Maigret, Lognon und die Gangster. Georges Simenon

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Maigret, Lognon und die Gangster - Georges  Simenon Georges Simenon

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      »Er hat auch nicht die Polizei aus dem Viertel hergeschickt?«

      »Nein, auch nicht. Er sagte, ich soll mir keine Sorgen machen, auch wenn er ein paar Tage nicht nach Hause kommt. Ich habe gefragt, wie er sich das vorstellt mit dem Essen, und er hat geantwortet, dass er sich darum kümmert.«

      »Hat er sich drum gekümmert?«

      »Ja. Am nächsten Morgen haben Lieferanten gebracht, was ich brauche. Heute früh waren sie wieder da.«

      »Von Lognon haben Sie gestern den ganzen Tag nichts gehört?«

      »Er hat zweimal angerufen.«

      »Und heute?«

      »Einmal, gegen neun.«

      »Wissen Sie, von wo aus er telefoniert hat?«

      »Nein. Er sagt mir nie, wo er ist. Ich weiß nicht, wie die anderen Inspektoren sind mit ihrer Frau, aber er …«

      »Und jetzt zu dem Besuch heute früh.«

      »Ich habe wieder Schritte gehört, im Treppenhaus.«

      »Um wie viel Uhr?«

      »Kurz nach zehn. Ich habe nicht auf den Wecker geguckt. Vielleicht halb elf.«

      »Waren es dieselben Männer?«

      »Es war nur einer, und den hatte ich noch nie gesehen. Er hat nicht geklopft, ist gleich hereingekommen, als hätte er den Schlüssel. Vielleicht hat er einen Dietrich benutzt? Ich war in der Küche beim Gemüseputzen. Ich bin von meinem Stuhl aufgestanden und habe ihn gesehen, im Türrahmen.

      ›Keine Bewegung‹, hat er gesagt. ›Und nicht schreien. Ich tu Ihnen nichts.‹«

      »Hatte er einen Akzent?«

      »Ja. Er hat viele Französischfehler gemacht. Vom Typ her Amerikaner, ich bin sicher, ein großer Blonder, fast rothaarig, breite Schultern, er kaute Kaugummi. Er hat neugierig herumgeschaut, als ob er zum ersten Mal eine Pariser Wohnung sieht. Gleich beim ersten Blick ins Wohnzimmer hat er Lognons Diplom gesehen, für fünfundzwanzig Jahre Dienst.«

      Das Diplom, in schwarzem Holzrahmen mit Goldleiste, zeigte in Schönschrift Lognons Namen und seinen Dienstgrad.

      »›Ein Flic, was?‹, hat der Mann gesagt. ›Wo ist er?‹

      Ich habe geantwortet, das wisse ich nicht, aber offenbar hat ihn das nicht geschert. Er hat alle Schubladen aufgemacht, die Papiere durchgesehen, hat sie irgendwo hingeworfen, sodass manche auf dem Boden gelandet sind.

      Er hat eine Fotografie gefunden, mit uns beiden drauf, vor fünfzehn Jahren, hat mich angeschaut und genickt, dann hat er das Foto in die Tasche gesteckt.«

      »Kurz gesagt, er hat anscheinend gar nicht damit gerechnet, dass Ihr Mann bei der Polizei ist?«

      »Er war nicht besonders überrascht, aber ich bin sicher, gewusst hat er es nicht, als er kam.«

      »Hat er gefragt, zu welcher Abteilung er gehört?«

      »Er hat gefragt, wo er ihn finden kann. Ich habe gesagt, ich wisse es nicht, mein Mann spricht nie von seinen Fällen.«

      »Er hat nicht gedrängt?«

      »Er hat weiter in den Sachen gelesen, die er gefunden hat.«

      »Waren dienstliche Unterlagen Ihres Mannes in der Schublade?«

      »Ja. Der Mann hat welche in die Tasche gesteckt, zu dem Foto. Ganz oben im Buffet war eine Flasche Calvados, und er hat sich ein großes Glas eingeschenkt.«

      »Das ist alles?«

      »Er hat auch unters Bett geschaut und in die zwei Wandschränke. Er ist wieder ins Esszimmer zurück und hat noch etwas getrunken, dann ist er gegangen, mit einem kurzen spöttischen Gruß.«

      »Haben Sie was bemerkt, trug er Handschuhe?«

      »Handschuhe aus Schweinsleder, ja.«

      »Und die anderen zwei?«

      »Ich glaube, sie hatten auch welche. Auf jeden Fall der, der mir gedroht hat, mit seinem Revolver.«

      »Sind Sie wieder ans Fenster gegangen?«

      »Ja. Ich habe ihn aus dem Haus kommen sehen, dann ist er hinübergegangen zu einem der beiden andern, dem Kleinen, der hatte gewartet an der Ecke Rue Caulaincourt. Ich habe sofort im Kommissariat Rue de La Rochefoucauld angerufen und nach Lognon gefragt. Sie haben mir geantwortet, sie hätten ihn heute Vormittag noch nicht gesehen und auch nicht mit ihm gerechnet, und als ich gedrängelt habe, haben sie gesagt, er sei letzte Nacht nicht im Büro gewesen, dabei hatte er Dienst.«

      »Haben Sie denen erklärt, was passiert war?«

      »Nein. Ich habe sofort an Sie gedacht, Herr Kommissar. Sehen Sie, ich kenne Lognon besser als jeder andre. Er ist ein Mann, der es immer allzu gut machen will. Niemand hat bis jetzt seine Verdienste anerkannt, aber oft hat er von Ihnen gesprochen, ich weiß, Sie sind nicht wie die anderen, Sie missgönnen ihm nichts, Sie … Ich habe Angst, Monsieur Maigret. Sicher hat er sich an Leute herangewagt, die zu stark sind für ihn, und Gott weiß, wo er in dieser Stunde …«

      Im Schlafzimmer klingelte das Telefon. Madame Lognon zitterte.

      »Erlauben Sie?«

      Maigret hörte ihre plötzlich gereizte Stimme:

      »Was! Du bist es? Wo warst du? Ich habe bei dir im Büro angerufen, und man hat mir gesagt, du hättest seit gestern keinen Fuß hingesetzt. Kommissar Maigret ist hier …«

      Maigret war hinterhergegangen und streckte die Hand zum Hörer.

      »Erlauben Sie? … Hallo! Lognon?«

      Der andere am Ende der Leitung blieb still, sicher mit starrem Blick, zusammengebissenen Zähnen.

      »Sagen Sie mal, Lognon, wo sind Sie eigentlich gerade?«

      »Im Büro.«

      »Und ich bin bei Ihrer Frau in der Wohnung. Ich muss mit Ihnen reden. Ich komme in die Rue de la Rochefoucauld, das liegt auf meinem Weg. Warten Sie auf mich … Wie bitte?«

      Er hörte den Inspektor stottern.

      »Mir wäre es lieber, nicht hier. Ich erkläre Ihnen alles, Herr Kommissar …«

      »Dann kommen Sie an den Quai des Orfèvres, in einer halben Stunde.«

      Er legte auf, nahm seine Pfeife, seinen Hut.

      »Sie glauben, es ist nichts Schlimmes passiert?«

      Und da er sie verständnislos ansah:

      »Er ist so unvorsichtig, er ist so ehrgeizig, dass er …«

      »Soll reinkommen.«

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