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zu zeigen,” sprach ich. “Wie mutig von dir.” Ich gab mich so amüsiert wie möglich, als wäre seine Anwesenheit so bedrohlich wie ein Wurm unter meinem Schuh. Sicher, ich war barfüßig, ausgehungert und unterkühlt, und ich war ziemlich sicher, dass ich krank wurde. Aber das würde er nicht mitbekommen. Seitdem ich von der Erde transportiert wurde, hatte ich sie verspottet, angestachelt und mich ungerührt gezeigt. Ich würde ihnen solange etwas vormachen, bis ich es schaffen würde, wie meine Töchter sagen würden.

      Ich war die Königin. Selbst all diese Jahre auf der Erde konnten nichts daran ändern, wer oder was ich war. Ich konnte mit allem fertig werden. Und wenn nicht … dann würde Lord Wyse sich mit meinen Töchtern auseinandersetzen müssen und sie waren so viel stärker—körperlich und mental—als ich.

      “Das hat nichts mit Mut zu tun, meine Werteste,” entgegnete er. Seine dunklen Augen flackerten auf, aber er blieb kühl und reserviert. “Sondern mit der Gewissheit, dass du bald zu tot sein wirst, um zu reden.”

      So weit war ich auch schon gekommen, jetzt aber hatte ich auch etwas anderes verstanden—er war nicht ihr Anführer. Er war eine Marionette. Eine mächtigere Marionette als der Mann mit den Narben, aber doch nur ein Mittelsmann. Und ein äußerst brauchbarer, schließlich hatte er königliches Blut in den Adern. Die Nebenrollen in diesem Spiel interessierten mich allerdings nicht; ich wollte ihren Boss. Dass Wyse hier war bedeutete, dass ich ihm einen Schritt näher war. Wenn es ihm nicht langsam zu brenzlig werden würde, dann wäre er nicht hier—er würde mich weiter von seinen Handlangern bewachen lassen. Waren ihre Pläne dabei, ins Wasser zu fallen? Hatte mein Schweigen ihre Agenda durcheinandergebracht? Waren die Pläne meiner Mädchen so gut, dass ihre plötzlich nicht mehr aufgingen? Ich musste fast grinsen, als ich daran dachte, wie sie von einer Truppe Erdenfrauen überlistet wurden. Trinity, Faith und Destiny würden allerdings erst sicher sein, wenn ich ihren Boss identifiziert und einen Weg gefunden hatte, ihn auszuschalten.

      Oder sie. Bei ihrem Boss könnte es sich sehr wohl auch um eine Frau handeln, meiner Erfahrung nach waren Frauen allerdings sehr viel weniger zu hemmungsloser Gewalt bereit, wie beim Angriff auf mich und den König vor siebenundzwanzig Jahren. Sie waren sehr viel heimtückischer. Mein Partner war für sie nur ein Kollateralschaden gewesen. Sie hatten es damals auf mich abgesehen, und ich war ihnen entwischt.

      Eine Frau wäre sehr viel geschickter vorgegangen—mit weniger Faustschlägen und mehr Raffinesse—, sie hätte mir die Kronjuwelen vom Hals genommen und sich selbst als rechtmäßige Herrscherin auf den Thron gesetzt. Ich hatte jahrelang darüber nachgedacht und mich gefragt, wer es wohl gewesen sein könnte. Mann oder Frau.

      Nein. Das hier war der persönliche Rachefeldzug eines Mannes, da war ich sicher. Alera hatte nie einen König als Herrscher gehabt und einer wollte der Erste sein. Mein Partner war zwar König, bevor er ermordet wurde, aber das war nur ein Titel ohne große Macht. Das Gesetz untersagte zwar nicht, dass ein Mann den Planeten regieren konnte, in der königlichen Familie aber, zumindest in direkter Linie zur Thronfolge, wurden zufälligerweise oder aus anderen Gründen keine Söhne geboren. Meine drei Töchter waren der Beweis. Ich vermutete, dass die Intelligenz der Zitadelle, welche uns auch unsere Gaben schenkte, etwas damit zu tun hatte. Aber ich hatte keine Beweise dafür.

      Abgesehen von der Tatsache, dass keine einzige Thronfolgerin in der Geschichte Aleras je einen Sohn zur Welt gebracht hatte.

      Eine Tochter war automatisch ermächtigt zu herrschen. Ein Sohn würde die Kronjuwelen brauchen, um irgendwie darauf hoffen zu können, den Thron für sich zu beanspruchen, denn diese verliehen eine andere Art von Macht, die jedoch ausreichte, den Planeten zu regieren. Für einen König würde zwar keiner der Türme erstrahlen, mit den heiligen Steinen aber wäre er trotz allem in der Lage, den Planeten zu führen. Die Ankunft meiner Töchter und das Erleuchten ihrer Türme hatte ohne Zweifel die Pläne des Strippenziehers durcheinandergebracht. Er musste sich nur die Kronjuwelen schnappen, mich umbringen und dann konnte er uneingeschränkt herrschen. Hörte sich ganz einfach an, aber er hatte nicht damit gerechnet, dass ich Töchter hatte. Thronerbinnen und zukünftige Herrscherinnen.

