Maigret, Lognon und die Gangster. Georges Simenon

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Maigret, Lognon und die Gangster - Georges  Simenon Georges Simenon

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noch stoppen kann?«

      »Ich habe dran gedacht. Aber dann habe ich mir gesagt, die Leute, die so was machen, sind nicht so dumm und fahren noch lange mit demselben Auto herum.«

      »Sie haben keinen Bericht geschrieben?«

      Maigret hatte verstanden, das war klar. Jahr um Jahr wartete der arme Lognon auf den großen Fall, und der machte ihn dann endlich zum Star. Tatsächlich, man konnte glauben, er ziehe das Unglück geradezu an. Sein Sektor war einer von denen mit den meisten Verbrechen. Doch jedes Mal, wenn etwas geschah, war er entweder nicht im Dienst, oder aus diesem oder jenem Grund nahm die Sonderabteilung die Sache in die Hand.

      »Ich weiß sehr gut, das war ein Fehler. Ich habe es fast sofort gemerkt, aber weil ich keinen Alarm gegeben hatte, war es dann schon zu spät.«

      »Haben Sie das Auto gefunden?«

      »Morgens bin ich rübergegangen zum Präsidium, habe die Listen überprüft und gesehen, das Auto gehört einer Werkstatt an der Porte Maillot. Ich bin hingefahren. Die Werkstatt vermietet Autos ohne Chauffeur pro Tag oder pro Monat.«

      »War das Auto zurück?«

      »Nein. Jemand hatte es zwei Tage vorher gemietet, für unbestimmte Zeit. Ich habe mir das Formular angeschaut, ein gewisser Bill Larner, amerikanischer Staatsbürger, wohnhaft im Hôtel Wagram, Avenue de Wagram.«

      »Haben Sie Larner gefunden?«

      »Er hatte das Hotel gegen vier Uhr früh verlassen.«

      »Wollen Sie damit sagen, er war bis vier Uhr früh in seinem Zimmer?«

      »Ja.«

      »Er saß also nicht im Auto?«

      »Sicher nicht. Der Nachtportier hat ihn kommen sehen, gegen Mitternacht. Um halb vier erhielt Larner einen Anruf und ist gleich darauf weg.«

      »Mit Gepäck?«

      »Nein. Er hat im Vorbeigehen gesagt, er wolle zum Bahnhof, einen Freund abholen, und er sei zum Frühstück wieder da.«

      »Natürlich ist er nicht zurückgekommen.«

      »Nein.«

      »Und das Auto?«

      »Am Vormittag wurde es gefunden, nicht weit von der Gare du Nord.«

      Lognon schnäuzte sich wieder, beobachtete Maigret mit zerknirschtem Blick.

      »Es war ein Fehler, ich sag es noch einmal. Heute ist Donnerstag, seit Dienstag versuche ich klarzusehen. Ich war nicht mal zu Hause.«

      »Warum nicht?«

      »Meine Frau hat Ihnen sicher erzählt, dass sie da waren, Dienstag, kurz nachdem ich weggegangen bin. Das ist ein Zeichen, oder?«

      Maigret ließ ihn reden.

      »Meiner Meinung nach heißt das, nachdem sie den Mann auf den Gehsteig geworfen haben, haben die mich da gesehen, im Dunkeln. Sicher glaubten sie, ich hätte mir die Autonummer notiert. Ich spreche natürlich von dem ersten Auto, es waren ja zwei. Sie haben es schnell irgendwo stehen lassen. Dann haben sie Bill Larner angerufen und gesagt, man komme ihm durch das Formular der Werkstatt wahrscheinlich rasch auf die Spur.«

      Maigret malte beim Zuhören auf seiner Schreibunterlage.

      »Und weiter?«

      »Ich weiß nicht. Ich habe nur Vermutungen. Die haben sicher alle Zeitungen durchgeblättert und festgestellt, dass keiner die Sache erwähnt.«

      »Haben Sie eine Idee, wie die auf Ihre Spur gekommen sind?«

      »Ich habe nur eine Erklärung, und das würde beweisen, diese Leute sind hart, das sind Profis. Sie haben sich bei der Werkstatt versteckt und mich gesehen, als ich nachgefragt habe, dann sind sie mir gefolgt. Ich bin zum Essen nach Hause, und als ich wieder gegangen bin, sind sie hinauf in die Wohnung.«

      »Weil sie gehofft haben, sie finden da den Mann?«

      »Denken Sie das auch?«

      »Ich weiß nicht … Warum sind Sie inzwischen nicht mehr nach Hause gegangen?«

      »Weil ich glaube, sie überwachen das Gebäude.«

      »Angst, Lognon?«

      Lognons Wangen wurden so rot wie seine Knollennase.

      »Ich hab damit gerechnet, dass man so denkt. Aber das stimmt nicht. Ich wollte nur meine Bewegungsfreiheit behalten. Ich habe ein Zimmer genommen, in einem kleinen Hotel an der Place Clichy, und bin mit meiner Frau über Telefon in Kontakt geblieben. Seitdem arbeite ich Tag und Nacht. Ich war in mehr als hundert Hotels, erst im Ternes-Viertel, im Umkreis der Avenue Wagram, dann in Richtung Oper. Meine Frau hat mir die beiden Männer beschrieben, die gekommen sind. Ich bin ins Ausländerbüro gegangen, ins Präsidium. Und während der ganzen Zeit habe ich trotzdem noch meine normale Arbeit gemacht.«

      »Mit einem Wort, Sie haben also gehofft, Sie machen die Untersuchung ganz allein?«

      »Zu Anfang ja. Ich habe geglaubt, ich schaffe das. Jetzt soll man mit mir tun, was man will.«

      Armer Lognon! Es gab Augenblicke, da wirkte er, trotz seiner siebenundvierzig Jahre und seines wenig einnehmenden Äußeren, wie ein trotziger Junge, ein Junge in den Flegeljahren, der die Erwachsenen mürrisch von unten mustert.

      »Ihre Frau hatte heute früh zum zweiten Mal Besuch und konnte Sie nirgends erreichen, deshalb hat sie mich angerufen.«

      Der Inspektor schaute so mutlos auf Maigret, als wollte er sagen, inzwischen sei ihm alles egal.

      »Es war nicht einer der beiden Männer vom Dienstag, sondern ein großer Blonder, fast rothaarig …«

      »Bill Larner«, knurrte Lognon. »So haben sie ihn mir beschrieben.«

      »Unten hat er einen von den anderen getroffen. Er hat mindestens ein Foto von Ihnen mitgenommen und wahrscheinlich auch Papiere.«

      »Ich nehme an, ich muss vor die Disziplinarkommission?«

      »Die Frage können wir nachher noch diskutieren.«

      »Nachher? Nach was?«

      »Nach der Untersuchung.«

      Lognon runzelte die Stirn, mit immer noch finsterem Gesicht, ungläubigem Blick.

      »Im Moment ist das Wichtigste, dass wir diese Leute finden, meinen Sie nicht?«

      »Ich auch?«

      Maigret antwortete nicht, und Lognon schnäuzte sich gut drei Minuten.

      Als er das Büro verließ, hätte man schwören können, er habe geweint.

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