Ein reines Wesen. Isabella Archan

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Ein reines Wesen - Isabella Archan страница 7

Ein reines Wesen - Isabella Archan Willa Stark

Скачать книгу

      »Wir müssen die Polizei verständigen.« Dr. Daniels flüsterte.

      »Übernehme ich sofort.« Harro nickte dem Arzt zu. »Wir sollten nichts mehr anfassen.«

      Er holte sein Handy aus seiner Hosentasche und wählte Kraus’ Nummer. Nach dem dritten Klingeln wurde der Anruf angenommen.

      »Ja?«

      »Hallo, Peter. Hier Harro.«

      »Hab’ es auf dem Display gesehen. Hallo.« Der Hauptkommissar klang verschlafen.

      »Die späte Störung hat einen Grund, Peter. Im Evangelischen Krankenhaus in Weyertal ist ein Mord geschehen.«

      »Bitte? Was? Ist mit Willa alles in Ordnung?«

      »Ja, ist es. Mit ihr hat es, Gott sei Dank, nichts zu tun. Ich bin vor Ort und stehe vor der Leiche einer Krankenschwester. Ich gehe davon aus, dass bereits jemand den Notruf gewählt hat und die Polizei jede Sekunde eintrifft. Ich wollte, dass du und dein Team ebenfalls Bescheid wisst, damit du die Sache schnell in die Hand nehmen kannst. Ist ohnehin dein Revier.«

      Peter Kraus legte auf.

      Harro klopfte Dr. Daniels auf die Schulter.

      Von der Straße her erklangen Sirenen.

      Keine weitere Viertelstunde später waren auch Willas Kollegen vor Ort.

      Die Besprechung fand diesmal im Rechtsmedizinischen Institut statt. Hauptkommissar Peter Kraus war zu Harro gefahren, um den aktuellen Bericht des Rechtsmediziners persönlich mit ihm zu besprechen. Hauptkommissarin Marielle Kaiser-Rhön und Kommissar Frank Zauber waren dazugestoßen.

      Marielle war froh, dass sie direkt in Harros Büro bestellt worden waren. Sie mochte die Kälte und den Geruch in den Sektionsräumen absolut nicht. Obwohl sie gerne ihren Dienst versah und die Aufklärungsarbeit mit Leidenschaft betrieb, hatte sie sich nie an den Anblick von Leichen gewöhnen können.

      Frank entschuldigte sich und rannte Richtung Toiletten.

      »Was hat er?« Harro sah ihm hinterher.

      »Ihm ist übel. Was Falsches gegessen oder wieder zuviel getrunken. Wer weiß das schon.«

      Peter Kraus’ Tonfall war ärgerlich.

      Frank Zauber entwickelte sich mehr und mehr zu einem Problemfall unter den Teammitgliedern. Obwohl Zaubers Scheidung Jahre zurücklag, hatte sich der Kommissar immer noch nicht mit dem Scheitern seiner Ehe abgefunden. Er trank seither zuviel und wurde im Umgang mit den Kollegen immer öfter ausfallend. Eine Dienstbeschwerde lag bereits auf dem Schreibtisch des Hauptkommissars, ein Kollege hatte sich über angeblichen Alkoholkonsum Zaubers während einer Razzia beschwert. Kraus musste in den nächsten Tagen ein weiteres ernstes Wort mit Zauber wechseln.

      Doch der Mord an Karin Lieberstätt hatte Priorität.

      Eine Woche war es jetzt her, dass die Krankenschwester erwürgt im Evangelischen Krankenhaus gefunden worden war. Während die Todesursache sofort geklärt werden konnte, tappten sie bei der Tätersuche im Dunkeln. Die Stimmung im Team war angespannt. Es gab zurzeit keinen Platz für Zaubers private Dauerprobleme.

      »In meiner Gegenwart war Frank während Ermittlungen nie betrunken.« Marielle schien einen Teil der Gedankengänge von Peter Kraus erraten zu haben.

