Friesentod. Sandra Dünschede
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Friesentod - Sandra Dünschede страница 5
»Und hast du auf ihrer Arbeit angerufen?«
Die junge Frau schüttelte den Kopf.
»Wo arbeitet sie denn?«
»In dem Planungsbüro Niemann, in Leck.«
Haie überlegte, ob dem Arbeitgeber nichts aufgefallen war. Über das Fehlen einer Mitarbeiterin konnte man nicht einfach so hinweggehen, zumal sie anscheinend an einem wichtigen Projekt gearbeitet hatte. Aber auszuschließen war das nicht, denn so wenig wie die Leute sich heutzutage umeinander kümmerten, wunderte ihn so manches nicht. Sein Blick fiel auf sein Gegenüber und ihm wurde bewusst, dass solch eine Pauschalmeinung nicht haltbar war.
»Ich rufe da morgen mal an. Vielleicht gibt es eine einfache Erklärung. Bist du eigentlich Maike?«
Die junge Frau nickte und blickte ihn zweifelnd an. Verständlich, dachte Haie, aber was sollten sie tun? Thamsen hatte ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass die Polizei in diesem Fall nicht zuständig war.
»Wir finden sie«, versicherte Haie und fasste Maike leicht an der Schulter. »Willst du mir deine Nummer geben? Dann kann ich mich bei dir melden, wenn ich etwas herausgefunden habe.«
»Eh, Alter, Pfoten weg!«, schallte es plötzlich aus Richtung Saal. »Junge Frauen anmachen und so an ihre Nummer kommen. Ganz, ganz billig.«
»Lass«, zischte Maike, während sie in ihrer Handtasche nach einem Stift kramte und etwas suchte, auf dem sie ihre Nummer notieren konnte.
»Du gibst dem doch nicht wirklich …?« Der junge Mann kam näher. »Was bist du denn für eine?«
»Lass mich in Ruhe«, sagte Maike in einem scharfen Ton, den man ihr aufgrund ihrer Erscheinung gar nicht zugetraut hätte. Sie reichte Haie den Zettel. »Melden Sie sich bei mir, wenn Sie etwas von Tatjana hören.«
4. Kapitel
Am nächsten Morgen saß Haie ziemlich zerknautscht am Frühstückstisch und blätterte im Telefonbuch.
»Na, wie war dein Discoabend?«, fragte Tom in lästerlichem Ton, als er die Küche betrat.
»Es gibt außer mir noch weitere Leute, die Tatjana vermissen.«
»Echt?« Tom ging ans Fenster und blickte zum Nachbarhaus hinüber.
»Alles unverändert«, sagte Haie. »Daher rufe ich heute mal ihren Arbeitgeber an.«
»Also, das kannst du doch nicht machen.«
»Und ob, die Frau ist letzte Woche zum letzten Mal gesehen worden. Da kann man ja wohl mal auf ihrer Arbeitsstelle nachfragen.«
»Solltest du das nicht lieber Dirk überlassen?«
»Der macht nichts, hat er gesagt. Das ist eine erwachsene Frau, die kann tun und lassen, was sie will, war seine Begründung.«
»Womit er nicht ganz unrecht hat.« Tom goss sich einen Kaffee ein. »Hast du mal geklingelt bei ihr?«
»Mehrmals, aber da tut sich nichts, und durch die Fenster kann man nicht reinblicken, da die Jalousien unten sind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie zu Hause ist.«
»Vielleicht ist sie umgekippt und liegt jetzt da …« Tom schluckte. Er hatte bereits mehrere Artikel gelesen, in denen Menschen erst nach Wochen oder gar Monaten leblos in ihrer Wohnung aufgefunden wurden, ohne dass jemand ihren Tod bemerkt hatte.
»Hat sie denn Familie?«
Haie zuckte mit den Achseln. »Der Arbeitgeber ist auf jeden Fall jemand, der wissen sollte, wo seine Angestellte ist.« Er stand auf und ging ins Wohnzimmer, wo sich das Telefon befand. Langsam wählte er die Nummer, die er dem Telefonbuch entnahm.
»Planungsbüro Niemann, Werner am Apparat, was kann ich für Sie tun?«
Haie räusperte sich. »Ketelsen, ich möchte gerne Frau Tatjana Lieberknecht sprechen.« Es entstand eine kurze Pause, in der Haie glaubte, die Frau am anderen Ende Luft holen zu hören.
»Die ist nicht da. Kann ich weiterhelfen?«
»Nee, ich muss sie persönlich sprechen, wann ist sie denn wieder erreichbar?«
»Das kann ich Ihnen leider nicht sagen«, drang die leicht schnippische Stimme aus dem Hörer in sein Ohr.
Haie beschloss, dass es besser war, mit offenen Karten zu spielen. »Ich bin der Nachbar und mache mir Sorgen um Frau Lieberknecht, denn ich habe sie seit einigen Tagen nicht gesehen und das Haus ist verlassen. Da stimmt etwas nicht.«
»Also hier ist sie seit letztem Freitag nicht erschienen. Krank gemeldet hat sie sich auch nicht«, entgegnete Frau Werner und fügte flüsternd hinzu: »Sie können sich gar nicht vorstellen, was hier los ist. Der Chef tobt vor Wut.«
»Wegen des Projektes, das Tatjana betreut?«
Er hörte ein Rascheln und nahm an, dass Frau Werner nickte. »Haben Sie denn Kontaktdaten von der Familie oder von irgendjemandem, der wissen könnte, wo sie ist?«
»Was glauben Sie, was ich in den letzten Tagen alles versucht habe, um herauszufinden, wo sie steckt? Die schlechte Laune vom Chef kriege schließlich ich ab.«
»Und?«
»Nichts, niemand hat sie gesehen oder etwas von ihr gehört. Dabei verstehe ich das nicht. Tatjana ist sonst so zuverlässig. Das passt gar nicht zu ihr.« Frau Werner seufzte.
»Gut, ja, dann …« Da die Frau anscheinend keine weiteren Infos hatte, wollte Haie auflegen, doch Frau Werner stoppte ihn.
»Wenn Sie der Nachbar sind, dann können Sie doch mal nachschauen.«
»Habe ich schon, da macht keiner auf.«
»Und wenn Sie, nun ja, ich meine …«
»Einbrechen?«
»So habe ich das nicht gemeint, aber es könnte doch etwas passiert sein. Wie nennt die Polizei so etwas noch?«
»Gefahr im Verzug?«
»Genau«, bestätigte Frau Werner mit fester Stimme, »vielleicht ist Gefahr im Verzug.«
Nachdem Haie aufgelegt hatte, rief er Dirk an.
»Ich wollte mal hören, ob ihr etwas reinbekommen habt wegen meiner Nachbarin?«
»Ist die immer noch nicht aufgetaucht?«
»Nein.«
»Also, ich habe nichts gehört, aber wenn es dir so wichtig ist, dann strecke ich mal meine Fühler aus«, sagte Thamsen. Zwar konnte er offiziell nichts veranlassen, aber er war Haie mehr als einen Gefallen schuldig.
»Das wäre gut, denn so langsam kommt mir das wirklich spanisch vor.«
»Gut,