Gegen die Heiden. Arnobius Major

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Gegen die Heiden - Arnobius Major Die Schriften der Kirchenväter

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der Buchstabe des dritten Edikts auf sie anwendbar. Einige Obrigkeiten mordeten in schleuniger Hast, weil sie verzweifelten, der Bekenner Muth zu erschüttern. Andere bestürmten ihre Standhaftigkeit mit den sinnreichsten Martern. Mit besonderer Wuth tobte die Verfolgung in Aegypten, wo namentlich in Thebais die abgefeimteste Bosheit sich übte, den schrecklichsten Leibesqualen innere Seelenkränkung hinzuzufügen, und in den mannigfachen Provinzen Kleinasiens. Fast allen Uebrigen aber thaten es die Richter in Pontus an henkerischer Erfindsamkeit zuvor. Des Leibes zartesten Theil zur Qual aussuchend ließen sie den Martyrern scharfes Schilfrohr zwischen die Nägel hineinstoßen, geschmolzenes Blei über den entblösten Rücken schütten, bis es niederfließend die Schamtheile erreichte. Welche fernere Qualen sie Männern und Weibern bereiteten, verbietet die Scham auseinander zu setzen. Doch kein Land zählte so zahlreiche Kämpfer Christi als Aegypten. Eusebius, damals in diesem Lande, sah es mit Augen, wie der Statthalter eine solche Menge von Gläubigen mit Einem Todesurtheile verdammte, daß des Mordschwerdtes Schärfe stumpf wurde und der ermüdete Henker mehrmals abgelöst werden mußte. Aufgemuntert jedoch von diesem blutigen Anblicke, nicht entmuthigt, drängten die Uebrigen sich mit freudiger Bereitwilligkeit vor den Richterstuhl und antworteten auf den Todesspruch mit Segnungen und heiligen Lobgesängen. Dem Morde ward auch am Nile die Folter vorangeschickt, der Folter frecher Muthwille beigesellt. So schleuderte man in Thebais (Euseb hist. eccl. VIII. 9) christliche Frauen mittels Maschinen an einem Fuße umgekehrt in die Höhe, damit zugleich mit den Gliedern auch ihr Schamgefühl gepeinigt würde. Andere wurden mit den Füßen an zusammengebogene Baumäste gebunden und durch Losschnellen mitten auseinander gerissen. Sogar Kinder wurden verbrannt. Da die Verfolgung in Aegypten so heftig tobte, flohen viele der Gläubigen in andere Provinzen. Nicht wenige derselben fanden in ihren Zufluchtsorten dann den Martyrertod. Die so hartnäckige, weitverbreitete Schlächterwuth macht geneigt, auf das Zeugniß eines Pontifikales aus dem sechsten Jahrhundert zu glauben, daß in Einem, wahrscheinlich einem der ersten Monate der Verfolgung bei fünfzehntausend Märtyrer gekrönt wurden. (Stollberg IX. 357 flg.) Wer des nicht ungewarnten Angriffes Grausamkeit und die Macht wie Anzahl der Christen erwägt, der mag wohl staunen, daß ihnen der Lebenstrieb die Hand nicht nach dem Schwerte hinriß, und das siegreiche Kreuz anbethen, welches allein solche Wunder duldenden Gehorsams zu wirken vermag. Selbst viele Heiden wurden von Mitleiden und Unwillen bewegt, so daß sie nicht wenige Gläubige den nachspähenden Verfolgern entzogen. Ja einige derselben wollten lieber ihre Güter eingezogen sehen, als die verborgen Gehaltenen ausliefern.

      7.

      Andere Statthalter begnügten sich, den Christen nur einen Schein des Opfers abgezwungen zu haben. Oft hält man ihnen die mit Weihrauch angefüllte Rechte über des Opferherdes lodernde Flamme fest, und verschütteten sie dann vom Schmerze zuckend einigen Weihrauch, so rechnete man sie unter die, welche dem Befehl des Kaisers genug gethan hätten. Doch fanden sich nicht Wenige, welche von Gottes Kraft gestärkt, die Hand ohne Bewegung den Flammen bis sie verzehrt war, darboten. Uebrigens war diese unüberwindliche Glaubenskraft nicht allgemein. In dem Genusse der Ruhe, worin die Christen während vierzig Jahren seit Valerian’s Verfolgung gelebt, hatten sie sich wie vor Decius Verfolgung verwöhnt. Darum kam ihnen diese Verfolgung unerwartet und fand Viele unvorbereitet. So wurden schon die beiden ersten Edikte, bevor sie noch mit blutigen Maaßregeln begleitet waren, gar Manchen zum Anlaß des Falles und Aergernisses für Andere. An vielen Orten geschah es, daß manche Christen nicht nur die Verfolgung durch bescheidene Entweichung mieden, sondern auch sich voll übermäßiger, kleinmüthiger Besorglichkeit in dunkle, unanständige Schlupfwinkel bargen, aus denen sie unter der Heiden Gelächter hervorgezogen wurden. Andere, vorzüglich solche, welche von stolzem Selbstvertrauen verführt, sich selbst den Verfolgern ausgeliefert hatten, wichen den Peinen und befleckten sich mit Opfern. Aber verglichen mit dem Ruhme der glorreichen Sieger waren diese Unglückseligen den an dem Kreise der irdischen Sonne haftenden Flecken gleich. (Stollberg IX. 340 flg.)

      8.