      Wer auch immer er war, er war gnadenlos. Gewissenlos. Unglaublich anmaßend. Nur ein äußerst aggressiver—oder verzweifelter—Mann würde mich und meinen Partner mitten in der Stadt mit einem ganzen Soldatenschwadron angreifen.

      Lord Wyse musterte mich eindringlich, mit eiskalter Aufmerksamkeit, als ob er meine Gedanken lesen konnte.

      Was er natürlich nicht konnte. Er hatte keine der Gaben erhalten. Er war nur ein Zahn im Getriebe. Mehr nicht. “Warum bist du hier, Coburt?”

      Ich wollte ihn Bastard oder Blödarsch oder eine ganze Reihe anderer Ausdrücke nennen, aber ich entschied mich für seinen richtigen Vornamen.

      “Wo sind die Kronjuwelen, Celene? Sag es mir und ich werde deine Töchter verschonen.”

      Ich lachte. Hemmungslos. Es war dieselbe Frage, die sie mir wieder und wieder gestellt hatten, seitdem sie mich auf der Erde aus dem Bett gezerrt hatten—bis die Türme erleuchtet waren und die Existenz meiner Töchter ans Licht gebracht hatten … sprichwörtlich—und dann hatten sie noch hinzugefügt, dass sie ihnen ansonsten etwas antun würden. “Wenn du meine Töchter töten könntest, dann hättest du es bereits getan,” konterte ich. “Ich nehme an, dass ihr es versucht habt und dass sie euch durch die Lappen gegangen sind. Wie peinlich für dich, Inspektor Optimi.” Ich erwähnte seinen Titel—eine Erinnerung daran, dass wenn der Leiter der skrupellosesten Spezialeinheit von Alera nicht imstande war, drei Frauen zu finden und sie auszulöschen, er wahrscheinlich eine Fehlbesetzung für den Job war. “Dein Boss ist sicher mehr als enttäuscht.”

      “Es gibt keinen Boss, Celene,” erwiderte er.

      Ich hatte ihn siebenundzwanzig Jahre lang nicht gesehen. Er war alt geworden. Dieser durchtriebene Blick, den er schon immer gehabt hatte, war jetzt verständlich. Er hatte schon immer eine böse Ader gehabt.

      “Du warst schon immer ein Feigling, Coburt. Deswegen versteckst du dich und schickst andere, damit sie die Drecksarbeit für dich machen.”

      Das brachte mir eine Ohrfeige ein, aber er war nicht annähernd so kräftig wie Narbengesicht. Es schmerzte, war aber nichts im Vergleich zu dem, was ich inzwischen gewohnt war. Ich musste fast schon lachen.

      “Wo sind sie?” brüllte er und die Spucke flog ihm von den Lippen.

      “Wer?”

      “Deine anderen beiden Töchter. Faith und die andere. Die Mädchen, die die Türme erleuchtet haben. Ich bin nicht bescheuert. Ich weiß, dass sie zusammen angekommen sind. Faith ist mir ins Netz gegangen. Ich hatte sie in Gewahrsam. Keine Geburtsurkunde oder Fingerabdrücke von ihr. Natürlich war sie eine der mysteriösen Frauen. Eine verfluchte Prinzessin. Aber Thordis Jax hat sie gerettet, hat sie mitgenommen.” Er fauchte, außer sich vor Wut. Er hatte Faith in die Finger bekommen und dann war sie ihm entwischt … “Trinity mag sich im Palast aufhalten, aber die anderen beiden sind irgendwo auf Alera. Ich werde sie finden und beide umbringen.”

      Er hatte Faith in seinen Klauen gehabt. Ich wollte nicht ausflippen, also dachte ich stattdessen daran, wie stolz ich auf sie, auf alle drei Mädchen war. Ja, ohne irgendwelche Daten war es nicht schwer für ihn gewesen, auf Faith und Destiny zu schließen. Das war kein Kunststück. Allerdings wusste er nicht, wo die beiden sich jetzt aufhielten. Ich lächelte. “Keine Ahnung, wovon du da redest. Richte das deinem Boss aus.”

      “Ich habe keinen Boss.” Er türmte sich über mir auf und hob die Hände, als ob er erneut zuschlagen würde, seine Stimme aber war leise und er betonte jedes Wort einzeln. Ich zuckte nicht einmal mit der Wimper und blickte ihm fest in die Augen. Sollte er es bloß

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