      »Ist alles okay bei euch im Team?« Harro fixierte Peter Kraus.

      Der nickte kurz.

      »Dann können wir anfangen.«

      Sämtliche DNA-Proben des Krankenhauspersonals waren vom Labor zu Harro geschickt worden, in der Hoffnung, Vergleichsmaterial zu finden. Der Rechtsmediziner deutete auf eine Kanne Tee und übereinandergestapelte Tassen in verschiedenen Farben, die auf seinem Schreibtisch standen.

      »Tee, Harro, ist das dein Ernst?« Marielle verdrehte die Augen.

      »Wir alle konsumieren zu viel Kaffee.«

      »Ich kann auch nach zwei Espressi wie ein Murmeltier pennen.« Peter Kraus war wie Marielle überrascht.

      »Heute serviere ich euch eben mal grünen Tee, Leute. Lebt damit. Tine Latisch hat ihn zubereitet, sie sorgt sich um mich. Ich möchte nicht die ganze Kanne allein austrinken müssen.«

      »Willa hätte dir deinen Tee um die Ohren gehauen.« Marielle schmunzelte.

      »Statt dich zu umsorgen, hätte sie dich mit einem starken Meinl Originalkaffee aus Österreich zugedröhnt.«

      Harro lächelte matt. »Kleiner Brauner, großes Brauner, Melange, Einspänner. Die Sorten und noch mehr hab ich von ihr gelernt. Dazu das ›Habe die Ehre‹ und das ›Küss’ die Hand‹.«

      Jetzt mussten beide lachen.

      Auch Peter Kraus entkam ein Schmunzeln. »Sie war schon eine richtige Marke, das Mädel.«

      »Gibt es einen Grund in der Vergangenheit vom Fräulein Ösi zu reden, habe ich etwas verpasst?«

      Frank Zauber war zurück und sprengte die gute Stimmung.

      »Nein, natürlich nicht.« Harro wurde schlagartig blass. »Sie lebt und sie wird aufwachen.«

      »Wie lange bisher?«

      »Vierunddreißig Tage und zwanzig Stunden inzwischen. Nicht, dass ich mitzählen würde.«

      Harro griff sich die Teekanne mit beiden Händen und begann einzuschenken. Ein paar Tropfen landeten auf der Schreibtischplatte. Er wischte sie mit dem Ärmel weg.

      Für eine Weile schwiegen sie.

      »Ich möchte auf unseren aktuellen Mordfall zurückkommen.« Peter Kraus ergriff das Wort. »Harro, was hast du für uns?«

      Der Rechtsmediziner nahm einen Schluck aus seiner Tasse. »Nach Auswertung aller Spuren am Körper der Toten konnte ich für den Vergleich bereits elf verschiedene DNA-Profile erstellen. Nicht von ihrem Hals, allerdings. Der Täter hat die im Krankenhaus üblichen Latexhandschuhe getragen.«

      »Hattest du nicht anhand der Würgemale zuerst auf eine Täterin getippt?« Marielle hatte ihr iPad aus ihrer Tasche geholt und scrollte durch ihre Notizen.

      »Das ist richtig. Aber ich nehme das zurück. Die Abmessung der Handflächen und die Länge der Finger könnten durchaus auch zu einem Mann passen, der zartere Gliedmaßen hat. Wie umgekehrt auch Frauen große Hände haben können.«

      »Die Kraft, die man bei einer solchen Tat braucht, könnte zusätzlich auf einen männlichen Verdächtigen hinweisen.«

      »Nicht unbedingt. Wenn eine Täterin es gewohnt ist, anzupacken, ist das Abschnüren der Luftzufuhr kein großes Problem.«

      »Krankenschwestern arbeiten täglich schwer.«

      »Krankenschwestern, Pfleger, Ärzte, das gesamte Personal der Klinik.« Frank Zauber meldete sich zu Wort. »Auch die Leute aus der Küche sind es gewohnt, mit ihren

Скачать книгу