      Alle Mittel und Kunstgriffe, welche unversöhnlicher Haß den Heiden eingab, setzte man zur Zerstörung der christlichen Religion in Bewegung. Während dem Flammen der Scheiterhaufen schrieben zwei Philosophen gegen die Verfolgten. Der Eine, welcher seine Anpreisungen der Armuth durch seine Habsucht Lügen strafte, gab eine Schrift heraus, in welcher er zuvörderst der Fürsten Weisheit und Frömmigkeit, solch einen thörichten Gottlosen Aberglauben zu unterdrücken, mit hohen Lobsprüchen feierte. Zur Widerlegung des Christenthums aber übergehend, zeigte er in dem, was er anfeindete, die gröbste Unwissenheit. Der Andere, eine obrigkeitliche Person von der Zahl derer, welche die Verfolgung angerathen, wahrscheinlich Hierokles: denn er verwaltete mehrere Staatsämter, darunter auch die Statthalterschaft Bithyniens (Epiphan. haeres. 68,1. Lactant. de mort. persec. 16), verfaßte wider die Lehre des Heiles zwei Bücher unter der trügerischen Aufschrift: Philalethes (Freund der Wahrheit), welche er, die Rolle des Unpartheiischen fortzuspielen, an die Christen selbst richtete, um ihnen zu beweisen, die heilige Schrift sey voll Widersprüche. Er legte dabei eine genaue Bekanntschaft mit den Büchern der Offenbarung an den Tag, scheute sich aber nicht zu behaupten, Jesus Christus habe von den Juden vertrieben, neunhundert Mann versammelt und an ihrer Spitze das Land geplündert. Auch Hierokles läugnete des Heilandes Wunder nicht; er suchte sie nur durch Vergleichung mit Appolonius von Tyana vorgeblichen Werken herabzuwürdigen. Eusebios, der eine Gegenschrift verfaßte, fand es nicht der Mühe werth auf derselben Inhalt, welcher dem Celsus entnommen und längst von Origenes widerlegt war, sich einzulassen; nur die Vergleichung zwischen Christus und Apollonius widerlegte er. (Stollberg IX. 347 flg.) Man verfertigte ferner angebliche Berichte des Pilatus über Jesus, die schändlichsten Lästerungen gegen des Erlösers Person enthaltend. Sie wurden auf Befehl des Cäsars Maximin überall verbreitet; in den Städten öffentlich angeschlagen, damit Jedermann sie lese, und die Lehrer erhielten die Anweisung, sie der Jugend in den Schulen in die Hände zu geben und auswendig lernen zu lassen. Zu Damaskus ließ ein Befehlshaber des Heeres etliche berüchtigte Weiber aufgreifen und zwang dieselben durch Androhung der Folter schriftlich auszusagen, vordem Christinnen gewesen, hätten sie von den Gottlosigkeiten der Christen Kenntniß, wie daß diese selbst in ihren Kirchen Unzucht trieben und anderes Aehnliches. Diese dem Kaiser mitgetheilten Aussagen wurden ebenfalls auf dessen Befehl in allen Städten bekannt gemacht. (Euseb. hist. eccl. IX. 5. 7.) Diese armseligen Behelfe zeigen [zeugen], wie von dem Hasse, so auch von der Verlegenheit der Glaubensfeinde. Sie waren erfolglos.

      9.

      Keinem Zweifel unterliegt, daß die Verfolgung in den illyrischen Provinzen nicht minder blutig tobte als in denen des Morgenlandes. denn sie standen unmittelbar unter der Herrschaft des Urhebers dieses verheerenden Ungewitters. Von den Blutzeugen jedoch, die Galerius schlachtete, sind nur spärliche Berichte erhalten. Schon von Diokletian’s erster Verordnung nahm dieser Wüthende Anlaß, wenigstens wider christliche Soldaten förmliche Todesurtheile fällen zu lassen. (Stollberg IX. 332 flg.) Am heftigsten tobte die Verfolgung an seinem Hoflager, und der geistlose Wütherich wurde sogar erfindsam zum Verderben der Christen. Die neue Gattung der Qualen war des Urbebers würdig. Man band nämlich die Bekenner, deren Standhaftigkeit die Folterpeinen besiegt hatte, an einen Pfahl und schürte Gluth unter ihre Füße. Der übrige Leib wurde mit glimmenden Fackeln berührt, das Antlitz aber mit kaltem Wasser erfrischt, damit die Pein um so länger währen möchte. (Lactant. de morte persec. c. 21.) Während die Lande des Aufganges nun von dem Blute der Christen strömten, ward im Abendlande, da Diokletian dem Maximian und Konstantius nur seine ersten Verordnungen übersandt hatte, Nichts gegen sie unternommen, als daß einige Kirchen geschlossen oder auch niedergerissen, und der heiligen Schriften Abschriften eingefordert wurden. Auch hiebei scheint man mit keiner allzugroßen Strenge zu Werke gegangen zu seyn. Die Anordnungen hinsichtlich der Entziehung aller Bürgerrechte wurden in Konstantius Gebiete gewiß gänzlich hintangesetzt. denn dieser blieb immer noch an seinem Hofe selbst von Christen umringt. (Stollberg IX. 339.) Es findet sich aber auch keine Spur, daß dieselben unter Maximian in Ausführung gebracht worden seyen. Wohl gab die Steigerung, die Weigerung, die Heilige Schrift auszuliefern, einigen Kirchenvorstehern in Maximian’s Provinzen schon in diesem Jahre Gelegenheit, die Palme zu erlangen, doch beweiset das Verfahren, daß

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