Haben Sie sich verlaufen?«

      »Mensch, Marius«, wies eine Frau den Rempler zurecht. »Entschuldigung.«

      Haie nickte und musterte sie. War sie im gleichen Alter wie Tatjana? Heutzutage war das oftmals schwer zu sagen. Oder lag das an seinem Alter? Die jungen Mädchen brezelten sich derart auf, dass er sich manchmal im Alter vertat. Dennoch war es einen Versuch wert.

      »Ich bin wegen Tatjana hier.«

      »Tatjana?«

      »Ja, Tatjana Lieberknecht.«

      »Was willst du denn von der?«, mischte sich nun wieder der Rempler ein. Er hatte augenscheinlich schon reichlich Alkohol intus, aber immerhin schien er Haies Nachbarin zu kennen.

      »Ich suche sie.«

      »Wieso, bist du hinter ihr her?« Wieder grinste sein Gegenüber dümmlich. »Bist du ein Stalker oder was?«

      »Nein, sie ist meine Nachbarin und seit ein paar Tagen verschwunden.«

      »Echt, letzte Woche war sie noch hier«, entgegnete nun die nette junge Frau. »Ich habe sie zusammen mit Maike gesehen.«

      »Maike?« Haie blickte sich suchend um. »Ist die hier?«

      »Ja, ich habe sie vorhin auf dem Klo gesehen.«

      »Und wo ist sie jetzt?«

      Die Angesprochene blickte sich um, zuckte mit den Schultern. »Aber da ist Christian, der ist bestimmt mit ihr zusammen hier.« Sie wies auf einen Mann, der unrhythmisch auf der Tanzfläche herumzappelte.

      Haie stellte sein Bier ab und drängte sich zwischen den Leuten zu dem Unbekannten. Oder war das gar der kleine Christian aus dem Herrenkoog? Der, der immer so eine dicke Brille getragen hatte, weswegen ihn die anderen Kinder gehänselt hatten? Konnte das sein? Haie tippte dem Mann auf die Schulter, der reagierte jedoch nicht, sondern tanzte wie in Trance zur Musik. Haie griff ihn am Arm.

      »Mensch, was soll das?«, pöbelte Christian, stoppte dann plötzlich in der Bewegung. »Oh Herr Ketelsen, was machen Sie denn hier?«

      »Ja, ich, ist deine Freundin hier?« Haie musste schreien, damit ihn der andere verstand.

      »Freundin?«

      »Maike, die Bekannte von Tatjana.«

      »Ach so, ja, aber keine Ahnung, wo die steckt.«

      »Und Tatjana?«

      »Jana?«

      Haie nickte, da ihm der Hals bereits schmerzte. Warum musste die Musik auch so laut sein? Das war ja nicht zum Aushalten.

      »Was ist mit der?«

      »Ist sie hier? Hast du sie gesehen?«

      »Nee.«

      Haie seufzte, aber das Geräusch ging in der Musik unter. Er fragte sich, was er hier eigentlich trieb. Er gehörte hier wirklich nicht her. Sein Kopf dröhnte und von den dumpfen Bassklängen schmerzte bereits sein Bauch. Er nickte Christian zu und schlängelte sich durch die Masse zum Ausgang. Als er die Tür öffnete, hörte er plötzlich eine Stimme hinter sich.

      »Sie suchen Tatjana?« Die junge Frau, die hinter ihm stand, sah blass und sehr dünn aus.

      Er nickte.

      »Ich weiß auch nicht, was mit ihr los ist. Seit Tagen versuche ich sie anzurufen, aber es geht immer nur die Mailbox ran und auf Nachrichten reagiert sie nicht. Ich mache mir Sorgen.« Sie trat näher an Haie heran. Ihm fiel noch deutlicher auf, wie dürr sie war. Ihre Gesichtshaut wirkte beinahe durchsichtig, aber in ihrem Blick glaubte Haie zu erkennen, dass sie sich wirklich Sorgen um die Freundin machte.

      »Ich bin ihr Nachbar und habe sie seit Tagen nicht gesehen. Ihr Haus wirkt verlassen. Ich habe mich gefragt, ob sie vielleicht wegfahren wollte.«

      »In Urlaub, nein. Sie bearbeitet, soweit ich weiß, gerade ein sehr wichtiges Projekt. Da nimmt sie sich nicht frei. Ich fürchte, es ist

Скачать книгу